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Silent1
02.07.2019, 12:03
Hallo,
ich habe mich in Sachsen an mehreren KHs beworben und möchte wissen, ob es eine seriöse Seite gibt, auf der man das Bruttogehalt verschiedener KHs vergleichen kann. Möchte das den Chefarzt nicht direkt fragen und auch nicht bei der Verwaltung anrufen...

Bin auch zu mehreren Vorstellungsgesprächen eingeladen worden. Angenommen den Fall, ich würde die Stelle bekommen. Wie macht ihr das dann mit dem Vertrag? Gleich unterschreiben oder lieber mit nach Hause nehmen und eine Nacht (oder zwei) darüber schlafen?

vielen Dank.

agouti_lilac
02.07.2019, 12:11
a) Frag den Chef nach dem Gehalt. Das ist keine "falsche" Frage, auch wenn einem das gerne suggeriert wird... über Geld spricht man nicht und so. Auch mit der Vergütung der Dienste. Das kann alles in allem echt viel ausmachen!

b) Nicht sofort unterschreiben und auch nicht sofort zusagen. In der Regel kriegst du den Vertrag sowieso später von der Verwaltung zugeschickt und nicht sofort vorgelegt.

Welches Fach soll's denn werden? :-)

rafiki
02.07.2019, 12:13
Zur ersten Frage: Sämtliche gängigen Tarifverträge einschließlich Gehaltstabellen sind im Netz zu finden.

Zur zweiten Frage: Niemals einen Vertrag sofort unterschreiben, sondern zu Hause in Ruhe zu Gemüte führen.

Lizard
02.07.2019, 13:07
Ich habe meinen Vertrag vor Unterschrift vom Marburger Bund checken lassen.

Silent1
02.07.2019, 16:24
zum Thema Vergütung:
was soll ich alles erfragen?

-Vergütung von Überstunden
-Vergütung von 24 Stunden Diensten
-Vergütung von Wochenend-/Feiertagsarbeit

noch was?

Feuerblick
02.07.2019, 16:35
Frag einfach, welcher Tarifvertrag für das Haus gilt. Dann kannst du ganz gemütlich selbst nachschauen. Der Chef weiß das sowieso nicht :-nix

Miss_H
02.07.2019, 16:38
Und Stelle grundsätzlich einfach zusagen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Ehrlichkeit nicht belohnt wird. Vertrag aber nicht unterschreiben ohne vorherige Prüfung.

vanilleeis
02.07.2019, 17:26
Wobei du erfragen sollest, nach welcher Stufe der Bd eingruppiert ist

bristol
02.07.2019, 21:26
Wie realistisch ist es, Leistungen außerhalb des Tarifs zu erhalten bzw. was kann man sinnvoll anfragen (Poolbeteiligung, Fortbildungen...)?

freak1
02.07.2019, 21:42
Ich glaube die Frage nach Poolbeteiligung kommt jetzt nicht unbedingt sooo gut. Entweder es gibt sie in deinem Haus oder nicht (bei uns zB nicht, auch nicht für OÄ).

Feuerblick
03.07.2019, 04:36
Kann man beides ruhig erfragen. Insbesondere Fortbildungsgeld....

med_in_1
03.07.2019, 06:48
Das Grundgehalt, welches du also erhälst für deine 40h Woche, dürfte deutschlandweit bei allen Krankenhäusern +/- konstant gleich sein (siehe Tarifvertrag Marburger Bund (VKA) bzgl. TLD UniKlinik, spezielle Kliniken ausgeklammert). Unterscheiden tun sich die Häuser mit dem Zeitpunkt der Umsetzung des Tarifvertrags (Kirchliche Häuser lassen sich da ab und an mal etwas mehr Zeit, war zumindest bei mir so).

Einen nicht unerheblichen Teil des Lohnes machen die Dienste aus: gibt es z.B. 24h Dienste mit Freizeitausgleich am Folgetag, bekommst du weniger, als wenn es dieses 12h Modell gibt, wo du z.B. 6 Tage Nachtdienst à 12h hast, keinen Freizeitausgleich bekommst. Sodass das Dienstsystem und die Eingruppierung der Dienste eine zentrale Frage ist. Finanziell am schlechtesten ist es sicher, wenn es ein 3 Schichtsystem gibt, dort gibt es dann lediglich die mageren Nachtzuschläge, aber eben kein automatisches Generieren von Überstunden durch Dienstlänger >8 Stunden.

Auch Überstunden wäre interesannt, ob diese nun bezahlt, in Freizeit ausgeglichen oder nicht erfasst werden.

Ich habe es auf der Stufe unter Oberarzt selbst noch nie erlebt, dass man das Gehalt frei verhandeln kann, gerade das soll ja m.E. ein Tarifvertrag verhindern.

agouti_lilac
03.07.2019, 07:37
Ich habe es auf der Stufe unter Oberarzt selbst noch nie erlebt, dass man das Gehalt frei verhandeln kann, gerade das soll ja m.E. ein Tarifvertrag verhindern.

Ich tatsächlich schon, wenn auch nur gehört: Eingruppierung ins 4. Jahr als Anfänger. Kleine Klitsche im Osten in der Pampa.

tarumo
03.07.2019, 08:56
Ich habe es auf der Stufe unter Oberarzt selbst noch nie erlebt, dass man das Gehalt frei verhandeln kann, gerade das soll ja m.E. ein Tarifvertrag verhindern.

