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morgoth
08.10.2019, 20:29
Siehst du dich mit den im Eingangspost geschilderten Gegebenheiten gesundheitlich in der Lage, dem Arztberuf nachzugehen?
Müllfahrer brauchen keine Approbation.
Diese Regeln kommen ja auch nicht von ungefähr; an unseren Berufsstand sind einfach höhere Anforderungen geknüpft, auch was Suchterkrankungen oder sonstige Vergehen betrifft.
Ich bin nur Oberarzt in einer lulu Rehaklinik, aber ärztliche Mitarbeiter, die rezidivierend derart invalidierende Zustände haben, dass sie nicht einmal mehr kurze Strecken überwinden können und sich auf einen Stuhl setzen können, würden bei mir schon erhebliche Bedenken hervorrufen … Krank zur Arbeit schleppen muss sich keiner, aber ein gewisses Normalprogramm (über ein Jahr geschaut) sollte man ja schon erwarten können. Ich kann einen meiner Assistenzärzte ohne größere Mühe komplett ersetzen, zur Not bleibe ich dann abends eine Stunde länger.
Aber wenn das zu oft passiert, kumuliert es und die Behandlung leidet. Bei der Ausübung eines Heilberufes gibt es daher immer auch öffentliche Interessen, die durch die Approbationsbehörde zu berücksichtigen sind. (ich meine ausdrücklich nicht die Interessen des Arbeitgebers, der AU-bedingt seine Stationsknechte nicht zur Verfügung hat).

ProximaCentauri
08.10.2019, 20:48
Man kann im Arztberuf auch einfach z.B. Patientenferne Tätigkeiten ausüben, wo es dann nicht so eine grosse Rolle spielt wenn jemand ausfällt. Man ist ja mit einer solchen Erkrankung nicht per se ungeeignet für die Tätigkeit, sondern es gibt halt Tage wo man nicht kommen kann. Wäre jetzt z.B. bei uns auf der Forschung kein Problem, die Arbeit muss halt iwann gemacht sein, aber dann arbeitet man halt Teilzeit und machts dann an einem Tag wo es gut geht. Ich denke, das wäre hier in der Codierung z.B. ähnlich.
Dass man dann das Studium trotzdem mal machen möchte kann ich auch gut verstehen, das Problem mit den Abwesenheitszeiten ergibt sich schlussendlich ja in jedem Beruf, und wenn man dann Kundenkontakt hat/Termine/nicht verschiebbare Dinge, dann ist das halt schwierig - aber das ist ja im Arztberuf jetzt nicht extremer als in vielen anderen Berufen mit Kundenkontakt.

WackenDoc
08.10.2019, 20:50
Du hast eine Krankheit, die mit schweren Einschränkungen einher geht. Das ist Scheisse, aber das ist erst einmal ein Fakt, den du akzeptieren werden musst.
Du willst trotz der Einschränkung Arzt werden- dann kämpf drum, finde Lösungen. Die wird aber keiner für dich suchen gehen. Schleim rum,lern wie man Leute um den Finger wickelt. Nutz da, was das System bietet. Mit der Einstellung "aber Inklusion und das ist unfair" kommst du keinen Schritt weiter. Damit wirst du kein Arzt.
Überleg dir, wie es nach dem Studium weiter gehen soll. Wie stellst du dir deine Tätigkeit als Arzt vor?

Es gibt Studiengänge, die anders strukturiert sind. Die weniger feste Anwesenheit erfordern.
Es gibt Jobs, die man mit freierer Zeiteinteilung machen kann. Wo es nicht soo entscheidend ist, ob du etwas heute oder morgen erledigst, Homeoffice... Bis man sowas als Arzt realistisch machen kann, dauert es auch nach dem Studium noch sehr lang.

Entscheidest du dich für die Version "Arzt" und das ist dein großer Traum, dann kämpfe dafür. Das Leben ist unfair. Niemand wird dir was schenken.

Kandra
08.10.2019, 22:52
Nur eine Idee ... ein GdB wird doch vom Versorgungsamt zugeteilt. Und das gilt doch auf Zeit (2 Jahre?), bis eine Überprüfung stattfindet, meine ich?! Vielleicht kannst du mal mit deinem HA und denen reden und einen neuen Antrag stellen. Wer weiss... . :-nix

mit "nur" FMF wird sie ziemlich sicher keinen GdB > 50 bekommen, was sie für die Anerkennung einer Schwerbehinderung bräuchte. Aber probieren kann man es mal. Allerdings kann man sich hier auf einen langen Kampf über mehrere Jahre inkl. Klage einstellen, die Versorgungsämter sind mittlerweile sehr restriktiv geworden, was die Anerkennung eines GdB angeht. Da würde ich mich vorher sehr genau erkundigen, ob mir das dann auch einen Vorteil bzgl. der Anwesenheitszeiten bringt.

