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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 50 Std.-Woche Schweiz vs Deutschland



Olive
09.05.2019, 13:10
Servus,

ich habe vielleicht die Möglichkeit, meine Assistenzarztzeit in der Schweiz (Zürich) fortzusetzen (3. Jahr). Nun wurde ich darauf hingewiesen, dass in der Schweiz vieles anders sei. Herausgehoben wurde die 50h-Woche.

Nun würde ich gerne wissen, ob jemand Erfahrungen teilen könnte, ob die tatsächliche Arbeitszeit und die übrigbleibende Freizeit/Familienzeit wirklich anders ist als in Deutschland. Mein persönlicher Vergleich ist eine deutsche Uniklinik. Dort habe ich von 7.15 bis 17/18/19 Uhr gearbeitet.

Ist es nicht sogar so, dass die 50h eine Obergrenze für die wöchentliche Arbeitszeit ist - man also nicht mehr darf? Ich bin nicht so sicher, dass das bei meiner Stelle in Deutschland so war, soll heißen, da hatte ich mit Diensten eher mehr.
Oder beudeuten die 50h, dass man jeden Tag 10h Schichten hat, also zB von 8-18 Uhr plus pausenzeit, also eher 19 Uhr?

Was zu meiner 2. Frage führt: Gehören die Dienste überhaupt in die 50h hinein? Ist die Dienstbelastung ähnlich wie an deutschen Kliniken - kann man das verallgemeinern?

Und zuletzt: Wer macht in schweizer Spitalen die Blutabnahmen? Die Assistenzärzte?

Herzlichen dank für jeden Kommentar!

Eilika
09.05.2019, 17:24
Blut venös nimmt die Pflege ab. Arteriell je nachdem Pflege oder Ärzte. Kommt auf die Station an.
50h Woche ist auch nicht mehr überall fix. Bei uns wurde reduziert. Es handelt sich dabei aber auch hier nicht um eine maximale Arbeitszeit sondern um die Regelarbeitszeit und je nach Spital uns Abteilung und Tag und Stress und so kommen noch Überzeiten dazu.
Dienste bei uns sind 7 Nächte am Stück (Notfall geht von 22.30 bis etwa 7.30, OPS fängt um 18 Uhr an, darf sich dann aber irgendwann hinlegen wenn nix läuft). Wochenende Tagdienst auf Station hat man jeweils in der Woche davor und danach 1 Tag frei. Notfall hat Schichtsystem. Aber das ist "mein" Spital und Fach. Anderes Fach, anderes Spital kann ganz anders aussehen...
Wo soll es denn hingehen?

Olive
09.05.2019, 18:40
Unispital Zürich

Eilika
10.05.2019, 05:13
Da ist es sicher ein sehr sehr weites Feld. Je nach Fach und Abteilung wird es unterschiedlich geregelt mit Diensten und Überstunden.

ProximaCentauri
10.05.2019, 12:50
Ich denke 50 Stunden sind zwar die Soll- und eigentlich auch die Maximalarbeitszeit, im Schnitt sind wir etwa bei 55h/Woche, abhängig von der Abteilung. Dienste über Nacht zusätzlich zum Tagdienst gibt's nicht, wir haben bei uns ein Dreischichtsystem, also macht dann z.B. eine Woche Spätdienst oder eine Woche Nachtdienst mit voller Bezahlung, Bereitschaftsdienste gibts nicht.

kra-
12.05.2019, 12:51
Ich bin in der Regel bei knapp unter 50h/w. Dienste werden mit eingerechnet, Überstunden aufgeschrieben und wenn mgl irgendwann kompensiert bzw ausbezahlt bei Austritt. Es ist von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich, v.a. die Dienstbelastung und die Anzahl der Überstunden. In der Anästhesie hält sich das ja doch eher in Grenzen. Habe hier in CH aber auch ein Jahr Medizin gemacht, da war es eher mehr. Ist aber wie immer auch alles abhängig vom eigenen Engagement. In vielen nichtchirurgischen Fächern wird auch mehr und mehr nur zu 80-90% gearbeitet (wobei das, wenn man in Züri leben möchte, finanziell schon spürbar wird).

Blutentnahmen, Viggos etc sind hier eine pflegerische Tätigkeit. Viele schweizer Ärzte können keine Infusion legen.

Eilika
12.05.2019, 19:11
Lustig... ich arbeite 60%, mein Mann arbeitet 60% in der Pflege, wir haben 2 Kinder und kommen trotzdem gut über die Runden. Alleine damals als Assistenzärztin mit 100% hatte ich auch in Zürich gefühlt irre viel Geld :-nix

teletubs
14.06.2019, 21:05
Ich hatte zum Schluss sogar nur eine 46h-Woche, da die Fortbildung draussen war. Bei den 50h waren bei uns immer Fortbildungen inklusive. Ich habe mehrere Systeme im nichtoperativen Fach erlebt. Man ist ja fleissig am Stempeln oder Aufschreiben. Überzeit wurde kompensiert oder ausbezahlt. Dienste wurden durch freie Tage kompensiert.

Ich muss sagen, ich habe den Schritt nie bereut. Ich hatte damals noch 24-h-Dienste in Deutschland, wo man danach nicht nach Hause gehen durfte. Und daher finde bzw fand ich das System in der Schweiz fairer. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt!