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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Lerntechniken-Thread für Examenskandidaten



ehem-user-31-01-2020-1555
24.10.2019, 19:30
Hallo zusammen, beim durchstöbern der Beiträge zum H19 haben viele Leute darüber geklagt, dass gegen Mitte des Lernplans die Inhalte der ersten 10 Lerntage schon wieder vergessen wurden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Im Studium hatte ich keine Probleme Klausuren gut zu bestehen und kam gut damit zurecht, mir zu jedem Thema ein Mindmap/Schaubild auf einem DinA3 Blatt zu erstellen. Das Examen ist ja jetzt deutlich verändert worden und innerhalb von 100 Tagen mit zusätzlichem Puffer wird die Zeit nicht reichen, täglich 10 solcher Bilder zu erstellen. Der Stoff ist einfach zu umfangreich.
Deshalb habe ich hier einen Thread zum Austausch eröffnet und frage: Wie schafft ihr es, dass das Gelernte im Langzeitgedächtnis bleibt? Wiederholtes Lesen ist nach Ansicht der Lernforschung ein denkbar uneffizienter Weg.
Es geht hier um die LernTECHNIKEN, nicht um die Lernstrategien (da existiert schon ein Thread)

Wie geht ihr bei einem neuen Thema vor, was im Studium nicht ausführlich behandelt wurde? Wie speichert ihr das Wissen langfristig/dauerhaft ab?

ehem-user-31-01-2020-1555
24.10.2019, 19:31
Ich hoffe von doesem Thread können wir alle profitieren und uns gegenseitig unterstützen.

Markian
25.10.2019, 07:04
Du wirst wahrscheinlich relativ schnell merken, dass Aufschreiben sehr aufwändig ist. Die Stoffmengen sind unglaublich groß, da ist man oft schon mit 2x lesen und kreuzen bei 6-7h. Kommt natürlich sehr auf den Lerntag drauf an. Ich hab am Anfang Karten geschrieben, dann ANKI, aber irgendwann hab ich es aufgegeben. Mir haben einfach nur noch die Hände wehgetan und ich war dann auch wirklich 10h pro Lerntag beschäftigt.

Trendafil
25.10.2019, 09:33
Auch Mindmaps sind bei der Masse an Stoff kaum sinnvoll umsetzbar. Zumal in den neuen Examina auch gerne zweit und drittlinientherapeutika abgefragt werden.

Anki fand ich schon sehr sinnvoll, allerdings unkonventionell eingesetzt und VON ANFANG AN.
Sprich, man bastelt sich zu jedem Krankheitsbild einen Fall und fragt sich das immer wieder bei Anki ab.
Ich hab somit tatsächlich Exotenfragen, richtig beantworten können, hab nur leider sehr spät damit angefangen, weil ich viel zu spät "in Fälle" gedacht habe.
Die Ambosskarten,die ich so abgearbeitet habe, saßen Bombe. die Andere wie zu erwarten, nicht.

Also zum Beispiel Karte 1:
"Hans,52, ist Lackierer und kommt mit auffällig kleinschrittigem Gangbild und Tremor zu Ihnen in die Sprechstunde.
An welche Diagnose denken sie zuerst?
Welche Diffdiagnose fällt ihnen dazu noch ein"

Karte 2:
"Hans, der Patient mit V.a. Morbus Parkinson war Lackierer. Welche Gefahrenstoffe können ein parkinsonoides Krankheitsbild auslösen"



edit: Ich habe viel über das Examen nachgedacht. Letztlich kann ich nur einen Tipp beim Lernen wirklich empfehlen: Lernt die Befunde, die mit hoher Wahrscheinlichkeit FÜR ein bestimmtes Krankheitsbild sprechen. Die neuem Examina hauen ziemlich viele Diistraktoren und "hinweisende Befunde" anderer Kramkheitsbilder in die kurzen Fälle. Es ist sinnvoll die wahrscheinlichste Diagnose ausfindig machen zu können und dieses "um die Ecke denken" sein zu lassen.

McShu
25.10.2019, 10:26
Ich habe mir während dem Studium auch immer Notizen gemacht und mir vorgenommen, das fürs Examen zu lassen. Weil es einfach zu aufwendig ist.

Die ersten 20 Tage habe ich dann ohne Notizen gelernt. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Dann habe ich angefangen, mir "ein paar" Notizen zu machen und schließlich doch wieder alles aufgeschrieben, was ich für wichtig gehalten habe. Am Ende waren das 2 Kladden a 150 Seiten voll, die habe ich vor dem Examen auch immer wieder durchgeblättert. Der Stoff, denn ich so bearbeitet habe saß auf jeden Fall deutlich besser.

