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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinnvolle Teilzeitmodelle



MVP_Rose
14.06.2019, 17:22
Hi, eben wurde mein ganzer Text geschluckt, weswegen ich mich kürzer halte.

Ich möchte im Dezember in eine kleine Unistadt umziehen, bin 26, Alleinstehend und seit dem 1.6. im 2. WBJ Psychiatrie. Mein jetzige Klinik ist echt toll, aber ich möchte nicht mehr Vollzeit arbeiten. Habe 2 Vorstellungsgespräche nächsten Freitag, und deswegen ein paar Fragen.

Zunächst zu den Modellen die ich mir vorgestellt habe (idealerweise 80% mit max. 2 Diensten im Monat):

a) 1 Tag die Woche frei, muss nicht der Freitag sein
b) 2 Tage die Woche um 13 Uhr raus (Mi/Fr, Do/Fr oder ähnlich)
c) alle 2 Wochen Freitag frei ohne Dienste am dazugehörigen WE

Mit einem CA habe ich telefoniert, dieser signalisierte mir dass ein Tag frei wegen der Patientenversorgung nicht ginge (:-D) und ich Dienste machen müsste wie die Vollzeitstellen. Er wolle auch keine Drückeberger, die pünktlich den Hammer fallen lassen wenn die Dienstzeit vorbei ist und noch nicht alle Arbeit erledigt ist. Wobei letzterer Punkt ja unterschiedlich aufgefasst werden kann, in der Psych kann man vieles auch noch am Folgetag klären. Was ich nicht möchte ist 80% Bezahlung bei 100% Arbeit mit 120% Stress, dann brauche ich auch keine Teilzeit. Natürlich hängt das auch an meiner Organisation ab, ist mir klar. Dennoch würde ich mir wünschen, dass ich dann nicht die gleiche Anzahl an Patienten und Diensten habe wie eine Vollzeitstelle.

Meine Fragen
1) Womit habt ihr gute, als auch schlechte Erfahrungen gemacht? Habt ihr Tipps zur Verhandlung des Modells?
2) Wie regelt ihr die Ausgestaltung eurer Dienste, was würdet ihr mir raten? Schon im Vorfeld was vertraglich festlegen? Wie?
3) Habt ihr dann weniger Urlaubstage?
4) Wie sieht es mit der eventuellen Bezahlung der PT-Ausbildung aus? Hätte ich dann nur Anspruch auf eine geringere Übernahme der Kosten bei weniger Arbeitszeit?

Danke euch im Voraus!!

Muriel
14.06.2019, 18:36
Modelle mit geplant früherem Rauskommen sind häufig kritisch, da man selten wirklich um eins oder wann auch immer geht. Wenn Du an einem freien Tag gar nicht erst da bist, kann Dir auch keiner ein schlechtes Gewissen machen, weil Du "jetzt SCHOOOOOOON??" gehst.

agouti_lilac
14.06.2019, 18:38
Zu 1):

Aus den Erfahrungen von Freunden: Pünktlich um 14 Uhr gehen klappt nicht. Ein freier Tag ("X-Tag") pro Woche war durchweg besser. Allerdings sollte der dann schon im Dienstplan festgehalten werden! Bei einer Freundin war das nicht der Fall, sondern man hat einen Tag vorher (!) ausgemacht, dass der folgende Tag frei war, was regelmäßig dazu führte, dass sie gebeten wurde, diese Woche keinen X-Tag zu nehmen, weil doch so viel zu tun sei. Und Planbarkeit für einen Zahnarzttermin oder so sieht ja auch anders aus.
Bei uns in der Klinik spricht man das vorher mit der Sekretärin ab, die die X-Tage aller Teilzeitkollegen in einen Plan einträgt, damit nicht auf einmal 20 Leute den Freitag nach Himmelfahrt frei nehmen etc., dann wird daraufhin der Dienstplan drumherum gebastelt.

vanilleeis
14.06.2019, 18:45
1) Ich plädiere auch für einen Tag frei pro Woche, aus den o.g. Gründen.
2) Wer Teilzeit arbeitet, macht auch weniger Dienste. Alles andere ist verarsche.
3) Klar, wenn sich die Arbeitszeit auf weniger als 5 Tage/Woche verringert, verringern sich auch die Urlaubstage. In Summe sind die Wochen, die man frei machen kann, immer gleich (Also bei einer 4 Tage Woche hättest Du vom 1.1. bis 31.12. 24 Urlaubstage).
4) Nein, Du musst ja auch die vollen PT-Stunden nachweisen. Warum sollest Du dann weniger bezahlt kriegen?

Das, was Du von dem neuen Chef schreibst, klingt nicht wirklich sympathisch. In der Psych, als "erfahrener", mit guten Deutschkenntnissen, nimmt Dich jeder mit Kusshand. Lass Dich also nicht verarschen.

morgoth
14.06.2019, 19:13
In meiner Weiterbildungsklinik (Psychiatrie) hatten wir Mo-Mi-Fr Visiten; Di/Do war für andere Tätigkeiten vorgesehen.
Damit ist das Argument mit "Patientenversorgung nur mit täglicher Anwesenheit möglich" schon mal entkräftet.
Auch psychiatrische Patienten überleben Wochenenden, Feiertage, Brückentage ...

rafiki
14.06.2019, 19:40
In der Psych, als "erfahrener", mit guten Deutschkenntnissen, nimmt Dich jeder mit Kusshand.