Hockeychaot
09.10.2019, 18:53
Leute ganz ehrlich, die Kommentare hier stinken teilweise zum Himmel.

In welchem Beruf ist es bitte gut wenn man öfter krank ist? In keinem! Wir reden hier nicht darüber, dass der Ersteller durch seine Krankheit in seiner Arbeitsfähigkeit qualitativ eingeschränkt ist bzw. eine direkte Gefahr darstellt, sondern das er eben häufiger fehlt. Das ist kein Ausschlusskriterium für den Job und damit hinkt der Piloten Vergleich nicht nur, dem fehlen beide Beine.

Ich kenne etliche ehemalige Kollegen, die wegen Kind, Sensibilität, oder sonst was längere Zeit oder immer mal wieder krank waren und da rede ich auch von mehreren Tagen im Monat. Denen würde niemand vorschlagen sie sollen doch lieber was anderes machen (was im übrigen einfach nur der schlechteste Vorschlag überhaupt ist, hier aber ständig bemüht wird). Und das niemand das vorschlägt ist auch gut so.

Eine Klinik, die die Quantität an Personal hat, die sie haben sollte (und damit meine ich nicht das, was die Klinik sich vorstellt, sondern das, was angebracht wäre), muss ohne Probleme auch sowas abdecken. Ohne das andere signifikant mehr arbeiten müssen.

Man darf sehr wohl jammern, wenn wir in einem System studieren, dass teilweise selbst im Wortlaut noch den Stand von vor 30 Jahren hat. Und diese Problematik betrifft ja nicht nur Leute wie den Ersteller, sondern auch Eltern, Pflegende und und und. Ganz ehrlich, wäre ich bei mir im 3. oder 4. Semester mal eine Woche richtig krank gewesen, dann hätte ich dadurch direkt ein Jahr Zwangspause gehabt (laut Regularien). Aber so wird man natürlich super auf den späteren Alltag vorbereitet: sei ja nie krank und beschwer dich gefälligst nicht über schlechte Arbeitsbedingungen.

Und nochmal wir reden hier nicht über K.O. Kriterien wie beim blinden Pilot.

Wenn eine chronische Krankheit schon hier stigmatisiert wird, wie ist es dann erst andern Orts.

Erinnert mich ein bisschen an die Begründung einer Krankenkasse zur Ablehnung eines Rollstuhls für eine Patientin. Auf meine Nachfrage, wie Oma erna sich bitte außerhalb des Hauses bewegen soll, wurde mir geantwortet, dass sie einfach zu Hause bleiben soll, denn man habe ihr ja schon ein teures Pflegebett bezahlt. Klassische Behandlung/Beratung ganz eng orientiert an ICF Standards.

WackenDoc
09.10.2019, 19:44
Du hast noch nie wirklich in einem Krankenhaus gearbeitet, oder?

Von einer idealen Welt zu träumen, bringt einen nun mal nicht weiter. Wie stellst du dir das denn konkret vor? Offenbar hat der/die TE ja auch noch keine konkrete Vorstellung davon, wie das Arztleben mit der Krankheit funktionieren soll.

Hockeychaot
09.10.2019, 20:30
Ich arbeite bereits seit mehreren Jahren im Krankenhaus und bin mir durchaus im Klaren über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität.

Aber was genau hat das eine mit dem anderen zu tun? Weil nunmal vieles scheiße ist, bleibt es auch so?

Muss man, nur weil sich seit Jahrzehnten die Mehrheit bückt, immer so weiter machen ohne zu murren.

Das man sich quasi selbst im Kollegenkreis dann noch gegenseitig klein hält, passt so ein bisschen zur gesamten Indoktrination.

