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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie lernt man eigentlich Anatomie?



hanlenk
24.04.2019, 16:06
Hallo zusammen,

für mich beginnt diesen Oktober voraussichtlich (hoffentlich) das Medizinstudium irgendwo in Deutschland und ich bin in den letzten Tagen total im Medizin- oder einfach generell Studienfieber.
Studieren ist ja doch was ganz anderes als Schule und genau das macht mir ein bisschen Angst, weil ich das Gefühl habe, ins kalte Wasser geschmissen zu werden und recht paranoid bin, dass ich quasi 'zu blöd' sein werde um mitzubekommen, wie das denn eigentlich funktioniert. Daher recherchiere ich und frage nach, wo es geht.
Hier also eine etwas konkretere Frage:

Wie funktioniert das mit dem Anatomie lernen eigentlich?
Damit meine ich jetzt nicht, wie oft ich etwas wiederholen sollte o.ä., sondern viel mehr, aus welchen Ressourcen man schöpft und wie man diese kombiniert.
Soweit ich das mitbekommen habe, stützt man sich vor allem auf ein Lehrbuch (bsp. Duale Reihe) und einen Anatomie-Atlas, vielleicht Sobotta. Aber wie bringe ich das beides zusammen? Arbeite ich hintereinander weg das Lehrbuch durch (sozusagen die Theorie von Funktion etc) und lerne parallel dazu die korrespondierenden anatomischen Strukturen im Atlas auswendig (Name, Lage, Aussehen etc)? Oder sind z.B. in der Dualen Reihe Anatomie schon jegliche lernrelevante anatomischen Inhalte in dem Umfang auffindbar, sodass ich quasi nur dessen Inhalt können muss und mein Atlas mehr ein Nachschlagewerk/eine Ergänzung ist?

Also wenn ich etwa ein Knochentestat schreibe, nehme ich dann meine duale Reihe in die Hand und ziehe daraus alle Informationen, oder enthält das nicht die nötigen Abbildungen, um die Lage der Stukturen zu lernen?

Es tut mir leid, falls diese Frage überflüssig oder gar blöd erscheint, nur möchte ich es wirklich gerne wissen, da ja gerade Anatomie ein sagenumwobenes Fach ist und der Gedanke, dass ein 1200-seitiges Lehrbuch quasi nur die Hälfte des Lernstoffes enthält, beängstigt dann doch.

Vielen Dank für jegliche Antwort!! :)

davo
24.04.2019, 17:19
Das macht IMHO jeder Student anders. Ein wesentlicher Teil der ersten ein, zwei Semester ist, dass du rausfindest, wie DU am besten lernst.

Ich selbst hab den Atlas z.B. fast gar nicht benutzt. Aber dadurch, dass die aktuellen Auflagen von Prometheus und Sobotta ohnehin Kurzlehrbuch und Atlas in einem sind, erübrigt sich diese Frage IMHO auch.

Ich kenne exakt gar niemanden, der an Anatomie gescheitert ist. Ja, es ist viel Stoff, aber wer genug lernt, schafft es dann im Normalfall auch. Also nicht zu viele Gedanken machen. Wirst du auch schaffen ;-)

gallifreyan
24.04.2019, 17:28
Hallo und herzliches Willkommen hanlenk!

