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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Teilweise Probleme mit Blut, trotzdem Medizin?



vmedid
26.11.2019, 05:00
Halli hallo!

Erstmal vielen Dank, wenn ihr euch meinen langen Text durchlest und eine Antwort hinterlasst!

Ich habe mal eine Frage: und zwar möchte ich schon seit sehr langer Zeit Medizin studieren. Biologie oder Chemie waren für mich immer sehr faszinierend und ich hatte großen Spaß dabei... meine Voraussetzungen sind eigentlich auch sehr gut. Ich habe einen Abi-Schnitt von 1,3, was mit meinem Medizinertest (76%), den ich schon absolviert habe, gut ausreichen sollte, um einen Platz zu bekommen.
Mein Vater ist auch Allgemeinmediziner und hat eine eigene Praxis, sodass ich schon ein bisschen einen Einblick in den Alltag eines Arztes bekommen habe.

So nun aber zu meinem eigentlichen Problem: ich habe zwei zweiwöchige Praktika absolviert und hatte viel Spaß und großes Interesse neues über Krankheiten oder den Körper zu lernen. Das eine habe ich bei meinem Vater in der Hausarztpraxis gemacht, das andere in einer Herzklinik.

Bei meinem Vater hatte ich teilweise Probleme Blut zu sehen. Wenn mir welches angenommen wird, wird mir eigentlich immer schwindelig und ich muss mich hinlegen. Einmal bin ich sogar an der Wand leicht "runtergerutscht" als jemandem nur Blut abgenommen wurde, was allerdings bei der Person ein bisschen schwerer war und so mehrmals herumgestochen wurde.
Daraufhin hat mein Vater mir angeboten, dass ich ihm Blut abnehmen konnte, was wiederum kaum ein Problem war.
Als ich ihm einmal beim Nähen eines Daumes assistieren musste, war es okay, doch hatte ich die ganze Zeit ein ziemlich mulmiges Gefühl...

Bei meinem zweiten Praktikum war es unterschiedlich. Blutabnehmen bei anderen habe ich immer nicht soo gerne gesehen, aber es war eigentlich recht okay.
Als einmal jemandem Wasser mit einem Schlauch zwischen den Rippen hinter der Lunge abgesogen wurde, musste ich mich, als wir wieder raus aus dem Patientenzimmer waren, hinsetzen, da ich sonst wahrscheinlich zusammengesackt wäre.
Am Ende der zwei Wochen konnte ich sogar einer Bypass OP zugucken ohne irgendwas zu merken. Dabei wurde der Person der ganze Brustkorb aufgesägt usw.
Jetzt (1 Jahr später) habe ich gerade einen Erste Hilfe Kurs. Als der Leiter nun begonnen hat uns ein Video von einem Mädchen zu zeigen, das sich verschluckt und beinahe erstickt und jemanden, der dann erste Hilfe leistet, habe ich ein ziemlich mulmiges Gefühl im Bauch bekommen.
Auch schon als sie von Amputationen oder einem Unfall, bei dem jemand ein Bein verliert und erste Hilfe geleistet werden muss oder eine offene Bauchwunde behandelt werden muss.

Jetzt bin ich ein bisschen ins Nachdenken gekommen. Erst dachte ich, dass der Fakt Blut teilweise nicht sehen zu können oder immer ein mulmiges Gefühl dabei zu haben meinem Studium im Weg stehen könnte.

Dann dachte ich, dass ich weniger empfinde wenn ich selbst involviert bin (assistieren beim Nähen oder selber Blut abnehmen).

Eine andere Punkt ist, dass ich dachte, dass ich mich an die Situationen gewöhnen kann, was man ja an meinem Verlauf sehen kann: schwindelig beim zugucken von Blut abnehmen --> zugucken bei OP ohne Probleme
Außerdem meinte eine Ärztin zu mir, dass viele am Anfang des Studiums beim Anblick von Blut zusammensacken und das einfach nur ein Schutzreflex ist.

Jetzt hat mich allerdings der Fakt wieder verunsichert, dass mir sogar beim Erzählen von manchen möglichen Unfällen mulmig wird.

Was denkt ihr? Könnte das meinem Studium im Weg stehen oder brauche ich mir da keine großen Sorgen zu machen?

Sorry, dass die Frage so lang geworden ist, aber ich musste ein paar Details geben, damit er versteht, was ich meine... :D

Liebe Grüße und danke für eure Antworten!

Rahmspinat
26.11.2019, 09:11
Ums Blutabnehmen wirst du spätestens in der Klinik nicht herumkommen. Allerdings wärst du die/der Erste, der ein solches Problem hat. Ich erinnere mich an die ganzen Leute, die im Präpkurs beim Anblick der Leiche teilweise echt umgekippt sind. Die sind aber heute auch alle Ärzte. Man gewöhnt sich also dran. :)

belanglosigkeiten
26.11.2019, 11:06
Um etwas die Angst zu nehmen: Ich habe bei einer Semesterstärke von 200 Leuten nie jemanden im Präpsaal synkopieren sehen und lediglich einmal davon gehört, dass bei uns jemand Kreislaufprobleme vor der Prüfung gekriegt hat. Ich habe auch schon Erstis beim "ersten Mal" begleitet und selbst da ist trotz anfänglicher Berührungsängste niemand umgekippt oder rausgegangen.

Wie du ja selbst schreibst, scheinst du einen Gewöhnungseffekt zu bemerken. Spätestens, wenn du etwas fürs Studium lernen musst, lassen sich deine Ängste sicher überwinden. Und wenn das alles in ein paar Semestern nach wie vor nicht richtig dein Ding ist, bleiben dir viele uninvasive Fächer zur Auswahl.

