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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufliche Orientierung - Medizin oder anderes? Zahlen und Fakten



lab_doc
31.08.2019, 17:04
Hallo,

bin schon seit Jahren am Mitlesen, aber meine Frage bzgl. die dazu persönlich neuen Umstände haben dann doch mal eine Registration bedingt.
Vorneweg: Ja, habe die Suche benutzt und auch alle ähnlichen Threads bereits gelesen, kann aber verstehen, wenn viele hier Parallelen sehen und deswegen weiterverweisen. Jedoch möchte ich meine ganz konkrete Situation vorstellen, um möglicherweise ja doch einen guten Ratschlag zu bekommen.
Bin in den späten 20ern und wollte eigentlich erst nächstes Jahr den Versuch des Studiums starten bzw. mich bis dahin noch damit auseinandersetzen (ob Platz oder nicht, kann man jetzt ja allerdings eh noch nicht genau sagen).
Im Werdegang BTA/CTA und arbeite mittlerweile auch angrenzend an labormedizinische Untersuchungen, bzw. fällt ein Teil der arbeit darein (z.B. HPLC Analytik), aber natürlich alles wie die MTAs, andererseits haben wir auch unsere eigenen Bereiche.
Die Frage ist nur, wie es in Zukunft weitergehen soll, nur die Ergebnisse zu produzieren und nebenbei einige Arbeitsumstände machen nämlich auf Dauer nicht glücklich und regen zum Nachdenken an.
Momentan ist es ein Mix aus eintöniger Tätigkeit, teilweise stressige Situationen, auch "faule" Kollegen, lautes Arbeitsumfeld (ist schon arbeitsmedizinisch untersucht worden, kann unter dem Grenzwert).
Medizin stand schon immer zur Debatte, allerdings mit großem Interesse an der Theorie und nicht dem Interesse der direkten Behandlung von Menschen.
Hab mich deswegen mal mit der WBO befasst und folgende Richtungen fände ich sehr interessant: Labormed, Mikrobio, Hygiene oder auch Pathologie. Was dann genau das Richtige für einen ist, kann man mit Sicherheit eher nach eigenen Einblicken sagen.
Was allerdings ein persönlich sehr wichtiges Thema ist, ist die Arbeitsbelastung, vor allem ND (mache ich momentan auch) möchte/kann ich nur noch ine sehr begrenzte Zeit in meinem Leben machen.
Ideal fände ich auch später mal eine 80% Stelle, aber das müsste natürlich nicht sofort zum Einstieg sein.
Es besteht auch eine gewisse Affinität zur Technik und IT, wobei bisher das ganze nur oberflächlich ohne tiefgehend irgendwas in dem Bereich gelernt zu haben. (Weiteres großes Interessengebiet ist Ernährungsmedizin/-wissenschaft wobei da (außer bei Medizinern) schon die Gehaltsaussicht deutlich unter dem jetzigen Nivau liegt, deshalb beachten wir das hier mal nicht weiter)
Und da sind wir auch schon an dem Kernpunkt: In welche Richtung die Reise gehen soll.
Und zusätzlich noch warum das ganze jetzt: Hätte ein Angebot des AGs evtl neben dem Beruf weiterbildungsmäßig was zu machen (evtl. IT oder Wirtschaft), was allerdings eine zeitliche Bindung an den Betrieb (oder eine "Strafzahlung") bedeuten würde. Weiterhin ist die Doppelbelastung nicht unbedingt was für mich.
Wenn ich mir z.B. auf YT mal verschieden Vorlesungen angucke stehe ich der Informatik/Technik sehr skeptish gegenüber, ob die tiefgehende Mathematik z.B. überhaupt etwas für mich ist. Außerdem wäre das dann nur "um noch etwas zu machen" - ohne klares Berufsziel.
Die Medizin hingegen interessiert mich (natürlich auch von Bereich zu Bereich unterschiedlich) und beschriebene Fächer kann ich mir gut vorstellen als spätere Tätigkeit. Allerdings besteht Bedenken in hinsicht auf den Stellenmarkt und das man ansonsten doch in der Klinik landen würde, was ich überhaupt nicht möchte. (1 Jahr Innere laut WBO für manche der Fächer wird schon gehen, da hat man ja ein Ziel vor Augen.
Die finanzielle Seite finde ich auch interessant zu betrachten.
Aktuell sinds ca. 40k p.a.
Sicherlich sollte nach einem Studium in einer der Richtung mehr drin sein und trotz des möglichen Verdienstausfalls für Studiendauer am Ende der Arbeitszeit ein Plus zu verzeichnen sein. Bin jetzt nicht auf das monetäre ausgerichtet, so würde sich allerdings mein Wunsch nach einer reduzierten Stelle z.B. einfacher realisieren lassen.
Die Ärztevergütung ist ja überall einzusehen und gilt ja auch für die nicht-kurativen Fächer. Die Technik/IT wird sicherlich auch nicht stark hinterherhinken am Anfang wobei bei den Ärzten ja eine Gehaltssteigerung quasi garantiert ist und vor allem nach FA nochmal anzieht und man nicht um jede Steigerung verhandeln muss wie in der freien Wirtschaft.
Nun, ich denke ich höre für den Moment mal auf, ist ja schon einiges an Text geworden.
Vielleicht kann ja jemand ein paar Gedanken nachvollziehen und hat einen Tipp parat.
Danke für eure Mühe!

