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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium abbrechen im 6. Semester?



kahoolawe
31.03.2019, 17:32
Hallo,

ich komme jetzt ins 2. klinische, mache mir aber schon seit Beginn des Studiums immer wieder Gedanken abzubrechen. Im 1. Semester, kurz vor dem ersten Anatomietestat, hatte ich diese Überlegung zum ersten Mal konkret. Damals lag das bestimmt auch an der ungewohnten Menge an Lernstoff, denn bei uns ging es gleich in der zweiten Woche nach Studienstart mit dem Präpkurs los. Auch der Präpkurs an sich machte mir überhaupt keine Freude. Ich hatte überhaupt keine Probleme mit Ekel, dem Geruch o.ä. Aber ich hatte das Gefühl, die meisten Komilitonnen hatten wirklich Spaß am präparieren und auch die höheren Semester meinten, der Präpkurs sei das coolste an der Vorklinik, was ich nicht nachvollziehen konnte. Soweit so gut, wahrscheinlich bin ich damit erstmal kein Einzelfall.
Dazu kommt, dass ich immer wenn es um Dinge mit klinischem Bezug ging (z.B. wenn Kliniker in Vorlesungen oder Seminaren eingeladen waren und uns Fälle passend zum aktuellen Thema vorzustellen, egal ob in Neuroanatomie, BC oder Physio) nie wirklich Interesse daran hatte. Dann hatte ich immer das Gefühl, dass ich mich selber beruflich überhaupt nicht als Ärztin vorstellen konnte.

Meine Vorstellung, dass ich später auf keinen Fall als Arzt arbeiten möchte, sondern mit dem Studium "irgendetwas anderes" machen möchte, zieht sich durch die vergangenen Semester.
Mein Vater (ist selber Arzt) hat mir in der Vorklinik immer gesagt, in der Klinik werde alles besser, da anwendungsbezogener, erst dann werde es wirklich interessant. Schon damals war ich mir relativ sicher dass es bei mir nicht so sein würde, dachte aber vielleicht ist ja doch etwas dran. Jetzt wo ich im Klinischen Abschnitt angekommmen bin merke ich umso mehr, dass ich viel lieber zurück in die Vorklinik würde (hatten aber auch erst Mikrobiologie und Pharma). Jetzt sagt mir mein Vater wieder, es werde noch alles besser. Je weiter man im Studium komme, desto mehr Möglichkeiten habe man, desto interessanter werde es und ich würde "meine Nische" finden. Aber ich glaube einfach nicht dass das bei mir so sein wird.
Mein damaliger Freund (es war eine Fernbeziehung) hat mich während der ganzen Vorklinik in meinem Studium bestärkt. Er hat mir oft gesagt du kannst das, du bist so schlau, zieh das durch. Dafür bin ich ihm auch dankbar. Aber mein Problem ist nicht, dass ich denke das Studium nicht zu schaffen. Ich hatte nie Probleme mit dem Lernstoff, habe alle Klausuren auf Anhieb gut bestanden und hatte im Physikum eine 1,5. Vielmehr dass ich Angst habe, mit einem abgeschlossen Medizinstudium nachher lauter berufliche Möglichkeiten vor mir zu haben, die ich gar nicht haben „will“.

