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Espressa
07.12.2019, 11:08
Was mich interessieren würde; von allen die atheistisch leben:
Wie erklärt ihr Kindern Gerechtigkeit? Bzw wie wird akzeptiert dass es keine gibt? Und wer definiert gut und böse? Und was passiert nach dem Tod?

Muriel
07.12.2019, 11:35
Was hat das mit Atheismus zu tun?

Espressa
07.12.2019, 11:56
Was hat das mit Atheismus zu tun?

Naja wenn es keinen Gott gibt, der bei den Antworten eine Rolle spielt, muss man das anders erklären, oder nicht?

McDübel
07.12.2019, 11:57
Das erinnert mich an eine Diskussion hier im Forum (liegt schon Jahre zurück - da ging es, glaube ich, um Abtreibung) wo ein User doch tatsächlich meinte, dass ja nur Atheisten Kriminelle sind, da die ja schließlich keine Werte vermittelt bekommen haben und quasi nicht von Gut und Böse unterscheiden können...

Diese Denke unterstelle ich Espressa jetzt aber nicht :-)

Feuerblick
07.12.2019, 12:00
Naja wenn es keinen Gott gibt, der bei den Antworten eine Rolle spielt, muss man das anders erklären, oder nicht?
Wozu braucht man Gott, um Kindern Tod, Ungerechtigkeit, Gut und Böse zu erklären?

tragezwerg
07.12.2019, 12:29
Auf menschliche Werte wie Nächstenliebe hat ja kein Glauben ein Monopol. Und trotz der vielen schlechten Dinge auf der Welt glaube ich an das Gute, Großzügige und Mitfühlende im Menschen. Das versuche ich meinen Kindern zu vermitteln.
Ich bin aber immer ehrlich mit meinen Kindern, sage auch dass ich nicht weiß was nach dem Tod kommt. Und dass es eben gute und schlechte Menschen gibt und dass leider Unglücke passieren. Für nichts davon brauche ich irgendein höheres Wesen als Erklärung.
Ich war nie gläubig, mein Partner ebensowenig. Wir könnten das also niemals authentisch unseren Kindern vermitteln. Und ich schätze es sehr, dass meine (nicht gläubigen) Eltern mich diesbezüglich immer selbst haben entscheiden lassen (ich war z.B. als Atheistensprössling trotzdem im Religionsunterricht), das möchte ich meinen Kindern auch ermöglichen.

Laelya
07.12.2019, 12:48
Naja wenn es keinen Gott gibt, der bei den Antworten eine Rolle spielt, muss man das anders erklären, oder nicht?

Ich hab noch nie Erklärungsnot gehabt wenn es um das Gute oder das Böse ging. Genauso wenig wenn es um Gerechtigkeit geht, ich denke tatsächlich (ohne Glauben angreifen zu wollen) das es recht einfach ist zu sagen, es ist so, weil Gott es so will.
Ich bin evangelisch erzogen worden, war auf einer christlich geprägten Schule, glaube aber selbst nicht an Gott.

Als mein Kind mich gestern frage wie die Welt entstanden habe ich ihr gesagt, dass es Menschen gibt die an den Urknall glauben und andere Menschen, die glauben das Gott die Welt geschaffen hat. Sie soll die Freiheit besitzen sich ihre eigene Meinung zu bilden :-)

Ebenso halten wir es mit dem Weihnachtsmann. Ich habe nie explizit gesagt, dass es den Weihnachtsmann gibt, weil ich sie nicht anlügen wollte, sie aber auch nicht als einzige in der Kita desillusionieren wollte. Als sie zu mir kam und meinte, dass der Weihnachtsmann doch vllt nur ein Mann ist, der sich verkleidet, habe ich sie gefragt, ob sie denn an den Weihnachtsmann als Figur glauben möchte? Da hat sie gesagt, dass sie noch sehr gerne daran glauben möchte, das es einen Weihnachtsmann gibt. Hab gesagt, dass sie so lange daran glauben darf, wie sie es möchte. Und damit war sie sehr glücklich.

Espressa
07.12.2019, 13:12
Wozu braucht man Gott, um Kindern Tod, Ungerechtigkeit, Gut und Böse zu erklären?

Ich stoße ohne etwas übergeordnetes schon auf Grenzen; wenn ich definieren will, was gut und was böse ist. Weil die Empfindung bezüglich Ehre, Gerechtigkeit, Vergeltung etc ja unter den Menschen unterschiedlich sein kann, wenn diese dann darüber entscheiden, könnte das schon Uneinigkeit geben.
Ebenso ist ohne Gott eine gesamtübergreifende Gerechtigkeit unmöglich, da haben manche eben einfach Glück oder Pech.

Und wenn es keinen Gott gibt, und keinen freien Willen, sondern nur Synapsen, transmitter und Reaktionen auf Reize, dann verliert Liebe oder zwischenmenschliche Beziehung ihren Wert.

Feuerblick
07.12.2019, 13:24
Das halte ich für nicht richtig. Auch Gott - so man an ihn glaubt - ist nicht per se gerecht. Er lässt Gut und Böse zu. Er lässt Not und Elend zu... ohne dass es eine „gerechte Strafe“ für irgendwas wäre. Ergo würde dieser Erklärungsversuch über eine höhere Macht doch auch nicht funktionieren.
„Gesamtübergreifende Gerechtigkeit“ als göttliche Funktion finde ich... wenig zutreffend.