Anatomie ist tatsächlich ein Fach für sich, dass dem einen mehr, dem anderen weniger gut liegt. Auf jeden Fall beinhaltet es viel, viel Auswendig lernen und war für mich persönlich das lernintensivste Vorklinikfach. Bei uns war der Kurs auf drei Semester verteilt und in die Themen Bewegungsapparat, Kopf-, Hals- und Neuroanatomie und Situs gegliedert. Es gab jeweils eine Begleitvorlesung, die auf die Klausuren (mal mehr mal weniger gut) vorbereitete und natürlich den Präparierkurs. Inwiefern sich an dieser Struktur durch die diversen Modellstudiengänge etwas geändert hat weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass es eine solche oder ähnliche Aufteilung an den meisten deutschen Unis gibt.
Zu den Büchern: Ich denke es ist sinnvoll beides zu haben. Die duale Reihe ist gut, um die Zusammenhänge zu verstehen, z.B. wie verschiedene Muskeln zu Gruppen zusammengefasst werden und welche funktioniellen Aspekte dahinter stecken (wie arbeiten Rumpfmuskeln zusammen/gegensätzlich? Aus welchen Arterien speist sich die Versorgung des Magens? Was sind Vasa privata und was Vasa publica?). Das Lehrbuch hilft, die in der Vorlesung vermittelten Infos zu vertiefen und zu verstehen, was und warum man das ganze überhaupt lernt. Großer Nachteil: Die Abbildungen sind natürlich aus Platzmangel eher überschaubar klein und eignen sich mMn nicht zum alleinigen Lernen eines visuellen Fachs. Darum der Atlas: Er ist der Begleiter für den Präpkurs (i.d.R. gibt es im Saal auch welche) und dient vor allem dazu, die Makroskopie zu erlernen. Ich hatte den Prometheus, weil er eben zur dualen Reihe passt, andere schwören auf Sobotta (bei uns im Semester wars wohl ca. 50:50 zwischen beiden) oder für echte Anatomiefans gibts noch den Benninghoff (sehr sehr umfangreich) oder Gray's Anatomy. Das ist Geschmacksache, man sollte sich informieren, welche Empfehlung Dozenten und höhere Semester geben und dann entscheiden. Bei uns galt der Benninghoff zwar nicht als Lehrbuch der Wahl, war aber bei uneindeutigen Klausur(streit)fragen das Referenzwerk.

Zum Lernen: Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, welches Thema man eher auf Verständnis, welches eher auswendig lernen muss. Aufwendig fand ich z.B. Muskeln, da musste man z.B. für jeden einzelnen Ursprung/Ansatz/Innervation/Funktion lernen. Im Situs-Teil (also innere Organe) waren funktionelle Aspekte bedeutender. Was ich sehr praktisch fand waren die Lernkarten von Sobotta, die eignen sich auch ganz gut zum gegenseitigen abfragen.

Es hängt letztendlich auch stark davon ab, wie das Fach an deiner Uni gelehrt wird, ob es einen Modellstudiengang gibt, usw. aber auf jeden Fall ist Anatomie auch wenn's manchmal nervig und anstrengend ist ein interessantes und schönes Fach "zum Anfassen".

davo
24.04.2019, 17:35
Noch als Nachtrag:

Es ist IMHO wichtig, gerade als Anfänger, (1) sich nicht mit unzähligen verschiedenen Lehrbüchern zu verzetteln (lieber EIN Lehrbuch benutzen, aber das konsequent), und (2) sich NICHT auf die Idee zu versteifen, unbedingt den Benninghoff benutzen zu müssen. Der Benninghoff ist ein wirklich tolles Buch, und auch didaktisch wirklich absolut hervorragend, v.a. im Histo-Bereich, da er Histologie, Biochemie und Physiologie noch viel intensiver miteinander verknüpft als z.B. Lüllmann-Rauch, aber man darf IMHO nicht vergessen, dass selbst die Duale Reihe vom Stoffumfang her am oberen Ende des üblicherweise Nötigen angesiedelt ist. Stelle lieber sicher, dass du die Inhalte eines guten Kurzlehrbuchs (z.B. Bommas-Ebert et al.) gut beherrschst, dann wirst du IMHO besser fahren - gerade in mündlichen Testaten.

Aber noch einmal: Besser nicht zu viele Gedanken machen sondern lieber auf dich zukommen lassen. Anatomie wird für all deine Kommilitonen genauso eine Herausforderung sein wie für dich, aber am Ende werden es trotzdem (fast) alle von euch schaffen. Und "zu blöd" für Anatomie ist sowieso niemand. Die paar Promille, die daran scheitern, scheitern aus anderen Gründen.

hanlenk
24.04.2019, 18:40
Vielen Dank!

Heißt, du hast nur mit dem Lehrbuch gelernt? Falls ja, mit welchem?

