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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Rant] Vom klinischen Studienabschnitt enttäuscht



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RANT
05.06.2019, 19:58
"Nach dem Physikum wird alles besser." hieß es in der Vorklinik. Jetzt bin ich in der Mitte des 2. klinischen Semesters und denke mir nur: "Wann genau danach?".

Klar, in der Vorklinik musste man viel lernen, die Klausuren waren gerne mal schwer, aber der Lernprozess war um so viel befriedigender und eine gute Note häufig Ausdruck eines guten Verständnisses der wichtigsten Zusammenhänge: Einmal einen bestimmten Stoffwechselweg oder eine Organphysiologie durchdrungen und schon haben sich mehrere logische Folgerungen und Vernetzungen für andere Bereiche ergeben. Auswendiglernen ja, aber mit Mehrwert.

Jetzt in der Klinik kann ich davon nichts erkennen:

Die Inhalte
"Das ist Krankheit/Erreger/Medikament XY, das sind einige völlig unzusammenhängende und größtenteils nicht logisch zu erschließende Fakten dazu. Bitte lernen.".
Das geht in einem begrenzten Ausmaß, aber bei der Geschwindigkeit, in welcher die Themen durchgepeitscht werden, fragt man sich doch, wie man dieses Telefonbuch denn nun memorieren soll.
Erster Gedanke: Das Wichtigste lernen. Was ist das Wichtigste? Kein Plan, da sich jedes klinische Fach zu schade ist, seine Lernziele transparent zugänglich zu machen - eine Praxis, die in der Vorklinik in fast jedem Fach Usus war.
Beihilfe schaffen hier Altfragen, doch bei denen fällt man dann komplett vom Glauben ab: Das obskurste Spezialwissen ohne jede Relevanz in Form von Klausurfragen, dafür wenigstens alle Jahre wieder das Gleiche.
Also alle Altklausuren durchackern, seine 1 abholen und effektiv nichts fürs weitere Studium oder die Famulatur gelernt haben (dafür aber auch nicht durchgefallen). Das Physikum ist bald ein Jahr her und ich habe in dieser Zeit nicht einmal ansatzweise den gleichen Umfang an neuem Wissen nachhaltig erworben, welcher bereits nach einem halben vorklinischen Semester im Kopf war und teils auch blieb. Ein Grund, der hier sicher mit reinspielt: Die zeitliche Gewichtung der Fächer. Die Termine pro Untersuchungskurs lassen sich an einer Hand abzählen (manchmal auch an einem Finger... ganz toller Lerneffekt), aber Hauptsache, man hat gerne mal doppelt so viele Seminare zur Medizingeschichte.

Die Lehre
Der größte Schock am klinischen Studienabschnitt. Die Dozenten geben einen kompletten Scheiß auf alles. Folien werden nicht vor der Veranstaltung hochgeladen und im Regelfall auch danach nicht. Vorlesungsaufzeichnungen gibt es grundsätzlich nicht. Zu Praktika und Seminaren kommen die Herren und Frauen Kliniker immer zu spät und gestalten die Veranstaltung so, dass sie möglichst wenig davon tatsächlich lehren müssen; in Form des Untersuchungskurses heißt dies beispielsweise: "Geht zum Patienten, wir treffen uns in 30 Minuten wieder. Ich muss noch paar Briefe schreiben." - jedes Mal.

Was soll eigentlich dieser Scheiß? Ich lerne absolut nichts außerhalb von Famulaturen, die Uni ist reine Zeitverschwendung und dank der Klausurumstellung kann ich mir nicht mal gemütlich in guten Lehrbüchern das Wissen aneignen, da plötzlich ein ganz neuer Schriftgröße-8-Fakt auf Folie 238 klausurrelevant ist und ich meine Zeit tippend in Vorlesungen verbringen darf, da deren Folien netterweise nicht hochgeladen werden. Das Physikum war besser als dieser Mist.

