PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausstattung einer ZNA



Relaxometrie
16.12.2019, 20:30
Die Tatsache, dass ich im Moment in der Ambulanz eingeteilt bin (internistisch) und mir im Alltag einige Dinge ziemlich auf die Nerven gehen, hat mich dazu gebracht, diesen Thread zu eröffnen.
Arbeitet jemand von Euch in einer modern ausgestatteten ZNA? Oder schlagt Ihr Euch auch mit Dingen herum, die wensentlich besser gestaltet sein könnten?

Was mich nervt, sind z.B.dämlich angeordnete Möbel. Bei uns steht man in den meisten Ambulanzzimmern mit dem Rücken zum Patienten, wenn man den Aufnahmebogen/ sonstigen Papierkram auf der Schreibfläche (kein eigener Tisch, sondern die Platte eines halbwegs auf Schreibhöhe abschließenden Schubladenschranks) liegen hat und die Anamnese erhebt.

Die PCs sind in manchen Zimmern so angeordnet, daß man die Tastatur nur im Stehen bedienen kann, was ich ganz gut finde, weil dann kein Stuhl im Weg steht. Es gibt aber auch Zimmer, in denen Monitor und Tastatur auf einem Tisch stehen, so dass man sich zum Arbeiten am PC hinsetzen muß. Aber der Tisch ist so dämlich hingestellt, daß der Stuhl immer stört, wenn man ins Zimmer/ aus dem Zimmer läuft.

Die Software ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Triage (durch die Pflege) und ärztliche Anordnungen werden mit "epias" gemacht. Laborwerte/ Bildgebung/ Entlassungsbriefe für Patienten, die nicht stationär aufgenommen werden, wird über "medico" verwaltet. Aber man braucht nicht denken, dass epias und medico miteinander kommunizieren würden. Also müssen wir die vom Pflegepersonal in epias eingetragenen Vitalwerte einzeln in den mit medico erstellten Arztbrief tippen. Und die Arztbriefschreibung ist in keinster Weise intuitiv zu bedienen. Man klickt sich echt dumm und dämlich, bis man alles richtig eingegeben hat.

Also.....effizientes Arbeiten sieht für mich anders aus.

anignu
16.12.2019, 23:36
Bis zum vierten Absatz hast du unsere Notaufnahme beschrieben. Dann kam das Wort "epias" vor. Da wurde mir klar: es ist nur eine bessere Kopie unserer Notaufnahme.

Ausstattung: die schlechtesten Ultraschallgeräte der ganzen Klinik sind hier versammelt. Und regelmäßig hat einer der Schallköpfe einen blinden Bereich. Die Verbandsmaterialien sind meist fast leer, aber wenn man was braucht kann man als Arzt ja ins Lager gehen. Die Drucker sind nicht in allen Räumen und manchmal druckt es auf anderen Druckern in anderen Räumen aus als man denkt. Bei den PCs wiederum ist es so dass nicht alles Programme auf allen Rechnern funktionieren...
Wenn man mal in Ruhe mit Angehörigen reden will/muss nutzt man meist den einzigen Raum in dem kein Patient ist: ein Durchgangszimmer.

Meiner Meinung nach muss man nur mal solche Dinge zusammenschreiben, sofort hat man eine Liste an Dingen die eigentlich peinlich sind. Vor allem wenn man, wie unsere Geschäftsführung, glaubt dass die Notaufnahme eine Art positives Aushängeschild ist...

