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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : PJ in den USA - unmöglich?



PrinzessinAmygdala
03.02.2020, 09:46
Hallo liebe Community!

Ich weiß, ich gibt schon ähnliche threads. Die sind nur nicht immer so ganz aktuell.
Im November beginne ich voraussichtlich mein PJ und befasse mich zur Zeit mit dem - vielleicht auch etwas spätem - Gedanken ins Ausland zu gehen. Da würde ich ein Split Tertial in der Inneren - am liebsten im 2. Tertial - bevorzugen. Naja. Soweit, so gut. Ich bin gar nicht so fest gefahren, was das Land betrifft, hab aber schon einige, die ich bevorzugen würde - und das sind natürlich die absoluten und allseits beliebten Klassiker *seufz*. Die Schweiz ist stark überlaufen (und ich jetzt schon ziemlich spät dran), für Skandinavien reichen meine Sprachkenntnisse nicht aus, also wäre ein englischsprachiges Land auch gut wie USA, Großbritannien, Kanada, Australien etc..

Also habe ich mich mal informiert, wie es denn so in den USA aussieht. Und was soll ich sagen :-oopss:-oopss:-oopss
Ich habe mich so durch fast jede Klinik auf der LPA-Liste geklickt und es gibt immer nur drei Möglichkeit: keine international visiting students, nur affiliates oder man hat verdammt viel Kohle bzw. Vitamin B.
Kann man die USA also komplett vergessen? Kennt sich da wer aus oder hat einen Tipp? Ich hab es eigentlich als Normalo schon von meiner Liste gestrichen. Mich würde es trotzdem einfach mal interessieren wie es jemand geschafft hat. Das ist ja der Wahnsinn.

Lieben Gruß

davo
03.02.2020, 18:57
Hab dir mal eine PN geschrieben.

MrWombat
04.02.2020, 09:22
Ich hab selbst 1,5 Tertiale in den USA 18/19 gemacht. Ich hatte ursprünglich vor zwei Tertiale zu machen, Innere und Chirurgie. Letztlich war das ganze mit ner ziemlich heißen Nadel gestrickt und ich hatte wohl auch ziemlich Glück, dass letzten Endes 1,5 Tertiale geklappt haben.
Für Innere war ich damals an der University of North Carolina, wobei hier auch Bewerbungsgebühren und dann noch $2500 pro Monat anfallen. Zusagen gibts leider auch nur monatsweise und dann außer für den ersten Monat nur so 2-3 Wochen vorher jeweils. Hat glücklicherweise dann trotzdem geklappt drei Monate zu ergattern und dann mit Fehltagen ein ganzes Tertial zu bescheinigen. Die Leute im zuständigen Büro sind echt bemüht und sehr hilfreich, was leider nicht überall der Fall ist (*hust*Weill-Cornell...). Tertialbescheinigung inklusive Äquivalenz war übrigens überhaupt kein Problem dort, alles mit Siegel und Unterschrift bekommen.
Für die erste Hälfte des Chirurgietertials hatte ich mich damals noch in Harvard und Weill-Cornell beworben, allerdings trotz frühzeitiger Bewerbung keine Chance gehabt, ich hätte nur einen Monat bekommen. Bewerbungsgebühren waren natürlich weg dann. Für die zweite Hälfte dann an die Cleveland Clinic, leider auch erst zwei Wochen vorher die Zusage bekommen initial nur für einen Monat und dann eben last-minute noch für den zweiten Monat. Die haben zwar nur happige Bewerbungsgebühren und keine Studiengebühren hat, aber leider USMLE Step 1 (mit bestimmten Mindestscores) zwingend erfordern. Auch hier keine Probleme mit Äquivalenzbescheinigung.
Insgesamt schon mit der beste Teil meines Studiums muss ich sagen. Das Risiko war schon ziemlich hoch bei zwei Tertialen, zudem ich mich langfristig im voraus mit der Koordinierung der jeweiligen Rotationszeiten mit den heimischen Tertialzeiten befassen musste. Den großen Aufwand habe ich damals betrieben, weil ich mir die Tür residency in den USA offen halten wollte nachdem ich die Steps im Studium gemacht hatte.
Wenn man nen unverbindlichen Einblick haben will, dann denke ich ist ein halbes Tertial Innere am wenigsten risikobehaftet und einfachsten zu organisieren, aber um hohe Studiengebühren wird man kaum rumkommen, da man idR genau wie die US-Studenten zur Kasse gebeten wird (und die dann oftmals erstmal hohe Schulden nach Ende des Studiums haben). Der Andrang auf Plätze ist enorm und man konkuriert mit einer großen Anzahl an Bewerbern v.a. aus Indien, Pakistan und zunehmend auch China. Ansonsten muss man auch ein wenig auf die Vorgaben der eigenen Uni achten ob bestimmte Fächerkombis im Chirurgietertial erlaubt sind, oder ob es bestimmte Vorgaben zum Splitting gibt. Eventuell lohnt auch ein Wechsel der Heimatuni, vor allem wenn man in Bawü studiert, "dank" der neuen Auslandregelungen.