morgoth
05.06.2019, 22:18
Ist in vielen Fächern tatsächlich so. Gelehrt wird eher, wie man grundsätzlich an Wissen rankommt usw.
Ich (Facharzt/Oberarzt) muss mir auch heute noch Dinge aneignen, die im Studium nicht dran kommen (oder nicht richtig vermittelt wurden), die aber für viele Betroffene extrem relevant sind (sozialmedizinische Aspekte bei Krankheit/Erwerbsminderung, betreuungsrechtliche Aspekte bei psychischen Krankheiten).
Durch viele Fächer muss man einfach durch und sich dann selbst seinen Schwerpunkt setzten, wo man über das reine Klausuren-Wissen hinaus sich vertiefen will; ist ja auch in Ordnung, wenn man nicht alles weiss. Wenn man natürlich nur überall auf Bestehen lernt und sich für gar nichts darüber hinaus interessiert/begeistert, ist die Medizin an sich vielleicht nicht ganz das Richtige. :-)

Nessiemoo
05.06.2019, 22:35
Ja war leider auch bei uns manchmal der Fall, auch wenn wir insgesamt schon eine gute Lehre hatten. In der Vorklinik kam man sich zumindest als Student vor, in der Klinik wurde es zwar leichter, teilweise spannender, aber auch eben viel mehr wie eine Ausbildung.
Mit dem Symptomen und der Therapie wird es aber irgendwannmal einfacher, auch da kann man doch sehr viel über Pathophysiologie herleiten, und wenn man sich die Grundlagen verstanden hat, wird der Lernaufwand kleiner (und das Staatsexamen einfacher). (Entzündung: Symptome --> Rötung, Schwellung, Schmerz, Funktionsaussetzung, Therapie: Wenn Erreger --> Antiinfektiva, wenn autoimmun, autoimmune Therapie, von der es auch nicht so viel gibt (Akut Kortison, im Verlauf MTX/Azathioprin/irgendein Antikörper) und das ja egal ob die Entzündung in Gelenken als Rheuma, im Darm als M. Crohn, oder oder oder, um so als ein sehr vereinfachtes Beispiel zu bringen).
Das mit den Dozenten... joa, kommt vor. Bei uns gab es durch die Lehrkoordinatoren standartisierte Folien, damit alle Gruppen auf denselben Stand theoretisch wären, da gab es häufiger mal dass die Dozenten die Folien auch nicht vorher durchgeguckt hatten. Das haben wir Powerpoint-Karaoke genannt. Aber es gab auch natürlich sehr gute Dozenten, von denen man viel gelernt hat.

elastic
05.06.2019, 22:44
Meine Vorklinik war viel besser strukturiert als die Klinik. Die Klinik war leichter, auch teils mit Dozenten wie oben beschrieben. Jetzt bin ich im Wunsch-PJ, und es macht Spaß!

Lass den Kopf nicht hängen. Mir ging es damals genauso, als ich in die Klinik kam.

xenopus laevis
06.06.2019, 09:45
Geht vielen so. Ich habe es akzeptiert. Nun kreuze ich halt nur noch. Reicht hier aus um zu bestehen. Und nebenbei lerne ich Dinge, die mich interessieren, besuche Kongresse, mache meine Doktorarbeit usw.

escitalopram
06.06.2019, 10:29
Na ja, niemand wird gezwungen, Medizin zu studieren. Als Physiker und jetzt auch frisch gebackener Arzt würde ich jedem davon abraten, Medizin zu studieren, wenn er sich alle Inhalte logisch erschließen möchte. Die Frage ist aber, warum dann doch so viele Physik und Chemie im Studium hassen, wenn sie lieber logisch denken.

