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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Derma-WBA: In der Klinik bleiben oder in Praxis wechseln?



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salicylvaseline
20.10.2019, 15:56
Hallo liebes Forum, ich stecke in einer sehr komplizierten Situation. Ich habe vor einem Monat die WB zur Dermatologin in einer Klinik begonnen. Ein paar Eckdaten:

1. Abgelegener Ort, keine Freunde und Familie in der Umgebung. Hab die Stelle aus Verzweiflung angenommen, in der Derma ist es leider nicht möglich, wählerisch zu sein.
2. Kein Teaching, OA kommt paar mal die Woche, aber fachlich lerne ich gar nichts.
3. Arbeitszeiten sind ... na ja, da fange ich lieber nicht an.

Nun habe ich erfahren, dass nach der neuen Weiterbildungsordnung die WB in der Dermatologie auch komplett ambulant abgeschlossen werden kann. Deswegen frage ich mich, ob ich doch in eine Praxis in einer Großstadt wechseln sollte? Mir ist klar, dass es DEN perfekten Arbeitgeber nicht gibt, aber momentan geht es mir psychisch sehr schlecht und ich frage mich, ob es sich lohnt mich weiter in der Klinik zu quälen.

Ich denke, es dürfte nicht schwierig sein, eine ambulante Stelle zu finden, selbst wenn ich formell noch nicht 6 Monate gearbeitet habe? Wie läuft sowas ab, läuft man die ersten Wochen mit dem FA mit und übernimmt dann eigene Patienten? Langfristig möchte ich ambulant arbeiten, also nach dem FA.

Würde mich über Antworten freuen.

Feuerblick
21.10.2019, 05:53
Die neue WBO gilt aber noch nicht und damit auch nicht für dich...Wenn du also in eine Praxis gehst, wirst du irgendwann nochmal in die Klinik müssen. Daher würde ich an deiner Stelle zumindest mal sechs Monate vollmachen.

rosa_banana
21.10.2019, 09:48
Und auch die 100-Tage-Regel beachten. Die ersten 100 Tage sind meistens doof, alles neu, die Kollegen komisch, das Essen scheiße. Danach kann man meistens etwas objektivere Urteile fällen.

salicylvaseline
21.10.2019, 13:47
Die neue WBO gilt aber noch nicht und damit auch nicht für dich...Wenn du also in eine Praxis gehst, wirst du irgendwann nochmal in die Klinik müssen

Aber kann ich nicht in die neue WBO wechseln ab Mitte 2020, sodass es dann egal wäre wie lange ich in der Klinik gewesen bin?

tarumo
21.10.2019, 14:17
Bei den vorherigen WBO galt die mit Stichtag Beginn der WB gültige WBO als die relevante, so daß ich mir gar nicht sicher bin, on man zwischendurch einfach zur einer neuen WBO "switchen" kann. Das wird aber sicherlich mit Inkraftsetzen der neuen WBO verbindlich geregelt.

Feuerblick
21.10.2019, 14:22
Meines Wissens konnte man sich für eine gewisse Übergangszeit (genauen Zeitraum erinnere ich nicht mehr) entscheiden, ob man nach der alten oder neuen WBO seine Weiterbildung machen wollte. So genau habe ich mich damals allerdings nicht damit beschäftigt, weil die neue WBO insgesamt günstiger ausfiel und ich gar nicht nach der alten WBO hätte antreten wollen.

Da aber das Inkrafttreten der neuen WBO noch nicht feststeht, kann man nicht wirklich abschätzen (falls es wieder eine Übergangsregelung gibt), ob ein Wechsel jetzt in diese Regelung fallen würde.
Beispiel: Wenn die neue WBO zum 1.7.2020 käme (für dein Bundesland) und eine sechsmonatige Übergangsfrist bestünde, dann würdest du nicht in die neue WBO wechseln können, weil du deine Weiterbildung ja jetzt schon begonnen hast.