Genau. Und wenn du schlau bist, verlangst du eine Gehaltshochstufung, ist möglich, wenn man selbstbewusst auftritt.

annekii
14.06.2019, 22:23
An meiner letzten Klinikstelle waren viele Teilzeitler. Beginn war 8 Uhr mit Frühbesprechung, 14:15 Nachmittagsbesprechung, sodass um 14:30 alle Teilzeitler verschwunden sind. Der Dienst hat 14 Uhr angefangen und hat das Akute gemacht, sodass die wenigen Vollzeitler nur ihre Arbeit mit Sprechstunde oder Station fertig machen konnten, ohne fürs Ambulante und Akute gerufen zu werden.
Wir waren viele 8-14:30, sodass die Arbeit dann gemacht war, egal ob auf Neo, Normalstation oder Psychosomatik. Elterngespräche fielen dann für mich als Teilzeitler aber oft aus auf der Psychosomatik, wenn die nach der Arbeit kamen.

Colourful
15.06.2019, 07:54
Und gerade in der Psychiatrie gibt es wenig Dinge, die nicht bis zum nächsten Tag warten können. Und die wirklichen Notfälle, die es dann auch mal gibt, die werden auch versorgt, wenn die Teilzeitler zu Hause sind.
Ich hab da schon viele Modelle durch, hab quasi auch nur ein Jahr Vollzeit gearbeitet und aufgrund meiner Tochter immer 50-75% gearbeitet. Und ja, wenn man sich organisiert geht das meist ganz gut, gerade in der Psychiatrie.

Wenn der Grund für Teilzeit jedoch nicht Kinderbetreuung ist, dann würde ich jedoch zu einem freien Tag tendieren.

Luffy123
16.06.2019, 10:15
Zum Thema Teilzeit:
Was ich ganz interessant finden würde, wäre 80 % zu arbeiten, die 4 Wochen aber voll incl. Dienste, dafür im nächsten Monat eine Woche Urlaub usw.
Meint ihr, so ein Modell ist überhapt realisierbar?

Muriel
16.06.2019, 10:22
Kenne jemanden hier, der genauso arbeitet ;-) oder 90%, also nach fünf Wochen eine Freiwoche.

agouti_lilac
16.06.2019, 10:42
Zum Thema Teilzeit:
Was ich ganz interessant finden würde, wäre 80 % zu arbeiten, die 4 Wochen aber voll incl. Dienste, dafür im nächsten Monat eine Woche Urlaub usw.
Meint ihr, so ein Modell ist überhapt realisierbar?

Ja, hat meine Freundin eine zeitlang auch gemacht, als es ihr mit dieser "einen-Tag-vorher-wissen-ob-man-am-nächsten-Tag-frei-hat"-Nummer zu bunt wurde.

MVP_Rose
16.06.2019, 11:09
Das klingt tatsächlich auch ganz gut, ich habe gleichzeitig aber stets im Hinterkopf, dass es dann Kollegen gibt die sich dagegen sträuben, womöglich jeden Monat eine Woche die Station allein oder in kleiner Besetzung zu betreuen.

Mano
16.06.2019, 11:23
Das passiert bei Urlaub und Krankheit doch auch?

tarumo
16.06.2019, 12:07
Das klingt tatsächlich auch ganz gut, ich habe gleichzeitig aber stets im Hinterkopf, dass es dann Kollegen gibt die sich dagegen sträuben, womöglich jeden Monat eine Woche die Station allein oder in kleiner Besetzung zu betreuen.

Erst mal ist die Personalplanung nicht Sache der "lieben" Kollegen und zweitens freut sich IMHO die übergroße Anzahl der Kolleg*Innen auch über Teilzeitkräfte, insbesondere wenn die Alternative dazu "gar kein neuer Mitarbeiter" lauten würde.

Speranza100
16.06.2019, 12:20
Hej, ich habe diverse Teilzeit Modelle durch und Das am Verlässlichste war auch das mit 75 %: 3 Wochen Arbeiten und eine Freiwoche. Es gab da die Regel Urlaub geht vor Freiwoche, also ich konnte mir die Wochen nicht aussuchen natürlich wenn andere Kollegen Urlaub nehmen wollten, dann hatte das Vorrang, meine Woche fiel da rein wo es eben passte, aber wurde auch im Dienstplan so vermerkt und war verbindlich.
es gab jeden Monat fest eine Woche (Mo-Fr), das war auch nie zu diskutieren, ich wurde ja auch entsprechend bezahlt und angestellt. Die angrenzenden Wochenenden hatte ich nicht unbedingt frei, das war mir aber nicht so wichtig, habe es auch nicht versucht "durchzusetzen". Mein Chef hat mich damals in der Hauturlaubszeit gebeten einen Monat drauf zu verzichten und dann aber volles Gehalt zu bekommen - war wohl aber auch ein sehr lobenswerter Arbeitgeber muss ich rückblickend sagen...
Das Modell früher gehen habe ich derzeit und merke, wie man doch deutlich mehr Arbeit aufgebrummt bekommt, als es der Stellenanteil eigentlich hergeben würde. Da ich jeden Tag da bin gleiche ich auch etwaige Abwesenheiten von Kollegen mit Zn Dienst etc aus, was natürlich für den Arbeitgeber deutlich attraktiver ist.
Einen Tag Frei pro Woche hatte ich noch nicht, dies stelle ich mir aber v.a. in der PSychiatrie am leichtestens zu realisieren vor. Ich habe in meiner ABteilung gerade einen Kollegen (Innere), der immer Freitags frei hat, das führt regelmäßig zu Unmut und v.a. zu Mehrarbeit für alle anderen (Freitags natürlich für alle besonders ärgerlich). In der Psychiatrie kann wie oben geschrieben ja deutlich mehr "liegen gelassen werden" für einen Tag.
Viel Glück und Erfolg und such dir das für dich Stimmige!