Mir ist schon bewusst, dass jeder so ein bisschen seine eigene Taktik finden muss, aber in dem Fall steht bei mir wohl auch ganz einfach die Frage im Raum, ob denn in beispielsweise der Dualen Reihe überhaupt alle anatomischen Strukturen (Name, Lage wie im Atlas) vorhanden sind, also ob es quasi theoretisch als einzelne Informationsquelle vollständig wäre.

hanlenk
24.04.2019, 19:27
Danke für die ausführliche Antwort!
Du sagst, dass die Abbildungen in der Dualen Reihe aus Platzgründen recht klein und daher teils zu unübersichtlich sind. Sind sie denn aber vollständig? Sprich, ist alles an Anatomie (Name, Lage wie Atlas) drinnen, wenn auch nur klein?

belanglosigkeiten
24.04.2019, 19:28
Ich kann davo soweit in allem zustimmen.

Bei uns war das Anatomiesemester nicht das erste, dafür wurde dann die gesamte makroskopische Anatomie innerhalb von vier Monaten durchgeprügelt. Irgendwie haben es die meisten geschafft, zumindest alle, die halbwegs ernst an die Sache gegangen sind.

Das mit den Büchern mache ich mal kurz in Listenform:

würde ich nicht wieder kaufen
- Prometheus: Habe ich überraschend selten verwendet. Schade um die hübschen Bücher, aber zum wahlweisen Er- oder Nachschlagen werde ich sie wohl behalten.
- Prometheus-Lernkarten: Tausendmal auf Instagram oder in den Händen meiner Kommilitonen gesehen, habe sie mir dann gebraucht gekauft - und so gut wie nie verwendet, weder morgens auf dem Weg zur Uni noch auf den Zugfahrten in die Heimat. Waren viiiel zu grob, selbst für die leichteren Prüfer.

würde ich wieder so kaufen
+ Duale Reihe: Mein Heiliger Gral, ich kam mit der Schreibweise gut zurecht, bin relativ schnell durchgekommen und habe auch die Such- bzw. PDF-Downloadfunktion über Thieme eRef oft benutzt.
[Andere in meinem Semester hatten gar kein Fließtextbuch, den Lippert, den kleinen Benninghoff oder sonst etwas, sie haben es auch alle geschafft. Das beste Lehrbuch ist im Endeffekt eben das, das du zur Verfügung hast.]
+ dieser kleine Fotoatlas Anatomie, habe ich bei Lehmanns als B-Ware für ein paar Groschen gefunden. War für meine Art des Lernens deutlich hilfreicher als die Lernkarten.

Ansonsten hat mir das Präpen so manche Stunde am Schreibtisch erspart, ich hing zu allen Pflicht- und freiwilligen Terminen im Präpsaal herum, habe ganz viel erklärt und auch viel von Kommilitonen erklären lassen, habe wann immer es ging gepräpt, auch (natürlich nicht unaufgefordert) außerhalb meiner Gebiete. Das alles war für mich Gold wert - dafür war ich in keinem einzigen der etlichen angebotenen Seminare und in maximal drei Vorlesungen, ich hasse stundenlanges Sitzen und Zuhören.

Übrigens hat sich auch das stumpfe Abschreiben von Fakten nicht als effizient erwiesen (sonst wäre ich heute noch in der ersten Hälfte der Dualen Reihe), das Abzeichnen und Beschriften von Strukturen hingegen umso mehr.

Im Endeffekt, wie gesagt, kommt jeder da durch. :-) Vorlernen mag verlockend klingen, aber der vermeintliche Vorsprung nivelliert sich binnen weniger Tage. Und Bücher vorkaufen würde ich ebenfalls niemals. Wer weiß schon, was an deiner zukünftigen Uni hoch im Kurs ist...

hanlenk
24.04.2019, 19:31
Hallo und herzliches Willkommen hanlenk!