Zurzeit mache ich meine erste Famulatur bei einem Hausarzt/Sportmediziner. Am ersten Tag bin ich heulend nach Hause gekommen und habe überlegt überhaupt noch hinzugehen am nächsten Tag. Habe mich dann aber entschlossen, es erstmal durchzuziehen. Mittlerweile finde ich es auch nicht mehr so schlimm und ich habe mich in gewisser Weise daran gewöhnt. Die Kollegen dort sind auch alle total nett, man erklärt mir einiges und ich kann immer Fragen stellen. Aber der Patientenkontakt macht mir überhaupt keinen Spaß. Morgens bin ich immer mit den MFAs im Labor, v.a. um das Blutabnehmen zu lernen. Das klappt eigentlich auch so gut wie immer, aber solche Dinge mache ich einfach nicht gerne und zeige auch kaum Eigeninitiative um sowas machen zu dürfen, mache das nur wenn es mir aufgetragen wird oder ich gefragt werde ob ich mal stechen will. Ansonsten schaue ich viel zu beim Blutabnehmen, Verbände wechseln... Setze mich dann auch oft lieber an einem PC, lese Behandlungsdaten von Patienten, schaue etwas auf Amboss nach etc. um eben dem Patientenkontakt zu entgehen. Also wie ihr merkt bin ich ein relativ introvertierter Mensch.
Nachmittags bin ich dann in der Sprechstunde dabei (finde ich auch deutlich interessanter) und froh, einfach nur daneben stehen zu können, dem Arzt über die Schulter zu schauen und zuzuhören. Aber auch hier schreckt mich der Gedanke ab, später Patienten körperlich untersuchen zu müssen. Natürlich sieht ein Hausarzt aber auch Tag für Tag sehr viel mehr Patienten als z.B. ein Facharzt und mir ist schon klar dass ein Hausarzt durch die langjährige Betreuung auch ein engeres Verhältnis zu seinen Patienten hat und das soziale eine sehr viel größere Rolle spielt.
Der Hausarzt hat mir nun angeboten dass ich ab kommender Woche (also der 3. Woche) Sono machen darf. Dass ich dann in meinem eigenen Raum so viel Zeit habe wie ich will bei den einzelnen Patienten die Halsschlagadern zu sonografieren und den Knöchel-Arm-Index zu bestimmen. Ich sollte mich freuen, so ein Angebot zu bekommen und so etwas selber praktisch machen zu dürfen, tue ich aber nicht. Ich habe einfach viel mehr Spaß daran mir theoretisch am Schreibtisch etwas zu überlegen und für mich alleine zu arbeiten als ständig Patientenkontakt zu haben.
Bei meinem FSJ im Krankenhaus habe ich auch schon gemerkt dass ich den Patientenkontakt nicht gern habe. Ich habe mich zwar daran gewöhnt Patienten zu waschen, ihnen Blutdruck zu messen und eben die ganzen Hilfsarbeiten zu machen die man auch im Krankenpflegepraktikum macht, aber immer viel lieber Botengänge gemacht, das Lager eingeräumt, Schubladen aufgefüllt usw. Das FSJ habe ich schließlich auch nach 6 anstatt 11 Monaten aufgehört. Die Patienten waren mir gegenüber immer sehr dankbar, haben mir oft gesagt ich werde bestimmt mal eine gute Ärztin, mir teilweise sogar Geschenke zugesteckt. Also ich habe keine soziale Phobie oder so (falls das jetzt so rüberkam :D früher war ich auch noch ziemlich schüchtern, das habe ich aber weitestgehend abgelegt, ich bin einfach nur eher introvertiert), habe kein Problem auf Menschen zuzugehen, ich habe auch das Gefühl dass mein Gegenüber mich meist als angenehmen Menschen empfindet, der gut zuhören kann, aber es liegt mir einfach nicht mit/am Menschen zu arbeiten sondern ich arbeite lieber für mich alleine.

Meine Schwester (studiert auch Medizin) sagt mir auch oft dass ich doch als eine super Ärztin wäre. Gerade eben weil ich gut zuhören kann, mich in mein Gegenüber hineinversetzen kann, gewissenhaft und sorgfältig bin und eben auch das fachliche Zeug dazu hätte. Der Unterschied ist aber, dass sie seit sie in der Klinik ist total gerne lernt, richtiges Interesse am Fach hat, von sich aus abends im Herold liest... (Okay sie ist wahrscheinlich auch ein bisschen übermotiviert ;)) Sie macht zurzeit eine Famulatur in der Sono und ihr machts total Spaß, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen das freiwillig zu machen.