Pflaume
21.10.2019, 14:27
Der Weiterbilder in der Praxis hat aktuell eine Weiterbildungsermächtigung für ambulante Weiterbildung nach Weiterbildungsordnung aus dem Jahr xy (2009, 2014 oder was weiß ich was in deinem Bundesland aktuell für Derma gilt) und nicht nach der Weiterbildungsordnung 2020. Demgemäß kannst du aktuell dort keine Weiterbildungszeit nach WBO 2020 absolvieren. Wenn du später deine Anmeldung zur FA-Prüfung nach den Bedingungen der WBO 2020 tätigen willst, kann es sein, dass dir Weiterbildungszeiten, die bei einem Weiterbildungs-Ermächtigten nach alter WBO und zur Zeit der Gültigkeit einer älteren WBO abgeleistet worden sind, als gleichwertig im Sinne der üblicherweise in §10 der jeweiligen Weiterbildungsordnungen niedergelegten Bestimmungen anerkannt werden, oder dass sogar in die WBO konkrete Übergangsbestimmungen aufgenommen werden, die dir die nachträgliche Anerkennung ausdrücklich erlauben, aber garantiert ist das nicht. Dagegen hast jemand, der nach der alten WBO seine Weiterbildung begonnen hat, üblicherweise die Möglichkeit, seine Weiterbildung für eine (im allgemeinen sehr lang bemessene) Übergangszeit noch nach der alten WBO abzuschließen (aber das willst du anscheinend nicht).

Rein subjektiv würde ich persönlich mit der Ärztekammer konkret Rücksprache über die Möglichkeiten halten, wobei die sich zu keinen festen Zusagen hinreißen lassen werden, solange die neue WBO noch nicht mal verabschiedet ist. Das (in meinen Augen eher geringe) Risiko der Nicht-Anerkennung würde ich eingehen, wenn ich unbedingt in die Praxis wollen würde. Wobei man aus meiner Sicht bedenken sollte, dass der Wechsel in die Praxis (gerade als Berufsanfänger) das Leben nicht unbedingt einfacher machen muß. Insofern würde ich wahrscheinlich eher versuchen, wenigstens mal ein halbes Jahr in der Klinik durchzuhalten und Erfahrungen zu sammeln, statt jetzt mit evtl. überzogenen Hoffnungen in eine Praxis zu gehen, in der ebenfalls nicht gekuschelt wird.

tarumo
21.10.2019, 15:46
Meines Wissens konnte man sich für eine gewisse Übergangszeit (genauen Zeitraum erinnere ich nicht mehr) entscheiden, ob man nach der alten oder neuen WBO seine Weiterbildung machen wollte.

Ich erinnere mich an einen Übergangszeitraum zum Schluss, ich meine es waren rein aus dem Gedächnis plus vier Jahre (z.B. exemplarisch nach WBO 1998 angefangen, neue WBO 2006, d.h. bis 2010 FA nach der alten WBO möglich) Da die "neueren" WBO seinerzeit eine Verschlechterung bedeuteten (zumindest in meinem Fach) wäre ein freiwilliger Wechsel auf die neue WBO ziemlich unsinnig gewesen. Das ganze kann natürlich je nach Bundesland unterschiedlich sein und ist, wie gesagt, momentan auch rein spekulativ.

EDIT: und wie der Vorredner schon ausgeführt hat, kommt es ganz entscheidend auf die Ermächtigung des jeweiligen Weiterbilders an, nur in den Kliniken ist man i.d.R. auf dem neuesten Stand.

