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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ITS vom Common trunk auf Weiterbildung Anästhesie anrechnen?



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bambucha87
05.10.2019, 23:02
Meine Lieben Kolleginnen und Kollegen,

Nach nun 3 Jahren in der Chirurgie mit Höhen und Tiefen habe ich doch entschieden den Ausstieg zu wagen statt die Zähne zusammenzubeißen.
Habe mich für die Anästhesiologie entschieden, da ich hier immernoch im OP sein kann und den Menschen mit mehr medizinischem/physiologischem Hintergrund betrachten und behandeln kann. Die Work-life-Balance ist auch besser natürlich ;)

Nun Habe ich eine Frage zur Weiterbildungszeit.

5 Jahre Weiterbildung zum Anästhesisten, davon kann man 1 Jahr aus der unmittelbaren Patientenversorgung anrechnen lassen.
1 Jahr muss in der Intensivstation absolviert werden.

Nun kann ich 1 Jahr durch meine Zeit in der Chirurgie anrechenn lassen--> Somit 4 Jahre Weiterbildung in der Anästhesie.
Und ich war im Rahmen des Common trunk ein halbes Jahr auf der Intensivstation.
Kann ich dieses auch anrechenn lassen und smit auf nur noch theoretisch 3 1/2 Jahre Weiterbildungszeit hoffen??


Vielleicht gibt es jmd. der mehr hierzu weiß.
Vielen Dank an alle da draußen

Pflaume
05.10.2019, 23:16
Wenn du nur ein chirurgisches Weiterbildungszeugnis für die Zeit hast, wirst du es nicht zusätzlich zu dem 1 Fremdjahr anrechnen lassen können, und es ist auch fraglich, ob du das 1/2 Jahr Intensiv (innerhalb des einen Fremdjahrs) für das 1 Jahr Intensiv-Weiterbildung, das in der Anästhesie verlangt wird, anrechnen kannst, so dass du in der Anästhesie eventuell nur noch 1/2 Jahr Anästhesie machen müßtest. Sofern es in der Klinik, in der du die Intensivzeit absolviert hast, einen entsprechend weiterbildungsberechtigten Anästhesisten gibt, der dir guten Gewissens bescheinigen kann, dass du 1/2 Jahr bei ihm Weiterbildung in anästhesiologischer Intensivmedizin absolviert hast, wird dir das 1/2 Jahr vermutlich als anesthesiologische Weiterbikdung (in Intensivmedizin) zusätzlich anerkannt werden können. Das könnte man sich zum Beispiel vorstellen, wenn die Intensivstation, auf der du 1/2 Jahr warst, anästhesiologisch geführt war.

Generell dürfte es schwierig sein, in 3,5 Jahren alle Weiterbildungsinhalte zum FA für Anästhesie zusammen zu bekommen.

MissGarfield83
06.10.2019, 06:57
Generell dürfte es schwierig sein, in 3,5 Jahren alle Weiterbildungsinhalte zum FA für Anästhesie zusammen zu bekommen.

Sehe ich anders. Die meisten Eingriffe hatte ich nach 3 Jahren voll. Nadelöhr sind halt Kinder, Neuro, ThoraX und Fiberoptiken ... je nach Klinik kriegst du die aber auch ziemlich zügig.

Rettungshase
06.10.2019, 10:11
Die Work-life-Balance ist auch besser natürlich ;)

Musst du gucken, ob das wirklich so ist.
In den Anwesenheitsdiensten - und davon gibt es z.B. an meinem Haus relativ viele - ist der Workload für die Anästhesisten ziemlich hoch. Und das auch bis in die oberen Dienstalter.

Bezüglich der Weiterbildungszeiten würde ich mir mal einen Termin bei der zuständigen Bezirksärztekammer geben lassen.

Mano
06.10.2019, 14:42
Die Weiterbildungszeit sollte dir angerechnet werden können. Kommt natürlich auf die jeweilige Kammer an, aber wenn du Vollzeit und im Schichtsystem integriert auf ITS warst hast du ja genau das selbe gemacht und gelernt wie in der Anästhesie.
3 Jahre Anästhesie (+ 6 Monate ITS) sollte grundsätzlich auch für das Logbuch ausreichen, allerdings kommt es hier natürlich ein wenig auf die Klinik und deren Wohlwollen an... Wenn du mehrere Kliniken zur Auswahl hast, dann würde ich es auch so bei Einstellungsgespräch aushandeln - dass du eben den FA nach 3,5 Jahren anstrebst und auch so eingesetzt werden willst (auch wenn so eine Vereinbarung natürlich im Zweifel nur eine Absichtserklärung ist - du machst immerhin klar, dass du auch ganz schnell wieder weg bist, falls absehbar ist, dass sie nicht gehalten wird).