Eine solide Wissensbasis ist wichtig, um gewisse Zusammenhänge nachzuvollziehen. Da kann man sich durchaus vieles über Analogien herleiten. Aber dass man viele Symptome, Medikamente etc. auswendig lernen muss, ist klar - du studierst ja Medizin und nicht Physik oder Mathe. Ich habe mich auch darüber geärgert, dass die Untersuchungen unter Supervision entweder nicht vorhanden oder lediglich ein paar wenige Male durchgeführt wurden. Aber es gehört leider auch dazu, sich Sachen aktiv anzueignen, sei es durch YouTube-Videos, Bücher oder Amboss. Und dann in Famulaturen, PJ etc. üben. Bei Fragen kann man die Ärzte immer ansprechen, fast niemand sagt nein. Und es macht einen sehr guten Eindruck, wenn man sich zumindest grob mit dem Thema auskennt und bestimmte Inhalte vertiefen/besser verstehen möchte. Das habe ich mir auch so für die Assi-Zeit vorgenommen - viel alleine lernen und bei fachlichen Fragen den OA ansprechen. Aber ich erwarte nicht, dass er sich hinsetzt und mit mir alles von A bis Z durchgeht.

Bonnerin
06.06.2019, 12:59
Der klinische Teil ist leider überwiegend schlecht, zumindest kann ich das aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Vieles steht und fällt mit den Dozenten und wenn die eben keinen Bock haben...ich habe irgendwann einfach aufgehört, zu allem hinzugehen, was keine Pflichtveranstaltung war. Stattdessen habe ich (ähnlich wie in der Vorklinik) sehr viel Zeit in der Bib verbracht, vor allem mit Amboss, aber auch mit Thieme-Sachen und ja, natürlich auch mit Altklausuren.

Ich sage aber auch niemandem, dass das Studium in der Klinik besser wird. Ich sage meistens, dass der Lernaufwand etwas besser/entspannter wird, was der Wahrheit entspricht. Leider habe auch ich viel zu oft gehört wie viel besser die Klinik wird und wieviel besser dann das PJ wird. Naja, kann ich nicht unterschreiben und die meisten meiner Freunde auch nicht.

Mein Tipp: Nimm das meiste aus den Famus mit, was geht. Mach Famus in Fächern, die dich interessieren und nicht unbedingt irgendein Fach, das dich nicht interessiert und wo du nur hingehst um z.B. "mal Innere" oder "mal was chirurgisches" gemacht zu haben. Dass ich dadurch eine Lösung für mich persönlich im Hintergrund habe/hatte war eine ziemliche Erleichterung nach dem PJ-Start.

davo
06.06.2019, 14:54
Die meisten Studenten, die über die Vorklinik jammern, jammern ja, dass das Studium zu anstrengend ist, dass sie zu wenig Patientenkontakt haben, usw. Da kann man dann IMHO durchaus guten Gewissens sagen, dass es nach dem Physikum deutlich besser wird - denn dann ist das Studium deutlich entspannter und man kann ein paar erste Einblicke in den Arztberuf bekommen.

Allerdings hast du natürlich Recht, dass der vorklinische Studienabschnitt von den Lerninhalten her oft befriedigender ist, da man sich das meiste halt logisch herleiten kann, während man bei klinischen Fragestellungen oft nicht weiß, warum dies oder jenes so ist - es ist halt so, und das muss man auswendiglernen. Aber mich persönlich hat das nicht besonders gestört - ich hab ohnehin damit gerechnet, dass das Medizinstudium so wird wie der klinische Studienabschnitt. Ich fand eher die Vorklinik erstaunlich angenehm und erstaunlich verständnisorientiert, war also gewissermaßen eher positiv überrascht. Und mit fortschreitendem Studium wird man dann ohnehin meist etwas erschöpft und ist froh, wenn das Ganze endlich vorbei ist. Sechs Jahre sind halt doch ziemlich lang.