Feuerblick
21.10.2019, 15:59
Jepp, das mit der Weiterbildungsermächtigung in Praxen kommt erschwerend hinzu. In meinem Fach bedeutete, wie schon geschrieben, die neuere WBO damals eine Verbesserung. Das ist aber tatsächlich abhängig vom Fach...
Am Ende muss jeder selbst wissen, ob er ein paar Monate weniger Weiterbildungszeit riskieren will oder kann. Ich persönlich halte jedoch einen Start in einer Praxis, ohne vorher wenigstens mal Grundlagen in einer Klinik gelernt zu haben, für schwierig. Besseres Teaching wird es da aufgrund der gewünschten Schlagzahl für einen Anfänger sicher auch nicht geben.

vanilleeis
21.10.2019, 18:08
Bremen hat allerdings die MWBO schon umgesetzt, Sachsen-Anhalt beschlossen, ohne den Wortlaut der WBO zu veröffentlichen

Feuerblick
21.10.2019, 18:11
Haben sie? Dann wäre es dort ja kein Problem... also zumindest nicht, was die WBO angeht.

vanilleeis
21.10.2019, 18:15
Bremen: https://www.aekhb.de/data/mediapool/ae_wb_neue_wbo_2019.pdf

Sachsen-Anhalt: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/106801/Homoeopathie-aus-Weiter%C2%ADbildungs%C2%ADordnung-in-Sachsen-Anhalt-gestrichen

salicylvaseline
21.10.2019, 18:53
Haben sie? Dann wäre es dort ja kein Problem... also zumindest nicht, was die WBO angeht.

Wie meinst Du, was wäre kein Problem?

Feuerblick
21.10.2019, 19:05
Kein Problem, die gesamte Weiterbildung im ambulanten Bereich zu machen (Weiterbildungsermächtigung der Praxen vorausgesetzt). Darum geht es doch...

salicylvaseline
21.10.2019, 19:09
Ja klar, aber heißt das, ich könnte jetzt bei einer Praxis anfangen, die logischerweise die Ermächtigung nach der neuen WBO noch nicht hat, sondern nur nach der alten? Es dürfte ja egal sein, oder?

Feuerblick
21.10.2019, 19:23
Dazu solltest du unbedingt die entsprechende Ärztekammer befragen... Nur die können dir verbindliche Auskünfte geben.

salicylvaseline
22.10.2019, 06:40
Werde ich machen. Wobei es ja total unfair wäre, wenn man nicht direkt in die neue WBO wechseln könnte. Nach dem Motto: Pech gehabt, dass sie paar Monate davor angefangen haben, jetzt müssen Sie trotzdem 2,5 Jahre in der Klinik gewesen sein. Oder?

][truba][
22.10.2019, 07:48
Willkommen im Leben. Unfair ist manchmal vieles.

Erkundige dich bei den entsprechenden Ärztekammern. Man kennt allerdings auch viele Leute, die suchen verzweifelt eine Dermastelle in der Klinik. Denn auch dort lernst und siehst du Dinge, die du nicht in der Niederlassung sehen wirst.

Dass der Arbeitsanfang schwer ist und alles erstmal furchtbar, ist in jedem Fach so.
Eine Derma auf dem Dorf ist jetzt auch eher selten also wird es schon eine mittelgroße Stadt sein, oder?
Hast du sonst schon mal mit deinem Oberarzt gesprochen? Dass du dich nicht wohl fühlst oder mehr Hilfe brauchst?

Nicht falsch verstehen aber kann niemand absehen was wann wo und wie umgesetzt wird. Einfach bei den entsprechenden Stellen nachfragen und dann z.B: in Bremen eine Praxis suchen.

LG

salicylvaseline
22.10.2019, 18:22
Sie suchen verzweifelt, weil sie ja die Klinikzeit für den FA (noch) brauchen... Ist bestimmt von Klinik zu Klinik unterschiedlich, aber in meiner zumindest hält sich der Lerneffekt absolut in Grenzen.

Ist eine Klinik im Osten, also für meine Verhältnisse schon Dorf.

Feuerblick
22.10.2019, 18:24
Die Frage ist, was du dir für einen Lerneffekt erhoffst, wo du erst vor kurzem deine erste Stelle angetreten hast. Und was für dich „Teaching“ bedeutet. Ich würde an deiner Stelle erstmal mit den Oberärzten/dem Chef/den anderen Assistenzärzten reden, bevor ich die Brocken nach so kurzer Zeit schon hinschmeisse. Teaching und Lerneffekt wirst du in einer Praxis auch tendenziell nicht bekommen.