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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Visuelle Halluzination



Fritz Mofa
18.11.2003, 22:37
Hallo ihr Lieben !
Bin ganz neu hier und habe natürlich gleich mal eine Frage...
Wie schon zu lesen, geht es um das Thema "Visuelle Halluzinationen"... Nicht schön...
Meine Frage: Es kommt ja bek. des öfteren vor, daß Patienten vom Phänomen der "Weissen Mäuse" berichten. Wie kann ich jetzt mit diesen Patienten umgehen ? Soll ich ihn in seiner Vorstellung bestätigen, oder soll ich ihm erklären, er würde sich irren und solange er ruhig in seinem Bettchen liegt kann ihm nichts passieren, oder wie würdet ihr damit umgehen ???

Für Antwort wäre ich dankbar !

Fritz :-))

Rico
18.11.2003, 23:12
Naja... der Spaß an den "echten" Halluzinationen ist ja, daß der Patient sie als völlig real empfindet... so gesehen ist es für ihn nicht wahnsinnig hilfreich, wenn da jetzt einer kommt und ihm erzählt, daß er sich das alles nur einbildet - da er es ja als völlig real erlebt.
Das ist wie wenn Du im Bett sitzt und siehst, daß der ganze Flur in Flammen steht, dann ist Dir das primär auch mal scheißegal, ob Dir einer erzählt, Du würdest Dir das nur einbilden, wenn Du das Feuer riechst und die Hitze fühlst, dann ist das eben real für Dich.
Mit Worten kann man da eher wenig erreichen.

Anders ist es bei den Pseudohalluzinationen, da erlebt der Patient zwar auch Halluzinationen, weiß aber daß er halluziniert, weil die Denkstörung in der Situation nicht so schwerwiegend ist, daß er nicht erkennt, daß es unmöglich ist, daß sich z.B. Wände auf ihn zubewegen.
Das ist dann eine sehr belastende Situation, da alle Sinneseindrücke "Gefahren" vermelden und der Verstand immer wieder auf's neue versucht, zu der realen Welt durchzudringen, in der sich die Wände nicht bewegen.
Hier können unterstützende Worte durchaus eine Hilfe sein.

Allerdings wie sooft in der Psychiatrie sind das keine absoluten Aussagen, bzw. Patentrezepte.

Wenn ein Patient mich z.B. in irgendeiner Form in seine Halluzinationen "einbaut" - meinetwegen als großes grünes Monster - dann würde ich ihn in dieser Situation nicht nochmit meiner Anwesenheit belasten.

ehemalige Userin 24092013
19.11.2003, 14:54
Weisse Mäuse....Nilpferde auf nem Ball.....Rauch und Feuer im Patientezimmer....Krähen am Infusionständer........Verbrennungen in einer Kirche......grosse Schiffsreisen.....es gibt schon "witzige Sachen".

Nur dagenreden sollte man nicht, das macht den Patienten nur wuschiger.....und irgendwann auch aggressiver.
Ich stell mich dann einfach zum Patienten.....und frage ihn über die Dinge, die er sieht aus.....oder was wir denn gerade auf dem "Schiff" machen ect......
Notfalls bin ich auch gerne bereit mal eben wild im Zimmer rum zu springen und die imaginären Krähen ect. zu verscheuchen......so blöd es klingt...die Viecher sind am Ende tatsächlich weg und der Patient ist ruhiger.
Klar hilft es nicht immer.....da sollte man z.B. ne feste Medikation ansetzen, Haldol macht sich da ganz gut.

Ist die Situation aber gerade ganz akut und am ausarten, so dass der Patient schon schreien und hauen muss, dann muss halt was "schnelles" her....und so spritze ich langsam Disoprivan....während ich dem Patienten immer noch Fragen über seine "visuellen Empfingungen" stelle.......er dagen aber ganz ruhig wird und plötzlich so gar keine Antworten mehr weiß.;-)

Einfach ein wenig auf das Gespräch einlassen, ist übrigens auch bei dementen Patienten, die gerade glauben im Jahre 1952 zu leben, besser als sie mit der "Realität" zu schocken.



Gruss Kaddel