Anatomie ist tatsächlich ein Fach für sich, dass dem einen mehr, dem anderen weniger gut liegt. Auf jeden Fall beinhaltet es viel, viel Auswendig lernen und war für mich persönlich das lernintensivste Vorklinikfach. Bei uns war der Kurs auf drei Semester verteilt und in die Themen Bewegungsapparat, Kopf-, Hals- und Neuroanatomie und Situs gegliedert. Es gab jeweils eine Begleitvorlesung, die auf die Klausuren (mal mehr mal weniger gut) vorbereitete und natürlich den Präparierkurs. Inwiefern sich an dieser Struktur durch die diversen Modellstudiengänge etwas geändert hat weiß ich nicht, aber ich nehme an, dass es eine solche oder ähnliche Aufteilung an den meisten deutschen Unis gibt.
Zu den Büchern: Ich denke es ist sinnvoll beides zu haben. Die duale Reihe ist gut, um die Zusammenhänge zu verstehen, z.B. wie verschiedene Muskeln zu Gruppen zusammengefasst werden und welche funktioniellen Aspekte dahinter stecken (wie arbeiten Rumpfmuskeln zusammen/gegensätzlich? Aus welchen Arterien speist sich die Versorgung des Magens? Was sind Vasa privata und was Vasa publica?). Das Lehrbuch hilft, die in der Vorlesung vermittelten Infos zu vertiefen und zu verstehen, was und warum man das ganze überhaupt lernt. Großer Nachteil: Die Abbildungen sind natürlich aus Platzmangel eher überschaubar klein und eignen sich mMn nicht zum alleinigen Lernen eines visuellen Fachs. Darum der Atlas: Er ist der Begleiter für den Präpkurs (i.d.R. gibt es im Saal auch welche) und dient vor allem dazu, die Makroskopie zu erlernen. Ich hatte den Prometheus, weil er eben zur dualen Reihe passt, andere schwören auf Sobotta (bei uns im Semester wars wohl ca. 50:50 zwischen beiden) oder für echte Anatomiefans gibts noch den Benninghoff (sehr sehr umfangreich) oder Gray's Anatomy. Das ist Geschmacksache, man sollte sich informieren, welche Empfehlung Dozenten und höhere Semester geben und dann entscheiden. Bei uns galt der Benninghoff zwar nicht als Lehrbuch der Wahl, war aber bei uneindeutigen Klausur(streit)fragen das Referenzwerk.

Zum Lernen: Man bekommt schnell ein Gefühl dafür, welches Thema man eher auf Verständnis, welches eher auswendig lernen muss. Aufwendig fand ich z.B. Muskeln, da musste man z.B. für jeden einzelnen Ursprung/Ansatz/Innervation/Funktion lernen. Im Situs-Teil (also innere Organe) waren funktionelle Aspekte bedeutender. Was ich sehr praktisch fand waren die Lernkarten von Sobotta, die eignen sich auch ganz gut zum gegenseitigen abfragen.

Es hängt letztendlich auch stark davon ab, wie das Fach an deiner Uni gelehrt wird, ob es einen Modellstudiengang gibt, usw. aber auf jeden Fall ist Anatomie auch wenn's manchmal nervig und anstrengend ist ein interessantes und schönes Fach "zum Anfassen".

Danke für die ausführliche Antwort!
Du sagst, dass in der Dualen Reihe die Abbildungen aus Platzgründen recht klein und daher teils unübersichtlich sind. Sind sie denn aber vollständig? Sprich, ist in dem Buch denn alles für Medizinstudenten relevante anatomische (Name, Lage wie Atlas) enthalten, nur eben in mangelnder Größe?

hanlenk
24.04.2019, 19:35
Ich kann davo soweit in allem zustimmen.

Bei uns war das Anatomiesemester nicht das erste, dafür wurde dann die gesamte makroskopische Anatomie innerhalb von vier Monaten durchgeprügelt. Irgendwie haben es die meisten geschafft, zumindest alle, die halbwegs ernst an die Sache gegangen sind.