Autolyse
07.10.2019, 19:03
Sehe ich anders. Die meisten Eingriffe hatte ich nach 3 Jahren voll. Nadelöhr sind halt Kinder, Neuro, ThoraX und Fiberoptiken ... je nach Klinik kriegst du die aber auch ziemlich zügig.
Sehe ich auch so. Nicht umsonst wird man in nicht wenigen Häusern nicht nur ein Jahr auf Intensiv geschrubbt, sondern faktisch ein zweites verteilt über die Weiterbildungszeit noch dazu. Also dürften die Zahlen nicht das Problem sein. Wobei ich Neuro und Thoraces nur dann als Nadelöhr werten würde, wenn man das wirklich machen will. Liegt das nicht im eigenen Zielbereich, dann kann man das auch in zwei Wochen Hospitation absitzen in denen man sich nur mit aufs Protokoll schreibt, für die Mitwirkung reicht das ja. Fieberoptiken werden die wenigsten wirklich voll bekommen und einfach nur bescheinigt bekommen. Damit sind die Kinder das wirklich Nadelöhr, meines Erachtens nach.

Mano
08.10.2019, 17:37
Wobei ich Neuro und Thoraces nur dann als Nadelöhr werten würde, wenn man das wirklich machen will. Liegt das nicht im eigenen Zielbereich, dann kann man das auch in zwei Wochen Hospitation absitzen in denen man sich nur mit aufs Protokoll schreibt, für die Mitwirkung reicht das ja. Fieberoptiken werden die wenigsten wirklich voll bekommen und einfach nur bescheinigt bekommen. Damit sind die Kinder das wirklich Nadelöhr, meines Erachtens nach.

Alles sollte an einem Haus mit voller Weiterbildungsberechtigung eigentlich auch ohne "bescheinigt bekommen" funktionieren. Und gerade bei den fiberoptischen sollte man schon zusehen, dass man die sicher beherrscht...

LasseReinböng
08.10.2019, 18:05
Alles sollte an einem Haus mit voller Weiterbildungsberechtigung eigentlich auch ohne "bescheinigt bekommen" funktionieren. Und gerade bei den fiberoptischen sollte man schon zusehen, dass man die sicher beherrscht...

Ad FOI ...wäre schön... aber 3.5 Jahre kann hinhauen.

Autolyse
08.10.2019, 19:50
Alles sollte an einem Haus mit voller Weiterbildungsberechtigung eigentlich auch ohne "bescheinigt bekommen" funktionieren. Und gerade bei den fiberoptischen sollte man schon zusehen, dass man die sicher beherrscht...
In zwei Jahren Anästhesie in zwei Häusern mit jeweils mehr als 10.000 Anästhesieleistungen pro Jahr gab es exakt eine einzige Fieberoptik...

Rettungshase
08.10.2019, 20:11
Wie macht ihr denn immer eure Frakturen im Halswirbelsäulenbereich, HNO- und MKG-Abszesse und -Raumforderungen und voroperatierte HNO-Tumorpatienten?!

LasseReinböng
08.10.2019, 20:12
Wir hatten sowohl eine NCH, HNO als auch MKG und etwas über 20k Anästhesieleistungen im Jahr und die FOIs waren rar und wenn dann oft OA-Sache... die mussten es auch oft erst üben.

agouti_lilac
08.10.2019, 20:14
Bei uns hat die Videolaryngoskopie die Fiberoptik großteils abgelöst.

Autolyse
08.10.2019, 20:27
Wir hatten keine MKG, das ist Unizeug und die Arbeitsbedingungen gebe ich mir sicher nicht...
Hier auch alles per Videolaryngoskopie. Die eine FOI hat der Chef gemacht...

Rettungshase
08.10.2019, 20:50
Ich nehme an, die ganzen Videolaryngoskopien macht ihr nicht unter erhaltener Spontanatmung beim erwartet schwierigen Atemweg?!

Ich finde es sehr schade, dass die flexible Intubationsendoskopie bei so vielen Weiterbildern einen so geringen Stellenwert hat, was völlig konträr zur S1 Leitlinie Atemwegsmanagement ist.

agouti_lilac
08.10.2019, 20:56
1. Nein
2. Sehe ich genau so.
Durfte bisher 3 FIO in 4 Jahren machen.