Na ja, wenn der Tarifvertrag unter dem "Marktwert" abgeschlossen wurde und im wesentlichen nur noch attraktiv für nicht EU-Ausländer mit eingeschränkter Berufserlaubnis (..keine Dienste, keine Fachkunde etc...) ist, kommt dann sowas heraus. Neben Hochstufung (z.B. wenn eine Fachkunde oder "Dienstreife" schon vorliegt) kann man u.a. verhandeln: Entfristung, kostenfreies Wohnen, Umzugsprämie etc. Bei sowas tun sich die AG leichter, weil ein übertarifliches Gehalt im Betriebsrat durchgewunken werden müßte und das ist u.U. schwierig.
Poolbeteiligung ist "eigentlich" nicht verhandelbar, wenn im Gesetz des jeweiligen Bundeslandes festgeschrieben, dazu legen die MB-Tarifverträge auch fest, daß alle nachgeordneten Ärzte zu beteiligen sind und nicht nur OA. Die Höhe der Poolbeteiligung kann aber durchaus als Maß der Wertschätzung oder indirekte Gehaltsaufstockung herhalten...
Noch gefunden:
https://www.mt.de/lokales/regionales/22492086_Kopfgeld-OWL-Kliniken-werben-sich-Aerzte-gegenseitig-mit-Fangpraemien-ab.html
Hier ist die Rede vom bis zu vierfachen Tarifgehalt als VHB, vmtl. aber auf FA-Basis.

Echinococcus
03.07.2019, 10:00
Ich finde auch, dass gerade das Grundgehalt im Vergleich zu einigen anderen Beschäftigungsmöglichkeiten, insb. IGM Tarife, eigentlich eine Frechheit ist, aber niemand traut sich ja, die Gehaltsdebatte wirklich mal zu führen.

Ich finde es aber super traurig, dass ich jetzt schon weiß, dass für mich spätestens mit dem FA nur noch Außertariflich in Frage kommt, da ich ja das Glück habe, in einer recht nischigen, aber gesuchten Disziplin zu hocken.

mainzer
03.07.2019, 10:21
Ich finde es aber super traurig, dass ich jetzt schon weiß, dass für mich spätestens mit dem FA nur noch Außertariflich in Frage kommt, da ich ja das Glück habe, in einer recht nischigen, aber gesuchten Disziplin zu hocken.

..die nochmal welche wäre? ;-)

tarumo
03.07.2019, 11:12
Ich finde es aber super traurig, dass ich jetzt schon weiß, dass für mich spätestens mit dem FA nur noch Außertariflich in Frage kommt, da ich ja das Glück habe, in einer recht nischigen, aber gesuchten Disziplin zu hocken.

Bitte Ironie auch als solche kenntlich machen;-)

Ich denke, daß nicht die "Nische" (wie wärs mit FA für Physiologie?), der entscheidende Punkt ist, sondern die Nachfrage. Auch in gängigen Fächern wie Innere, Chirurgie, Psychiatrie, Gyn etc. ist bei guter fachlicher Qualifikation auch schon mal ein FOA gegen Ende der WBZ "drin", selbst an "Elite" Universitäten. Mir persönlich bekannt ist auch eine Ernennung zum OA vor FA-Prüfung. Wenn die Tarifvergütung zu gering ist und man fähiges Personal halten will, muß halt bei der Beförderung getrickst werden.

Echinococcus
03.07.2019, 11:52
..die nochmal welche wäre? ;-)

Hygiene. Und da man dort nicht an die gängigen Strukturen der Kliniken gebunden ist und der Bedarf an Stellen nicht durch das Fachpersonal gedeckt ist, kann man auch ganz gut außertariflich verhandeln. Haben viele Kollegen, die ich aus dem Fach kenne, so gemacht.

Silent1
03.07.2019, 15:11
dank euch für die rege Beteiligung.
ich werde mich dann nochmal melden, wenn ich den vertrag habe um ihn ordentlich "auseinanderzunehmen".

ist das mit der Vergütung nun vollständig?

-vergütung bereitschaftsdienst
-vergütung überstunden
-vergütung wochenend-/feiertagsarbeit

anignu
03.07.2019, 22:35
Jein, die "Vergütung" ist ja im Tarifvertrag drin. Es geht um die "Bewertung" und die Anzahl.

Beispiel:
- 3-Schicht-System. Du arbeitest 1 Woche Spätschicht von 15:30 Uhr bis 22 Uhr. Dann bist du 6,5h/Tag in der Klinik, es wird dir eine halbe Stunde Pause abgezogen und du hast nach einer Woche Spätdienst 30h (also 10 "Minusstunden") und bekommst quasi kein Zusatzgeld. Also völlig besch... für den Arbeitnehmer.
- 24h-Schicht: 8h Voll-Arbeitszeit, dann 16h Bereitschaftsdienst Stufe III, dies bewertet als nun neu 100% (früher 90%), am nächsten Tag frei und damit 8h Minus, die zusätzlichen 8h Arbeit werden ausbezahlt -> du machst keine "Minusstunden" und bekommst pro Dienst 8h * irgendwas um 27-30€ brutto /h ausbezahlt. -> also insgesamt mehr Geld als im Schichtsystem.
- Anzahl an Wochenenden und Menge an Stunden am Wochenende -> mehr Geld...

Konkret: bring das genaue Dienstmodell in Erfahrung, sprich mit Assistenzärzten (Chefs interessiert sowas mein einen feuchten ...) und rechne es dir selbst ungefähr aus.