Natürlich habe ich mir auch schon überlegt, ob für mich Fächer wie Radiologie, Labormedizin, Physiologie o.ä. in Frage kommen. Aber teilweise weiß ich gar nicht ob mein Interesse an der Medizin überhaupt groß genug ist um vielleicht in Richtung Forschung zu gehen und da ist wohl auch ein Doktortitel notwendig. Habe mir auch schon überlegt in diese Richtungen Praktika zu machen, ich weiß nur noch nicht wie ich das umsetzen kann, da nach meiner Famulatur direkt das Semester wieder losgeht.

Ausschlaggebend für meine Entscheidung überhaupt Medizin zu studieren war der Sportleistungskurs den ich in der Oberstufe hatte. Damals habe ich mich sehr für die sportwissenschaftlichen Hintergründe interessiert. Was passiert physiologisch beim Sport (Energiebereitstellung, Arbeit im Muskel,..), was ändert sich durch Training und wie erziele ich durch Training optimale Effekte. Ganz allgemein hat mich immer sehr interessiert wie der menschliche Körper funktioniert. Ich habe auch überlegt Sportwissenschaften zu studieren, mich aber aufgrund der besseren Berufsperspektiven für das Medizinstudium entschieden (hätte mir z.B. nie vorstellen können eine Sportgruppe anzuleiten oder ähnliches). In Richtung Sportmedizin zu gehen wäre evtl. eine Option für mich, nur weiß ich nicht wie ich dort hinkommen soll da es ja nur eine Weiterbildung ist. Ortho/Unfallchirurgie kommt für mich aufgrund des chirurgischen Anteils nicht in Frage. Und v.a. kann ich mir nicht vorstellen, nach dem Studium noch eine Facharztausbildung zu absolvieren, bei der ich stationär arbeiten und schichten muss. Auch die Vorstellung, später mal im Krankenhaus zu arbeiten allgemein, schreckt mich ab.
Die Überlegung, ein sportwissenschaftliches Fernstudium nebenbei aufzunehmen, hatte ich auch schon. Nur weiß ich nicht wieviel Sinn das macht. Dass jemand zuerst Medizin und danach/parallel noch Sportwissenschaften studiert habe ich auch noch nie gehört, wenn dann nur andersherum.
Außerdem habe ich schon überlegt, etwas ganz anderes zu studieren. Ich habe zwar ein paar Ideen was das sein könnte, jedoch keinen konkreten Plan B und ich will es später nicht bereuen, das Medizinstudium für etwas wie Internationale BWL, Wirtschaftsingenieurwesen o.ä. hingeschmissen zu haben. Bei Freunden, die Architektur oder Wirtschaftsingenieurwesen studieren, merke ich, dass ich sie in gewisser Weise für ihre Arbeitsweise (oft für sich alleine am Schreibtisch) „beneide“.

Ist jetzt ziemlich lang geworden, aber ich glaube nur so wurde meine Situation einigermaßen deutlich. Geht/Ging es jmd. ähnlich oder kann mir jmd. einen Rat geben? Würdet ihr das Studium abschließen? Was wären Perspektiven nach dem Studium (außerhalb der Klinik)? Und wenn ja, wie kann ich meine Famulaturen (v.a. die stationären) gestalten und wie überstehe ich das PJ?

Feuerblick
31.03.2019, 17:44
Ohne Facharztausbildung sind die patientenfernen Perspektiven nach dem Studium ziemlich mau. Das war früher besser... Wenn du dir also so gar nicht vorstellen kannst, überhaupt irgendeine medizinische, vom mir aus auch patientenferne Facharztausbildung zu machen, dann solltest du dir überlegen, ob du wirklich weiterstudieren möchtest. Dich drauf zu verlassen, dass du mit abgeschlossenem Studium und sonst nix irgendwo einen brauchbaren Job bekommst, wäre ziemlich blöd.
Du solltest dir aber auch die Zeit nehmen, dir zu überlegen, was genau du eigentlich machen willst. Daher würde ich persönlich dir raten, das Studium jetzt noch nicht abzubrechen sondern erstmal weiterzumachen, dir klar zu werden, was du machen willst und ggf. in den nächsten Semesterferien eine patientenferne Famulatur zu machen.
Eins ist nämlich sicher: Andere Studiengänge sehen immer besser aus als der eigene, wenn man mit dem nicht zufrieden ist. Daher sollte man schon genau überlegen, wo man wirklich hinwill, bevor man vorschnell irgendeine Entscheidung trifft und dann feststellt, dass BWL o.ä. zwar mehr am Schreibtisch stattfinden, ansonsten aber eben auch langweiliger sind als gedacht.