Mano
08.10.2019, 22:50
1 FOI bei 20.000 Narkosen im Jahr!?? Selbst wenn ich die MKG-Eingriffe außen vor lassen scheint mir das eine extreme enge Indikationsstellung zu sein - als FA/Altassistent kommt man bei uns problemlos auf 20+ FOI pro Jahr...
Bei einem eingespielten Team dauert die FOI ja auch nicht wesentlich länger als eine konventionelle Einleitung (Wartezeit auf Wirkeintritt der Medikation und die Präoxygenierung fallen ja weg) und das bei einem weitgehend risikoarmen und mit entsprechender Patientenführung auch nicht sonderlich traumatischen Verfahren. Und solange ich mit dem Videolaryngoskop weder durch die Nase noch durch den engen Mund komme wüsste ich auch bei einigen Patienten keine sinnvolle Alternative...

Autolyse
09.10.2019, 09:31
Das ist aber genau der Punkt, "bei einem eingespielten Team". Wenn es aber kaum gemacht wird und für fast alle Beteiligten Neuland ist, dann dauert es deutlich länger und da nur die Schnitt-Naht-Zeiten sakrosankt sind wird es eben vermieden wo immer möglich.

MissGarfield83
09.10.2019, 13:31
FOI kommt wirklich extrem aufs Haus an - meine Erfahrung ist dass je kleiner das Haus desto restriktiver wird die Indikation gestellt - es sei denn die obere Riege hat da Expertise drin und ist hinterher dass man das auch lernt. Jetzt an der Uni hab ich in einem drittel der Weiterbildungszeit 3/4 meiner FOIs gemacht - wobei ich halt auch da etwas hinterher bin und mir wenn es geht jede unter den Nagel reisse die ich kriegen kann. Sind aber auch zu einer liberalen Indikationsstellung angehalten, wobei auch hier öfters mal gesagt wird " kriegen wir mit Videolaryngoskopie auch hin". An wachen Videolaryngoskopien habe ich dagegen bisher nur 2 gemacht - finde das eher eine Viechereich als mit der eleganten Fiberoptik ...

tragezwerg
09.10.2019, 17:25
Hier (Uni mit großer HNO) machen wir auch kaum noch FOI. Da das CMAC mit D-Blade auch bei 2cm MÖ noch reinpasst, wird fast alles damit intubiert. Mehr als 4 FOI pro Jahr macht hier selbst der erfahrenste Facharzt nicht.

Rettungshase
09.10.2019, 19:10
Ich hatte in knapp einem Jahr >40 FOI. Ab Nummer 13 habe ich mich etwas sicherer, ab Nummer 20 einigermaßen sattelfest gefühlt.
Das Verfahren "Videolaryngoskop ohne Spontanatmung" geht so lange gut, bis es einmal nicht gut geht... :/
Eine notfallmäßige Koniotomie durch Anästhesisten ist mit einer Komplikations- und Misserfolgsrate von >50% vergesellschaftet (Bair AE, Panacek EA, Wisner DH, Bales R, Sakles JC. Cricothyrotomy: a 5-year experience at one institution. J Emerg Med 2003;24:151-6)

Eine Option wäre zu sagen, dass man einen Oberarzt (am besten aus dem Bereich HNO) zum kompetenten Multiplikator macht, die Pflege entsprechend schult (z.B. auch über deren Leitung) und per SOP festlegt, dass bei dem Eingriff XY (z.B. jede Tumorresektion im HNO-Bereich, jede Panendoskopie, jeder Abszess...) per Fiberoptik zu intubieren ist.
Hier muss man natürlich den Weiterbildungsbeauftragten und/oder Chef ins Boot holen.
Wäre ich ein Chef würden mich folgende Sätze aus der Leitlinie (die auch der Gutachter zu Rate ziehen wird, wenn mal was so richtig schief geht), stark "motivieren":
"Bei Vorliegen von Prädiktoren oder anamnestischen Hinweisen für eine schwierige oder unmögliche Maskenbeatmung und / oder endotracheale Intubation soll die Intubation beim wachen, spontan atmenden Patienten mit Hilfe von flexiblen Intubationsendoskopen erfolgen."
"Für das erfolgreiche Management des unerwartet und erwartet schwierigen Atemwegs sollen eine fundierte Ausbildung und regelmäßiges Training erfolgen sowie ein an die jeweilige Klinik adaptierter Algorithmus verfügbar sein."