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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nachwort für zukünftige Examenskandidaten



s4oksama
06.05.2019, 16:04
Hallo Kommilitoninnen und Kommilitonen, hallo zukünftige Examenskandidaten,

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, befindet sich das Examen (2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung) im Wandel: Die alt-bekannten und unglaublich langen Fälle wurden mittlerweile durch kurze "Key-features" ersetzt, d.h. es tauchen nun Folgefragen auf (z.B. 1. Frage: Wie lautet die Diagnose? 2. Frage: Welche Ätiologie liegt dem am häufigsten zugrunde). Hierdurch kann es passieren, dass man einen kompletten Fall falsch kreuzt, da bspw. die eingängliche Diagnose falsch war. Glücklicherweise werden zu jedem Fall aber nur wenige Fragen gestellt.

Man muss auch zugeben, dass die Vorbereitung mit Amboss zunächst fälschlicherweise suggeriert, man habe nun (mehr oder weniger) alles für das Examen gelernt: Zumindest hatte ich bei den Generalproben das Gefühl, Amboss habe eigentlich zu jeder Frage ein Kapitel o.Ä. eingerichtet. Es stellte sich jedoch dann heraus, dass insb. die speziellen Examensfragen erst nachträglich in Amboss eingepflegt werden, was natürlich im Nachhinein den Betroffenen herzlichst wenig nützt. Dennoch decken Amboss und Co. das Wesentliche des Examens ab.

Nun zur Frage: Ist das Examen schwieriger geworden? Hmmm, um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Sicherlich ist es mittlerweile "anders", ungewohnt, ja, vielleicht auch zum Nachteil derer, die sich auf die grundlegenden Thematiken konzentriert haben. Jedoch bleiben die durchschnittlichen Ergebnisse über die letzten Jahre hinweg "relativ" stabil (zum Vergleich [laut IMPP] Frühjahr 2017: 79%, Frühjahr 2019: 75%), wobei aber zugegebenermaßen die Tendenz eher abnehmend ist.

Diese abnehmende Tendenz lässt sich wohl damit erklären, dass das IMPP wieder viel zu sehr ins Detail geht und hier sogar Fächer und Fragestellungen präferiert, die der allgemeine Medizinstudent oder gar der Allgemeinmediziner nicht weiß und manchmal auch gar nicht wissen muss. Außerdem haben die Antwortmöglichkeiten m.M.n. an Trennschärfe verloren, sodass nicht selten auch zwei Optionen durchaus in der Praxis denkbar sind, das IMPP aber natürlich eine Antwortmöglichkeit haben will.
Auch die TOP-Kapitel auf Amboss spielen keine "große" Rolle mehr, was mir allerdings nicht einleuchten will: Als Student und später als Assistenzarzt ist es für mich wesentlich relevanter, wie die Therapie einer Hypertonie ausschauen soll und nicht welche Symptome zu einem extrem seltenen Syndrom gehören. Doch genau solche Spitzfindigkeiten werden gefragt.

Glücklicherweise existieren jedoch auch Fragen, die nun mehr an der Praxis orientiert sind.

Letztlich wird das Wissen aus den einschlägigen Büchern und Plattformen wohl auch in Zukunft ausreichen (vorausgesetzt man beherrscht sie), doch die Noten "gut" und "sehr gut" rücken etwas mehr in die Ferne. Für diese muss man leider auch die Kolibris kennen :)

Wie dem auch sei, das IMPP hat dieses Mal auch wieder einige Blickdiagnosen abgefragt (EKG usw.). Wer möchte, kann den folgenden Telegram-Kapitel beitreten und ähnliche Blickdiagnosen zu lösen versuchen (auch für´s PJ hilfreich): https://t.me/blickdiagnosen


Ich wünsche euch also alles Gute für die Zukunft Kommilitoninnen und Kommilitonen, und falls ihr an den Kolibris scheitern solltet, so macht euch nichts draus. Uns ging es nicht anders ;)

escitalopram
06.05.2019, 16:11
Man muss auch zugeben, dass die Vorbereitung mit Amboss zunächst fälschlicherweise suggeriert, man habe nun (mehr oder weniger) alles für das Examen gelernt: Zumindest hatte ich bei den Generalproben das Gefühl, Amboss habe eigentlich zu jeder Frage ein Kapitel o.Ä. eingerichtet. Es stellte sich jedoch dann heraus, dass insb. die speziellen Examensfragen erst nachträglich in Amboss eingepflegt werden, was natürlich im Nachhinein den Betroffenen herzlichst wenig nützt. Dennoch decken Amboss und Co. das Wesentliche des Examens ab.