GelbeKlamotten
31.08.2019, 18:07
Die Patientenfernen Bereiche werden die ersten sein, die dank Deep Learning auf der Kippe stehen. Ich glaube nicht unbedingt, dass in 20 jahren noch ein Pathologe vor dem Mikroskop sitzt und manuell irgendwelche Zellen begutachtet.

Hygiene? Joa, kann sein dass du damit irgendwo ein langfristiges Nischendasein führen kannst. Ist halt zumindest im Krankenhaus einer der Jobs, die von allen belächelt werden, aber die man halt braucht um irgendwelchen Vorschriften gerecht zu werden und damit ein Dr. Med. unter dem Zettel auf dem Klo steht, auf dem erklärt wird, wie man sich die Hände waschen und desinfizieren soll. Ob die Tätigkeit spannender ist als deine jetzige, da habe ich Zweifel.

Wenn du über deine Beziehungen eine Karriere in der Labormedizin in Aussicht hast, dann könnte das einen Versuch wert sein.

Generell würde ich persönlich nicht zum Medizinstudium raten, wenn du keine Lust auf Patienten hast. Es behaupten zwar immer alle es gäbe ja sooo viele Möglichkeiten abseits der klinischen Tätigkeit, aber wenn man dann genauer hinschaut, sind die in der Regel sehr leicht ersetzbar, schlecht bezahlt oder nur schwer zu erreichen.

Ist meine Meinung. Wird sicher gleich wieder von anderen zerrissen :)

lab_doc
31.08.2019, 23:07
Ja sind schon ein paar gute Ansätze dabei, stimmt.
Was ich auch noch vergessen hab in der Richtung zu erwähnen:
Auch bei mir wird der Automatiinsgrad immer größer und es werden auch zunehmend MFAs eingestellt (niedrigere Lohngruppe), sodass da tstsächlich Zukunftsängste bei mir sind.
Und vom arbeiten an sich: Statt viele praktische Sachen/umherlaufen und manuelle Tätigkeiten machen liegt mir glaub ich tatsächlich eher was theoretisches...so Schreibtisch mit ab und an mal im Labor was nachschauen könnt ich mir echt gut vorstellen.

davo
31.08.2019, 23:23
Zukunftsängste? Gerade in der Hygiene wird zur Zeit so gut gezahlt wie nirgendwo sonst.

Diese Bereiche interessieren halt kaum jemanden. Deshalb sieht es trotz weniger Stellen besonders gut aus.

Echinococcus
31.08.2019, 23:26
Hygiene? Joa, kann sein dass du damit irgendwo ein langfristiges Nischendasein führen kannst. Ist halt zumindest im Krankenhaus einer der Jobs, die von allen belächelt werden, aber die man halt braucht um irgendwelchen Vorschriften gerecht zu werden und damit ein Dr. Med. unter dem Zettel auf dem Klo steht, auf dem erklärt wird, wie man sich die Hände waschen und desinfizieren soll. Ob die Tätigkeit spannender ist als deine jetzige, da habe ich Zweifel.


Ja, das blöde Nischendasein in der aktuell meistgesuchten Facharztrichtung in Deutschland. Und dick wird man belächelt, wenn man bei jeder Task Force dabei ist und regelmässig mit ärztlichem und kaufmännischem Vorstand Richtlinien und Bauprojekte der Klinik bespricht.

Ich vermisse es so, nachts Zugänge zu legen und so nette Gespräche mit den allzeit verständnisvollen Patienten und Angehörigen zu führen.

