PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Humangenetik?



Seiten : [1] 2

Maigl?ckchen
16.06.2019, 13:46
Hallo,

ist hier irgendjemand der Humangenetik Facharzt macht oder bereits fertig ist und mir ein paar Fragen zur Weiterbildung beantworten könnte?:

1) Wie ist der Tagesablauf in etwa?

2) Hat man auch Wochenend- und Nachtdienste?

3) Wie ist die Verteilung von beratender und Labortätigkeit?

4) Wo absolviert man am besten die 12 Monate in der unmittelbaren Patientenversorgung?

5) Spezialisiert man sich auf einen Bereich (z.B. eher neurologische Erkrankungen, Tumorerkrankungen o.ä.)

6) Wie viel Zeit hat man für Beratungsgespräche?

7) Wie sind die Jobchancen (habe kein PJ oder Famulatur in diesem Bereich gemacht, da mir erst während des PJs klargeworden ist, dass ich nicht in die akute Patientenversorgung möchte)?

Vielen Dank im Vorraus,
LG, Mai

HeleneeneleH
06.12.2021, 18:50
*push*
Gibts vielleicht mittlerweile jemanden , der Erfahrungen mitteilen kann ? *.*

roxolana
07.12.2021, 20:45
In Humangenetik ist es wohl sehr schwierig reinzukommen, vor allem ohne Connections durch Diss etc.

Tigga
07.12.2021, 22:25
Bei uns haben die Humangenetiker versucht, WB Assistenten für Pädiatrie intern abzuwerben. Ohne offizielle Ausschreibung, nach einigen Monaten warten auf Freiwillige wurde ein zufällig anwesender PJler "angeworben". Wollte nur daslassen dass es nicht überall ultra-kompetetiv ist ;-)

HeleneeneleH
08.12.2021, 11:12
Hm , klingt ja nicht so berauschend beziehungsweise klingt insgesamt so , als bräuchte man Glück ... bieten wohl auch nur die Universitätskliniken an .
Vielleicht findet sich hier ja doch auch jemand , der in der Humgen tätig ist und ein bisschen was über den Alltag, Ausbildung, Familienfreundlichkeit etc . erzählen kann .

Locutus001
08.12.2021, 13:06
Hallo,

ist hier irgendjemand der Humangenetik Facharzt macht oder bereits fertig ist und mir ein paar Fragen zur Weiterbildung beantworten könnte?:

1) Wie ist der Tagesablauf in etwa?

2) Hat man auch Wochenend- und Nachtdienste?

3) Wie ist die Verteilung von beratender und Labortätigkeit?

4) Wo absolviert man am besten die 12 Monate in der unmittelbaren Patientenversorgung?

5) Spezialisiert man sich auf einen Bereich (z.B. eher neurologische Erkrankungen, Tumorerkrankungen o.ä.)

6) Wie viel Zeit hat man für Beratungsgespräche?

7) Wie sind die Jobchancen (habe kein PJ oder Famulatur in diesem Bereich gemacht, da mir erst während des PJs klargeworden ist, dass ich nicht in die akute Patientenversorgung möchte)?

Vielen Dank im Vorraus,
LG, Mai

Moin,

mein Kollege bastelt sich da Stück für Stück rein, aber leider hat er noch nicht gestartet (wäre ein weiterer Facharzttitel in seiner Sammlung ;-)).

Daher kann ich Dir hier nicht ganz explizit antworten, aber die wenigen Dinge die ich mitbekommen habe.

Man braucht einen WB-Befugten, das kann auch ein Niedergelassener sein.
Tagesablauf richtet sich entsprechend nach dem WB-Befugten und den Zeiten in dem Fall. Allerdings ist es im niedergelassenen Bereich so, dass zumindest theoretisch dein WB-Befugter auch tatsächlich da sein muss, wenn Du WB machst (anders als in Kliniken, wo es einen Chefarzt gibt und irgendwann nach 5 Jahren triffst Du den mal für die Unterschriften...).