Das hatte ich mehrmals geschrieben, aber niemand hat es mir geglaubt... :-) Insgesamt tolles Posting! Und viel Erfolg und Glück allen, denen das Examen noch bevorsteht!

PS:


Letztlich wird das Wissen aus den einschlägigen Büchern und Plattformen wohl auch in Zukunft ausreichen (vorausgesetzt man beherrscht sie), doch die Noten "gut" und "sehr gut" rücken etwas mehr in die Ferne. Für diese muss man leider auch die Kolibris kennen :)


Sehe ich auch so. :-lesen

llp77
06.05.2019, 18:12
Ich kann s4oksama nur zustimmen. Ist schon schade, dass man für die 1 mittlerweile unter den besten 0,6% sein muss, aber das ist ja wohl so gewollt.

Mein einziger zusätzlicher Tipp fürs Lernen ist Anki, über das ich hier mehr schrieb:
https://medi-learn.de/foren/showthread.php?101742-HEx-HEx-Hurra-StEx-H2019/page2

rairas
06.05.2019, 18:22
(0,6% kann man aber nicht sicher sagen. Kann locker das doppelte sein, da viele die 1 bestimmt auch knapp haben und die Balken notengrenzenübergreifend sind.)

Dem ersten Post möchte ich beinahe voll und ganz recht geben.

Mein Tipp ist wie so oft im Medizinstudium:
Lasst euch nicht entmutigen!
Man kann auch in 100 Tagen ausschließlich mit z.B. Amboss genug für die 1 oder 2 lernen. Auch in diesem Semester kenne ich dazu zahlreiche Beispiele.
Weitere Ressourcen zu befragen ist toll, kann helfen, ich würde niemals davon abraten.
Aber (eine gute Note im) M2 ist kein unbezwingbarer Berg, bei dem auf einmal das Altbewährte nicht mehr hilft.
Ihr schafft das!

Arrhythmie
06.05.2019, 21:20
Das macht Mut :-)

doro2000
10.05.2019, 01:57
Ich wünsche euch also alles Gute für die Zukunft Kommilitoninnen und Kommilitonen, und falls ihr an den Kolibris scheitern solltet, so macht euch nichts draus. Uns ging es nicht anders ;)

Was ist denn mit Kolibri gemeint? :)

pashtunwali
10.05.2019, 11:02
Sehr spezielle Fragen aus kleinen Nebenfächern zB

llp77
10.05.2019, 13:05
Beispiele für Kolibris wären z.B. der Subtyp von IgG, der bei autoimmun bedingter akuter Pankreatitis erhöht ist (IgG4). Oder der Verlauf der leberschen Optikusatrophie, der Unterschied zwischen renal tubulärer Azidose Typ I ,II und IV, die second line Therapie von GIST Tumoren, die Halbwertszeiten von Psychopharmaka oder der Inhalt von irgendewelchen arbeitsmedizinischen Rechtsverordnungen.

medilearner123
28.12.2019, 20:37
Ich kann s4oksama nur zustimmen. Ist schon schade, dass man für die 1 mittlerweile unter den besten 0,6% sein muss, aber das ist ja wohl so gewollt.

Mein einziger zusätzlicher Tipp fürs Lernen ist Anki, über das ich hier mehr schrieb:
https://medi-learn.de/foren/showthread.php?101742-HEx-HEx-Hurra-StEx-H2019/page2

Magst du dein Deck von Anki ggf. verkaufen? Würde deine Arbeit gern würdigen, als schreib mir gern, was du dir vorstellen könntest :)

PrinzessinAmygdala
29.12.2019, 15:12
Danke für deine Tipps.

