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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin- und Psychologiestudienplatz sicher. Entscheidung überfordert



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Leolele
05.09.2019, 19:47
Hallo :)
Ich hatte mich vor ein paar Wochen endlich entschieden, was ich studieren möchte und die Entscheidung ist auf Psychologie gefallen. Es ist mir generell schon sehr schwer gefallen, mich zu entscheiden, weil ich zuvor ein Gymnasiallehramtsstudium abgebrochen habe. Wie auch immer, heute kam dann völlig unerwartet, die Zulassung für das Medizinstudium. Ich bin jetzt völlig überrannt, weil ich diese Option kaum noch in Betracht gezogen habe. Klar könnte ich diesen Platz jetzt einfach anlehnen, aber ich habe so Angst meine Entscheidung in ein paar Jahren zu bereuen. Vielleicht sogar, weil ich nach dem Psychologiestudium keine Stelle finde, oder weil es mir zu Mathematik ist. Ich bi generell begabter im Erlernen von Fremdsprachen, liebe Geschichte und mir fällt es sehr leicht Dinge auswendig zu lernen. Gleichzeitig bin ich auch in Mathematik und Naturwissenschaften nicht schlecht gewesen, sonst würde ich an meinem der Beiden Studiengänge in Betracht ziehen. Meine Ambition ist nicht unbedingt das Studium, ich habe die naive Illusion in meinem Job im Leben meinen Patienten einen Unterschied machen zu können und ihnen mit Empathie zu begegnen. Wie ich das erreichen kann, weiß ich einfach nicht. Vielleicht kann mir ja jemand von euch helfen, meine Gedanken zu sortieren.

Feuerblick
05.09.2019, 19:51
Überlege dir, was genau du nach dem Studium machen möchtest. Welchen Beruf möchtest du (aus jetziger Sicht) denn gerne machen? Was genau interessiert dich an der Medizin? Was genau an der Psychologie? Mach dir zwei Listen - eine pro Fach. Jeweils einmal Pro und einmal Contra. Schreib einfach runter, was dir einfällt. Und am Ende schau durch, was du geschrieben hast.

Leolele
05.09.2019, 22:03
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Das mit den Listen habe ich probiert. Vom Studium her würde mir die Psychologie sicherlich mehr Freude bereiten. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und denke, dass ich auch das Medizinstudium meistern könnte, wenn ich mich dahinter klemme. Mein Dilemma: ich würde gerne Psychotherapeut werden und über den Weg des Psychologiestudiums ist das ein steiniger Weg: Konkurrent um die klinischen Masterplätze und dann ein großer Geldfaktor aufgrund der Asubildung zum Psychotherapeuten. Gleichzeitig hätte ich Angst, mich in der Vielfalt der Optionen zu verlieren. Es steht einem ja quasi die Welt offen und gleichzeitig auch nicht. Wissenschaftliche Arbeiten finde ich auch nur so semi-toll. Ob er das Medizinstudium hätte ich immerhin eine gewisse Sicherheit. Ich könnte in der Psychiatrie Medikamente verabreichen und könnte auch irgendwann mit Kindern, noch von einem Teilzeitgehalt finanziell leben. Ich weiß einfach nicht, ob ich den finanziell schwierigeren weg der Psychologie einschalten soll, welcher mir sicherlich mehr Freude bereiten wird, als den der sicherer ist über die Medizin, aber auch sehr hart werden kann.

LALAmini
05.09.2019, 22:20
Vielleicht ist es naiv, aber ich würde dir sagen: Mache das was du am liebsten machen möchtest und wo du das Gefühl, dass es dir Spaß machen wird. Du hast doch nur ein Leben :).

Leolele
05.09.2019, 22:48
Das sind wirklich sehr schöne Worte, Danke!:)

Pflaume
05.09.2019, 23:05
Kannst du sagen, warum du das Lehramtsstudium abgebrochen hast?

Heerestorte
05.09.2019, 23:18
Woran machst du fest, dass dir das Psychologiestudium sicher mehr gefallen wird, als das Medizinstudium?
Weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann, ohne beides studiert zu haben.
Psychologie ist viel Mathe, sehr viel Mathe. Für gute Masterplätze braucht man, an begehrten Unis,
auch einen guten Bachelorschnitt.

Wenn dir auswendig lernen Spaß macht, dann ist Medizin doch quasi das Vorzeigestudium,
was auswendig lernen betrifft.

Mit der Medizin hast du garantiert einen Job sicher, wenn du das Studium schaffst.
In der Psychiatrie werden ohne Ende ÄrztInnen gesucht.
Es gibt schon Stipendien ab dem 5. Semester von psychiatrischen Kliniken für Medizinstudenten,
die wissen, dass sie in der Psychiatrie arbeiten wollen.
Du bekommst so auch die Psychotherapeutenausbildung bezahlt,
wenn ich richtig informiert bin und musst sie nicht selbst bezahlen, die ja auch ziemlich teuer ist.