Dass die Klausuren meist unsinniges Spezialwissen abfragen und massiver Selbstbetrug durch intensives Altfragen-Recycling stattfindet, ist korrekt. Aber Didaktik ist den meisten Ärzten halt egal. In Anatomie musste man wirklich verständnisorientiert lernen - da man mündlich geprüft wurde. Aber im klinischen Studienabschnitt waren auch die wenigen mündlichen Testate, die es gab, völlig lieblos - es herrscht bei den meisten klinischen Dozenten halt eine Atmosphäre der völligen Indifferenz. Hauptsache die Prüfung schnell rumbringen, völlig egal, ob der Student was weiß oder nicht. Wenn man wichtige Dinge lernen will, muss man halt die Top 100 Lernkarten gut lernen, intensiv mit Fallbüchern lernen, versuchen, in den Famulaturen möglichst viel mitzunehmen. Dadurch, dass das Medizinstudium an Kliniken der selbsternannten "Hochleistungsmedizin" stattfindet, drehen sich die meisten Vorlesungen halt auch um genau diese "Hochleistungsmedizin" - um seltene Erkrankungen, um seltene Therapiemöglichkeiten, um abgefahrene Untersuchungsmethoden. Der Alltag in der Klinik ist meist deutlich weniger spektakulär. Da sind meiner bisherigen, natürlich noch sehr beschränkten Erfahrung nach ganz banale Dinge viel wichtiger: zum Beispiel ob man sich die alten Arztbriefe organisiert hat, ob man sie auch gelesen und verstanden hat, ob man die körperliche Untersuchung gründlich durchgeführt hat, ob man die richtige Untersuchung angeordnet hat, ob die Pflege auch tatsächlich heute Blut für eine Laborkontrolle abgenommen hat, ob man rechtzeitig bemerkt, dass es einem Patienten schlechter geht, usw. Triviale Dinge sind wichtig, aber die lernt man im Studium nie.

Dass die meisten Klinik-Dozenten kein Interesse an guter Lehre haben ist ebenfalls richtig. Die Lehre in den vorklinischen Fächern, und in den klinisch-theoretischen Fächern (wie z.B. Pathologie oder Mikrobiologie) war bei uns VIEL, viel besser als die Lehre in den großen klinischen Fächern. Wie man das realistisch ändern könnte, weiß ich nicht. Ist halt ein Problem der Klinikkultur.

Mich hat das aber nicht besonders irritiert, da ich durch meine Bekannten, die direkt nach dem Abi Medizin studiert haben, ohnehin niedrige Erwartungen hatte. Die wurden dann im klinischen Studienabschnitt auch erfüllt - insofern keine Überraschungen. Die Vorklinik war erstaunlich gut, das war eher die Überraschung.

Wenn alle so lehrten und so prüften wie unsere Anatomie- und Physiologie-Dozenten, würde unsere Uni deutlich bessere Ärzte hervorbringen.

An den OP: Wahrscheinlich musst du dich gewissermaßen damit abfinden, dass es so ist, wie es ist, und versuchen, dennoch das Beste daraus zu machen. Versuch, möglichst viel mitzunehmen, versuch herauszufinden, in welchem Fach und in welchem Setting du mal gerne arbeiten würdest, usw. - wenn du das tust, wird dir der klinische Studienabschnitt trotzdem einiges bringen.

clou9
06.06.2019, 15:38
Dass man im Medizinstudium viel auswendig lernen muss, sollte jedem von uns ja bereits vor Studienbeginn bekannt gewesen sein. Die Leute die hier immer wieder behaupten, man braucht viel Verständnis möchten meiner Meinung nach nur nicht zugeben, dass im Studium vor allem Fleiß gefordert wird.
Man merkt doch schon in den ersten Vorlesungen, dass nur Faktenwissen durchgeklickt wird.
Aber wenn man sich für Medizin interessiert, ist das Studium nun mal die beste Anlaufstelle, weil man wohl sonst kaum die Zeit hätte, sich so umfangreiches Wissen anzueignen.

Würdet ihr jemanden, der sein Medizinstudium mit sehr gut abschließt, als Genie bezeichnen? Wohl eher nicht..
Wenn dagegen jemand sein Mathematikstudium mit sehr gut abschließt, ist es in meinen Augen ein Genie.

runningMan18
17.06.2019, 21:29
"Nach dem Physikum wird alles besser." hieß es in der Vorklinik. Jetzt bin ich in der Mitte des 2. klinischen Semesters und denke mir nur: "Wann genau danach?".

