PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zurück nach Deutschland - ein gutes Angebot Chirurgie?



Seiten : [1] 2

sascha88
09.04.2019, 11:06
Liebe Kollegen,

das Heimweh hat nach 2,5 Jahren Chirurgie im Ausland bei mir eingesetzt und ich komme wieder zurück.
Ich hatte heute mein erstes Bewerbungsgespräch und bin mir unsicher, ob das Gesamtpaket vorteilhaft ist.
Grundsätzlich suche ich nach 2,5 Jahren an grossen Häusern derzeit ein kleineres Haus - gerade um technisch Fortschritte zu machen. Das Gespräch war gerade sehr nett und ehrlich und ich glaube, dass es grundsätzlich passt.
Falls jemand von Euch die Musse hat, das Gesamtpaket zu kommentieren, wäre mir schon sehr geholfen.

- 40 Stunden-Woche, ich soll aber ein Opt-Out unterzeichnen. Hinsichtlich Überstunden meint der Chef, dass man nicht immer alles aufschreibe, sondern kulant hier mal ein paar Stunden mehr, und da mal ein paar Stunden weniger arbeiten würde

- Der Chef sagte, dass man als kirchlicher Träger nicht das grosse Geld habe. 4800 brutto im 3. Jahr gemäss TV Grundgehalt wären drin.

- Ca. 6 24h-Dienste im Monat (und ich komme aus dem TV Überhaut nicht draus, wie die vergütet werden. Könnt ihr mir das grundsätzlich erklären?)

- Der Chef meinte, dass man versucht alles, was geht zu assistieren. Natürlich, meinte er, kriegt der Geschicktere und Engagiertere mehr assistiert.

- Es ist tatsächlich ein kleines Haus mit wenigen Assistenten und wenn man es runter rechnet und es gleich verteilt, käme man je nach Berechnung schon auf 30-40 Apps und 30-40 Leisten pro Assistent und Jahr - klingt für mich perse im Vergleich zu den grossen Häusern verlockend.

- Was ich ein wenig verwunderlich fand: Er meinte hospitieren mache nicht so viel Sinn, da man ja mal stressigere, mal ruhiger Tage habe und man sich eh in den ersten Wochen richtig kennen lernt.

Naja, ich würde mich über ein paar Worte freuen. Es klingt schon alles interessant für mich, ich frag mich aber z. B. ob die Zahl Dienste nicht recht viel ist (und ich kann mir vorstellen, dass er damit die Mindestzahl meinte). Auch das mit dem hospitieren fand ich leicht verwunderlich.

Danke Euch :)

rafiki
09.04.2019, 11:11
Hinsichtlich Überstunden meint der Chef, dass man nicht immer alles aufschreibe,
- Der Chef sagte, dass man als kirchlicher Träger nicht das grosse Geld habe.


Ach, wie süß und mitleidserregend.

sascha88
09.04.2019, 11:13
Ach, wie süß und mitleidserregend.

Ja, ich bin in Tränen ausgebrochen und habe ihn gestreichelt. [-::-]

Reflex
09.04.2019, 11:19
Vom Hospitieren ab zu raten, würde mich schon sehr stutzig machen... vor allem in Kombination mit dem restlichen Aussagen...

Trendafil
09.04.2019, 11:28
mich stört das mit den Überstunden am meisten.
Du weißt nicht, wie deine Kollegen so drauf sind. Vielleicht ist es in dem Haus "Usus" seine eigenen Überstunden unter den Tisch fallen zu lassen - aus was für Gründen auch immer und man arbeitet 40 + 20 ohne dafür Ausgleich zu bekommen. Kann ja sein, dass das als "engagiert und geschickt" zählt.

Kandra
09.04.2019, 12:22
Das Haus wäre bei mir schon nach Punkt 1 raus gewesen

Muriel
09.04.2019, 12:35
Klingt nach großem Bogen, den es gilt drumherum zu machen.

