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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : NRW: Förderung Allgemeinmedizin



koelnerchen
21.08.2019, 21:54
Hallo zusammen,
Derzeit bin ich in der Förderung Allgemeinmedizin in einer Inneren Abteilung eines Krankenhauses angestellt. Den Antrag auf die Förderung habe ich bei Einstellung bereits unterschrieben. Ich gehe also davon aus, dass mein Arbeitgeber die 1360€ für mich monatlich erhält.
Nun habe ich mir die Frage gestellt, was mir das eigentlich bringt? Sehen tue ich von dem Geld natürlich nichts. Meine Weiterbildung unterscheidet sich auch nicht von der meiner Kollegen ohne Förderung. Arbeitsbedingungen/Dienstbelastung ist naja, brauchen wir nicht drüber reden, aktuell geplant jede Woche 56-58 Stunden mit Diensten, obwohl kein Opt-out unterschrieben, und ohne Ausgleich.
Ist das irgendwo anders? Gibt es irgendwelche Regeln für den Arbeitgeber wenn er diese Förderungen erhält? Ich kann da echt nichts zu finden und frage mich wozu das Ganze dann gut sein soll (außer dass ich jetzt noch günstiger für den AG bin?)
Vielleicht kann mich jemand von euch aufklären 😊
Hier ein Link wo das kurz erklärt wird: https://www.operation-karriere.de/karriereweg/assistenzarzt/finanzielle-foerderung-fuer-die-weiterbildung-in-der-allgemeinmedizin.html

vanilleeis
22.08.2019, 06:31
Du siehst das schon ganz richtig, Du bist für Deinen AG eine sehr billige Arbeitskraft. Aber es liegt an Dir, entweder etwas einzufordern, z.B. Fortbildungskurse, oder zu gehen.

tarumo
22.08.2019, 08:05
Zitat von der o.g. homepage
"Je nach Verhandlungsgeschick kann man die Förderzahlung aber auch als Grund rechtfertigen, eine übertarifliche Entlohnung zu erhalten."
Lasse ich mal so im Raum stehen

koelnerchen
22.08.2019, 12:59
Du siehst das schon ganz richtig, Du bist für Deinen AG eine sehr billige Arbeitskraft. Aber es liegt an Dir, entweder etwas einzufordern, z.B. Fortbildungskurse, oder zu gehen.

Ja sicher. Die Frage ist, ob es irgendwo da bestimmte Regelungen gibt, die ich einfach nicht kenne und die der AG mir nicht mitteilt. Daher bin ich insbesondere an persönlichen Erfahrung interessiert, ob jemand, für den diese Förderung auch gezahlt wird dadurch auch irgendeine spezielle Förderung wie Fortbildungen oder übertarifliche Bezahlung oder sonstiges bekommt. Bei dem Ärztemangel aktuell brauchen die Kliniken ja eigentlich m.E. keinen finanziellen Anreiz um Ärzte einzustellen. 🤔 Die nehmen sie natürlich gerne an, aber tun sie denn auch woanders was dafür? Oder ist das gar nicht so vorgesehen (wofür dann?)?

tarumo
22.08.2019, 13:40
Der ursprüngliche Sinn war wohl, rechtlich identische Rahmenbedingungen zu den Praxen zu schaffen, da ja bekanntlich viele KV-Ärzte nicht willens oder nicht in der Lage (oder beides) sind, selbst auch nur den MB-Tarif zu bezahlen. Also eine Art "Stütze" vom Amt...

Der zweite Punkt: es stellt eine kaum verkappte Subvention der Krankenhäuser da, die ja bekanntlich auch unter Armut leiden (gerade eine "göttliche" renditestarke Klinikkette setzt in erheblichem Umfang geförderte WBA ein).

Bezahlt wird die Rechnung im übrigen von anderen Ärzten, d.h. die Kosten gehen direkt vom Honorar der (hier in NRW) tätigen KV-Ärzte und indirekt (über Ambulanzen z.B.) auch der Klinikärzte ab.
Die fünf Instanzen, die den verlinkten Förderungsvertrag unterzeichnet haben, steuern genau Null cent dazu bei... Verträge zu Lasten Dritter, nennt man das wohl...

CAVE:
Teilweise wird wohl die Methode praktiziert, bei Abbruch der WB oder Fachrichtungswechsel Fördergelder zurückzufordern und je nach AG das ganze an den/die WBA "durchzureichen", das war hier schon mehrfach Thema im Forum.

koelnerchen
22.08.2019, 15:44
Der ursprüngliche Sinn war wohl, rechtlich identische Rahmenbedingungen zu den Praxen zu schaffen, da ja bekanntlich viele KV-Ärzte nicht willens oder nicht in der Lage (oder beides) sind, selbst auch nur den MB-Tarif zu bezahlen. Also eine Art "Stütze" vom Amt...