Fr.Pelz
07.12.2019, 13:41
„Böse“ ist, was andern Lebewesen schadet. Wobei ich hier mit den fünfjährigen schon differenzierter reden kann als „böse“.
Ich komme viel eher in Erklärungsnot, wenn ich so „unlogische“ konstrukte des sozialen Zusammenlebens erklären soll... Warum pupst man nicht vor anderen Leuten? Warum grüßt man zwar höflich, quatscht aber nicht gleich jeden fremden voll?... da hilft Gott nicht.
Gerade Gerechtigkeit könnte ich jetzt auch nicht mit Gott erklären.
Theodizee und so.

Espressa
07.12.2019, 13:45
Naja wenn nach dem Leben bzw. Tod das Paradies kommt (oder eben kein Einlass da rein), da wird der Gerechtigkeit schon Genüge getan, find ich.

tragezwerg
07.12.2019, 13:49
Warum sollte es ohne Gott keinen freien Willen geben? Weil wir kleinen Marionetten das ohne göttliche Steuerung nicht können?
Unser Gehirn ist doch offensichtlich in der Lage dazu, solche komplexen Dinge zu generieren und umzusetzen.
Auf die religiöse gottgegebene "Gerechtigkeit" verzichte ich gerne. Diese Welt ist nicht gerecht und wird es nie sein (warum auch?). Da ändert auch der Glaube an eine irgendwie geartete Strafe oder Belohnung wie Höllenfeuer oder Himmel nach dem Tod nix.
Und was hat Gott mit der individuell empfundenen Liebe zu tun?
Tut mir leid, mir geht gerade schon wieder die Hutschnur. Religion werde ich einfach nie nachvollziehen können. Man kann natürlich alles mit Gottes Wirken erklären (und damit oft allen Andersgläubigen oder Nichtgläubigen die Daseinsberechtigung absprechen). Oder halt nicht.

Espressa
07.12.2019, 14:02
„Böse“ ist, was andern Lebewesen schadet. Wobei ich hier mit den fünfjährigen schon differenzierter reden kann als „böse“.
Ich komme viel eher in Erklärungsnot, wenn ich so „unlogische“ konstrukte des sozialen Zusammenlebens erklären soll... Warum pupst man nicht vor anderen Leuten? Warum grüßt man zwar höflich, quatscht aber nicht gleich jeden fremden voll?... da hilft Gott nicht.
Gerade Gerechtigkeit könnte ich jetzt auch nicht mit Gott erklären.
Theodizee und so.

Naja Höflichkeit ist ja was anderes als „Sünde“, und auch interkulturellen Schwankungen unterworfen, mancherorts ist lautes Rülpsen am Tisch ausdrücklich erwünscht. Das finde ich alles noch einfach; es herrscht einfach allgemeine Etikette, auf die sich unser Kulturkreis festgelegt hat. Finde schon dass man auch „Brauch“ oder „Tradition“ als Argument nutzen darf.

Aber wie beantwortet man die Frage: wieso kann ich den Mörder meines Kindes nicht auch umbringen, wenn zb sicher wäre dass es nie jemand rausfindet? Oder wäre das in dem Fall doch ok?

Feuerblick
07.12.2019, 14:03
Ganz einfach: Weil ich dann keinen Deut besser wäre als der Mörder...

Espressa
07.12.2019, 14:06
@Tragezwerg: Bitte nicht aufregen!
Ich hab das aus Kreisen der Gott-wegerklär-wollenden-Wissenschaft, dass es keinen freien Willen gäbe, und wir Tieren ähnlich nur reagieren, und unser tolles Hirn uns aber den Eindruck verschafft, wir hätten das so gewollt.

Für mich gehört freier Wille und Existenz gottes zusammen, mag sein dass das jemand auch anders erklären kann wie das eine ohne das andere geht. Bisher sind mir nur Atheisten begegnet, die den freien Willen, so wie er im Zusammenhang mit Gott verstanden wird, eben leugnen.

Espressa
07.12.2019, 14:10
Ganz einfach: Weil ich dann keinen Deut besser wäre als der Mörder...

Vergleichen finde ich immer schwierig; weil einigen liegt auch nichts dran, „besser“ sein zu wollen, bzw eröffnet der Vergleich „wenn der das darf, darf ich das auch“, auch wiederum neue Türen...

Feuerblick
07.12.2019, 14:12
So ist die Welt nun einmal. Da hilft Gott auch nicht. Denn wer möchte sich schon drauf verlassen, dass irgendwann in unbestimmt ferner Zeit ein Jüngstes Gericht stattfindet, wo solche Sachen abgehandelt werden?
Ich finde vergleichen durchaus sinnvoll. Der Mörder hat Eltern ihr Kind genommen. Bringst du ihn um, nimmst du vielleicht Kindern den Vater... und verursachst Leid. In jemanden hineinversetzen finde ich wichtiger als irgendwelche höheren Mächte.
Btw: Ich glaube durchaus an Gott, aber ich käme nie auf die Idee, Werte über die Existenz eines wie auch immer gearteten höheren Wesens zu erklären.

Laelya
07.12.2019, 14:55
Für mich gehört freier Wille und Existenz gottes zusammen, mag sein dass das jemand auch anders erklären kann wie das eine ohne das andere geht. Bisher sind mir nur Atheisten begegnet, die den freien Willen, so wie er im Zusammenhang mit Gott verstanden wird, eben leugnen.

Ohne Gott kein freier Wille? Erschließt sich mir nicht :-nix

SusiSorgenlos
07.12.2019, 16:36
Mir auch nicht. Eher: mit Gott kein freier Wille!

Espressa
07.12.2019, 16:50
Wenn die Welt völlig zufällig entstand, sind wir quasi auch nur Tiere. Haben Tiere auch einen freien Willen?