davo
31.03.2019, 17:58
Mein Rat: Ja, unbedingt das Studium abschließen. Ich kenne eine ehemalige Leistungssportlerin, die dann nach dem Abi Sportwissenschaften studiert hat - gibt jetzt Sportstunden für Jugendliche. Die Karrieremöglichkeiten sind sehr begrenzt. Wenn dich theoretische Sachen interessieren dann machst du halt nach dem Studium einen Humangenetik-, Hygiene- oder Labormedizin-Facharzt. Dann hast du auch Arbeitszeiten Mo-Fr wie bei einem Bürojob. Und es gibt auch genug Möglichkeiten ohne nennenswerte Forschung. Oder, falls du den Rest des Studiums doch nicht so schlimm findest, machst du halt Innere und wirst doch Sportmedizinerin. Die Möglichkeiten sind unendlich, und die Bezahlung ist garantiert gut - ganz anders als bei den Betriebswirten oder Ingenieuren, wo es genug Absolventen mit schlechter Bezahlung gibt.

Ich hab in mehreren Fächern ein paar Tage hospitiert. Drei Tage hier, drei Tage da. War nie ein Problem. Könntest du auch so machen, um zeitsparend mehrere verschiedene Fächer kennenzulernen bevor du dich entscheidest wo du weiter famulierst.

Was genau findest du denn am Patientenkontakt so schlimm? Wirkt ja fast so als würdest du dich da ein wenig in deine Abneigung hineinsteigern statt dich einfach mit offener Einstellung überraschen zu lassen wie es wird - logisch, dass es dir dann stressig vorkommt.

Und falls es wirklich einfach eine exzessive Introvertiertheit ist, gäbe es ja, siehe oben, genug Fachärzte, die man da machen könnte. Mit deutlich weniger Sozialkontakten als wenn du BWL machst ;-) Da musst du dich nämlich ständig selbst verkaufen. Und einen MBA kannst du ja problemlos später noch machen, da entgeht dir nichts. Geht sogar berufsbegleitend.

Es gibt ja viele Medizinstudenten, die am liebsten in alles, was sich bewegt, sofort eine Nadel reinknallen - da gehör ich auch nicht dazu. Ich war da während des Studiums und in meinen Famulaturen auch immer eher zurückhaltend. Aber mit der Zeit wird man einfach gelassener, und wenn mich im PJ jetzt jemand fragt, ob ich nicht bei Herrn X noch Blut abnehmen könnte oder bei Frau Y noch einen Zugang legen könnte, stresst mich das nicht mehr, sondern ich bereite mich einfach in Ruhe vor, rede entspannt mit dem Patienten und mach dann meine Arbeit. Alles halb so wild. Man kann den entspannten Umgang mit solchen Situationen auch einfach durch wiederholte Exposition erlernen - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen :-p

Markian
31.03.2019, 19:01
Ich hab mich bei dir in vielen Dingen wiederfinden können. Ich bin jetzt ein paar Semester weiter als du und kann auch nicht sagen, dass ich alles total spannend und interessant finde. Was aber überwiegt ist die Freude auf einen abwechslungsreichen, gut bezahlten Job den du überall auf der Welt ausführen kannst. Es gibt echt viele Möglichkeiten patientenfern für sich zu arbeiten. Radio hast du ja z.b. auch schon genannt. Ich würde dir dringend raten beim Studium zu bleiben. Scheiß auf den Doktortitel, du wirst deine Nische finden, die dir Spaß macht. Das wirst du schon sehen. Setz dich nur nicht so unter Druck. Ich glaub es gibt nicht den Beruf, in dem man aufgeht und alles super findet. Zumindest für die meisten Menschen. Du kannst immer noch ins Verlagswesen , ins Gesundheitsamt, zum MDK und und und. Ich hab das Gefühl du willst das Gefühl haben voll drin zu sein, mit Herzblut dabei zu sein. Sei gewiss es geht auch ohne. Es ist ein Job wie jeder andere.

Feuerblick
31.03.2019, 19:46
Aber Achtung: Für MDK und Co wird in aller Regel eine Facharztausbildung gefordert und Jobs im Verlagswesen sind rar und mies bezahlt. Darauf zu hoffen, wenn man auf ne Facharztausbildung keinen Bock hat... nee, wäre blauäugig!

Relaxometrie
31.03.2019, 20:13
Meine Meinung ist, daß Du das Studium so schnell wie möglich abbrechen solltest. Denn Du schlidderst ja von einer Situation, die Unwohlsein in Dir auslöst, zur nächsten. Die Unlust am Fach Medizin zog sich wie ein roter Faden durch Dein Posting.
Und dieses Argument, daß sich später "patientenfern sooo viele Möglichkeiten finden lassen", ist weitgehend ein Märchen. Zumindest wenn man es eh von Anfang an drauf anlegt, patientenfern zu arbeiten, und einem weder das Medizinstudium, noch die Aussicht auf den Arztberuf auch nur ansatzweise gefällt, finden sich garantiert Ausbildungen, die einen sinnvoller auf nicht-ärztliche Tätigkeiten vorbereiten.

morgoth
31.03.2019, 20:30
Das mit der Nische finden stimmt schon, aber man braucht dafür einen Facharzt.
Ich habe mit FA Psychiatrie/Psychotherapie jetzt "à la carte"-Tätigkeiten mit OA-Funktion, kleiner Praxis in Nebentätigkeit, Gutachten. Alles selber zusammengestellt und werde jetzt schon für nächsthöhere Weihen rekrutiert. Ganz ohne Patientenkontakt geht es aber nicht. Aber zum Teil ging es mir so wie dir während des Studiums: ich war auch immer lieber zuhörend/zusehend in Famulaturen, praktische Tätigkeiten machen mich schnell nervös bzw. ich brauche sie nicht wirklich.

hebdo
31.03.2019, 21:01
Eine Facharztausbildung ist sehr anstrengend und braucht sehr viel intrinsische Motivation. Wenn es dich jetzt schon so viel Überwindung im Studium kostet, wirst du nicht glücklich werden und auch keine gute Ärztin. Meiner Meinung nach solltest du dir eine Auszeit/ Urlaubssemester nehmen und dir klar werden, was du machen möchtest bevor du endgültig abbrichst.

ProximaCentauri
31.03.2019, 22:16
Es gibt auch immer noch die Möglichkeit später z.B. in die Codierung/Medizincontrolling o.ä. zu gehen wenn du gerne am Computer arbeitest und keinen Patientenkontakt haben möchtest. Ich bin dafür weiter zu machen, plus dir halt auch einmal administrative Fächer anzuschauen. Ausserdem ist es auch immer ganz anders selbst zu arbeiten als nur dabei zuzuschauen. Ich war beim Hausarzt auch völlig überfordert weils für mich schwierig ist mich pro Tag auf 50 neue Leute einzustellen, in der Klinik funktioniert das aber bestens, aber jedes Mal wenn ich einen Tag Sprechstunde machen soll ist das für mich ganz fürchterlich.