Das mit den Büchern mache ich mal kurz in Listenform:

würde ich nicht wieder kaufen
- Prometheus: Habe ich überraschend selten verwendet. Schade um die hübschen Bücher, aber zum wahlweisen Er- oder Nachschlagen werde ich sie wohl behalten.
- Prometheus-Lernkarten: Tausendmal auf Instagram oder in den Händen meiner Kommilitonen gesehen, habe sie mir dann gebraucht gekauft - und so gut wie nie verwendet, weder morgens auf dem Weg zur Uni noch auf den Zugfahrten in die Heimat. Waren viiiel zu grob, selbst für die leichteren Prüfer.

würde ich wieder so kaufen
+ Duale Reihe: Mein Heiliger Gral, ich kam mit der Schreibweise gut zurecht, bin relativ schnell durchgekommen und habe auch die Such- bzw. PDF-Downloadfunktion über Thieme eRef oft benutzt.
[Andere in meinem Semester hatten gar kein Fließtextbuch, den Lippert, den kleinen Benninghoff oder sonst etwas, sie haben es auch alle geschafft. Das beste Lehrbuch ist im Endeffekt eben das, das du zur Verfügung hast.]
+ dieser kleine Fotoatlas Anatomie, habe ich bei Lehmanns als B-Ware für ein paar Groschen gefunden. War für meine Art des Lernens deutlich hilfreicher als die Lernkarten.

Ansonsten hat mir das Präpen so manche Stunde am Schreibtisch erspart, ich hing zu allen Pflicht- und freiwilligen Terminen im Präpsaal herum, habe ganz viel erklärt und auch viel von Kommilitonen erklären lassen, habe wann immer es ging gepräpt, auch (natürlich nicht unaufgefordert) außerhalb meiner Gebiete. Das alles war für mich Gold wert - dafür war ich in keinem einzigen der etlichen angebotenen Seminare und in maximal drei Vorlesungen, ich hasse stundenlanges Sitzen und Zuhören.

Übrigens hat sich auch das stumpfe Abschreiben von Fakten nicht als effizient erwiesen (sonst wäre ich heute noch in der ersten Hälfte der Dualen Reihe), das Abzeichnen und Beschriften von Strukturen hingegen umso mehr.

Im Endeffekt, wie gesagt, kommt jeder da durch. :-) Vorlernen mag verlockend klingen, aber der vermeintliche Vorsprung nivelliert sich binnen weniger Tage. Und Bücher vorkaufen würde ich ebenfalls niemals. Wer weiß schon, was an deiner zukünftigen Uni hoch im Kurs ist...

Danke!
Es scheint also, als wäre die Duale Reihe quasi 'komplett', sprich alles, was man braucht ist enthalten (auch topographisch)? Einen Fotoatlas will ich mir auch unbedingt zulegen, da ich mich sonst wirklich frage, wie ich am Leichnam zurechtkommen soll :D Und es ist wirklich erleichternd zu hören, dass man auch ohne stundenlanges Sitzen, sondern mehr anpacken gut durchkommt. Ich bin selbst mehr der 'learning by doing' Mensch

davo
24.04.2019, 19:36
Die Duale Reihe ist ein großes Anatomie-Lehrbuch. NATÜRLICH ist da alles drin! Wäre doch absurd wenn nicht, oder? :-))

Wir hatten fünf separate Testate - für manche hab ich mit Bommas-Ebert et al. gelernt, für manche mit dem Drenckhahn/Waschke, für eines mit dem Trepel. "Perfekt" finde ich ehrlich gesagt gar kein Anatomie-Lehrbuch, aber Bommas-Ebert et al. ist wahrscheinlich ein Kurzlehrbuch, mit dem fast jeder Student gut zurecht kommt. (Und ja, auch dort steht fast alles drin. Wenn du Bommas-Ebert et al. kannst, wirst du an fast jeder Uni fast jede Anatomie-Prüfung bestehen.)

Du bist deinen bisherigen Beiträgen nach IMHO ein klassischer Kandidat für sinnlose, vielfache, überhastete Lehrbuch-Käufe. Warte ab, bis du mit dem Studium angefangen hast, warte ab, bis du dir aus der Bib mal ein paar Bücher geholt hast, und kauf dir erst DANN was eigenes! Noch einmal großgeschrieben: KAUF DIR VOR OKTOBER KEIN BUCH! Sonst kann ich dir garantieren, dass du enttäuscht sein wirst und viel Geld zum Fenster raushauen wirst.