Remember
01.01.2020, 22:39
Das hatte ich mehrmals geschrieben, aber niemand hat es mir geglaubt... :-) Insgesamt tolles Posting! Und viel Erfolg und Glück allen, denen das Examen noch bevorsteht!


Dass spezielle Themen nach einem Examen in Amboss eingepflegt werden haben dir schon alle geglaubt, da aber Kandidaten aus den vorherigen examina idr bestätigen konnten, dass die Ergebnisse sehr nah an den Generalprobe lagen(bis auf das letzte Examen, da schien es laut forum mehr abzuweichen) war es zu dem Zeitpunkt als du es angebracht hast vorallem Panikmache.

s4oksama
03.05.2020, 18:23
Push aus aktuellem Anlass ;)

bwf41
04.05.2020, 08:56
Ich habe ausschließlich mit dem 100-Tage-Lernplan gelernt und würde nichts anders machen. Die Gewichtung im STEX kannst du eh nicht voraussehen, mich hat Hämato-Onko ziemlich zerstört, obwohl ich dachte ich hätte es ganz gut gelernt und es war einfach aberwitzig viel Humangenetik, was mir leider nicht liegt.

Im Endeffekt muss ich sagen, ich hätte auch bei mehr Lernerei nicht unbedingt mehr richtig gekreuzt. Was genau für unnötiges Detailwissen abgefragt wird und ob du genau das auf Tasche hast ist leider ein bisschen Glücksspiel.

Beispiel:
Vor 2-3 Jahren hättest du einen Derma Fall über Sklerodermie bekommen und du hättest wahrscheinlich ankreuzen müssen, dass es die Sklerodermie ist. Heute kriegst du den Sklerodermie Fall, freust dich beim Lesen darüber, dass du die Antwort weist und kriegst als Antwortmöglichkeiten a-c Sklerodermie Unterformen und d+e Lupus Unterformen.

Als ich nach der Prüfung die Antworten recherchiert habe hatte es den Anschein, als wenn das IMPP wirklich krampfhaft versucht, nix von den gelb markierten Fakten zu nehmen. Man hatte das Gefühl, dass eher Fakten abgefragt werden, die in irgendeinem mini Nebensatz stehen.

Nach den Ergebnissen von Tag 1 wurde ich so paranoid, dass ich hinter jeder leichten Frage irgendeine Hinterlistigkeit vom impp gesehen habe und damit echt nen paar easy Punkte verschenkt habe. Ging nur mir das so? Ich hatte irgendwann echt das Gefühl, dass die Formulierungen nur noch darauf abzielen, uns irgendwie in die Falle zu locken.

Im Endeffekt wird es wohl eine gute 4 oder eine schlechte 3 bei mir werden und das ist auch in Ordnung so. Ich fand das Examen wirklich knackig und hätte mir ein paar weniger Kolibris und "Fallen"fragen gewünscht und dafür ein paar mehr relevante Basics.

Nur meine Meinung....

Jeriko92
04.05.2020, 11:54
Kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Es gibt meiner Meinung nach nix was man vielleicht richtig oder falsch getan haben könnte. Glück spielt leider eine sehr große Rolle. Man kann nicht alle Themen gleich gut können und genau hier liegt das Problem. Leider gibt es Fragen wo nicht das Verständnis, sondern eher die Fakten eine größere Rolle spielen. Erfundenes Beispiel: Du beschäftigst dich mit Thema Diabetes, lernst die Pathophysiologie, die Klinik die Diagnostik usw. und entwickelst ein Verständnis für die Erkrankung. Und am Ende kommt eine Frage, welche Antikörper gegen Insulinrezeptoren bei Typ I Diabetes gebildet werden ( sh Sklerodermie- Frage). Und man kann mit Sicherheit sich solche Feinheiten reinziehen, aber mit Verlaub nicht bei allen Erkrankungen. Ansonsten: Aufs Verständnis lernen und Differenzialdiagnosen lernen mit wichtigen Schlagbegriffen. Viel Erfolg den künftigen Examenskandidaten und vielleicht manchen von uns die es eventuell nicht geschafft haben.