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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 3 A86/ B 45 - Hemineglect



Unregistriert
10.10.2019, 20:52
Moin! Ich habe bei Frage 86 zum Hemineglect zwischen C und E geschwankt, denn es gab in den vorherigen Examina auch schon einmal einen Fall, wo durch einen Hemineglect eine Lähmung von dem Patienten bei der seitengleichen Prüfung nicht wahrgenommen wurde. ALso man sah die Parese, aber Patient meinte es ist alles gut. Insofern kann doch auch in diesem Fall der Hemineglect dazu führen, dass die Patientin die Lähmung nicht wahrnimmt.

Was meint ihr?

Unregistriert
10.10.2019, 22:00
Ich kann deine Gedankengang absolut nachvollziehen. Allerdings wäre ein Nichterkennen einer Lähmung definitionsgemäß eine Anosognosie, die zwar eine DD zum Neglect ist, aber doch etwas anderes Darstellt.

Unregistriert
10.10.2019, 23:23
Sehe ich auch so. Wie will man die Lähmung wahrnehmen, wenn man die gesamte Seite nicht wahrnimmt?

Unregistriert
11.10.2019, 02:28
Moin! Ich habe bei Frage 86 zum Hemineglect zwischen C und E geschwankt, denn es gab in den vorherigen Examina auch schon einmal einen Fall, wo durch einen Hemineglect eine Lähmung von dem Patienten bei der seitengleichen Prüfung nicht wahrgenommen wurde. ALso man sah die Parese, aber Patient meinte es ist alles gut. Insofern kann doch auch in diesem Fall der Hemineglect dazu führen, dass die Patientin die Lähmung nicht wahrnimmt.

Was meint ihr?

Ging mir ähnlich.

JumpRopeQueen
11.10.2019, 07:22
Moin! Ich habe bei Frage 86 zum Hemineglect zwischen C und E geschwankt, denn es gab in den vorherigen Examina auch schon einmal einen Fall, wo durch einen Hemineglect eine Lähmung von dem Patienten bei der seitengleichen Prüfung nicht wahrgenommen wurde. ALso man sah die Parese, aber Patient meinte es ist alles gut. Insofern kann doch auch in diesem Fall der Hemineglect dazu führen, dass die Patientin die Lähmung nicht wahrnimmt.

Was meint ihr?

Dachte ich auch. Würde mich auch interessieren was die anderen dazu sagen.

Rustelur
11.10.2019, 07:25
Ich kann eure Überlegungen nachvollziehen. Allerdings ist ein Nichterkennen definitionsgemäß eine Anosognosie und eben leider kein Hemineglect.

McLaren422
11.10.2019, 07:38
Ich kann eure Überlegungen nachvollziehen. Allerdings ist ein Nichterkennen definitionsgemäß eine Anosognosie und eben leider kein Hemineglect.

ganz genau, deswegen hab ich auch C genommen. E ist für mich eher Anosognosie...

Unregistriert
11.10.2019, 10:27
Ich hab die Antwort mit der Extinktion genommen, da die Patienten mit Hemineglect ja eine Seite nicht wahrnehmen und es für sie dann diese Seite nicht gibt, sie also wie ausgelöscht ist.
Wie das zustande kommt, ist glaub ich nicht geklärt.

schildkröti
11.10.2019, 13:35
Ich finde die Frage dennoch auch fragwürdig. Denn es ist eine "Nichtwahrnehmung der Lähmung" beschrieben, keine "Nichterkennung". Und muss denn ein "bilateraler Reiz" vorhanden sein? Und liegt bei der als Aufmerksamkeitsstörung definierten Störung ein "Extinktionsphänomen" vor?
Ich finde die Frage mal wieder sehr schwammig formuliert, denn ich finde die "Nichtwahrnehmung" präzisiert ja nicht die Sinnesmodalität, also die Patientin wird ja z.b. ziemlich sicher die Lähmung visuell nicht wahrnehmen, oder?

Rustelur
11.10.2019, 14:02
Ich finde die Frage dennoch auch fragwürdig. Denn es ist eine "Nichtwahrnehmung der Lähmung" beschrieben, keine "Nichterkennung". Und muss denn ein "bilateraler Reiz" vorhanden sein? Und liegt bei der als Aufmerksamkeitsstörung definierten Störung ein "Extinktionsphänomen" vor?
Ich finde die Frage mal wieder sehr schwammig formuliert, denn ich finde die "Nichtwahrnehmung" präzisiert ja nicht die Sinnesmodalität, also die Patientin wird ja z.b. ziemlich sicher die Lähmung visuell nicht wahrnehmen, oder?

Wie gesagt, absolut nachvollziehbare Gedanken, aber schau dir vielleicht mal in Amboss das Beispiel zur Anosognosie an, das was da beschrieben wird, ist im Prinzip das was auch im Fallbeispielen genannt wurde. Ein bilateraler Reiz ist notwendig, da du ja sonst nicht zwischen Gesunder Seite und einem Neglect vergleichen kannst. Bei einem Neglect ist es durch starke Konzentration möglich, die Bewegung durchzuführen, er ist sich also gewissermaßen des Neglects bewusst. Bei der Anosognosie ist er das so wie ich es verstanden habe aber nicht. Das ist quasi ähnlich wie der Vergleich zwischen Halluzination und Pseudohalluzination. Zugegebenermaßen war aber dafür im Fallbeispiel nicht mal annähernd genug Information, um diese Frage sicher und differenziert zu beantworten.