Klar, in der Vorklinik musste man viel lernen, die Klausuren waren gerne mal schwer, aber der Lernprozess war um so viel befriedigender und eine gute Note häufig Ausdruck eines guten Verständnisses der wichtigsten Zusammenhänge: Einmal einen bestimmten Stoffwechselweg oder eine Organphysiologie durchdrungen und schon haben sich mehrere logische Folgerungen und Vernetzungen für andere Bereiche ergeben. Auswendiglernen ja, aber mit Mehrwert.

Jetzt in der Klinik kann ich davon nichts erkennen:

Die Inhalte
"Das ist Krankheit/Erreger/Medikament XY, das sind einige völlig unzusammenhängende und größtenteils nicht logisch zu erschließende Fakten dazu. Bitte lernen.".
Das geht in einem begrenzten Ausmaß, aber bei der Geschwindigkeit, in welcher die Themen durchgepeitscht werden, fragt man sich doch, wie man dieses Telefonbuch denn nun memorieren soll.
Erster Gedanke: Das Wichtigste lernen. Was ist das Wichtigste? Kein Plan, da sich jedes klinische Fach zu schade ist, seine Lernziele transparent zugänglich zu machen - eine Praxis, die in der Vorklinik in fast jedem Fach Usus war.
Beihilfe schaffen hier Altfragen, doch bei denen fällt man dann komplett vom Glauben ab: Das obskurste Spezialwissen ohne jede Relevanz in Form von Klausurfragen, dafür wenigstens alle Jahre wieder das Gleiche.
Also alle Altklausuren durchackern, seine 1 abholen und effektiv nichts fürs weitere Studium oder die Famulatur gelernt haben (dafür aber auch nicht durchgefallen). Das Physikum ist bald ein Jahr her und ich habe in dieser Zeit nicht einmal ansatzweise den gleichen Umfang an neuem Wissen nachhaltig erworben, welcher bereits nach einem halben vorklinischen Semester im Kopf war und teils auch blieb. Ein Grund, der hier sicher mit reinspielt: Die zeitliche Gewichtung der Fächer. Die Termine pro Untersuchungskurs lassen sich an einer Hand abzählen (manchmal auch an einem Finger... ganz toller Lerneffekt), aber Hauptsache, man hat gerne mal doppelt so viele Seminare zur Medizingeschichte.

Die Lehre
Der größte Schock am klinischen Studienabschnitt. Die Dozenten geben einen kompletten Scheiß auf alles. Folien werden nicht vor der Veranstaltung hochgeladen und im Regelfall auch danach nicht. Vorlesungsaufzeichnungen gibt es grundsätzlich nicht. Zu Praktika und Seminaren kommen die Herren und Frauen Kliniker immer zu spät und gestalten die Veranstaltung so, dass sie möglichst wenig davon tatsächlich lehren müssen; in Form des Untersuchungskurses heißt dies beispielsweise: "Geht zum Patienten, wir treffen uns in 30 Minuten wieder. Ich muss noch paar Briefe schreiben." - jedes Mal.

Was soll eigentlich dieser Scheiß? Ich lerne absolut nichts außerhalb von Famulaturen, die Uni ist reine Zeitverschwendung und dank der Klausurumstellung kann ich mir nicht mal gemütlich in guten Lehrbüchern das Wissen aneignen, da plötzlich ein ganz neuer Schriftgröße-8-Fakt auf Folie 238 klausurrelevant ist und ich meine Zeit tippend in Vorlesungen verbringen darf, da deren Folien netterweise nicht hochgeladen werden. Das Physikum war besser als dieser Mist.

Du sprichst mir echt aus der Seele. Genauso empfinde ich es momentan auch!

Atana
18.06.2019, 20:17
Als Vorkliniker hört sich das doch gar nicht so schlecht an :-))
Also wenn ältere Semester meinen, es wird besser und "ab dann ist das Studium geschenkt" stellt man sich schon etwas in die Richtung vor.