(Blutentnahmen gehören bei uns übrigens ab der Vorklinik dazu, insbesondere gegenseitig. Spätestens in Klinische Chemie muss hier jeder sowohl BE machen als auch sein Blut hergeben, und zwar täglich. Um da entschuldigt zu sein, müsste man vermutlich schon beide Arme eingegipst haben.)

Kackbratze
26.11.2019, 12:31
Mach doch noch ein Praktikum in einer Notaufnahme, dann hast Du alle Bereiche abgedeckt und kannst dich und deinen Körper besser einschätze.

Jetzt so hier im anonymen Internet nach ca. 570 Wörtern deinerseits kann ich dich und deine Probleme echt gut erfassen und Dir eine umfassende und genaue Antwort geben.
Oder auch nicht.

Du musst es selber rausfinden. Geh vor die Tür und treib dich nicht im Internet rum.

tup74
26.11.2019, 14:14
Naja kenne das auch von mir selber; manchmal, wenn ich mir die ein oder andere Verletzung vorstelle, dann habe ich ein ungutes Gefühl bzw. stelle mir vor, wie schmerzhaft das sein muss. Auch bei Videos kann das schon mal passieren.

Aber das ganze live zu sehen ist dann überhaupt nicht schlimm, vor allem wenn man das selber macht.

Pflaume
26.11.2019, 15:41
Es gibt nicht wenige, die ähnliches berichten wie du. Kackbratze hat recht, dass wir dich nicht im echten Leben kennen und somit nicht beurteilen können. Aber: Wie du schon selbst festgestellt hast, gewöhnt man sich an unheimlich viel, und an das meiste gewöhnt man sich auch ganz schön schnell. Es ist jetzt nicht unbedingt verbreitet, aber gibt schon einige Medizinstudenten, die anfangs kein Blut sehen können oder in bestimmten Momenten "schwach werden". Wie du selbst schon gemerkt hast und tup74 auch sagt, ist es im allgemeinen auch einfacher, wenn man selbst was macht, als wenn einem irgendwelche eklig klingenden Dinge erzählt werden. Mein Kollege (heute Anästhesist) erzählte mir neulich, dass er damals in seinem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein umgekippt ist (mit Bewußtlosigkeit), als der Dozent irgendwelche Verletzungen beschrieben hat. Der arbeitet aber heute als Notarzt.

Dass das, was du beschreibst, einem Medizin-Studium ernsthaft im Wege steht, dürfte die Rarität sein. Mach doch, wie Kackbratze empfiehlt, vor dem Studium das sowieso pflichtgemäße Krankenpflege-Praktikum. Sprich mit Leuten aus deinem Umfeld. Und wenn du dich dann fürs Studium entscheidest, akzeptiere, dass es auch im Studium doch immer wieder zu Situationen kommen kann, die dich irgendwie herausfordern werden. Da mußt du dann halt durch.

Choranaptyxis
26.11.2019, 17:55
Was dein Vorteil ist, du hast es jetzt gemerkt! Hatte ne Kommilitonin in Riga, noch nie irgendwas im Krankenhaus gemacht, fixierte Leichen ging so ganz ok, aber bei Blut im Krankenhaus war es in der Klinik dann ungünstig, gemerkt im 5.Semester.

Würde auch vorschlagen, das KPP zu machen, zumindest 1 Monat. Da siehst du dann je nach Station alles, was es an Körperflüssigkeiten, natürlich und unnatürlich gibt, und da merkt man dann ja auch, klappt es, oder klappt es nicht. Selbst wenn da anfangs vlt Probleme auftreten, merkst du ja, ob es mit der Zeit besser wird oder nicht. Da du es brauchst, ist es ja auch keine Zeitverschwendung.

Trendafil
26.11.2019, 19:32
Also ich finde man muss nicht auf Gedeih und Verderb Medizin studieren, weil Papa Hausarzt ist.

Wenn Du kein gutes Gefühl bei Wundversorgungen hast und eigentlich auch nur nach einer Gewöhnungszeit Blut sehen kannst, solltest Du dir überlegen, ob Du Dir Studium und Beruf mit einem "mulmigen Gefühl" antun möchtest.

Ich selbst kenne eine Studentin, die kein Blut sehen kann, im Präpsaal oft wegen Übelkeit und Schwindel austreten musste. Sie hat sich nicht daran gewöhnt.
Kurz vor dem PJ durften wir sie in einem Blockpraktikum schon wieder vom Op Boden aufsammeln.
War unangenehm für alle beteiligten.

ProximaCentauri
26.11.2019, 21:15
Daran wirst du dich problemlos gewöhnen, und manchmal hat man eben Kreislauf. Neulich musste ich mitten in einer Knochenmarkpunktion auf den Boden liegen, obwohl ich schon diverse gemacht habe, die sehr gut ging, und überhaupt nicht mehr blutig oder sonstwie unangenehmer war als sonst.
Das kann jedem irgendwann passieren, man sollte es halt im Idealfall so ansprechen können dass man sich eben hinlegen/setzen kann und nicht ins sterile Feld kippt.
Im Zweifelsfall helfen bei mir auch Stützstrümpfe, gut trinken. Wenn dich das Thema sonst interessiert und du Freude daran hast würde ich mich nicht davon abhalten lassen. Ängste sind oft auch etwas sehr fluides, und wenn es wirklich dann gar nicht geht musst du ja nicht Herzchirurge werden sondern halt z.B. Psychiater, so dass du grösstenteils darauf verzichten kannst.