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Fino
24.11.2003, 13:18
Hallo,
ich muss mir mal ordentlich Aerger von der Seele reden.
Ich mache mein Wahlfach Paediatrie in England.Vermittelt wurde mir die Stelle von "meinem" Chefarzt,der mich schon waehrend meiner England-Famulatur betreut hat.Waehren meine Famulatur gut verlief,gibt es jetzt einige Probleme mit Leuten,die offensichtlich was dagegen haben,dass PJler aus Deutschland zu ihnen kommen.
Die jetzige Consultant(=eine von mehreren Chefaerzten auf Station) begruesste mich am ersten Tag ganz nett und wollte so wissen,was ich denn so lernen muesste/wollte.Sie fragte mich auch,ob ich fuer diesen Aufenthalt Gebuehren ans Krankenhaus oder an die zustaendige Uni bezahle,was ich verneinte.Darauf meinte sie nur:"Oh,das heisst du bekommst die Ausbildung kostenlos,das ist ja schoen fuer dich." Ich fand das etwas eigenartig,dachte mir aber nicht allzuviel dabei.
Mein PJ begann,und es gefiel mir sehr gut.Meine Betreuerin erklaerte und zeigte sehr viel,ich konnte sie jederzeit was fragen und sie war nicht nur eine sehr gute "Lehrerin",sondern auch eine fachlich extrem gute Aerztin,die bei den Assis, Oberaerzten und den anderen Chefaerzten sehr beliebt war.
In der dritten Woche-ich sass mit ihr in der Poliklinik-kam sie wieder auf das Gebuehren Thema zurueck.Sie fuhr mich ploetzlich richtig uebel an"Unsere Studenten und Leute aus anderen Laendern,die hierher zum Studium kommen muessen sehr viel fuer ihre Ausbildung zahlen,und du zahlst gar nichts!"
Ich war schockiert und hielt ihr entgegen,dass ich aber keine immatrikulierte Studentin sei ,worauf sie nur weiter motzte"Aber du bekommst dieselbe Ausbildung wie unsere Studenten.Ich finde das unfair und habe die zustaendige PJler Sachbearbeiterin darueber informiert." Ich habe mich,weil sie so aggressiv war,gar nicht getraut,ihr zu sagen,dass Engl. Studis bei uns ja auch nichts zahlen muessen(mir war da sowieso nur noch zum Heulen zumute...)
Am naechsten Tag hatten wir so was wie eine schriftl. Klausur.Ich hatte die engl. Studis gefragt,was das denn so fuer eine Klausur sei und sie meinten,sie haetten keine Ahnung.Eine Luege,wie sich herausstellte,denn sie hatten exakt die Fragen,die auch wirklich drankamen,ich war die einzige,die sie nicht kannte und schnitt als Schlechteste ab,aber hauptsaechlich,weil ich wegen meoner Betreuerin so zornig war,dass an Konzentrtion gar nicht zu denken war.Wie ich ueber die engl.Studis dachte,koennt Ihr Euch wohl ausmalen.....
Schliesslich erzaehlte ich einer deutschen Oberaerztin alles,die richtig sauer wurde,und den leitenden Chefarzt informierte.Der versicherte mir,dass ich willkommen sei,sie haetten vor einger Zeit einen ziemlich freche PJler aus den West Indies gaehabt und dieses Verhalten meiner Betreuerin sei sicher nicht persoenlich gemeint und er werde mal mit ihr reden.
Er vergass es wohl,oder ueberlegte es sich anders,jedenfalls waren die naechste zwei Wochen grauenhaft.Ich ging ihr aus dem Weg,keine Visite mehr mit ihr,keine Poliklinik-Sitzungen,den Teachings blieb ich fern.Ich begann,einen Stolz auf meine Heimat-uni ,die nicht so kleinkariert ist,zu empfinden,wie ich es vorher nicht fuer moeglich gefunden haette.
Schliesslich meinte sie bei unseren woechentlichen Treffen unter vier Augen,dass ich gute Fortschritte machen wuerde und fragte,ob es mir denn bei ihnen gefalle....
Da knallte ich ihr-not very British-direkt ins Gesicht "NO"
und weigerte mich,mit ihr zu reden,weil wieder die alte Wut hochkam.Sie wurde unruhig,wollte wissen,was denn passiert sei(sic!) und wer mich so aufgebracht haette.Ich solle ihr das sagen und sie werde sich sofort darum kuemmern!Als sie erfuhr,dass sie es war,zuckte sie zusammen,als ob ihr jemand ins Gesicht geschlagen haette und wurde rot."Ist es die Geldgeschichte,die dich so aufgebracht hat?Es tut mir leid,ich wollte dich nicht kraenken."
Ich sprach nicht mehr mit ihr und ging (es war Freitag)nachdem ich ihr geasgt hatte,dass es die "Geldsache"war nach Hause.
Am Montag dann sprachen wir dann doch darueber.Ich gab ihr mehrere Seiten von deutschen Unis auf englisch,aus denen sie sehen konnte,das wir kein Geld nehmen und es ein entsprechendes Abkommen zwischen GB und Deutschland gibt.Sie verhielt sich versoehnlich,meinte allerdings ich haette sie ja enttaeuscht,weil sie mit dieser Ungewissheit ins Wochenende habe gehen lassen(es ist doch erstaunlich,wie Leute einen auf Teufel komm raus schlecht aussehen lassen wollen.)Sie erfuhr auch,dass die engl.Studis die Fragen gekannt hatten und setzte einige Zeit spaeter einen andere Klausur auf,bei der ich als Beste abschnitt und die Englaender sich ordentlich blamierten(sehr zum Verdruss meiner Betreuerin,die irgendwie pissig auf mein gutes Abschneiden reagierte....)
Kurz bevor ich planmaessig an ein anderes KH in England wechselte,konnte sie es nicht verkneifen,mir zu sagen,dass ich "so ernst" sei,sie habe mich nie lachen gehoert und ich haette ein distanziertes Verhaeltnis zu den engl.Studis gehabt.Na ja,wie Deutsche halt so sind.
Ich denke,dass wir wirklich einigen Grund haben,zu glauben,an unseren Unis gut ausgebildet zu werden,die Englaender haben mich weder fachlich noch menschlich beeindruckt-ganz im Gegenteil!
Ich moechte noch allen,die ins Ausland gehen,den dringenden Rat geben,nur mit grosser Zurueckhaltung die Mankos in der deutschen Medizinerausbildung zu erwaehnen,meine Betreuerin z.B. ritt darauf bei jeder Gelegenheit darauf rum ,liess aber nichts auf ihre eigenen Leute kommen.
Habt Ihr aehnliche Erfahrungen gemacht?