Der zweite Punkt: es stellt eine kaum verkappte Subvention der Krankenhäuser da, die ja bekanntlich auch unter Armut leiden (gerade eine "göttliche" renditestarke Klinikkette setzt in erheblichem Umfang geförderte WBA ein).

Bezahlt wird die Rechnung im übrigen von anderen Ärzten, d.h. die Kosten gehen direkt vom Honorar der (hier in NRW) tätigen KV-Ärzte und indirekt (über Ambulanzen z.B.) auch der Klinikärzte ab.
Die fünf Instanzen, die den verlinkten Förderungsvertrag unterzeichnet haben, steuern genau Null cent dazu bei... Verträge zu Lasten Dritter, nennt man das wohl...

CAVE:
Teilweise wird wohl die Methode praktiziert, bei Abbruch der WB oder Fachrichtungswechsel Fördergelder zurückzufordern und je nach AG das ganze an den/die WBA "durchzureichen", das war hier schon mehrfach Thema im Forum.

Danke für die Aufklärung. Also im ambulanten Bereich kann ich das ja absolut nachvollziehen, aber im stationären? Naja gut.
Lt Krankenhausgesellschaft werden bei Abbruch oder Wechsel während der stationären Zeit keine Forderungen erhoben.
Im ambulanten Bereich kann das natürlich sein, aber da muss ja nochmal ein separater Antrag an die KV gestellt werden für die Förderung.
Mal sehen ob ich die Förderung auch irgendwo für mich nutzen kann. Frage das im nächsten MA-Gespräch mal vorsichtig nach, wofür das Geld aufgewendet wird.

tarumo
24.08.2019, 17:22
Mal sehen ob ich die Förderung auch irgendwo für mich nutzen kann. Frage das im nächsten MA-Gespräch mal vorsichtig nach, wofür das Geld aufgewendet wird.

Der CA wird das kaum wissen- und wenn er es wüßte, wird er es kaum sagen. Das eingesparte Geld landet in anderen Taschen, z.B. denen der Klinikeigentümer. Nachträglich was rauszuhandeln, dafür ist es wohl auch zu spät..


Ja sicher. Die Frage ist, ob es irgendwo da bestimmte Regelungen gibt, die ich einfach nicht kenne und die der AG mir nicht mitteilt. Daher bin ich insbesondere an persönlichen Erfahrung interessiert, ob jemand, für den diese Förderung auch gezahlt wird dadurch auch irgendeine spezielle Förderung wie Fortbildungen oder übertarifliche Bezahlung oder sonstiges bekommt.

Die Bezahlung hätte man am Anfang schon regeln müssen. Meine persönliche Einschätzung ist auch, daß man mit so einer Stelle *keine* Privilegien erwarten kann. Zum einen ist es klar, daß Du das Haus sowieso wieder verläßt und man wird daher kaum in den MA fortbildungsmäßig "investieren", dann erfreut sich die Allgemeinmedizin seitens der Klinikärzte nicht unbedingt bester Wertschätzung und drittens gilt in Deutschland: Was nichts kostet, ist nichts wert. Je höher der Stundenlohn, desto sanfter der Umgang seitens der Personalabteilung. Mit einer Stelle, die von Dritten (teil)finanziert wird, rangiert man in der Wertschätzung irgendwo zwischen PJ und Gastärzten...

Mein Tipp: wer eine entsprechende Karriere machen will, kann sich doch auf eine "normale" Innere -Stelle bewerben und zu gegebener Zeit kündigen.
Wie schon aufgeführt, verschlechtert man 1) die Honorarsituation anderer Ärzte 2) verdeckt einen Mißstand, der ansonsten Handlungsbedarf erfordern würde (nämlich, daß die Personalkosten nicht mehr aus den KV-Einnahmen zu erwirtschaften sind, andere sagen Insolvenz dazu) und 3) gibt man den Klinikbetreibern eine Steilvorlage, nur noch entsprechende Verträge (also 2 Jahre mit Stütze) anzubieten, was wiederum kontraproduktiv für die Arbeitsbedingungen im KH ist- und die Abwärtsspirale analog zu 1 weiter verstärkt. Es geht neben Allgemeinmedizin nämlich auch schon um ein paar andere Fächer- und aus fünf können dann schnell 10 werden oder 30...

dmtec
29.08.2019, 10:23
und ohne Ausgleich.