Retrospektiv war es zumindest für mich eine schlechte Idee, gerade bei der Vorbereitung aufs Examen auf altbewährte Strategien zu verzichten, die mich durch mein komplettes Studium gebracht haben. Ich saß am Ende pro Tag 1-2 Stunden länger am Schreibtisch - aber dafür habe ich mich deutlich sicherer gefühlt.

ehem-user-31-01-2020-1555
25.10.2019, 18:06
Danke erstmal für die Rückmeldungen! Ich finde gerade den Ansatz mit den Befunden sehr gut. Anki werde ich auch mal ausprobieren. Das Problem bei mir ist (wie sicherlich bei vielen Anderen), dass Zweit- und Drittlinientherapie im Studium meist gar nicht behandelt wurden. Ist zumindest bei den meisten Dozenten so gewesen. Da hat jeder eigene Schwerpunkte. Man war z.T. besser damit bedient, Vorlesungsfolien auswendig zu lernen. Mit Amboss-Wissen war man eher im „ausreichend“ zu finden. Mich hat der letzte Examensthread schon sehr verunsichert. Gelerntes scheint plötzlich fast nichts mehr wert zu sein. Besonders das jetzt Leitlinien abgefragt werden halte ich für ein Problem. Es ist in meinen Augen quasi unmöglich neben dem Amboss Lernplan auch noch sämtliche Leitlinien zu pauken. Gerade in den internistischen Fächern ist die Leitlinie zu einem bestimmten Krankheitsbild mal locker über 100 Seiten lang. Das Wichtigste da raus zu schreiben kosten Unmengen an Zeit.
Ich werde mir mal die ANKI-App holen. Das Pure Lesen und Wiederholen hat bei mir (von Klausuren im Studium abgesehen) im Bezug auf Examensvorbereitung nicht viel gebracht. Ich muss mir immer Notizen machen.

pashtunwali
26.10.2019, 15:03
ich finde, dass man so lernen soll wie man die jahre davor auch für die klausuren gelernt hat - natürlich nur noch etwas intensiver
nach 5 jahren studium wird man schon seinen eigenen ganz speziellen "lern-flow" gefunden haben und klar kann man den immer noch optimieren oder dinge ändern, aber im großen und ganzen würde ich dem eigenen lernstil treu bleiben.

was ich persönlich noch wichtig finde ist, dass man nicht auf lücke lernt fürs examen sondern jedes einzelne fach ordentlich lernt, weil es werden so viele kleine fächer und auch viele kolibris abgefragt.... da bleibt nur eins damit der stoff wirklich sitzen bleibt:
wiederholen, wiederholen, wiederholen und dann wenn ihr denkt ihr kotzt gleich, weil es so ätzend ist:
DANN NOCHMAL WIEDERHOLEN :D

ehem-user-31-01-2020-1555
27.10.2019, 18:16
Auf „Lücke lernen“ würde ich auch nicht machen. Das ist im StEx zu riskant. Stelle aber fest, dass ich die Dinge durch stumpfes Lesen und Wiederholen nicht dauerhaft im Kopf behalte. Da muss ich mir Notizen oder Schaubilder machen. Verunsichert hat mich, dass Examenskandidaten z.T. hier berichten, dass vom Gelernten in den 100 Tage. wenig im Kopf bleibt.

ehem-user-31-01-2020-1555
27.10.2019, 18:18
Und das 1ser Leute auf einmal im 3er Bereich sind. 3er Kandidaten müssten dann ja durchfallen und 2er im 4er Bereich sein. Hoffe, dass das IMPP nicht das mit uns macht, was das Justizprüfungsamt mit angehenden Juristen macht: Im Examen rausprüfen

Markian
27.10.2019, 21:53
Also wenn du in 3 Versuchen nicht bestehst, dann liegt es zu 100% an dir. Da wird nicht rausgeprüft, nur gute Noten verhindert.

ehem-user-31-01-2020-1555
28.10.2019, 01:12
Also wenn du in 3 Versuchen nicht bestehst, dann liegt es zu 100% an dir. Da wird nicht rausgeprüft, nur gute Noten verhindert.

Dem stimme ich zu. Mich haben nur die Reaktionen der H19-Schreiber sehr verunsichert. Dort haben ja nach eigenen Angaben wirklich gute bzw. sehr gute Studierende ums Bestehen gebangt.
Bei den Juristen gibt es genug Leute, die im Examen endgültig nicht bestehen, das ist bei uns nicht so

Rahmspinat
28.10.2019, 08:28
Naja, man sollte sich auch nicht zu dolle verunsichern lassen. Was Leute erzählen und wie es tatsächlich war sind am Ende auch zwei verschiedene Paar Schuhe. Ist es deutlich schwerer die 1 oder teilweise die 2 zu holen? Definitiv. Ums Bestehen sollte man aber trotzdem mit vernünftigem Lernen niemals bangen.

Markian
28.10.2019, 08:51
H19 war in meinen Augen echt eine Unverschämtheit, aber ich denk die Vorbereitung wird bei euch schon deutlich besser sein, weil ihr auch wisst was auf euch zukommt.

DeeMcCoy
28.10.2019, 13:08
Ich fand das Examen auch furchtbar, aber ich denke an den Bestehenszahlen wird sich nicht viel ändern. Es waren die Jahre vorher um die 40% um 2er und um die 40% im 3er Bereich wahrscheinlich verschiebt sich das etwas nach unten, aber zum Durchfallen ist da ja dennoch genug Luft. Bei mir waren es im Vgl. etwa 8% schlechter als in den Vorbereitungen und in Rest Studium. D.h. Statt um die 85% ne gute 3. Was solls.

Ich würde bei einem Lerbsystem bleiben. Es ist ja auch zu erwarten, dass Amboss die Änderungen auch nach und nach in den Lernplan übernimmt. Habe alles durchgearbeitet und nach den 100 Tagen die Themen nochmal wiederholt, die ich am schlechtesten gekreuzt habe. Tgl. Kam ich auf etwa 3-4 Std Zeitaufwand. Damit war es zu schaffen, wenns auch ein Arschlochexamen war :D