Aber klar, wenn man nicht nur durch kommen will und auch mal mehr in die Materie will, ist das natürlich nicht schön..

Matzexc1
19.06.2019, 11:52
Meine Erfahrung: Es wird nicht besser, aber es hat mehr mit dem zu tun was wir später machen und das bringt auch mehr Spass mit. Die Fächer fand ich persönlich wechselhaft, manche waren echt motiviert andere hingegen....

Durchhalten :-)

SevenSeals
03.08.2019, 10:59
Ich hab tatsächlich ganz andere Erfahrungen gemacht.:-oopss Bei uns war die Vorklinik katastrophal organisiert und strukturiert (zB hat man die Bläschendrüse in Histo mikroskopiert bevor man Makro hatte und überhaupt wusste, dass es am Menschen eine Bläschendrüse gibt :D ). Außerdem hatte ich allein an BC und Physio meinen Spaß in der Vorklinik, Anatomie fand ich stumpfes Telefonbuch auswendig lernen vom feinsten und bei den kleinen Fächern lohnt sich noch nicht mal der Aufwand.
Das Erkennen von größeren Zusammenhängen wie du sagst, habe ich erst jetzt in der Klinik. Wenn ich zB weiß, dass die Pathophysiologie beim Nephritischen Syndrom eine Kapillarwandschädigung ist und beim Nephrotischen die glomeruläre Filtrationsbarriere kann ich mir auf der Physio/Ana Grundlage herleiten wie die Laborparameter jeweils aussehen, ich kann mir das Krankheitsbild und die Folgen herleiten (mit etwas physio/physik Verständnis) und mit dem Pharma-Wissen überlegen was wohl für eine Behandlung Sinn macht, oft passt auch die Äthiologie dazu. Außerdem sind unsere Dozenten (die meisten zumindest) im Gegensatz zur Vorklinik total motiviert und engagiert und wollen einem auch tatsächlich möglichst viel beibringen und nicht mehr mit miesen Klausuren einen reindrücken. Im Nebenjob im Krankenhaus kann man endlich mit den Medikamentenplänen und Patientenakten so richtig was anfangen und merkt, dass das Studium wohl doch Bezug zur Praxis hat. Also für mich ist tatsächlich nach dem Physikum alles besser geworden. Nur mal so eine Gegendarstellung, falls ein verzweifelter Vorkliniker über den Thread stolpert. ;)

ahea
07.08.2019, 11:39
@SevenSeals

Danke dir :D Lerne grade aufs Physikum und wollte mir in diesem Thread nochmal ne extra Portion Motivation abholen ^^ aka ein Grund mit dem Lernen aufzuhören. Vielleicht ja doch nicht.

Luffy123
07.08.2019, 17:27
Also bei uns gibt es kaum noch Altfragen und die Lehrbeauftragte müssen sich neue Fragen aus den Haaren herbeizaubern, was bisweilen echt nervig und frustrierend sein kann, wenn man in einem Semester bis zu 10 Klausuren hat, die alle hintereinander abgearbeitet werden.
So leicht kriegt man hier nicht seine 1, dafür muss man echt ackern.
Und dann kommen wir damit gleich zum nächsten Punkt: Das Dekanat meint, dass durch schwerere Klausuren die Studenten mehr motiviert werden. Ganz im Gegenteil, die Lehre bleibt bis auf wenige Ausnahmen richtig schlecht.
Tja ... soviel zum Thema es wird alles besser ...
Man kommt zwar eher oder einfacher durch ohne Nachklausuren, aber für gute Noten muss man sich den A**** aufreißen.

davo
07.08.2019, 17:58
MC-Fragen sind halt einfach grundsätzlich doof. Bei fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten herauszufinden, welche vier irgendeinen kleinen Fehler enthalten, ist IMHO nicht besonders sinnvoll für die berufliche Zukunft. Man wird zu passivem Wissen erzogen. Verständnisorientiertes Lernen ist unnötig.