Oh Gott, sowas gibt es noch? Überstunden ohne Ausgleich sind nicht zu tolerieren, wirklich.

GelbeKlamotten
29.08.2019, 11:11
Oh Gott, sowas gibt es noch? Überstunden ohne Ausgleich sind nicht zu tolerieren, wirklich.

dein Ernst?

tarumo
29.08.2019, 12:38
dein Ernst?

Da es in der Medizin mittlerweile genug AG gibt, die mit dem Ausgleich von Überstunden werben- und viele tun es auch- ist der Einwurf ziemlich unpassend.
Die ganze Situation besteht doch nur, weil auch wirklich jede Zumutung hingenommen wird- Überstunden, "Landarztquote" oder eben "Stütze" für eine Arztstelle- was vermutlich in der gesamten westlichen Welt ziemlich einmalig sein dürfte...

Relaxometrie
29.08.2019, 18:59
Überstunden ohne Ausgleich sind nicht zu tolerieren
Was meinst Du mit "Ausgleich für Überstunde"? Freizeitausgleich statt Bezahlung der Überstunden?

tarumo
30.08.2019, 08:36
Was meinst Du mit "Ausgleich für Überstunde"? Freizeitausgleich statt Bezahlung der Überstunden?

Es gibt ja beide Möglichkeiten, die man auch kombinieren kann. Je nach Finanz-und Personalsituation des Hauses. Ich persönlich habe aber Freizeitausgleich präferiert, weil bei Auszahlungen noch diverse andere Institutionen die Hand aufhalten, FA, GKV, ÄK etc...und dann netto nur noch wenig übrig bleibt
Ich habe zum Glück nur an Häuser gearbeitet, wo das kein großes Thema war. Übrigens haben die Häuser auch ein eigenes Interesse, daß, sobald die Überstunden aktenkundig sind, diese alsbald ausgeglichen werden. Ansonsten müßten nämlich Rückstellungen gebildet werden (wenn man das länger macht, sind da schnell Millionenbeiträge zusammen), die einem die Bilanz verhageln und im Extremfall dazu führen können, daß die Wirtschaftsprüfer den Abschluss nicht testieren.

Der Hebel liegt also beim Erfassen der Überstunden.

Relaxometrie
31.08.2019, 11:16
Ich habe bisher nur an Häusen gearbeitet, in denen die Überstunden bezahlt wurden und man auch keinen freien Tag in der Woche als Ausgleich für Wochenenddienste bekommen hat. Das möchte ich so aber nicht mehr mitmachen.
Obwohl ich es aus Sicht einer Abteilung ja verstehe. Denn Überstunden fallen ja nur an, wenn die Personaldecke zu dünn ist. Durch Abfeiern der Überstunden würde sich die Katze ja in den Schwanz beißen, weil die verbleibenden Kollegen dann wieder Überstunden ansammeln, während ein anderer seine Überstunden als Freizeitausgleich nimmt.
Aber das möchte ich nicht mehr zu meinem Problem machen und bin froh um jeden Hinweis auf internistische Abteilungen, in denen man für Wochenenddienste Freizeitausgleich bekommt und in denen vielleicht die elektronische Akte schon etabliert ist.

koelnerchen
01.09.2019, 10:31
Ich habe bisher nur an Häusen gearbeitet, in denen die Überstunden bezahlt wurden und man auch keinen freien Tag in der Woche als Ausgleich für Wochenenddienste bekommen hat.

Also nach der normalen Arbeitszeit unter der Woche haben wir offiziell keine Überstunden, es gibt nichts wo man die aufschreiben könnte.
Für Dienste am Wochenende kommt es darauf an, wie der gewertet wird, entweder Bereitschaftsdienst oder als Überstunden, die auch beide bezahlt werden. Aber dafür hat man dann eben mindestens jedes zweite Wochenende (meist mehr) eine 6 Tage Woche mit 52-54 Stunden Arbeitszeit.
Persönlich hätte ich auch lieber mehr Zeit statt mehr Geld.
Aber auch bei uns wäre es mit dem Freizeitausgleich nicht möglich aus den von dir genannten Gründen. Es ist ein Teufelskreis.

freak1
01.09.2019, 10:55
Also nach der normalen Arbeitszeit unter der Woche haben wir offiziell keine Überstunden, es gibt nichts wo man die aufschreiben könnte.

Ein anonymer Tipp an das Gewerbeaufsichtsamt wird hier bestimmt ganz schnell Besserung bringen!