Ich denke das ist ähnlich wie in der Labormedizin. Nachtdienste vermutlich eher nicht (wobei man in den Kliniken ja durch alle Bänke in die Nachtdienste geschickt wird, daher für Kliniken unter Vorbehalt vermutlich doch nen Dienst... ambulant vermutlich eher nicht).

Patientenversorgung: Fang mit Innere Medizin an. Wenn Du die 12 Monate rumhast, ist das wichtigste geschafft. Das ist sonst immer doof, wenn Du Labor/MiBi/etc. machen willst und das noch nicht fertig hast. Denn das heißt für Deinen potentiellen Arbeitgeber, dass Du es noch machen musst und nicht für ihn weiterarbeiten kannst. Das nervt alle Beteiligten eigentlich nur.
Für Innere würde ich mir etwas suchen wo möglichst viele Krankheiten dabei sind, die humangenetisch relevant sind. Aber letztlich schadet ein allgemeiner Innere Abschnitt nie. (Endokrinologie ist vermutlich nicht ganz unspannend auch unter humangenetischen Aspekten, aber sicherlich gibt es da auch andere geeignete).

Ich glaube man "subspezialisiert" sich eher. Du bist ja dann schon spezialisiert: Humangenetik ;-)
Humangenetische Beratung MUSS immer erfolgen bei prospektiver Diagnostik. Entweder durch Humangenetiker selbst (die immer häufiger auch kooperieren mit oder direkt arbeiten für ambulante Labore) oder durch einen Facharzt, der in seiner Fachrichtung die Zusatzbezeichnung dafür trägt (NUR in seinem Bereich!).

Generell kann ich empfehlen die WB-Ordnungen einmal zu lesen. Hier ein Beispiel: https://www.blaek.de/weiterbildung/qualifikationen-nach-der-weiterbildungsordnung/facharzt-fuer-humangenetik
(je nach Bundesland etwas unterschiedlich).

Ich behaupte die Jobchancen sind gut, denn Humangenetik wird zunehmend relevant. Und es ist ein hochkomplexes Thema, in dem man - m.M.n. - sehr gut, intelligent und gewissenhaft sein muss.
Sowohl für die eigene Niederlassung, als auch Anstellung gibt es da sicherlich Möglichkeiten. Vermutlich weniger Flexibel als MiBi oder Labormedizin, aber dafür sehr viel spezialisierter (so wie Transfusionsmedizin).

Sorry, aber da mein Kollege mit seinem Abschnitt noch keinen fixen Starttermin hat, gibt es da zu sonstigen Abläufen keine genauen Antworten.
Im Zweifelsfall einfach einmal an einen Zuständigen Weiterbildner eine nette Email verfassen. Meistens freuen sich die Leute über Interesse am eigenen Fach.

HeleneeneleH
10.12.2021, 18:29
Vielen Dank für die lange Antwort .
In der Tat habe ich nun von einer Professorin für Humgen gehört , dass viele der Assistenzärzt*innen dort auch ihr Wahlfach im Praktischen Jahr gemacht haben - natürlich doof für alle , die an Unis studieren , wo das gar nicht möglich ist , weil kein Prüfungsfach im dritten Examen etc.

Falls noch jemand Erfahrungen hat , gerne her damit *.*

Sonic the Hedgehog
10.12.2021, 19:35
Die Stellensituation ist katastrophal.

Es ist leichter eine Stelle in der Derma oder plastischen Chirurgie zu finden als in der Humangenetik. Als Quereinsteiger ohne PJ oder Diss unmöglich.

Weiterbildungsstellen werden vorzugsweise mit Fachärzten für Gynäkologie oder Neurologie besetzt.

Niederlassung ist ausgeschlossen. Alle Kassensitze sind von großen Laborketten (Synlab, etc.) aufgekauft und die haben kein Interesse euch am Gewinn zu beteiligen.

