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Rettungshase
22.05.2019, 22:18
Hallo Leute,

so. Ständig ergeben sich mir diese Schwierigkeiten im Rahmen akademischer Grade und Hierarchieebenen. Mir persönlich ist das relativ wurscht, aber solange es Chefs und Oberärzte gibt, die sich - falsch angesprochen - auf den Schlips getreten fühlen, ist der Umgangston mit Titeln eben doch noch bedeutsam. Deswegen habe ich diesen Thread eröffnet.

Das hier finde ich ganz gut zum Einlesen, nichtsdestotrotz gibt es noch Lücken: https://knigge-reich.de/blog/2017/09/07/anreden-von-professoren-und-privatdozenten/

Hier mal eine kleine Übersicht zu:
Wer spricht wen wie an? (persönliche, verbale Anrede; siezend)

Herr Dr. Schmidt über sich selbst: "Hallo, mein Name lautet Alexander Schmidt."
Herr Müller zu Herrn Dr. Schmidt: "Herr Dr. Schmidt"
Herr Dr. Schmidt zu Herrn Müller: "Herr Müller"
Herr Dr. Schmidt zu Frau Dr. Pasulke: "Frau Pasulke" und umgekehrt auch "Herr Schmidt"
Herr Dr. Schmidt zu Herrn Privatdozent Dr. Eckbogen: "Herr Dr. Eckbogen" umgekehrt nennt PD Eckbogen sein Gegenüber "Herr Schmidt"
Herr Dr. Schmidt zu Herrn Prof. Würselen "Herr Professor Würselen" oder im direkten Gespräch "Herr Professor, was machen wir jetzt?"
Herr Dr. Schmidt zu Frau Prof. Kalupke: "Frau Professorin Kalupke" (scheinbar ist Frau Professor Kalupke veraltet)

Wie Professoren andere ansprechen, weiß ich grad gar nicht. Die sind da relativ uneinheitlich.

Wie schaut es denn aus, wenn Chefarzt oder Oberarzt von einem Assistenzarzt mit gleichem akademischem Grad (nehmen wir mal "nur" den Dr. med. an) angesprochen werden sollen? "Akademisch korrekt" wäre ja nur "Herr oder Frau sowieso", aber gibt es hier - theoretisch - Probleme, dass man sich als Assistenzarzt auf eine Stufe mit dem Oberarzt oder Chefarzt stellt?

Im Schriftverkehr ist es ja noch mal anders. Vielleicht hat dazu ja jemand noch die Muße, was zu schreiben?! ;D
Wenn ich etwas falsch wiededergegeben habe: Immer her mit Verbesserungsvorschlägen.


P.S.: Ich möchte hiermit bitte keine Grundsatzdiskussion losgetreten wissen, ob die ganzen Titel und der Umgang mit ihnen nun prätentiös ist oder nicht.

Shizr
22.05.2019, 23:08
Herr Dr. Schmidt zu Frau Dr. Pasulke: "Frau Pasulke" und umgekehrt auch "Herr Schmidt"
Wenn man ganz streng ist, gilt das so ja nur innerhalb einer Disziplin.
D.h. der Herr Dr. rer. nat. Schmidt spricht Frau Dr. jur. Pasulke dennoch mit "Frau Doktor Pasulke" an und vice versa.


Wie Professoren andere ansprechen, weiß ich grad gar nicht. Die sind da relativ uneinheitlich.
An und für sich ist es da eigentlich analog zu den Doktorgraden.

In der Praxis erlebe ich es aber auch anders, und ein echtes Muster konnte ich noch nicht erkennen.
Tendenziell aber, je förmlicher, desto mit Titel ansprechen.

Ich vermute eine Hierarchie nach folgendem Schema:
- Dekan, Rektor etc., solange man nicht so förmlich ist, Magnifizienz/Spektabilität zu gebrauchen.
- Klinikdirektoren/Lehrstuhlinhaber
- apl-Professoren
Ist aber nur Theorie, anhand meiner bisherigen Erfahrung kann ich das nicht beweisen.



Wie schaut es denn aus, wenn Chefarzt oder Oberarzt von einem Assistenzarzt mit gleichem akademischem Grad (nehmen wir mal "nur" den Dr. med. an) angesprochen werden sollen? "Akademisch korrekt" wäre ja nur "Herr oder Frau sowieso", aber gibt es hier - theoretisch - Probleme, dass man sich als Assistenzarzt auf eine Stufe mit dem Oberarzt oder Chefarzt stellt?
Je nach Oberarzt oder Chefarzt gibt es da erhebliche Probleme.
Insofern sollte man da Vorsicht walten lassen. Und im Zweifel lieber einmal zu viel den Doktor erwähnen.

rafiki
23.05.2019, 05:19
solange es Chefs und Oberärzte gibt, die sich - falsch angesprochen - auf den Schlips getreten fühlen,

So was gibt's noch? Und wie genau sieht das dann aus, wie reagieren die dann?

Lizard
23.05.2019, 07:06
So was gibt's noch? Und wie genau sieht das dann aus, wie reagieren die dann?
"Herr PROFESSOR XY bitte, dafür habe ich schließlich lange genug gearbeitet." (true story)

Eilika
23.05.2019, 07:27
Ich habe es bislang so gemacht, dass ich beim leisesten Zweifel den Titel gebraucht habe. Und dann drauf warte, wie der entsprechende mich handlich anspricht. Wer mich dann ohne Titel anspricht, wird dann in weiteren auch ohne Titel angesprochen, so lange es bei uns beiden um den Dr. med. geht. Ich lebe allerdings in einem Land, in dem weniger Wert auf Titel gelegt wird.

Moorhühnchen
23.05.2019, 08:15
In unserer Abteilung stellt der Chef uns gegenüber den Patienten alle mit "Das ist Frau Dr. Huhn...." oder "Herr Dr. Schmidt" vor, obwohl bei uns außer dem Chef nur ein einziger nen Dr. hat. :-peng

Christoph_A
23.05.2019, 08:36
Sehe ich ähnlich wie meine Vorschreiber.
Wenn jemand explizit den Titel erwähnt, dann spreche ich Ihn auch so an, wenn nicht, dann nicht.
Professoren und Pornodocs werden meinerseits immer mit ihrem Titel angesprochen, wenn man sich länger kennt, fällt das eh meist weg und man bleibt beim Familiennamen oder bestenfalls gleich beim Du.

GelbeKlamotten
25.05.2019, 16:20
Ich spreche alle Oberärzte mit Herr xy an, ohne den Dr.-Titel. Die Kotzbrocken-Oberärzte bei denen das probleme geben könnte, haben bei uns keinen Dr-Titel und die, die einen haben sind nicht so drauf, dass sie das stört.

Den Chef muss man bei uns aber mit „Herr Professor“ ansprechen. Vergisst man den Titel einmal, erntet man sofort sehr böse blicke oder wird bewusst ignoriert. So ähnlich habe ich das in anderen abteilungen auch schon erlebt.

Ich finde es reichlich absurd, wie man so ein selbstverständnis haben kann und so auf einen titel bestehen kann, der oft nicht mal durch besondere intelligenz oder fähigkeiten entstanden ist, sondern rein durch zeitaufwand.

Solche unnötigen hirarchien sind für mich einer der wesentlichen gründe, nicht langfristig im krankenhaus zu bleiben. Ich bin durchaus eine freundin von „professioneller“ zusammenarbeit und muss nicht zu allen kollegen eine freundschaftliche beziehung pflegen, aber dieses bestehen auf krasse hierarchien aus dem letzten jahrhundert finde ich schon manchmal sehr störend.