anignu
01.04.2019, 07:23
Die Überlegung, ein sportwissenschaftliches Fernstudium nebenbei aufzunehmen, hatte ich auch schon. Nur weiß ich nicht wieviel Sinn das macht. Dass jemand zuerst Medizin und danach/parallel noch Sportwissenschaften studiert habe ich auch noch nie gehört, wenn dann nur andersherum.
Meine Meinung zu dem ganzen Thema ist:
- Sportwissenschaft als Fernstudium ist nicht das Gelbe vom Ei. Das Schöne an der Sportwissenschaft ist ja auch der Sport den man macht. Den man tatsächlich macht. Nicht irgendwie in Büchern liest.
- Parallel irgendwelche Sachen studieren kann in der heutigen Zeit schwierig sein aufgrund der Pflichtanwesenheitszeiten in den verschiedenen Studiengängen bei gleichzeitig Semester-Höchstgrenzen im Bachelor-/Master-System.
- Ich bin der Meinung dass man irgendein Studium einfach mal fertig machen muss. Ob das dann genau passt und was man letztlich damit macht ist wieder ein anderes Thema. Aber im Gegensatz zu anderen Ländern sind wir bei uns so dass man für jedes Ding seinen Schein braucht. Man muss irgendeine Form von Studium fertig gemacht haben um bestimmte Jobs zu bekommen. Hauptsache fertig studiert. Insofern würde ich es durchziehen... Oder gleich abbrechen und was anderes durchziehen... Nicht ein Pausesemester einlegen oder sonstwas.

milkakuh94
01.04.2019, 11:54
Hey!

Ich hab mich teilweise in deinem Post wiedererkannt - mir haben während des Studiums auch nur wenige Fächer wirklich Spaß gemacht und ich konnte oft nicht nachvollziehen, wieso meine Freunde beispielsweise in ihrer Famulaturen freiwillig länger geblieben sind, um nähen zu dürfen/ Patienten vor/ oder nachzuschallen etc... Mich hat all das einfach nie so sehr interessiert, dass ich dafür auch im entferntesten in Erwägung gezogen hätte, Minuten meiner wertvollen Freizeit zu opfern und länger zu bleiben ;-)
Im Gegensatz zu dir würde ich mich nicht als introvertiert beschreiben, ich hab auch keine so krasse Abneigung (so les ich das jetzt bei dir zumindest raus, will dir nichts unterstellen :) ) gegen Patientenkontakt/ körperliche Untersuchungen/ Blut abnehmen... Was ich allerdings auch nicht mag, sind alle Untersuchungen oder Therapien, wo man dem Patienten potentiell weh tut (ja, ich weiß, dass man das tut um zu helfen, aber trotzdem graut es mir zb eine Drainage zu legen oder eine Liquor- oder Knochenmarkpunktion durchzuführen).

Ich hab während des Studiums und vor dem PJ auch oft damit gehadert, ob das Studium und der Beruf das richtige für mich ist, weil ich Angst hatte, mein lebenslang in einem Beruf gefangen zu sein, der mich nicht interessiert (überspitzt gesagt!).
Jetzt hab ich Studium und PJ hinter mir und kann sagen: die Sorgen waren unberechtigt und die beiden Pflichtertiale in der Inneren und Chirurgie waren auch nicht so schlimm wie befürchtet, sondern im Gegenteil recht interessant. ;-)
Früher oder später findet man eine Nische, die einen interessiert - sei es eher ein Nischenfach, ein Wechsel in die Pharmaindustrie oder als Quereinsteiger in einem anderen Fachbereich.
Dein Abschluss wird dich später für viele verschiedene Berufsfelder qualifizieren, ich würde dir raten, dein Studium durchzuziehen und Famulaturen gezielt in Nischenfächern zu absolvieren (wenn du gut zuhören kannst, wäre vielleicht Psych was für dich, wenn du noch dazu gut mit Kindern/Jugendlichen arbeitest, vielleicht auch KJP - hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man ganz anders und viel weniger klinisch arbeitet als beispielsweise in der Inneren. Vielleicht schaust du auch mal in der Humangenetik rein, vielleicht wäre das ja was für dich.. oder Labormedizin oder Tropenmedizin oder oder oder ;-)).

