desillusion
05.12.2019, 09:02
Liebe angehende Kolleg_In,
studier was anderes.
Den Ärzt_Innenberuf und das Humanmedizinstudium umgibt eine mehrfache Aura, weshalb sich arglose, motivierte und intelligente junge Menschen darauf stürzen ohne Möglichkeit zu sehen, was danach wartet.
Die Aura:
1) Menschenkontakt: Eines der vielen Argumente ist die Arbeit mit und vor allem für Menschen. Leider entspricht das nicht der Realität. Man ist als Assistent_In zunächst überqualifizierter Zehnfingerschreiber, Callcentermitarbeiter und Angehörigen- / Patientenbeschwichtigungsfachangestellter und später MdK-Abwehrbeauftragter. Mit Menschen kommt man entweder in narkotisiertem Zustand oder 3 Minuten bei der morgendlichen Visite in Kontakt. Denn schließlich gibt es wichtigeres zu tun, als sich um den (kranken) Menschen zu kümmern. Briefe sind zu schreiben, nicht zu vergessen: zu korrigieren, in anderen Fachabteilungen um Konsile zu betteln und gleichzeitig Übernahmeanfragen abzuwehren.
2) Forschende Ärzt_In: Welch traumhafte Vorstellung sich bei dieser Bezeichnung auftun. Am Krankenbett Gutes tun und später die Wissenschaft für das Wohl der Menschheit voranbringen. Das geht nur an einer Uniklinik. Die bekommt man für einen Preis: 10*-*12 Stundentage, natürlich werden keine Überstunden dokumentiert. Überstunden sind Deine Schuld! Die Forschung kommt dann oben drauf. Hast du Hobbys? Jetzt keine mehr! Aber schließlich war das Dein Traum.
3) Synthese von Natur- und Geisteswissenschaften: im Studium lernt man viel, über biochemische Zusammenhänge, philosophische Ansätze, Medizingeschichte und die Grundlagen von Krankheit und Gesundwerden. Aber nur im Studium. Später heißt es: Nach oben buckeln, Aufgaben erledigen, Befehlen folgen. Überleben. Irgendwie.
4) Ein gut bezahlter Beruf: Das überstundenbereinigte Einkommen ist grauenhaft. Natürlich über dem der (meisten) Nichtakademikerinnen. Aber dann hört es sehr schnell auf.
Es muss Dir klar sein: Der Ärzt_Innenberuf ist ein kaltes, eminenzbasiertes, ökonomisiertes und hierarchisches Handwerk. Das lernst Du leider auch erst nach dem Studium. Nach 7 Jahren Studium fängst Du wieder bei 0 an und bist eine Lehrling. So wirst Du auch behandelt werden.
Willst Du das? Willst Du dafür deinen Intellekt opfern? Deine Motivation? Dein Leben?
Studier was anderes.
Folge nicht blind dem irrlichternden Geist durch den Sumpf. Schau Dich um. Sinn wirst Du hier nicht finden. Zumindest nicht mehr als wo anders. Du bist mathematisch begabt? Eine Naturwissenschaftlerin? Geh diesen Weg! Auch dort kannst Du etwas „bewirken“, mit „Menschen arbeiten“ wirst Du so oder so. Wenn Du nach einer 70-Stundenwoche erschöpft und schweigend dasitzt und froh bist nicht reden zu müssen, wirst Du dich hieran erinnern.
Folge nicht blind dem irrlichternden Geist durch den Wald. So viele rennen blind dem Medizinstudium hinterher, opfern alternative Lebenswege der Hoffnung, irgendwann einen Platz zu ergattern, geben Freizeitbeschäftigungen und Kontakte auf und ruinieren sich finanziell.
Studier was anderes! Hab Hoffnung. Du hast ein Leben nach dem Wunsch, Medizin zu studieren.
Studier was anderes.
Für Dich.
Vor allem für Dich.
studier was anderes.
Den Ärzt_Innenberuf und das Humanmedizinstudium umgibt eine mehrfache Aura, weshalb sich arglose, motivierte und intelligente junge Menschen darauf stürzen ohne Möglichkeit zu sehen, was danach wartet.
Die Aura:
1) Menschenkontakt: Eines der vielen Argumente ist die Arbeit mit und vor allem für Menschen. Leider entspricht das nicht der Realität. Man ist als Assistent_In zunächst überqualifizierter Zehnfingerschreiber, Callcentermitarbeiter und Angehörigen- / Patientenbeschwichtigungsfachangestellter und später MdK-Abwehrbeauftragter. Mit Menschen kommt man entweder in narkotisiertem Zustand oder 3 Minuten bei der morgendlichen Visite in Kontakt. Denn schließlich gibt es wichtigeres zu tun, als sich um den (kranken) Menschen zu kümmern. Briefe sind zu schreiben, nicht zu vergessen: zu korrigieren, in anderen Fachabteilungen um Konsile zu betteln und gleichzeitig Übernahmeanfragen abzuwehren.
2) Forschende Ärzt_In: Welch traumhafte Vorstellung sich bei dieser Bezeichnung auftun. Am Krankenbett Gutes tun und später die Wissenschaft für das Wohl der Menschheit voranbringen. Das geht nur an einer Uniklinik. Die bekommt man für einen Preis: 10*-*12 Stundentage, natürlich werden keine Überstunden dokumentiert. Überstunden sind Deine Schuld! Die Forschung kommt dann oben drauf. Hast du Hobbys? Jetzt keine mehr! Aber schließlich war das Dein Traum.
3) Synthese von Natur- und Geisteswissenschaften: im Studium lernt man viel, über biochemische Zusammenhänge, philosophische Ansätze, Medizingeschichte und die Grundlagen von Krankheit und Gesundwerden. Aber nur im Studium. Später heißt es: Nach oben buckeln, Aufgaben erledigen, Befehlen folgen. Überleben. Irgendwie.
4) Ein gut bezahlter Beruf: Das überstundenbereinigte Einkommen ist grauenhaft. Natürlich über dem der (meisten) Nichtakademikerinnen. Aber dann hört es sehr schnell auf.
Es muss Dir klar sein: Der Ärzt_Innenberuf ist ein kaltes, eminenzbasiertes, ökonomisiertes und hierarchisches Handwerk. Das lernst Du leider auch erst nach dem Studium. Nach 7 Jahren Studium fängst Du wieder bei 0 an und bist eine Lehrling. So wirst Du auch behandelt werden.
Willst Du das? Willst Du dafür deinen Intellekt opfern? Deine Motivation? Dein Leben?
Studier was anderes.
Folge nicht blind dem irrlichternden Geist durch den Sumpf. Schau Dich um. Sinn wirst Du hier nicht finden. Zumindest nicht mehr als wo anders. Du bist mathematisch begabt? Eine Naturwissenschaftlerin? Geh diesen Weg! Auch dort kannst Du etwas „bewirken“, mit „Menschen arbeiten“ wirst Du so oder so. Wenn Du nach einer 70-Stundenwoche erschöpft und schweigend dasitzt und froh bist nicht reden zu müssen, wirst Du dich hieran erinnern.
Folge nicht blind dem irrlichternden Geist durch den Wald. So viele rennen blind dem Medizinstudium hinterher, opfern alternative Lebenswege der Hoffnung, irgendwann einen Platz zu ergattern, geben Freizeitbeschäftigungen und Kontakte auf und ruinieren sich finanziell.
Studier was anderes! Hab Hoffnung. Du hast ein Leben nach dem Wunsch, Medizin zu studieren.
Studier was anderes.
Für Dich.
Vor allem für Dich.