Feuerblick
09.04.2019, 12:50
Ich schließe mich den Vorrednern an. Geht gar nicht!

Pflaume
09.04.2019, 12:51
Du schreibst, das Gespräch war ehrlich, das kannst du aber überhaupt nicht sagen, bevor du die Bedingungen kennst.

Ablehnung einer Hospitation klingt höchst verdächtig. Der Spruch mit "als kirchlicher Träger nicht viel Geld" ist natürlich typisches Geschwalle. Auch die übrigen Aussagen lassen zweifeln. Gerade in Zusammenhang mit der Ablehnung einer Hospitation mit näherem Kennenlernen anderer Assistenten würde ich von der Abteilung sicherlich die Finger lassen. Eine Stelle in einem kleinen chirurgischen Haus findet man auch anderwo. Wenn du sagst, wo du ungefähr hin möchtest, hätte vielleicht ja sogar jemand aus dem Forum eine Empfehlung für dich.

Relaxometrie
09.04.2019, 13:08
Ich schließe mich den Vorredner an: Mach einen Bogen um das Haus.
Daß man eine Abteilung erst im Laufe der Zeit, in der man dort arbeitet, richtig kennenlernt, und nicht im Rahmen einer Hospitation, ist zwar richtig. Aber trotzdem sollte man hospitieren, weil dabei ja schon Dinge rauskommen können, die einem zeigen, daß man gar nicht erst in der betreffenden Abteilung anfangen möchte.

Falls Du in Köln suchst, kann ich Dir ein Haus nennen, in dem der Chef der Viszeralchirurgie vermutlich ok ist. Mein Dr.-Vater, zu dem sich der Kontakt seit Beendigung der Diss zwar verlaufen hat, der aber immer fair und freundlich war, ist nämlich in einem kleineren Haus in Köln Chef geworden. Allerdings ist es auch kirchlich und ich hoffe nicht, daß er sich so zum Negativen verändert hat, daß er derjenige ist, von dem Du oben geschrieben hast.

belanglosigkeiten
09.04.2019, 13:23
Falls Du in Köln suchst, kann ich Dir ein Haus nennen, in dem der Chef der Viszeralchirurgie vermutlich ok ist. Mein Dr.-Vater, zu dem sich der Kontakt seit Beendigung der Diss zwar verlaufen hat, der aber immer fair und freundlich war, ist nämlich in einem kleineren Haus in Köln Chef geworden. Allerdings ist es auch kirchlich und ich hoffe nicht, daß er sich so zum Negativen verändert hat, daß er derjenige ist, von dem Du oben geschrieben hast.

Ich hatte ebenfalls überlegt, ob es in besagter Stadt ein Haus ist, wo ich kürzlich für eine Woche für ein Blockpraktikum war. (Fakten treffen zu, Fach auch.) Allerdings waren dort die PJler alle total zufrieden und die Kollegen aus den höheren Rängen schienen auch human, insofern kann ich mir solche Arbeitsbedingungen dort nur schwer vorstellen.

Kackbratze
09.04.2019, 15:16
30-40 Hernien und Würmer im Jahr machen dich glücklich? Im 3. WBJ? Du passt da echt gut rein. Von deiner Seite aus wenige Erwartungen, von Leitungsebene kein vernünftiger Umgang. Unterschreib da schnell, bevor die Stelle noch weg ist!

Shizr
09.04.2019, 15:18
- 40 Stunden-Woche, ich soll aber ein Opt-Out unterzeichnen. Hinsichtlich Überstunden meint der Chef, dass man nicht immer alles aufschreibe, sondern kulant hier mal ein paar Stunden mehr, und da mal ein paar Stunden weniger arbeiten würde
Für mich klingt da irgendwie durch, dass diese Kulanz primär durch die Klinik erwartet wird.


