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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Jendrassikscher Handgriff



Sidewinder
22.11.2003, 18:33
Mich würde mal interessieren, warum der Jendrassiksche Handgriff eigtl. funktioniert...er dient ja dazu einen Reflex zu bahnen und ihn so leichter auslösbar zu machen, aber warum ist das so.
Gibt's dafür eine eher einfache Erklärung wie z.B., dass man sich eben durch das Verschränken und Auseinanderziehen der Hände einfach auf etwas anderes konzentriert und somit den auszulösenden Reflex nicht absichtlich unterdrückt, oder steckt da ein komplexerer Zusammenhang dahinter?

Faust601
23.11.2003, 07:43
Uns wurde das im Physio-Praktikum folgendermaßen erklärt:
Die Reflexbahnen im Rückenmark stehen ständig unter einer gewissen Hemmung durch den Kortex. Besonders deutlich ist das ja etwa am Babinski, der physiologisch sogar vollständig unterdrückt wird.
Durch das kräftige Auseinanderziehen der Hände kommt es nun über die Pyramidenbahn zu einer massiven Aktivierung der alpha-Motoneurone im unteren Zervikalmark. Und offenbar hat dies auch noch Auswirkungen auf weiter entfernt liegende Segmente, in denen die Hemmung dadurch abnimmt.

Zoidberg
23.11.2003, 09:44
ganz so einfach ist das nicht, darum kopiere ich die Erklärung einfach mal rein:

Dieses neurologische Phänomen ist letztlich nur dadurch erklärbar, dass man das gesamte System der a-g-Motoneurone, der Interneurone und der zugehörigen Afferenzen (Ia, Ib, IIa) als Funktionseinheit betrachtet.

Hintergrund ist eine komplexe zentralnervöse Verschaltung im Rückenmark mit dem Effekt allgemeiner Disinhibition. Durch den Handgriff wird entweder durch passive Dehnung oder a-g-Koaktivierung die Spindel gereizt, so dass eine Ia-Afferenz der oberen Extremität erregt wird. Über Interneurone wandert das Signal segmentübergreifend abwärts, und erreicht u.a. auch g-Motoneurone der Muskelspindeln der unteren Extremität. Dieser Reiz bewirkt eine Kontraktion der intrafusalen Muskulatur in den Beinen und somit eine Ia-Afferenzreizung (Rezeptordehnung). Im Gegensatz zum Dehungsreflex ist die Reizung am a-Motoneuron unterschwellig, sie bewirkt aber eine Reizschwellensenkung, so dass beim folgenden Testdurchlauf die a-Motoneurone leicht überschwellig erregt werden können und der Reflex deutlich ausgeprägt ist. Ausserdem kommt es synchronisiert zu einer allgemeinen und reticulo-spinal-vermittelten Disinhibition von Flexor- und Extensor-Motoneuronen.

Pünktchen
23.11.2003, 10:39
:-? Man kann ja mit dem Jendrassikschen Handgriff die Reflexe für die untere Extremität bahnen, die Reflexe der oberen Extremität kann man bahnen, indem man den Patienten, die Zähne zusammenbeißen lässt...

Sidewinder
23.11.2003, 12:17
Vielen Dank!
Jetzt bin ich um einiges schlauer!

:-)