Am beschissensten ist, dass man auch noch jeden Tag pünktlich heim kann, sich mit Vorträgen gut was dazu verdient und von Headhuntern mit widerlich bezahlten Angeboten belästigt wird. Ich hasse meinen Job in der Hygiene.

Hygiene ist echt das Letzte :(

milz
01.09.2019, 08:55
Ich bin in der Patho mit 8 to 5 im Moment recht zufrieden. Dank Fachkräftemangel stehen einem bei entsprechender Eignung und Mobilität zur Zeit alle Wege offen. KI wird die Arbeit sicher verändern/vereinfachen, uns aber so schnell nicht ersetzen, dafür ist das Gebiet zu komplex und irgendeiner muss für die Richtigkeit der Befunde gerade stehen.

Schubbe
01.09.2019, 11:15
In der Strahlenphysik wird auch jeder Plan, der komplett Computer generiert ist, nochmal vom MPE + FA abgesegnet. Ich denke nicht, dass man sich wirklich Sorgen machen muss, dass man in den nächsten Jahren seinen Job verliert. Erst recht nicht, wenn man sich die Geschwindigkeit der Rechtssprechung ansieht. Am Ende muss auch irgendjemand die Eier haben dafür einzustehen, wenn man die Kontrollinstanz Mensch abschafft und davon sind wir einfach noch zu weit entfernt.

Selbst wenn die Systeme ausreifen, werden sie daher wohl primär unterstützend eingesetzt werden. Die Fachgebiete entwickeln sich ja auch weiter.

GelbeKlamotten
01.09.2019, 11:31
In der Strahlenphysik wird auch jeder Plan, der komplett Computer generiert ist, nochmal vom MPE + FA abgesegnet. Ich denke nicht, dass man sich wirklich Sorgen machen muss, dass man in den nächsten Jahren seinen Job verliert. Erst recht nicht, wenn man sich die Geschwindigkeit der Rechtssprechung ansieht. Am Ende muss auch irgendjemand die Eier haben dafür einzustehen, wenn man die Kontrollinstanz Mensch abschafft und davon sind wir einfach noch zu weit entfernt.

Selbst wenn die Systeme ausreifen, werden sie daher wohl primär unterstützend eingesetzt werden. Die Fachgebiete entwickeln sich ja auch weiter.

Abgesegnet sicherlich schon noch eine zeitlang. Aber eben nur noch das. Dann braucht man natürlich mittelfristig weiterhin Menschen, die die Befunde verstehen und gegenchecken können. Aber eben wesentlich weniger als bisher. Ich könnte mir mittelfristig einen Wegfall von etwa 2/3 der Stellen in Bereichen wie Patho und diagnostischer Radio vorstellen.
Irgendwann kommt dann die Zeit, in der ein Mensch gar nicht mehr in der Lage sein wird, die Befunde überhaupt nachzuvollziehen, denn wenn man die Algorithmen mit Daten zum weiteren Krankheitsverlauf füttert, werden die irgendwann in der Lage sein, histologische und radiologische Befunde anhand von Kriterien zu analysieren, die für den Menschen in dieser Form gar nicht wahrnehmbar sind.

Pflaume
01.09.2019, 15:23
Ich könnte mir mittelfristig einen Wegfall von etwa 2/3 der Stellen in Bereichen wie Patho und diagnostischer Radio vorstellen. .
Bereits vor 15 Jahren hatte ich Angst, dass in patientenfernen Fächer wie Radiologie (an Patho dachte ich damals weniger) und Labormedizin Ärzte durch Maschinen und KI ersetzt werden oder die Untersuchungen in Länder mit niedrigeren Löhnen outgesourct werden. War für mich ein wesentlicher Grund bei der Entscheidung gegen Radiologie. [edit: Hier stand erst "für Radiologie" statt "gegen Radiologie" - habe mich verschrieben] Ich hörte damals, dass die Amis ihre diagnostischen Radiologie-Bilder zum Teil bereits in Asien befunden lassen. Jetzt, 15 Jahre später, hat sich daraus noch keine ernsthafte Bedrohung ergeben. Zwar kann sich auch in 10 Jahren eine Menge ändern. Aber meine Angst vor so etwas wäre jedenfalls heute geringer als sie vor 15 Jahren war. Vielleicht fallen Tätigkeiten weg, aber es werden sich auch neue Perspektiven ergeben.