Leucovorin
10.12.2021, 20:16
Die Stellensituation ist katastrophal.

Es ist leichter eine Stelle in der Derma oder plastischen Chirurgie zu finden als in der Humangenetik. Als Quereinsteiger ohne PJ oder Diss unmöglich.

Weiterbildungsstellen werden vorzugsweise mit Fachärzten für Gynäkologie oder Neurologie besetzt.


Eine Oberärztin aus der Humangentik (Uniklinik) hat damals (ca. 2010) ihren Werdegang im Querschnittfach Humangenetik präsentiert. Sie hat dort promoviert und im Labor (Forschung) gearbeitet und dann in der Päd gestartet. Päd war dann doch nix. Thema Nachtdienste und Kinder. Sie ist in die Humangenetik gegangen und hat den Job natürlich aufgrund der Prootion ("man kannte sich") bekommen. Alltag bestand aus humangenetischer Beratung, Tätigkeit im Labor, Forschung sowie auch Lehre.
Als wir damals vor Ort waren, durften wir bei einer Beratung dabei sein. Für die Uniklinik ist das ganze Institut (sehr ausführliche Beratung und Labor) ein ziemliches Zuschussgeschäft zumindest zu damaligen Zeiten.

BlaBlubberFasel
10.12.2021, 20:17
Ich habe als Quereinsteigerin (ohne PJ oder Dissertation in der Humangenetik) einem Job in der Humangenetik gefunden. Stellen gibt es nicht wie Sand am Meer, aber es gibt sie. Gute Anlaufstellen sind z.B. die Jobseiten des bvdh oder der Gfh, da sind regelmäßig Stellen ausgeschrieben. Bei weiteren Fragen könnt ihr mir gerne eine pn schicken :).

Leucovorin
10.12.2021, 20:36
Es ist leichter eine Stelle in der Derma oder plastischen Chirurgie zu finden als in der Humangenetik. Als Quereinsteiger ohne PJ oder Diss unmöglich.


Derma+Plastische haben offensichtlich Schnittmengen als Fächer, Humangenetik ist ganz anders als Fach.
Ich glaube man kann überall reinkommen, wenn man sich nur voll reinhängt, es begründen kann und ortsflexibel ist.

Sait
10.12.2021, 21:29
Interessantes Thema. Hut ab für die Kollegen, die das Fach machen wollen, obwohl es so schwierig ist eine Stelle zu bekommen, zumal die Bedingungen nicht so gut sind. Für diese Aufopferung wegen der Liebe zum Fach, meinen Respekt habt ihr.

mbs
10.12.2021, 23:51
Das Problem ist wahrscheinlich nicht, dass das so viele machen wollen - auf die Idee kommen sicher die wenigsten - sondern eher, dass ich mir vorstellen kann dass es nur extrem wenige Stellen in dem Bereich gibt.
Sollte es aber nur darum gehen patientenfern und außerhalb der Klinik tätig zu sein hätte man ja auch andere Optionen. Mikrobiologie, Transfusionsmedizin, Labormedizin, Pathologie...aber auch da wird es vermutlich immer schwerer was zu kriegen. Immerhin werden die Arbeitsbedingungen in den klinischen Fächern nicht besser und es wollen immer mehr aus der Klinik raus.

anignu
11.12.2021, 00:40
Aber nicht alle sind so drauf wie du.
Es gibt noch genug Leute die gerne mit Patienten arbeiten und sehr viele davon, vor allem Richtung Innere etc. gehen halt in die Niederlassung.

Bonnerin
11.12.2021, 08:41
Die Humangenetik ist nicht patientenfern. Man hat da einiges an Kontakt im Rahmen von Beratungsgesprächen etc., das sollte man dringlich im Hinterkopf haben.

