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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 3 A3/B16 - konventioneller Gewichtsreduktion



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Unregistriert
10.10.2019, 18:02
Laut Dozent und Schwarm ist es C

Dass ein bariatrischer Eingriff bei Versagen von konventioneller Gewichtsreduktion in Frage kommt, klar.

Aber dieser Patient hat eine psychische Störung.
Sollte man da nicht erst einmal sich dieser annehmen und dann gegebenfalls zu den radikalen Maßnahmen greifen, womit dann A oder D richtig wären?

Tullius80
10.10.2019, 18:06
Also der Typ hat nen BMI von 50 und deshalb schon multiple Komplikationen (Herzinfarkt, Gonarthrose) und hat nach jahrelanger ärztlicher (konservativer) Therapie keinen Fortschritt gemacht? Ich hab keine Ahnung von Bariatrie, aber ich glaub jetzt ist es mal Zeit für eine Kombitherapie aus Chirurgie und psychologischer Begleitung sonst geht das bei dem nicht mehr lange...

Unregistriert
10.10.2019, 18:13
Jemandem mit einer Binge-Eating-Störung bringt ein chrirurgischer Eingriff gar nichts. Deswegen sollte es erst nach erfolgreicher Behandlung der Essstörung operiert werden.

Unregistriert
10.10.2019, 18:20
Legitimer Punkt.

Der Standard-Ablauf wäre aber ja Psychotherapie plus konservativ und als ultima Ratio eine OP, die ja schon ein sehr schwerwiegender Eingriff ist.

Schritt 1 ist bisher nicht passiert und die Schäden sind angerichtet.

Sind hier weitere Schäden so imminent, dass man nicht erst einmal im Bereich von Monaten Schritt 1 versucht, sondern sofort auf die ultima Ratio geht?

Unregistriert
10.10.2019, 18:22
Barbarische Chirurgie ist doch aber auch indiziert um Komplikationen zu verhindern /abzumildern? Denke dass deshalb barbarische Chirurgie und Psychotherapie gemeinsam indiziert sind

fff
10.10.2019, 18:23
Habe auch die richtige Antwort "geraten", da die Frage ganz offensichtlich aus der Chirurgie kam und die Chirurgen sich niemals mit Warten auf eine Psychotherapie zufrieden geben würden.
Trotzdem habe ich mich gefragt: Was passiert, wenn man mit sonem kleinen süßen, ganz frisch zusammengeschusterten Schlauchmagen erstmal ne richtig schöne Binge-eating-Attacke kriegt, da die Störung mit OP definitiv nicht verschwindet. Klingt nach keiner guten Kombi.

Unregistriert
10.10.2019, 18:24
Ich mache den Eingriff ja auch damit der Typ nicht zeitnah platzt....

Unregistriert
10.10.2019, 18:35
4.2.4 Kontraindikationen Adipositas- bzw. metabolische Chirurgie Empfehlung

4.12 Kontraindikationen stellen dar:
-Instabile psychopathologische Zustände, eine unbehandelte Bulimia nervosa, aktive Substanzabhängigkeit
-Konsumierende Grunderkrankungen, maligne Neoplasien, unbehandelte endokrine Ursachen, chronische Erkrankungen, die sich durch einen postoperativen katabolen Stoffwechsel verschlechtern
-Schwangerschaft

Können die als Kontraindikationen genannten Erkrankungen und Zustände erfolgreich behandelt werden oder können psychopathologische Zustände in einen stabilen Zustand überführt werden, sollte eine Re-Evaluation erfolgen.
Expertenkonsens; starker Konsens

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf

Der Herr hat mit seiner koronaren Herzerkrankung, Z.n. Myokardinfarkt, eine chronische Erkrankung. Ich würde ihn nicht operieren, weil ich mir nicht sicher wäre, ob er die OP bzw. die Zeit unmittelbar danach übersteht.

LukasBeike
10.10.2019, 18:55
Wenn man dem z.B. einen Slouch macht ohne vorher die Essstörung kuriert zu haben, bekommt der Patient doch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Nahtdehiszenz bei der nächsten Binge-Eating-Attacke oder?