Kandra
17.12.2019, 09:11
Ich habe heute Nacht einem nicht sehr amüsierten Vater erklärt, dass es zwar schön ist, dass er mit seinem auf den Arm gestürzten Sohn extra 30 Minuten zu uns gefahren ist, wir aber leider ab 24 Uhr weder ein Röntgen noch ein Labor außer BB/CRP unser Eigen nennen. Die Krankenhäuser im Umkreis kriegen einen Herzinfarkt wenn sie das Wort "Kind" hören (der war 10, nicht 2!), weswegen wir dem Kind dann auf Verdacht einen Gips verpasst haben und sie dann heute morgen nochmal herfahren durften um den Bruch bestätigen zu lassen.
Ultraschall in der ZNA müsste der Dienstarzt selber machen, also gibts keine außer bei lebens- (oder hoden-)bedrohenden Differenzialdiagnosen. EKG schreiben (und holen) wir nachts auch selber von der ITS.
Seit neuestem haben wir digitale Briefe, allerdings kann man die nur mit dem Arztaccount öffnen, dafür die Aufnahmeetiketten etc nur mit dem Schwesternaccount drucken, damit schreibt man jetzt zwar schneller, verliert die dadurch gewonnene Zeit aber wieder durch die Umstände ^^
Immerhin sind unsere Räume groß und zweckmäßig ausgestattet und unsere Pflegemannschaft ist wirklich fit.

tarumo
17.12.2019, 11:39
die schlechtesten Ultraschallgeräte der ganzen Klinik sind hier versammelt. Und regelmäßig hat einer der Schallköpfe einen blinden Bereich. Die Verbandsmaterialien sind meist fast leer, aber wenn man was braucht kann man als Arzt ja ins Lager gehen.

Nachdem (zumindest nach DKG-Angaben) jeder Notfallpatient vergütungsmäßig deutlich unterdeckt ist und das KH irgendwas zwischen 80 und 100 EUR pro Fall dazugibt, werden die GF einen Teufel tun und die ZNA noch mehr aufwerten. Zumal das ja wieder weitere Patienten "anlocken" würde, ein Teufelskreis...
Nebenbei: die Vergütung für ambulantes Röntgen wurde übrigens gerade nochmal um 10% abgesenkt. Dann noch die Kosten hochgetrieben durch zum Teil überzogene bürokratische Vorgaben und schon macht´s keiner mehr.
Ist aber alles so gewollt.
In den KV-Bereitschaftspraxen, die jetzt an die KH "angedockt" werden sollen, ist übrigens gar kein Sono mehr vorgesehen.

davo
17.12.2019, 12:27
Vorweg eine kurze Anmerkung: Ich glaube, dass modern ausgestattet und schlecht angeordnete Möbel nicht unbedingt ein Widerspruch ist :-p

Das Haus, in dem ich Chirurgie-PJ gemacht habe: mehrere einzelne Räume, die jeweils komplett ausgestattet sind. Man sitzt hinter liegenden Patienten (ist wahrscheinlich oft der Fall, da die Kabel halt leider in der Wand verlaufen...), aber immerhin im 90-Grad-Winkel zu sitzenden Patienten. Ultraschall und EKG stehen fix geparkt in einem der Zimmer, außer wenn sie gerade in Verwendung sind. Software funktioniert gut und kommuniziert auch problemlos mit der Software für stationäre Aufenthalte und Arztbriefe. Jedes Zimmer ist bestens mit Braunülen, Röhrchen usw. bestückt, worum sich die Pflege immer zuverlässig kümmert. Für Nachschub gibt es auch fixe Orte.

Meine Uniklinik = das Haus, in dem ich Innere-PJ gemacht habe: für die zu Fuß kommenden Patienten gibt es ein eigenes Zimmer. Dort sitzt man leider tatsächlich vom Patienten weg, egal ob dieser sitzt oder liegt. Für die mit dem Rettungsdienst kommenden Patienten gibt es viele kleine "Zimmer" (vom Charakter her eher Kojen, obwohl mit Türe), zu denen man von einer in der Mitte liegenden Schaltzentrale (= Gangbereich) Zugang hat. In jedem Zimmer gibt es einen PC mit wandmontiertem, dreh- und schwenkbarem Bildschirm, den man leider ebenfalls nur im Stehen bedienen kann. Immerhin ist dieser in der Regel so angeordnet, dass man den Patienten auch anschauen kann. Ultraschall gibt es mindestens eines (das recht modern ist) im Gangbereich (=Schaltzentrale), wo man auch zwei (steinalte) EKGs findet. Alle fix geparkt, außer gerade in Verwendung. Die Software funktioniert ebenfalls gut und kommuniziert ebenfalls problemlos mit der Software für die stationären Aufenthalte und die Arztbriefe. Die Zimmer haben eine gewisse Basisausstattung, die meist halbwegs gut aufgefüllt wird. Draußen im Gangbereich gibt es viel Nachschub von allem.