Und noch was ganz Wichtiges: Anatomie bedeutet NICHT, dass man sich hirnlos Fakten reinprügelt. In Anatomie geht es ganz stark um Zusammenhänge und um Funktion. Besonders stark sieht man das, wenn man Neuroanatomie oder Histo oder die Inneren Organe lernt, aber selbst beim Bewegungsapparat lernt sich alles viel einfacher, wenn man logisches Denken einsetzt und verständnisorientiert lernt.

hanlenk
24.04.2019, 19:37
Noch als Nachtrag:

Es ist IMHO wichtig, gerade als Anfänger, (1) sich nicht mit unzähligen verschiedenen Lehrbüchern zu verzetteln (lieber EIN Lehrbuch benutzen, aber das konsequent), und (2) sich NICHT auf die Idee zu versteifen, unbedingt den Benninghoff benutzen zu müssen. Der Benninghoff ist ein wirklich tolles Buch, und auch didaktisch wirklich absolut hervorragend, v.a. im Histo-Bereich, da er Histologie, Biochemie und Physiologie noch viel intensiver miteinander verknüpft als z.B. Lüllmann-Rauch, aber man darf IMHO nicht vergessen, dass selbst die Duale Reihe vom Stoffumfang her am oberen Ende des üblicherweise Nötigen angesiedelt ist. Stelle lieber sicher, dass du die Inhalte eines guten Kurzlehrbuchs (z.B. Bommas-Ebert et al.) gut beherrschst, dann wirst du IMHO besser fahren - gerade in mündlichen Testaten.

Aber noch einmal: Besser nicht zu viele Gedanken machen sondern lieber auf dich zukommen lassen. Anatomie wird für all deine Kommilitonen genauso eine Herausforderung sein wie für dich, aber am Ende werden es trotzdem (fast) alle von euch schaffen. Und "zu blöd" für Anatomie ist sowieso niemand. Die paar Promille, die daran scheitern, scheitern aus anderen Gründen.

Noch eine zweite Frage: Du sagst, ein Kurzlehrbuch sei quasi unerlässlich- Ich hatte geplant, mir (auch für die spätere Vorbereitung aufs Physikum) die Endspurt Vorklinik Skripte zu holen. Meinst du, das erfüllt die Aufgabe eines Kurzlehrbuches, oder besser nicht?

hanlenk
24.04.2019, 19:39
Da hast du mit deiner Einschätzung wahrscheinlich recht :D Gut, dann probiere ich mal, die Füße stillzuhalten, ich weiß schon, dass ich da sehr hysterisch bin.
Aber dass die Annahme, Anatomie sei stures Auswendiglernen, doch nicht so ganz wahr ist, beruhigt mich sehr. Ich selbst kann wesentlich besser durch nachvollziehen und verstehen lernen, als auswendig

davo
24.04.2019, 19:39
Wie schon erwähnt: Kauf dir jetzt einmal GAR NICHTS. Ich weiß, die Verlockung ist groß, aber bis zum Physikum gehen noch 2,5, vielleicht auch 3 oder 3,5 Jahre ins Land, d.h. bis dahin gibts dann wahrscheinlich wieder eine neue Auflage, dadurch ist die alte dann wahrscheinlich viel weniger wert, usw.

Entspann dich lieber und genieße das nächste halbe Jahr. Die Energie, die du jetzt sammelst, wirst du in den nächsten zwei Jahren brauchen. Ab Mitte Oktober kannst du dann ans Bücher Kaufen denken.

Und falls es dich beruhigt: Ich kenne Verfechter der Dualen Reihe, ich kenne Verfechter des Moll, ich kenne Verfechter von Bommas-Ebert et al., ich kenne Verfechter des Drenckhahn/Waschke, ich kenne Verfechter von Kirsch et al., ich kenne Verfechter des Waldeyer, ich kenne Verfechter des Prometheus, ich kenne sogar ein paar Verfechter des Benninghoff - und ALLE haben die Prüfungen bestanden ;-) Am Ende ist es also einfach Geschmackssache, und obwohl man das Bücherkaufen perfekt zur Ablenkung vom Lernen benutzen kann (wie ich aus eigener, teurer Erfahrung weiß...), ist es am Ende wahrscheinlich ziemlich egal, womit man lernt. Hauptsache, man lernt.

AlexStudent
24.04.2019, 19:43
Auch von mir ein herzliches Willkommen und gz zum Studienplatz.

Bei mir ist es teilweise genau andersherum. Ich brauchte bspw. fast nur die Prometheus Atlanten, habe die Duale Reihe irgendwann verkauft, weil nie reingeschaut und war brav in den Vorlesungen. Ach ja: Und die Prometheus App-Quiz-Funktion ohne Ende genutzt.

Soll heißen: Nimm den Rat von davo u.a. und schau Dir die Bücher genau an. Durchkommen solltest Du mit allen, auch mit den Auflagen unterhalb von den aktuellen. Geh in die Bib, schau Dir die Bücher an und nimm dann "deines" und nicht die, welche die "anderen" haben und die so "super toll und easy" sind. Kannst auch noch in der Fachschaft fragen, ob es bspw. in der Anatomie Steckenpferde gibt oder besondere Vorzüge. Hauptsache "dein Buch/Atlas/App".

Und genieße die Zeit bis dahin, ohne vorlernen.

escitalopram
24.04.2019, 19:50
"Perfekt" finde ich ehrlich gesagt gar kein Anatomie-Lehrbuch, aber Bommas-Ebert et al. ist wahrscheinlich ein Kurzlehrbuch, mit dem fast jeder Student gut zurecht kommt. (Und ja, auch dort steht fast alles drin. Wenn du Bommas-Ebert et al. kannst, wirst du an fast jeder Uni fast jede Anatomie-Prüfung bestehen.)


:-dafür Alles schön kompakt im KLB, einziger Nachteil: Bilder. Ich habe desw. Prometheus ergänzend benutzt. Aber ich hatte auch eine sehr alte Auflage, vllt. ist das mittlerweile besser.

PS: Duale Reihe fand ich furchtbar. Zum Lernen für Testate teilweise viel, viel zu ausführlich - manche Themen wären extrem (unnötig) ausführlich behandelt, andere - kaum. Ich kann mich erinnern, dass zu manchen Muskeln mehrere Seiten standen, zu anderen - zwei Sätze, obwohl letztere durchaus wichtige Strukturen waren.

belanglosigkeiten
24.04.2019, 19:59
Danke!
Es scheint also, als wäre die Duale Reihe quasi 'komplett', sprich alles, was man braucht ist enthalten (auch topographisch)? Einen Fotoatlas will ich mir auch unbedingt zulegen, da ich mich sonst wirklich frage, wie ich am Leichnam zurechtkommen soll :D Und es ist wirklich erleichternd zu hören, dass man auch ohne stundenlanges Sitzen, sondern mehr anpacken gut durchkommt. Ich bin selbst mehr der 'learning by doing' Mensch

Ja, sie ist vollständig. Aber das sind die meisten anderen Lehrbücher auch. Wenn ich nochmal durch diese Zeit müsste, würde ich mir wohl zum Nachschlagen einen Atlas ausleihen und mich ansonsten auf die DR alleine verlassen.

Warum ich die DR so gut fand? Womöglich simpel und einfach weil ich sie mir halt ohne große Überlegung gekauft hatte und sie mir (alternativlos) immer zur Verfügung stand. Eine Freundin von mir hat den Lippert abgöttisch geliebt - vermutlich auch in erster Linie, weil sie ihn eben parat hatte und sonst kein Lehrbuch. Mit Sicherheit hätte das bei uns andersherum sein können, hätten wir die Bücher zu Semesterbeginn umgekehrt gekauft.

Sobald an deiner zukünftigen Alma mater beispielsweise irgendein Anatomieprofessor ein Buch veröffentlicht (oder sich auf irgendeinem Kongress mit anderen Anatomen in die Haare kriegt, so bei uns geschehen), ist es wahrscheinlich, dass es lokale Tendenzen gibt und ein Gebrauchtmarkt für die bevorzugten Werke existiert. Daher auch von mir nochmal: Kauf vor Oktober kein Buch, und schon gar nicht neu!