Unregistriert
10.10.2019, 19:49
Also laut den Leitlinien ist eine Operation an nem psychisch erkannten Patienten mit Essstörung kontraindiziert. Verstehe dann nicht, warum e nicht richtig sein soll?

tömmes
10.10.2019, 19:59
Empfehlung 4.7 Psychische Erkrankungen, Binge-Eating-Störung oder kindliche Missbrauchserfahrung stellen keine generelle Kontraindikation gegen adipositas chirurgische bzw. metabolische Operationen dar.

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf

dr.moep
10.10.2019, 20:02
In der Frage stand lediglich, dass er im Rahmen der Bemühungen zur Gewichtsreduktion erfolglos ärztlich begleitet wurde.
Die Binge-Eating-Störung hat noch keiner angegangen.
Für meine Begriffe muss hier zuerst die Störung angegangen werden und dann - nur dann - wenn das auch nichts bringt operiert werden, dafür ist aber auch noch ein Psychologisches Urteil notwendig.

Prinzipiell kann man Bariatrische OP's auch bei Binge-Eating-Störungen machen, nach der OP können Sie halt einfach nicht mehr so viel futtern.

Quelle: Hospitation beim "LKW-TAG" in der Bariatrischen Chirurgie in Freiburg...

ValeriyaK
10.10.2019, 20:05
Ich will den Chirurgen sehen, welcher jemanden mir so einem BMI operieren wird.

dr.moep
10.10.2019, 20:08
Ich will den Chirurgen sehen, welcher jemanden mir so einem BMI operieren wird.

Die gibt's schon. Hab da auch Patienten mit nem BMI von >60 auf dem OP-Tisch gesehen. Die bekommen dann so "Vakuummatratzen" um die Beine, die sich wechselhaft aufpumpen zur Thromboseprophylaxe. Sieht schon ulkig aus...

Unregistriert
11.10.2019, 08:19
Also könnte man insgesamt schon festhalten, dass diese Frage nicht unbedingt klar zu beantworten ist?

Markian
11.10.2019, 23:22
Bei der nächsten Binge Eating Attacke geht er halt drauf, weil seine Nähte aufgehen. Das kann nicht richtig sein. ich hatte mich auch für A entschieden.

ktf90
12.10.2019, 12:27
Bei der nächsten Binge Eating Attacke geht er halt drauf, weil seine Nähte aufgehen. Das kann nicht richtig sein. ich hatte mich auch für A entschieden.

Zu dem Fall muss man sich nur die Empfehlungen zu bariatrischen Operationen angucken.
Ab einem BMI von 45 ohne Komorbiditäten ist eine Operation empfohlen und ab einem BMI von 40 mit mindestens zwei Komorbiditäten ist auch eine Operation empfohlen.
Und wenn einer einen Schlauchmagen oder einen Magen-Bypass bekommt, kann er gar nichts mehr essen.
Von daher sind das Binge-Eating, Hypertonus und D.M. Typ 2 erfolgreich therapiert.
Genauso ist das Risiko, dass er aller "Monthy Python" platzt sehr gering.
Am besten könnte man gleich alle Übergewichtigen operieren, wäre insgesamt die günstigere Alternative..

Markian
12.10.2019, 17:13
Das ist meiner Meinung nach Blödsinn, bei vielen Krankenkassen ist es Pflicht Ernährungsberatung wahrzunehmen, Ernährungstagebuch zu führen etc. bevor man so eine OP überhaupt bezahlt bekommt. Die OPs sind risikobehaftet und das intraoperative Risiko bei einem multimorbiden Patienten ist sowieso schon erhöht. Die Aussage man sollte alle am besten gleich operieren, kann ja nur von einem Chirurgiejünger kommen.

WackenDoc
12.10.2019, 20:50
Dafür stehen die Kassen ja in der Kritik. Esstörungen sollten aber trotzdem vorher therapiert werden. Das ist unabhängig von den KK auch die Voraussetzung der meisten Kliniken. Wir sprechen ja auch nicht von jahrelanger Therapie bei massiver Adipositas und weiterer Gewichtszunahme.

xyl15
14.10.2019, 15:07
Die gibt's schon. Hab da auch Patienten mit nem BMI von >60 auf dem OP-Tisch gesehen. Die bekommen dann so "Vakuummatratzen" um die Beine, die sich wechselhaft aufpumpen zur Thromboseprophylaxe. Sieht schon ulkig aus...

In Freiburg gibts da jemanden ;-)

In besagter Srechstunde und einigen OPs war ich auch.