Ich habe hier im Forum schon jeder Menge Leute vom Medizin-Studium abgeraten, insbesondere solchen, die schon ein anderes Studium erfolgreich absolviert hatten, in ihrem Feld etabliert waren, aber mit Anfang 30 eine Sinnkrise bekamen und lieber "Menschen helfen", "was Sinnvolles machen" usw. wollten, sich jedenfalls fürs Medizin-Studium begeisterten, weil sie ausdrücklich in die Patienten versorgende Medizin wollten. Solchen Leuten rate ich regelmäßig ab, weil die Entscheidung für sie im allgemeinen erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet, von denen sehr unsicher ist, ob sie sie jemals wieder aufholen, und weil ich der Meinung bin, dass praktisch jeder den Stress, den es bedeutet, in der Zeit, in der andere Familienplanung zu machen (30er-Jahre), sich in ein Medizin-Studium reinzuknien und dann mit Ende 30 in eine Facharzt-Ausbildung einschließlich (viel zu vielen) Nachtdiensten zu gehen unterschätzen. Zudem unterschätzen viele, die in anderen Berufen etabliert sind, die Zwänge, die die Patientenversorgung mit sich bringt, das dauernde Einspringen, generell die 24/7-Versorgung, Kampf um Weiterbildung etc. pp. Viele Menschen egal welchen Alters unterschätzen meiner Meinung nach das mindestens, wenn es gut läuft, 11jährige Dem-System-Ausgeliefert-Sein (Studium + Facharztausbildung) und was sich in diesen 11 Jahre im persönlichen Leben so tun kann. Wenn man auf die 40 zugeht, wollen viele doch gern ein wenig kürzer treten, und diese Kandidaten stellen sich regelmäßig vor, mit 40 erst richtig Vollgas zu geben (in der Facharzt-Ausbildung).

Bei dir, OP, sehe ich die Situation etwas günstiger, weil du durch ein Medizin-Studium weniger zu verlieren hast als jemand der z.B. als Physiker(in) oder Ingenieur(in) oder Apotheker(in) arbeitet. Vor allem redest du gar nicht erst davon, in die patientenversorgende Medizin zu wollen, sondern suchst realistisch nach außerklinischen Möglichkeiten. Aus meiner Sicht ein erheblicher Unterschied. Da kann man sich höchstens fragen, ob man nicht auf anderen Wegen, also z.B. durch ein anderes Studium oder durch Karriere innerhalb des bisherigen Berufs ebenfalls eine Stellung erreichen kann, die einem mehr Gestaltungsmöglichkeiten, mehr Gehalt und einen "interessanteren Job" gibt. So verstehe ich deine Wünsche.

Das ist die Frage, die du dir meiner Meinung nach stellen solltest, OP, und für die du dich auch anderweitig erkundigen solltest: Gibt es andere Möglichkeiten, dein Berufsleben in eine dir genehmere Richtung zu lenken, als ein Medizin-Studium?

Eine Sache solltest du außerdem bedenken:
Mix aus eintöniger Tätigkeit, teilweise stressige Situationen, auch "faule" Kollegen, lautes Arbeitsumfeldsind alles keine Probleme, die ein Medizin-Studium endgültig lösen wird. Auch ein patientenferner Arztberuf hat seine Herausforderungen, viel Routine, teilweise Druck oder Stress, irgendwelche Dinge, die einem an den Kollegen oder dem Arbeitsumfeld nicht passen. Das ist auch alles immer etwas subjektiv. Von "faulen Kollegen" wird dir jeder Arzt, egal wo er arbeitet, ebenfalls ein Liedchen singen können.

Es gibt eine Reihe von patientenfernen Arbeitsmöglichkeiten für Ärzte. Angesichts der Rentenwelle in den nächsten 10 Jahren wird wahrscheinlich in jedem Bereich, in dem man gut ausgebildete Mitarbeiter braucht, ein Mangel existieren, so dass ich persönlich das Risiko, nach einem Medizin-Studium mit ganz leeren Händen dazustehen, gering finde. Kann sein, dass irgendwelche Bereiche reduziert / abgeschafft werden, aber es kann sein, dass sich dadurch auch neue Möglichkeiten ergeben.