Übrigens: bei mir hatten auch zwei tolle Dozenten (einmal im Neuropraktikum und einmal im KJP Blockpraktikum) erheblichen Anteil daran, dass mir "ihr" Fach überhaupt erst aufgefallen ist, ich dann dort famuliert habe und ich mir jetzt vorstellen kann, dort meinen Facharzt zu machen.
Genauso gut hätte ich auch auf einen motivierten Urologen oder Augenarzt treffen können und mir vielleicht dann das Fachgebiet näher angeschaut... Was ich damit sagen will: man entdeckt oft über Umwege Dinge, die einen begeistern.

Viel Erfolg und alles Gute dir, du wirst deinen Weg schon finden!

16matti
01.04.2019, 11:57
Du kannst dir die Weiterbildungsordnungen für die "patientenfernen" Fächer mal genau anschauen. Zusammen mit vielleicht einer Famulatur oder Hospitation kannst du dir einen Eindruck verschaffen, ob vielleicht doch irgendwo das Passende dabei ist.

z.B. Pathologie. (Ohne aus eigener Erfahrung zu sprechen) Im klinischen Alltag viel Arbeit am Mikroskop, mit fortschreitender Weiterbildung auch immer selbstständiger. Klar gehören auch Sektionen bzw.die makroskopische Pathologie dazu.

z.B. Labormedizin, Hygiene u. Umweltmedizin ect. gerade da gibt es häufig die Anforderung ein Jahr in der Patientenversorgung tätig zu sein...Wenn du danach aber an deinem Fachbereich Gefallen findest, sollte sich dieses eine Jahr irgendwie machen lassen.

Ich finde viele der eher "patientenfernen" Bereiche kommen im Studium zu kurz, sodass man als Student meist wenig Ahnung hat, welche Arbeitsweise und -Bedingungen den Alltag dort prägen. Wenn du dich gezielt schlau machst entdeckst du vielleicht Perspektiven, die dir zur Zeit noch gar nicht bewusst sind.

Mit einem Ziel vor Augen lassen sich Dursstrecken leichter überwinden. Klar gibt es auch mit einen abgeschlossenen Medizinstudium Möglichkeiten abseits jeder ärztlichen Tätigkeit. Aber die vielgältigen Möglichkeiten einer ärztliche n Weiterbildung von vornherein komplett auszuschliessen würde dich eines grossen Teils deiner Zukunftschancen nach dem Abschluss berauben.

Viele Grüsse

anignu
01.04.2019, 12:46
Ich finde viele der eher "patientenfernen" Bereiche kommen im Studium zu kurz, sodass man als Student meist wenig Ahnung hat, welche Arbeitsweise und -Bedingungen den Alltag dort prägen. Wenn du dich gezielt schlau machst entdeckst du vielleicht Perspektiven, die dir zur Zeit noch gar nicht bewusst sind.
Das ist eine Sichtweise die aus den eigenen Interessen her kommt. Wenn ich da noch an die ewigen MiBi-Praktika oder Patho-Mikroskopschauen denke. Im Gegensatz dazu war Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie oder Neurochirurgie irgendwo unter ferner liefen. Eine handvoll Vorlesungen, tatsächlich nicht mehr, und null Praktika. Ok, ich stell mir ein Neurochirurgie-Praktikum auch schwierig vor, da mal schneiden, den Hirnteil mal absaugen ;-) Nein aber im Ernst, es gibt im Studium genug Fächer die zu kurz kommen...

Wie gesagt: man braucht irgendeinen Schein, irgendein abgeschlossenes Studium, irgendeine abgeschlossene Ausbildung, irgendwas. Und wenn du später nach dem Studium ins Studiendekanat gehst und dort Richtung Verbesserung des Studiums arbeitest. Die sind auch froh wenn ein Mediziner da ist. Machen halt nicht so viele Mediziner weil der Verdienst da eher E13 statt TVÄ ist.

16matti
01.04.2019, 13:47
Klar kommt vieles zu kurz - wobei ich hatte ja 6 Wochen Gefäßchirurige Praktikum am Stück...lag aber am Erasmusprogramm und der recht speziellen Anordnung der Praktika...letztenendes ist es wichtig, dass man für sich selbst eine klare Linie hat, der Rest fügt sich dann meist schon automatisch...

McDreamy
03.04.2019, 17:15
Erstmal find ich es gut, dass du dir so viele Gedanken über das machst, was dich in der Zukunft in deinem Beruf erwartet! Ich hab Medizin erst im 2. Bildungsweg studiert und bin nun im Arztberuf glücklich. In meinem 1. Studium (BWL-JUS Kombi) hatte ich die selben Zweifel wie du, und hab das dann einfach nach der Augen-zu-und-durch-Methode abgeschlossen. Im Nachhinein gesehen war das ein Fehler.

Was ich immer wieder beobachte bei jungen Leuten ist, dass man sich viel zu sehr darauf versteift, ob einen das Studium interessiert oder nicht. Das ist primär zwar nicht ganz daneben, denn ein gewisses Grundinteresse sollte man für sein Fach schon mitbringen, da heutzutage ja gerade als Akademiker lebenslanges Lernen fast ein Muss ist. Also z.b. sollte mMn ein Mediziner ein gewisses Grundinteresse an Naturwissenschaften haben, das wars dann aber so (man kann dann ja zb. Neurochirurgie trotzdem total langweilig finden und wird trotzdem sein Glück finden).
Aber viel viel wichtiger als die Inhalte des Studiums ist, sich damit zu beschäftigen, wie der Arbeitsalltag danach aussieht. Es hilft einfach nix, wenn man (wie ich damals) z.b. BWL oder JUS total interessant findet, man aber überhaupt nicht der Typ ist, der von 8-17.00 Uhr im Büro sitzen mag! Büroarbeit ist mein Albtraum, diesbezügliche Hinweise gab es genug während meines BWL-Studiums, ich habe sie nur einfach nicht beachtet...

Insofern erstmal gut, dass du dir offenbar intensive Gedanken machst.

Weiters würde ich dir raten, keine Zeit mehr zu verlieren und dich nicht so sehr damit zu beschäftigen, was du nicht machen magst. Dein Eingangspost ist ja voll von Sachen, die du offenbar nicht tun willst.
Überlege dir vielmehr, was du eigentlich tun willst! Das muss jetzt nicht schon ein konkreter Beruf sein (so nach dem Motto: Ich will Feuerwehrmann werden!!!) sondern mach dir Gedanken darüber, wie dein Job später aussehen sollte.

Den Kontakt mit Menschen möchtest du eher vermeiden, wie ich herauslese. Es soll also eher was sein, wo du den Großteil der Zeit für dich allein arbeitest.

Was noch? Willst du eher eine sitzende Tätigkeit (Büro), oder willst du raus in die Natur und dich bewegen, willst du was erforschen, willst du eigenverantwortlich (mit allen Konsequenzen) arbeiten oder bist du eher der jemand, der gerne nach Anleitung seine Arbeit macht? oder willst du lieber im stillen Kämmerlein nach der Nadel im Heuhaufen suchen... (hier wäre zb. JUS eine Option, erwähne ich jetzt nur, weil ich Bezug dazu habe, kannst aber auch IT nehmen oder Bildhauerei oder whatever)...

Schreib doch mal alles auf, was deine zukünftige Tätigkeit alles haben soll... und halte dann Ausschau nach einer Ausbildung, die dich dort am ehesten hinbringt! Und vielleicht ist es ja am Ende doch die Medizin? Du kannst gerne hier im Forum mal alles aufzählen, was du gern machst, hier gibt es genug fertige Ärzte , die dir dann sagen können, ob es eine Fachrichtung gibt, die dem nahekommt....

Eilika
04.04.2019, 20:04
Hatte neulich einen langen Beitrag verfasst, der verschwunden ist. Quintessenz: wenn Du es wirklich nicht machen willst, dann hör auf. Ist dann echt verschenkte Zeit! Aber informier Dich vernünftig über die Alternativen!