turtlefighter
13.10.2019, 16:49
Finde auch dass man die Frage anfechten sollte, die Frage ist m.E. aus mehren Gründen undurchsichtig.
1. Der Neglekt ist per definitionem eine Aufmerksamkeitsstörung, die sich durch das nicht-Beachten der Umwelt oder des eigenen Körpers äußert. Was dagegen unter Wahrnehmung oder Nichtwahrnehmung zu verstehen ist, kann man hier nur raten. Klar ist, dass beim Neglekt eine sensorische Wahrnehmung unter diagnostischen Bedingungen möglich ist. Ob der Patient aber im Rahmen der Symptomatik im Alltag eine Wahrnehmungserfahrung hat oder nicht, lässt sich nicht objektivieren. Damit ist Antwortoption (E) viel zu unpräzise formuliert um sie als richtig oder falsch zu bewerten.
2. Was mich weiterhin irritiert, ist die Fragestellung. Es ist nach der Symptomatik gefragt. Die richtige Antwort (C), das Extinktionsphänomen bei bilateralem Reiz, ist allerdings vorwiegend eine diagnostischer Befund und weniger eine Symptomatik des Neglekts. Extinktion bezieht sich ausschließlich auf das Nichtbeachten bei bilateralerStimulation, während ein Neglekt vorwiegend durch z.B. spontane Blickpräferenz nach ipsilateral oder auch vermindertes Suchverhalten kontralateral symptomatisch wird.
3. In der Forschung scheint das Verhältnis zwischen Extinktion und Neglect derzeit noch gänzlich unklar zu sein. Teilweise wird Extinktion als milde Form des Neglekts oder als dessen Residualzustand betrachtet. Es gibt aber auch Studien die zeigen, dass Extinktion und Neglect dissoziierbar sind (Cocchini, G., Cubelli, R., Della Sala, S., and Beschin, N. (1999). Neglect without extinction. Cortex 35, 285–313. sowie https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2012.00195/full). Zudem scheinen einige Studien inzwischen sogar beiden Phänomenen unterschiedliche anatomische Strukturen zugeordnet zu haben (https://academic.oup.com/brain/article/134/11/3310/310823).
Aus diesen Gründen und aufgrund der Tatsache, dass nach der in erster Linie auftretenden Symptomatik gefragt ist, sollten alle Antwortoptionen als falsch gewertet werden.

medcat
13.10.2019, 16:59
Ich fand diese Frage auch undurchsichtig und bin auch drüber gestolpert. Finde deine Interpretation schlüssig, bitte fechte es auf jeden Fall an - in meinen Augen ist es auf jeden Fall einen Versuch wert!

Haubenmeise
14.10.2019, 09:21
Finde auch dass man die Frage anfechten sollte, die Frage ist m.E. aus mehren Gründen undurchsichtig.
1. Der Neglekt ist per definitionem eine Aufmerksamkeitsstörung, die sich durch das nicht-Beachten der Umwelt oder des eigenen Körpers äußert. Was dagegen unter Wahrnehmung oder Nichtwahrnehmung zu verstehen ist, kann man hier nur raten. Klar ist, dass beim Neglekt eine sensorische Wahrnehmung unter diagnostischen Bedingungen möglich ist. Ob der Patient aber im Rahmen der Symptomatik im Alltag eine Wahrnehmungserfahrung hat oder nicht, lässt sich nicht objektivieren. Damit ist Antwortoption (E) viel zu unpräzise formuliert um sie als richtig oder falsch zu bewerten.
2. Was mich weiterhin irritiert, ist die Fragestellung. Es ist nach der Symptomatik gefragt. Die richtige Antwort (C), das Extinktionsphänomen bei bilateralem Reiz, ist allerdings vorwiegend eine diagnostischer Befund und weniger eine Symptomatik des Neglekts. Extinktion bezieht sich ausschließlich auf das Nichtbeachten bei bilateralerStimulation, während ein Neglekt vorwiegend durch z.B. spontane Blickpräferenz nach ipsilateral oder auch vermindertes Suchverhalten kontralateral symptomatisch wird.
3. In der Forschung scheint das Verhältnis zwischen Extinktion und Neglect derzeit noch gänzlich unklar zu sein. Teilweise wird Extinktion als milde Form des Neglekts oder als dessen Residualzustand betrachtet. Es gibt aber auch Studien die zeigen, dass Extinktion und Neglect dissoziierbar sind (Cocchini, G., Cubelli, R., Della Sala, S., and Beschin, N. (1999). Neglect without extinction. Cortex 35, 285–313. sowie https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnhum.2012.00195/full). Zudem scheinen einige Studien inzwischen sogar beiden Phänomenen unterschiedliche anatomische Strukturen zugeordnet zu haben (https://academic.oup.com/brain/article/134/11/3310/310823).
Aus diesen Gründen und aufgrund der Tatsache, dass nach der in erster Linie auftretenden Symptomatik gefragt ist, sollten alle Antwortoptionen als falsch gewertet werden.

Sehe ich genauso! Hast du sie angefochten? Scheint ja zu reichen, wenn dies einer macht.

EneBay
14.10.2019, 11:48
Sehe ich genauso! Hast du sie angefochten? Scheint ja zu reichen, wenn dies einer macht.

Wenn du sichergehen willst, dann reich sie auch ein. Das wird nicht schaden.

turtlefighter
14.10.2019, 12:10
Habe sie angefochten, aber ich denke auch dass es sinnvoll ist wenn jeder der ein Argument sieht auch eine Anfechtung vornimmt. Dadurch wird ja evlt. die Argumentationsbasis breiter und doppelt ist kein Nachteil.