Du darfst Medikamente verschreiben, wie du schon sagtest und du kannst da Menschen genauso helfen wie als Psychologin/Psychotherapeutin. Kannst ja auch nach dem Medizinstudium in die Psychosomatik gehen.

Und wenn man mal ehrlich ist, das Medizinstudium ist stellenweise schon nervig,
aber dennoch (meiner Meinung nach) einer der spannendsten und hochwertigsten Studiengänge.

Leolele
05.09.2019, 23:18
Klar, ich habe Politik und Wirtschaft studiert und war mir irgendwie zu eng. Die Perspektive der einzigen Berufsoption der Lehrerin, das elitäre Gehabe meiner Kommilitonen, usw. Aber bezüglich der Fächer hat es mich vor allem gestört, dass man von jedem Professor eine eigene Auslegeung erleben durfte, der er selbstbwekig später widersprochen hat. Irgendwie hat mich dieses verständnislose Lernen wahnsinnig gestört. Zusätzlich habe ich mich in dem Umfeld auch nicht wohlgefühlt und mein Ehrgeiz hat dazu geführt, dass ich mich in den Details vollständig verrannt habe... Kein dankbares Studium und ziemlicher Willkür und dem Sadismus enttäuschter Dozenten ausgesetzt (die bezüglich der Professoren ziemlich obrigkeitshörig sind)

Crumbl3face
06.09.2019, 09:24
Mach auf jeden Fall das wo du 100% dahinter stehst. Ich habe viele Ärzte getroffen, die sich nicht so richtig sicher waren was sie damals studieren sollen und dann Medizin genommen haben und das ganze am Ende bereut haben. Gerade die Assistenzzeit ist super stressig und man arbeitet schon mal 60h die Woche.

morgoth
12.09.2019, 16:59
Es soll doch „sehr bald“ (2020?) ein neues Psychotherapie-Studium kommen, das das alte Psychologie-Studium+Weiterbildung ersetzen soll. Da scheint es mir kaum sinnvoll zu sein, jetzt als einer der letzten den langen Weg zu gehen.
Studier doch 1-2 Semester Medizin und schau, ob es dir gefällt.

Hockeychaot
12.09.2019, 19:39
Meine Partnerin studiert Psychologie und ich finde das, was sie lernen muss absolut öde.

Etliche Assessments, historische Daten, Namen und Biografien von Leuten, die dies und das untersucht haben. Dazu noch Statistik etc. . Klar ich hab mich nicht umsonst für Medizin entschieden, denke aber mehr oder weniger objektiv sagen zu können, dass das Studium an sich in Medizin deutlich spannender und abwechslungsreicher ist. Während wir mikroskopieren, sezieren, chemieren und all die coolen Zusammenhänge lernen, musste meine Freundin einen Vortrag nach dem anderen ausarbeiten und sich durch etliche Seiten langweilige chronologien Boxen.

Aber mal davon abgesehen kann man auch zwei Fächer gleichzeitig studieren.

Atana
12.09.2019, 20:50
Ja, also dieses Chemie Praktikum unfassbar spannend, und das Biochemie Praktikum. Oh man, das war so verdammt aufregend. Den Zentrifugen zuzusehen, ufff. Wir machen definitiv die coolsten Sachen

rafiki
12.09.2019, 21:02
ich würde gerne Psychotherapeut werden

Wenn du das ernsthaft vorhast, kann ich dir nur zum Medizinstudium raten. Zwar ist das Studium überhaupt nicht darauf ausgerichtet, jedoch ist die psychotherapeutische Betrachtungsweise des Menschen aus somatisch-ärztlicher Sicht und auch entsprechende Erfahrungen in Famulatur, PJ und Assi-Zeit sehr wertvoll für ein umfassendes Verständnis des Menschen. Bewusst sein sollte sich man darüber, dass der krasse Personalmangel in den Psychofächern gerade nicht hilfreich für die Therapeutenausbildung ist, denn die therapeutische Arbeit wird hauptsächlich von Psychologen durchgeführt, die Assistenzärzte machen weitgehend das somatisch-medikamentöse Geschäft, auch in Psychiatrie und Psychosomatik. Und man sollte bedenken, dass die vorgeschriebenen Ausbildungsbausteine für den Facharzt keineswegs für gutes therapeutisches Arbeiten ausreichen und man eine Menge selbst investieren muss, um auf ein ähnliches Wissens- und Erfahrungs-Niveau zu kommen wie Psychologische Psychotherapeuten. Insofern ist auch die Kostenübernahme der Kliniken für die Therapeutenausbildung nur bedingt relevant.

Hockeychaot
12.09.2019, 21:21
Es gibt wohl kaum ein abwechslungsreicheres Studium, mit mehr praktischen Teilen.