In einer mündlichen Prüfung oder mit short answer questions könnte man wichtige Themen viel eher wiederholt fragen und die Studenten trotzdem zu verständnisorientiertem Lernen zwingen. Aber das würde natürlich Arbeit verursachen, und das geht ja nun gar nicht... dann also doch lieber sinnlose MC-Klausuren :-))

Heerestorte
07.08.2019, 19:17
Also bei uns gibt es kaum noch Altfragen und die Lehrbeauftragte müssen sich neue Fragen aus den Haaren herbeizaubern, was bisweilen echt nervig und frustrierend sein kann, wenn man in einem Semester bis zu 10 Klausuren hat, die alle hintereinander abgearbeitet werden.
So leicht kriegt man hier nicht seine 1, dafür muss man echt ackern.
Und dann kommen wir damit gleich zum nächsten Punkt: Das Dekanat meint, dass durch schwerere Klausuren die Studenten mehr motiviert werden. Ganz im Gegenteil, die Lehre bleibt bis auf wenige Ausnahmen richtig schlecht.
Tja ... soviel zum Thema es wird alles besser ...
Man kommt zwar eher oder einfacher durch ohne Nachklausuren, aber für gute Noten muss man sich den A**** aufreißen.

U? Welches Semester?

nie
07.08.2019, 19:20
Mir hat die Klinik Spaß gemacht und ist mir sehr viel leichter gefallen als die Vorklinik. Es war natürlich nie immer jeder Seminar toll und jeder Dozent motiviert aber insgesamt hab ich viel mehr sinnvolle Sachen gelernt als in der Vorklinik. Ich habe die Vorklinik immer als sinnloses reinstoßen von Wissen empfunden während ich in der Klinik viel öfter gesehen habe für was ich das ganze Zeug eigentlich lerne. Wir hatten auch wirklich viele praktische Kurse und oft Patientenvorstellungen. Gerade in so komplexen Fächern wie Hämatologie hab ich es als sehr hilfrei empfunden wenn da reale Patienten waren, die einen erzählt haben wie es ihnen ging, welche Symptome sie hatten, welche Diagnostik gemacht wurde usw. Anhand der Geschichte der Patienten konnte ich mir auch Jahre später noch komplette Krankheitsbilder merken. Stumpf auswendig gerlent habe ich in der Klinik gar nicht mehr. Ich fand es da viel leichter mir viele zur erschließen, Zusammenhänge zu erkennen usw. Man kann sich doch vieles ziemlich einfach herleiten und logisch erklären.
Ich kann für mich sagen, dass mir die Klinik wirklich gefallen hat und ich viel mitgenommen habe aus dieser Zeit. Aber mir hat auch mein PJ Spaß gemacht, vielleicht bin ich da einfach ein schräger Sonderfall :-nix ;-)

Einzig dieses "wir quetschen 25 Klausuren in 2 Semester und machen 85 % Altfragen" - Ding lief natürlich auch bei uns eher suboptimal und da fände ich ein modulorientiertes Lernen, wie es einige Unis schon praktizieren, deutlich besser. Dass man sich nicht am Ende des Semester das Wissen wild quer durch alle Fächer Wissen reinquetschen muss sondern eben sich mit einem Fachbereich beschäftigt und am Ende des Moduls mit der Klausur abschließt. Da gibt einem dann wenigstens die Chanche, sich mal konzentriert mich dem Fach auseinander zu setzen.

Luffy123
08.08.2019, 14:14
@Heerestorte:
Jo. Im Winter Abschluss. Und wir kennen uns, zumindest vom sehen :P :P

jktz90
08.08.2019, 17:41
Ich schließe mich der Meinung hier an. Die Pflichtveranstaltungen sind teilweise eine reine Witzveranstaltung und absolut nicht zeiteffektiv.

Ich lerne ausschließlich durch Kurzlehrbücher und Amboss kreuzen. Ich hoffe meine späteren Patienten vergeben mir und versterben nicht :-peng