- Der Chef sagte, dass man als kirchlicher Träger nicht das grosse Geld habe. 4800 brutto im 3. Jahr gemäss TV Grundgehalt wären drin.
Klingt für mich nach "Wir sind kurz vor der Insolvenz".
Selbst wenn man am Ende dennoch tarifgemäß bezahlt.


- Der Chef meinte, dass man versucht alles, was geht zu assistieren. Natürlich, meinte er, kriegt der Geschicktere und Engagiertere mehr assistiert.
Mit anderen Worten, man benutzt Eingriffe, um Duckmäuser zu honorieren und Querköpfe zu bestrafen.


Ich bin zwar kein Chirurg, aber ich finde, da sind genug red flags, um um diese Klinik einen großen Bogen zu machen.

Kackbratze
09.04.2019, 18:22
Aber für 30 Hernien im Jahr!
Also alle 10 Tage einmal im Op und die Würmer dann im Nachtdienst. Das ist eine TOP-Ausbildung!!!

anignu
09.04.2019, 21:22
Klingt für mich nach "Wir sind kurz vor der Insolvenz".
Selbst wenn man am Ende dennoch tarifgemäß bezahlt.
Ach Schmarrn. Kirchliches Haus und Insolvenz... das ist die übliche Mitleidstour um zu rechtfertigen dass man unterhalb des eigentlichen Marburger Bund TVÄ-VKA Tarifes bezahlt. Einfach die Tränendrüse. Hätte er sich auch sparen können.
24h-Dienste sind meist gut bezahlt. Die Frage ist halt wieviel da zu tun ist. Wenn da so viel zu tun ist wie in unserem Haus dann wäre das ein Ausschlussgrund.

Und bzgl. OP-Zahlen: mei. 30 Hernien. Klar kann man sagen 30 Hernien/Jahr sind besser als nichts, auch 50 Port-Anlagen/Jahr sind besser als nichts. Die Frage ist ob sich das ändert: Wie sieht es denn aus wenn du weiter kommst? Haben die auch genug Gallenblasen oder Hemikolektomien? Und darf das auch ein Assistent irgendwann machen?

freak1
09.04.2019, 21:55
Aber für 30 Hernien im Jahr!
Also alle 10 Tage einmal im Op und die Würmer dann im Nachtdienst. Das ist eine TOP-Ausbildung!!!

Unter 10 Lebertransplantationen (pro Assistent und Jahr) sollte man gar nicht erst anfangen! :-))

Kackbratze
10.04.2019, 05:23
Jetzt im Ernst, wenn man sich echt mit solchen "sicheren" OP-Zahlen abspeisen lassen will, bitte. Wir haben manchmal das Problem, dass eine gewisse Gier einsetzt, wenn man viel operieren lässt, da muss man dann in die andere Richtung bremsen.

Echinococcus
10.04.2019, 06:46
Kirchlicher Träger AHAHAHAHAHAHAHA. Nein. Weg. Dafür kommst du besser nicht zurück.

Kackbratze
10.04.2019, 07:08
Der kirchliche Träger, der scheinbar seinen eigene Tarifvertrag unterläuft, ist nochmal ein Bonus obenauf.
Wir sind auch mit einem kirchlichen Vertrag, weswegen wir eben über andere Maßnahmen versuchen Personal zu aquirieren und zu halten. Und das geht eben nur über gute Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen.

16matti
10.04.2019, 07:35
Klingt auch für mich so,als sollte man einen grossen Bogen um die Abteilung dort machen...gerade falls du örtlich nicht zu sehr gebunden bist,es gibt derzeit so viele Stellen, da sollte sich was besseres finden lassen. z.B.mit klar strukturierter und fair verteilter Weiterbildung, statt vager selbstausgerechneter OP Zahlen und einigermassen vernünftiger Zeiterfassung und Ausgleich der geleisteten Überstunden statt dem hohlen Versprechen mit früher gehen "auf Kulanz..."