Ein gewisses Risiko sehe ich darin, dass das Medizinstudium für dich eine anstrengendere Zeit wird als du im Moment denkst. Wieder neu lernen, insbesondere das ganze "Telefonbuch-Lernen". Ein Studium jetzt zu beginnen, bedeutet, in den nächsten Jahren erhebliche Einbußen in deinem Privatleben, Sozialleben, Hobbies etc. auf dich zu nehmen. Das kann auch langfristige Folgen haben, wenn z.B. Freundschaften oder Beziehungen deshalb wegbrechen, weil man nicht genug Zeit oder nicht den Kopf frei dafür hat, sich darum zu kümmern. Du wirst dich neben dem Studium ja auch noch durch Arbeit finanzieren müssen. Ich persönlich fand das Medizin-Studium ganz schön anstrengend. Allerdings würdest du das wahrscheinlich ziemlich schnell merken, ob du entsprechende Strategien entwickeln kannst oder nicht. Wenn du die Vorklinik überstanden hast, wirst du den klinischen Teil auch irgendwie hinkriegen, selbst wenn du keinen Bock auf Patientenkontakt hast. Ob du, wenn du das Studium erfolgreich abgeschlossen hast, dann der Meinung bist, dass der ganze Aufwand, die Entbehrungen auch auf privater Ebene sich gelohnt haben, kann man vorher nicht wissen. Dass du nach abgeschlossenem Studium *arbeitslos* wirst bzw. keine Stelle ausserhalb der direkten Patientenversorgung findest, glaube ich jedoch nicht. Notfalls halt Transfusionsmedizin, Arbeitsmedizin, was weiß ich.

Das eigentliche Risiko scheint mir also in deinem Fall zu sein, ob du den nötigen Biss und die nötige Disziplin fürs Medizin-Studium und die damit zusammenhängenden privaten Entbehrungen aufbringst und da gut durch kommst. Wenn du das schaffst, wirst du schon was finden, in dem du wenigstens nicht unglücklicher bist als in deinem jetzigen Job, aber besser bezahlt wirst. Für unrealistisch halte ich immer nur die Leute, die mit 30 in ihrem 38,5h-Bürojob unzufrieden sind und überzeugt sind, dass sie mit 40 noch alleine eine Station aus 30 Patienten betreuen und 5 bis 8 Nachtdienste im Monat machen wollen, weil der Arztberuf in sich ja so eine unglaublich sinnstiftende Tätigkeit sei. Da bin ich oft der Meinung, dass sie durchs Medizin-Studium mehr Risiko als Chance eingehen und besser versuchen sollten, bei ihrem Stamm-Job eine Veränderung des Arbeitsplatzes / Arbeitsumfelds herbeizuführen oder Stunden zu reduzieren und vielleicht irgendwas anderes "Sinnstiftendes" nebenher zu machen.

Falls alle Stricke reißen: Da du dein Medizin-Studium irgendwie finanzieren mußt und somit wahrscheinlich in Teilzeit in deinem bisherigen Beruf weiterarbeiten würdest, würdest du auch dort nicht ganz den Kontakt verlieren und könntest irgendwie dahin zurück.

Alles natürlich nur meine Meinung aus eigener Lebenserfahrung. Hoffe, damit weitergeholfen zu haben.

GelbeKlamotten
01.09.2019, 15:43
Ich hörte damals, dass die Amis ihre diagnostischen Radiologie-Bilder zum Teil bereits in Asien befunden lassen. Jetzt, 15 Jahre später, hat sich daraus noch keine ernsthafte Bedrohung ergeben. Zwar kann sich auch in 10 Jahren eine Menge ändern. Aber meine Angst vor so etwas wäre jedenfalls heute geringer als sie vor 15 Jahren war. Vielleicht fallen Tätigkeiten weg, aber es werden sich auch neue Perspektiven ergeben.


Die Voraussetzungen haben sich hier im Vergleich zu vor 15 Jahren wesentlich verändert. Die damalige Technik war schlicht nicht in der Lage, so gut wie ein Mensch zu befunden. Heute können viele Dinge von Algorithmen bereits erwiesenermaßen besser befundet werden als von Radiologen. Das sind längst nicht nur pneumonien in Röntgenbildern, sondern auch komplexere Sachen wie schwierige CT-Befunde. Das gleiche gilt für die Patho. Die Frage ist heute mehr eine rechtliche als eine technische. Sprich: Es bedarf im Wesentlichen noch der Klärung einiger rechtlicher Fragen und ggf. einiger Gesetzesanpassungen, bevor die automatisierte Befundung großen Einzug in den Alltag erhalten kann. Natürlich können sich neue Perspektiven ergeben, die dann aber eher in den interventionellen Bereich fallen werden und weniger in den komplett patientenfernen.

davo
01.09.2019, 16:11
Mehr als die Hälfte aller berufstätigen Radiologen ist über 50. Selbst wenn sich diese äußerst pessimistischen Befürchtungen bewahrheiten sollten, was ich nicht glaube, ist da also noch viiiel Platz für junge Leute ;-)