Warum werden hier eigentlich immer wieder Leute getriggert, bei einer normalen Frage direkt mit ner gesamt Lebensberatung zu antworten? Der Ersteller hat nicht um Meinungen zum Studium und seinen Zustand gebeten, sondern zu einem ganz spezifischen Problem. Wenn ich zu euch in die Praxis komme, wegen eines gebrochen Beines, will ich schließlich auch nicht, dass man mich darauf hinweist, dass meine Schuhe nicht zur Hose passen.

morgoth
09.10.2019, 20:59
Sicher, dass du die getriggerte Person richtig identifiziert hast?

Ich bleibe dabei, dass ich die Ausübung eines approbationspflichtigen Heilberufes für schwierig halte, wenn es - wie auch Vorposter anmerken - unklar ist, wie 20 Anwesenheitsunterschriften in einem Präpkurs geleistet werden sollen.

Und im Übrigen hinken deine Vergleiche auch: Wenn du mit gebrochenem Bein kommst, muss dich der Arzt auch auf die massive Leukozytose oder die möglicherweise melanomverdächtige Hautveränderung hinweisen.

Hockeychaot
09.10.2019, 21:05
Wenn mich das ganze nicht triggern würde, würde ich wohl kaum Zeit damit verschwenden hier Texte zu tippen.

morgoth
09.10.2019, 21:07
Oh, das ist eine überraschend ehrliche Antwort. Erfrischend in einem online-Forum. Willkommen. :-)

Physikum2019
10.10.2019, 14:24
Hallo,

Bisher war ich hier stille Leserin und habe auch viele wertvolle Tipps mitlesen dürfen.
Allerdings bin ich ein wenig schockiert über viele der hier getätigten Aussagen. Ich selbst habe 2 chronische Erkrankungen und habe dieses Jahr Physikum geschrieben!
Es ist durchaus auch mit Krankheiten möglich den ärztlichen Beruf auszuüben. Dafür gibt es Gott sei Dank viele Möglichkeiten.
Ich will aber gar nicht näher auf diese Antworten eingehen die irreführender Weise einen ärztlichen Beruf in Frage stellen.
Viel mehr möchte ich der Fragestellerin antworten und helfen.
Es ist sehr wohl möglich Ausweichtermine/Ersatztermine zu bekommen wenn du es nicht schaffst alle regulären Termine wahrzunehmen. Lass dich da nicht entmutigen. Du brauchst dafür auch keine Schwerbehinderung. Ein Fachärztlich festgestellter chronischer Verlauf /Erkrankung mit Einschränkung im Uni leben reicht aus.
Nachteilsausgleich/Chancengleichheit sollte da greifen. Du solltest am besten zum Dekan und zur Studienberatung für chronisch kranke Studierende gehen. Falls es sowas nicht gibt dann auf jeden Fall zum Dekan und dort einen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen mit entsprechenden Attesten. Du hast sogar rein rechtlich schon einen Anspruch darauf. Wie du schon schreibst es geht um faire Möglichkeiten. Diese stehen jedem zu, unabhängig vom gesundheitlichen Zustand. Wäre dem nicht so, wäre nämlich auch das eine Form der Diskriminierung.

Wünsche dir viel Erfolg dabei und weiter machen:-)

P.s. hier noch ein Link mit deinen Möglichkeiten

https://www.studentenwerke.de/de/content/nachteilsausgleiche-im-studium-und-pr%C3%BCfungen

Evil
10.10.2019, 16:27
Grundsätzlich stellen chronische Erkrankungen nicht unbedingt ein Problem für den Arztberuf dar.
Wenn jemand aber schon Schwierigkeiten hat, mit seiner Erkrankung regelhaft an einem simplen Präpkurs teilzunehmen, liegt die Frage, wie er oder sie dann später einen doch recht anspruchsvollen Beruf wie den des Arztes schaffen will, durchaus nahe.

Ist halt doof, wenn man sich mühevoll durchs Studium kämpft und am Ende feststellt, daß es vielleicht weiterhin schaffbar ist, aber alles andere als ein erfüllendes Arbeiten. Wenn sich der Threadersteller dessen bewußt ist, ist ja alles ok, aber man glaubt nicht, wie blauäugig manche Anfrage hier im Forum ist-

Alexandra1979
10.10.2019, 19:30
Halle Physikum2019!
Hast Du auch Nachteilsausgleiche bei der ÄP durchsetzen können?
Wenn ja - wie und welche?
Danke!
LG,
alexm