dantheg
04.02.2020, 13:40
Puh, also einfacher wird es mit den Jahren wohl nicht. Ich habe insgesamt 6 Monate PJ in den USA machen können, inzwischen ist es aber 15 Jahre her. Jeweils 2 Monate an der NYU in der Inneren (Rheumatologie und Innere Sub-I), Baylor in der Inneren (Medical ICU und Cardiac ICU) und an der UT Houston in der Chirurgie (Traumachirurgie und Kinderchirurgie). Großartige Gebühren musste ich nicht zahlen aber schon zu der Zeit war es von Vorteil wenn man Step 1 und auch ACLS gemacht hat denn manche Unis haben diese Sachen vorausgesetzt. Vielleicht ein Paar Hundert USD pro Monat aber bei weitem nicht die normalen Gebühren eines US Studenten. Und es wurde mir alles glücklicherweise anerkannt vom Prüfungsamt. Aber das war wie schon gesagt vor 15 Jahren.

PrinzessinAmygdala
04.02.2020, 20:22
Danke für eure Antworten.
Schon verrückt, wie sich das anscheinend gewandelt hat. Mit einigen Auflagen und Konkurrenz hab ich schon gerechnet, aber dass es so schwierig und teuer ist, damit hab ich nicht gerechnet. Dagegen war ja mein Highschool Programm in Kanada ein Witz.

Gesocks
04.02.2020, 20:23
Mir ging's so ähnlich, ich bin dann in einer irischen Großstadt (da gibt's nicht so viele :-))) gelandet. Dort und in Großbritannien hat's eine ganze Reihe an Häusern, deren Bewerbungszeitraum für den Sommer - dürfte meist mit der ersten Hälfte des dritten Tertials zusammenfallen - teilweise erst irgendwann im Frühjahr des Zieljahres beginnt. Mein PJ ist noch nicht lang her, damals habe ich von fast allen angefragten Häusern Zusagen bekommen, auch aus den fancy Städten. Die meisten verlangen Gebühren, teilweise absurde (weil wochenweise) häufig aber auch überschaubare. Je nach Uni gibt's Erasmus+, PROMOS o.ä. dazu. Ich musste für zwei Monate 200 € Gebühren zahlen und habe 800 € via PROMOS bekommen. Immer noch besser als das Heimattertial.

Und schau' und hör dich an deiner Uni um, ob es Profs mit connections und/oder geregelte Austausch- oder Entsendungsprogramme gibt. Bei uns sind die meines Wissens nach allesamt finanziell zwar überhaupt nicht von Vorteil (zum Beispiel habe ich mir Neuseeland aus diesem Grund leider verkneifen müssen), aber man wäre noch mit einer Bewerbung im Sommer vor PJ-Beginn hingekommen.

PrinzessinAmygdala
04.02.2020, 23:00
Danke für deine Tipps. Wie hat es dir in Irland gefallen?

Ich schaue mich auch gerade bei den britischen Unis um. Wenn man nicht gerade nach London will, ist das auch schon humaner bzgl. der Vorgaben. Allerdings bieten manche nur bis max. 6 Wochen an. Da muss man sich einfach durchfuchsen bis man was passendes findet. Immerhin ist die Anreise dorthin auch einfacher als nach down under. Man muss ja jenachdem auch noch mit den Fehltagen jonglieren und ein Flug von 22h+ ist da schon nicht ohne.