Das Haus in dem ich anfangen werde: ähnlich strukturiert wie meine Uniklinik, allerdings leider mit etwas längeren Wegen. Die Details kenne ich aber natürlich noch nicht :-))

juke5489
17.12.2019, 20:48
bin mit unserer zna eigentlich sehr zufrieden.

als größte notaufnahme im bundesland haben wir logischerweise einen ganz schönen caseload und das ist mittlerweile das hauptproblem. durch die deutlich steigenden patientenzahlen sind wir mittlerweile zu klein.
zu wenig behandlungszimmer, zu kleiner wartebereich und bettenzimmer. häufig sind wir 12 uhr voll, aber abmelden ist nicht, also steht der rettungsdienst mit den patienten auf der liege schlange.

wir haben 2 schockräume + einen verbrennungsschockraum im brandverletztenzentrum, was per se ok ist, aber da einer der schockräume gleichzeitig der eingriffsraum ist, kanns auch hier manchmal eng werden.
für mich als handchirurgen gibts natürlich im zweifelsfall immer was zu meckern, weils in der zna zwar fäden für platzwunden und einen standard vicrylfaden gibt, aber meist nix, damit ich n nagelbett oder ne sehne ordentlich nähen kann. muss ich halt mitbringen. hab ich mich aber auch dran gewöhnt und ist fast schon ein luxusproblem.
einzig lokalanästhetika mit adrenalin wären ganz hübsch, aber das problem krieg ich irgendwann vielleicht noch geregelt.

mittlerweile gibt es zwei tip top nagelneue GE sonogeräte, die auch wirklich super sind. neben dem üblichen abdomen, gefäß und sonstewas sono kann man damit auch super hände schallen und dadurch bin ich persönlich ganz glücklich.

die it ist in der notaufnahme genauso problematisch wie am restlichen klinikum auch, aber zumindest ist der notaufnahmeworkflow vollintegriert ins sap des gesamthauses, sodass kein aufwendiger transfer von informationen zwischen verschiedenen portalen notwendig ist. labor, bildgebung etc werden alle übers sap gebündelt, also tip top bequem.

der neubau eines großen ambulanzgebäudes ist bei uns geplant und finanziert, wird im nächsten jahr beginnen und dann gibts auch ne deutlich größere und baulich optimierte notaufnahme.

Relaxometrie
21.12.2019, 18:36
Es ist nicht erstaunlich, dass es in anderen ZNAs einerseits ähnliche, aber auch andere, Probleme wie bei uns gibt.
Was mir jetzt in unseren ZNA auch noch negativ aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass man den Papierkram ja auf den Arbeitsflächen der halbwegs auf Schreibhöhe abschließenden Schubladenschränke erledigt. Natürlich muß andauernd jemand von der Pflege an die Schubladen, so daß man also andauernd zu hören bekommt "darf ich mal kurz an die Schublade". Dann geht man kurz zur Seite, unterbricht das Schreiben und macht dann weiter, wenn die Schublade wieder geschlossen ist.
Wer kann eine ZNA SO konstruieren?
Ich habe auch mal in einer ZNA gearbeitet, in der es mehrere unterschiedliche Tastaturen, also unterschiedliche Anordungen der wesentlichen Funktionstasten, an den einzelnen PCs in den Patientenzimmern gab. Völlig kontraproduktiv, was das Schnellschreiben angeht.
Diese vermeintlich kleinen Dinge, die einen aber mehrfach stündlich bei der Arbeit behindern und eigentlich gut zu beseitigen wären, sind es, die mich total nerven. Wenn man es bei der Geschäftsleitung anspricht, heißt es "war schon immer so", "zu teuer", "wir kümmern uns drum" (es passiert dann aber nichts), "so schlimm ist es doch nicht".