Hallo,

Bisher war ich hier stille Leserin und habe auch viele wertvolle Tipps mitlesen dürfen.
Allerdings bin ich ein wenig schockiert über viele der hier getätigten Aussagen. Ich selbst habe 2 chronische Erkrankungen und habe dieses Jahr Physikum geschrieben!
Es ist durchaus auch mit Krankheiten möglich den ärztlichen Beruf auszuüben. Dafür gibt es Gott sei Dank viele Möglichkeiten.
Ich will aber gar nicht näher auf diese Antworten eingehen die irreführender Weise einen ärztlichen Beruf in Frage stellen.
Viel mehr möchte ich der Fragestellerin antworten und helfen.
Es ist sehr wohl möglich Ausweichtermine/Ersatztermine zu bekommen wenn du es nicht schaffst alle regulären Termine wahrzunehmen. Lass dich da nicht entmutigen. Du brauchst dafür auch keine Schwerbehinderung. Ein Fachärztlich festgestellter chronischer Verlauf /Erkrankung mit Einschränkung im Uni leben reicht aus.
Nachteilsausgleich/Chancengleichheit sollte da greifen. Du solltest am besten zum Dekan und zur Studienberatung für chronisch kranke Studierende gehen. Falls es sowas nicht gibt dann auf jeden Fall zum Dekan und dort einen Antrag auf Nachteilsausgleich stellen mit entsprechenden Attesten. Du hast sogar rein rechtlich schon einen Anspruch darauf. Wie du schon schreibst es geht um faire Möglichkeiten. Diese stehen jedem zu, unabhängig vom gesundheitlichen Zustand. Wäre dem nicht so, wäre nämlich auch das eine Form der Diskriminierung.

Wünsche dir viel Erfolg dabei und weiter machen:-)

P.s. hier noch ein Link mit deinen Möglichkeiten

https://www.studentenwerke.de/de/content/nachteilsausgleiche-im-studium-und-pr%C3%BCfungen

Physikum2019
12.10.2019, 06:54
Halle Physikum2019!
Hast Du auch Nachteilsausgleiche bei der ÄP durchsetzen können?
Wenn ja - wie und welche?
Danke!
LG,
alexm

Hallo Alex,

Ja das habe ich auch bei der ÄP bekommen.
Dafür musst du einen schriftlichen Antrag beim LPA stellen. Und der Ausgleich richtet sich nach deiner Erkrankung. Es ist nicht pauschal festgelegt. Allerdings muss man sagen dass der Nachteilsausgleich bei einer ärztlichen Prüfung nicht so einfach durchgeht wie bei einer Uni. Hast Unmengen an Attesten vorzulegen. U.a
Amtsärztliches Attest(manchmal auch bei den Ärzten die das LPA bestimmt). Das ist ein schwieriges Unterfangen. Aber bei einer ÄP wäre ein Schwerbehinderten Ausweis von Vorteil.
Aber unmöglich ist es nicht:-)


Grüße,

Alexandra1979
12.10.2019, 07:56
Hallo Physikum 2019,
Danke für Deine Antwort!...ich hatte den Nachteilsausgleich bis jetzt bei Klausuren
erhalten, dieser war aber fast immer als Zeitverlängerung gewährt worden...ich habe einen SBH Ausweis, man sieht oder merkt mir die Einschränkung nicht sofort an, so daß das nicht immer auf Anhieb geklappt hatte in puncto Nachteilsausgleich..das LPA war bei mir diesbezüglich alles andere als kooperativ und wollte Einsicht in die gesamte VSA Akte, diese habe ich dem LPA nicht gewährt....
Grüße,
alexm

Physikum2019
14.10.2019, 04:53
Hallo Alex,
Bei mir ist es ebenfalls so, dass man meine Einschränkung eigentlich gar nicht so. Wenn ich es nicht sage merkt man nichts. Vor allem deshalb schon habe ich mich viel zu oft mich rechtfertigen müssen oder auch mal dumme Kommentare abbekommen.
Ja das mit dem LPA kenne ich. Die haben bei mir ebenfalls komplette Einsicht von den letzten 5-10 Jahren gefordert. Ich habe eingewilligt, weil ich sonst die Befürchtung hatte das es bei der ÄP zu Problemen kommen könnte. Am Ende war ich froh den Nachteilsausgleich bekommen zu haben denn ohne hätte ich aufgrund der Gesundheit deutliche Nachteile gehabt.

Alexandra1979
14.10.2019, 06:20
danke Physikum2019 für Deine offene Antwort...vielleicht sollte ich das bei der nächsten ÄP auch so machen....
lg, alexm