Ich finde es schon spannend einen Menschen von innen zu sehen, die Zellen zu sehen und die Vorgänge im Körper zu verstehen.

Wenn man aber einmal in so nem Sumpf ist inklusive Blase, in Dr sich alle einreden wie sinnlos doch alles ist, dann schafft man es vll nicht mehr über den Rand hinaus zu sehen.
Ich lasse mich leider auch immer wieder davon beeinflussen, weswegen ich viel spannendes verpasst habe.

Atana
13.09.2019, 10:59
Extrem abwechslungsreich. Neben den tollen Chemiepraktika konnte man gleich weiter zu den Physikexperimenten, Pendel schwingen und so.

minifussel
13.09.2019, 12:42
Extrem abwechslungsreich. Neben den tollen Chemiepraktika konnte man gleich weiter zu den Physikexperimenten, Pendel schwingen und so.

Ich hasse Physik, leidenschaftlich. Und habe mich durch das Praktikum gequält, weil mir der Zusammenhang nicht klar war und ich nicht viel wusste. Bis ich in der Physio saß und habe festgestellt, dass ich tatsächlich mehr verstehe, weil eben Sachen aus Physik doch hängenblieben. Klar, man hätte sich nicht so haben müssen, wie unser Physikonkel das tut (wer Uni Kiel kennt, weiß, wen ich meine).

Das Chemie-Praktikum bei uns war eine völlige Zeitverschwendung, da Sachen gemacht wurden, die mit Medizin nichts zu tun hatten. Die Klausur, wiederum, beschäftigte sich mit irgendwelchen Strukturformeln von Medikamenten.

So gesehen kannst du alles in der Vorklinik hinterfragen (die Form unserer BC Seminare könnte man so gesehen in die Tonne kloppen - jeder Dozent, und diese wechseln vom Semi zu Semi, macht es anders und wie er will) und die Form der Vorklinik in einem Regelstudiengang soll tatsächlich dringend reformiert werden aber ich denke schon, dass wir mehr sehen, als in anderen Studiengängen.

agouti_lilac
13.09.2019, 12:56
Was ich schön fand, war, dass man eben nicht nur schnöde am Schreibtisch saß. Das hat für eine gewisse Abwechslung gesorgt.
Aber sicherlich ist da das Empfinden eines jeden anders.
Viel Erfolg bei der Entscheidung!

Hockeychaot
13.09.2019, 13:21
Genau darum geht es, wir brauchen uns nicht über die sinnhaftigkeit von Chemie/Physik/Biologie Praktika unterhalten (bzw. sollten wir uns genau darüber unterhalten, aber konstruktiv) auch
ist es keine Frage, dass ich mir besseres vorstellen könnte, als bis 20 Uhr Parasiten anzuschauen.

Aber das Zeug gehört nunmal aktuell zur Ausbildung und anstatt ignorant mit trotzigem Teenager Ausdruck dazusitzen, kann man ja einfach das Maximum rausholen (trotz stundenlanger zentrifugation und Extinktionsmessung können viele doch zum Beispiel immernoch nicht erklären, was da überhaupt passiert).

Ich für meinen Teil spiele lieber Fake Patientengespräche oder schau mir nen Strahlenverlauf praktisch an, als in nem Seminar zu sitzen und anderen Studenten bei ihren Vorträgen zu zu hören, oder die 10. Hausarbeit zu schreiben.

Außerdem ging es bei meiner Aussage nicht um Langweiligkeit, sondern um abwechslungsreichtum. Und wie viele konventionelle Studiengänge kannst du sicher nennen, bei denen das der Fall ist.

CM321
13.09.2019, 20:01
Würde mich aus finanziellen Gründen für Medizin entscheiden.

davo
14.09.2019, 07:44
Das ist IMHO ein sehr wichtiger Faktor:


...die therapeutische Arbeit wird hauptsächlich von Psychologen durchgeführt, die Assistenzärzte machen weitgehend das somatisch-medikamentöse Geschäft, auch in Psychiatrie und Psychosomatik. Und man sollte bedenken, dass die vorgeschriebenen Ausbildungsbausteine für den Facharzt keineswegs für gutes therapeutisches Arbeiten ausreichen und man eine Menge selbst investieren muss, um auf ein ähnliches Wissens- und Erfahrungs-Niveau zu kommen wie Psychologische Psychotherapeuten.

Und der spricht IMHO eher für Psychologie.

Wie das Studium ist, ist IMHO völlig schnuppe. Das dauert ja nur ein paar Jahre. Ob man jetzt fünf Jahre lang Psychologie, wissenschaftliches Arbeiten und Statistik lernt, oder sechs Jahre lang Medizin und Naturwissenschaften, macht IMHO keinen großen Unterschied. Beides kann interessant sein, beides hat nur sehr wenig Bezug zur Tätigkeit als Psychotherapeut.