Muriel
05.02.2020, 16:36
Vor 15 Jahren war Irland großartig! So viel Sinnvolles wie dort in angenehmer Atmosphäre hatte ich bis dato nicht so gebündelt lernen dürfen. Keine Ahnung, was sich so ändert mit der Zeit, es hängt ja auch an den Leuten. Aber mich hat damals die Teaching-Kultur sehr beeindruckt. Da war es vom Intern bis zum Consultant eine Selbstverständlichkeit und Ehre, den Studenten etwas beibringen zu dürfen.

Gesocks
07.02.2020, 11:28
Vor 15 Jahren war Irland großartig! So viel Sinnvolles wie dort in angenehmer Atmosphäre hatte ich bis dato nicht so gebündelt lernen dürfen. Keine Ahnung, was sich so ändert mit der Zeit, es hängt ja auch an den Leuten. Aber mich hat damals die Teaching-Kultur sehr beeindruckt. Da war es vom Intern bis zum Consultant eine Selbstverständlichkeit und Ehre, den Studenten etwas beibringen zu dürfen.
Das kann ich so unterschreiben! Wahrscheinlich anders: Das öffentliche irische Gesundheitssystem ist, wohl spätestens seit Rettungsschirm, ziemlich zerspart. Dadurch war zwar alles ziemlich gammlig und infrastrukturell höchst rückständig, tut aber für die ärztliche Ausbildung nichts zur Sache. Im Gegenteil scheinen gerade die Unikliniken nach wie vor oder jetzt erst recht ausreichend Ärzte auf viel zu wenig Betten zu haben - es ist richtig viel Zeit für Lehre da. Und ganz vorrangig eben, genau wie Muriel sagt: Die Teaching-Kultur ist beeindruckend.

Es gibt keine PJ-Entsprechung (intern year ist schon was ziemlich anderes und irische Studenten können praktisch in der Regel so gut wie nichts), weshalb man sich seine Rolle im Wesentlichen selbst ausdenken konnte. Arbeiten in einem kleinen Team war insgesamt cool, man kennt sich nach wenigen Tagen richtig gut. Das alltägliche, sehr verschulte Fort- und Ausbildungsprogramm für die Interns war herausragend viel besser als der halbherzige Frühbesprechungs-Unfug hierzulande. Ich hatte auch ansonsten ein ganz gutes PJ, aber zum Beispiel ganz sicher keinen Einzelunterricht, Einzel-Lehrvisiten, epische Befundbesprechungen mit Radiologen und Konsiliarärzten. Selbst im OP, für dich dann nicht so relevant, war es nicht nur gut, sondern kein bisschen Scheiße.

EDIT:
@Muriel / Folgepost: Siehe PM :-)

Muriel
07.02.2020, 14:07
Wo warst du?

PrinzessinAmygdala
09.02.2020, 22:02
Muriel, welches Fach hast du gemacht und wo?

Wie habt ihr das mit dem Sprachnachweis gemacht?

Muriel
10.02.2020, 08:24
Ich war für Chirurgie in Castlebar/Irland. Bei Englisch geht das LPA davon aus, dass Sprachniveau reicht und man braucht keinen gesonderten Nachweis mehr. Für das Innere-Tertial in Italien habe ich mein Abizeugnis eingereicht, auf dem zu sehen war, dass ich Italienisch in der 12 und 13 hatte (11 war nicht vermerkt) und dass es mein 4. Abifach war.

PrinzessinAmygdala
11.02.2020, 14:05
Das LPA wird auch weniger das Problem sein. Hatte Englisch als LK. Nur die Unis selbst wollen alle einen Sprachnachweis in Form von IELTS, TOEFL, etc.

davo
11.02.2020, 14:51
Diese Tests sind aber echt nicht schwer.

Muriel
11.02.2020, 20:06
Ok, gab es bei mir damals nicht (Aachen 2004)

Gesocks
12.02.2020, 00:45
Das LPA wird auch weniger das Problem sein. Hatte Englisch als LK. Nur die Unis selbst wollen alle einen Sprachnachweis in Form von IELTS, TOEFL, etc.
Ich habe den IELTS gemacht, weil einige meiner Favoriten ihn haben wollten; letztlich hätte ich's dann aber doch nicht gebraucht. Es gibt schon viele, denen ein "Kann Englisch"-Zettel vom Dekanat ebenfalls reicht.

Diese Tests sind aber echt nicht schwer.
Dafür sauteuer.

GOMER
15.02.2020, 01:10
geht Sloan Kettering nicht mehr? Cleveland Clinic waren zu meiner Zeit einige Ausländer.