Edit: Und nur weil ich gesagt habe, dass mir das Präpen viel beim Lernen geholfen hat, ist "ohne stundenlanges Sitzen" das Präpsemester doch definitiv nicht machbar. Das Gute daran: Es geht vorüber.

gallifreyan
24.04.2019, 21:15
@hanlenk: Ja, vollständig ist die duale Reihe als Lehrbuch natürlich. Es sind eben nicht 1:1 alle Prometheusbilder drin. Ob man die alle wirklich braucht, steht auf einem anderen Blatt. Aber die anderen haben vollkommen recht, mit dem Kaufen sollte man bis nach dem Semesterstart warten. Mir wurde damals bei der Ersti-Einführung wärmstens der Welsch (großer Histo-Schinken) empfohlen, im Kurs hatten dann alle das kompakte Taschenbuch (Lüllmann-Rauch) :-oopss. Ein weiterer Top-Fehlkauf war das Skelett, das ich seither von Umzug zu Umzug mitschleppe :-))

Nessiemoo
24.04.2019, 21:23
Also um dir Angst zu nehmen - Anatomie hat mir echt viel Spaß gemacht. Klar, es ist viel auswendiglernen, aber danach weiß man wie mensch aufgebaut ist. Und das war für mich das medizinischste Teil von Vorklinik.
Kauf dir wirklich erstmal nichts und warte bis du weiß welches Uni es sein wird, und mindestens bis Ersti Woche. Bei uns war z.B Prometheus sozusagen Pflicht, die Bilder wurden in Vorlesungen benutzt und in Klausuren abgefragt. Es gab sehr viele die nur mit Prometheus gelernt haben.
Ich fand persönlich Duale Reihe wirklich gut, insbesondere bei Innere Organe habe ich Prometheus nichtmal aufgemacht, bei Muskeln/Knochen/Kopf Hals haben sie sich gut vervollständigt. Mittlerweile ist ich glaube auch das Thieme KLB ziemlich in, das kam so als schon mit Studium fast fertig war.

Also erstmal nichts kaufen, es können sehr teure Fehlkäufe werden. Und das mit dem lernen wird sich schon regeln.

Le26nnart
25.04.2019, 00:07
Endspurt und bisschen Prometheus Bilder gucken ist sehr gut

Bonnerin
25.04.2019, 00:23
Ich geselle mich auch mal zu der Runde hier dazu.

Erstmal haben meine Vorredner das Wichtigste gesagt: Keine überhasteten Buchkäufe. Bei mir stehen seit dem WS2013/14 die drei Prometheus-Bände im Regal und sehen hübsch aus, benutzt habe ich sie aber quasi nie.

Für Histo war an unserer Uni die Renate (Thieme Taschenlehrbuch Histo von Renate Lüllmann-Rauch) das non plus ultra und ich würde bis heute sagen, dass es das beste Buch des ganzen Studiums war. Das solltest du dir in der Bib/einer Buchhandlung anschauen, wenn es soweit ist.

Die Duale Reihe Anatomie habe ich eigentlich nur für die Hirnnerven-Verläufe genutzt, die da hervorragend beschrieben waren und mir im Kopf-/Hals-/deskriptive Neuroanatomie-Testat den eigenen Kopf gerettet haben.

Den Prometheus fand ich nicht so gut, den Sobotta aber auch nicht. Ich habe im 1. Semester den Rohen gewonnen, das ist ein Foto-Atlas. Der hat mir beim Lernen sehr geholfen (den sollte es auch in jeder Bib geben), denn es sieht halt aus wie am Präptisch nur einen Ticken sauberer.

Mein Lehrbuch war das Thieme Taschenlehrbuch Anatomie von Kirsch et.al. Das habe ich mal günstig als Mängelexemplar bekommen und am Ende haben noch zwei andere von meinem Präptisch damit gelernt. Das gibt es bei uns zumindest nicht in der Bib, also da eventuell mal in einer Buchhandlung reinschauen (nicht sofort kaufen ;)).

Was vielleicht je nach Lerntyp helfen kann (wirst du sehen) ist ein eigenes Skelett. Meine Eltern hatten mir im 1. Semester eins zu Weihnachten geschenkt und der Gute hat mich durch den Präpkurs und das Physikum begleitet und wohnt noch immer bei mir.