Die Niederlassungssituation ist im Prinzip identisch mit MiBi/Laboratoriumsmedizin/Patho/Hygiene/Transfusionsmedizin. Es gibt sicher eine minimale Anzahl Sitze in Privathand, aber an die wird man ohne Verwandheit mit der Person und/oder einen Lottogewinn nicht rankommen.

Also eben 2 realistische Alternativen: Im niedergelassenen Bereich bei einer Laborkette (oder in seltenen Fällen in einem inhabergeführten Labor) angestellt sein oder an einer Uniklinik arbeiten. Wenn man beides für sich nicht sieht, dann sollte man sich (komplett unabhängig von der Stellensituation) die Humangenetik nochmal dringlich überlegen (und auch andere Laborfächer).

ehem-user-25-04-2022-1131
11.12.2021, 08:58
Die Humangenetik ist nicht patientenfern. Man hat da einiges an Kontakt im Rahmen von Beratungsgesprächen etc., das sollte man dringlich im Hinterkopf haben...

Patientenferne Fächer sind für die Meisten in diesem Forum alle, die nicht Chirurgie oder Innere im Namen haben :D

HeleneeneleH
11.12.2021, 10:26
Ich finde vor allem die Kombination aus Patienten - und Laborarbeit spannend , ich kann mir die Klinik auf Dauer nicht wirklich vorstellen . Auf Zeit - ja . Für länger /gar immer ? Nee .
Zumal ich die Humgen etwas freundlicher hinsichtlich Familie und Arbeitsatmosphäre in Erinnerung habe =)
Labormedizin und Mikrobiologie ist ja dann doch leider sehr patientenfern und doch nochmal etwas anderes von der Arbeit her .

Ist ja auch gut , dass jeder etwas anderes spannend findet - ich persönlich habe Respekt vor allen , die sich die "klassischen" Klinikfächer Innere Medizin oder Chirurgie antun .

Leider bietet meine Uni Humgen als Wahlfach gar nicht an , sodass dieser Weg an eine Stelle gar nicht möglich ist für mich - das macht es natürlich alles schwierig und irgendwie frustran . ._.

milz
11.12.2021, 11:45
...Pathologie...aber auch da wird es vermutlich immer schwerer was zu kriegen. Immerhin werden die Arbeitsbedingungen in den klinischen Fächern nicht besser und es wollen immer mehr aus der Klinik raus.

Im Gegenteil. In der Pathologie gibt es, regional unterschiedlich ausgeprägt, aus mir unverständlichen Gründen einen AA- und FA-Mangel, trotz exzellenter und familienfreundlicher Arbeitsbedingungen (m.E. keine Nachtdienste, freies Wochenende! (Fast) Keine Patientengespräche!) und abwechselungsreicher Tätigkeit (Histo, Zyto, Molpath, Zuschnitt, Schnellschnitt, Obduktion, Tumorkonferenzen, ggf. Lehre und Forschung...) und Perspektiven (Uni, peripheres Krankenhaus, Praxis/Niederlassung). Durch die Überalterung und die relativ lange Ausbildungszeit wird das eher noch zunehmen.

freak1
11.12.2021, 12:15
aus mir unverständlichen Gründen einen AA- und FA-Mangel

Patho ist halt ein ziemlich spezielles Fach und für viele nicht das, weshalb sie Medizin studiert haben. Auch mein Fach (Radio) ist ziemlich speziell. Für mich perfekt, weil ich eigentlich auch nur wenig (aber auch nicht gar keinen!) Patientenkontakt haben möchte und Stationsarbeit für mich ein nogo ist. So wird's ja auch bei euch aussehen. Mich könnte man für kein Geld der Welt und/oder perfekte Arbeitsbedingungen den ganzen Tag vors Mikroskop bekommen. :-D

Locutus001
11.12.2021, 12:28
Patientenferne Fächer sind für die Meisten in diesem Forum alle, die nicht Chirurgie oder Innere im Namen haben :D

Einen dicken DAUMEN HOCH für diesen Kommentar ;-)