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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weiterbildung Innere Medizin, Mit Geriatrie starten oder lieber nicht, Berufsanfänger



sparta144
12.02.2020, 15:42
Liebe Forummitglieder,

Zu der im Betreff genannten Thematik gibt es ja bereits einen alten Thread. Doch gibt es dazu geteilte Meinungen und daher wollte ich mal fragen wie die aktuellen Meinungen dazu sind.

Folgendes Angebot:
Ein KH, Grund/Regelversorger sucht einen AA für die Geriatrie. Das Haus hat eine eigeneseparate Innere Abteilung
-Geri mit 120 Betten und 20 Tagesklinikbetten
-18 Monate WB-Ermächtigung für Innere und Geri und 18 M Diabetologie
-Dienste nach 6-8 Wochen, 2 ND von 22-8 uhr/Monat, deckt Geriatrie+Innere+Notaufnahme (noch ein AA aus der Inneren)
-Laut Chef ist es geplant 18 Monate auf der Geriatrie zu bleiben, dann 6 Monate in die Notaufnahme, dann gäbe es evtl. die Möglichkeit von der Inneren übernommen zu werden.

Ich würde gerne zunächst den Facharzt: Allgemeinen Internisten anstreben wollen und frage mich als Berufsanfänger, ob es sinnvoll ist mit Geri die Weiterbildung zu starten. Wenn ich mich für das Angebot entscheiden sollte, müsste ich 18 Monate Geri machen, um die Option: Notaufnahme und die Übernahme von der Inneren Abteilung wahrzunehmen.

Oder sollte ich lieber direkt beim Schwerpunktversorger die Weiterbildung für die Innere starten. Was meint ihr ?:-stud

Ines-Lucia
12.02.2020, 16:01
Jeder muss selber wissen was er will.
Ich würds nicht machen und schon gar nicht 18 Monate und das wären hier die Bedingungen.
noch dazu du wärst eigentlich auf der Geriatrie, aber in den Diensten das Ganze Haus und Notaufnahme. Intensiv auch noch?
Wenn dann Innere Grund- und Regelversorgung, aber direkt dann die Innere-Abteilung.
Aber von dieser Konstellation würd ich abraten!

davo
12.02.2020, 16:07
Würd ich nie machen. Klingt nach einem sehr schlechten Deal und für deine Ziele völlig unlogisch.

rafiki
12.02.2020, 17:03
Wenn du Geri magst, ist das eine gute Option, zumal Geri das Fach mit Zukunft ist. Es ist breit aufgestellt und gibt es gutes Basiswissen, nicht nur für innere Medizin, sondern u. a. auch für Neurologie, Gerontopsychiatrie und Urologie, was für einen Allgemeinmediziner gar nicht schlecht ist.

Pflaume
12.02.2020, 17:31
Kann man machen. Kenne Leute, die ähnlich vorgegangen sind und es im großen und ganzen gut fanden. Ich würde es nicht machen.

Haupt-Gegenargumente:
1) Du hängst 18 Monate in einem Laden rum, von dem du vorher schon weißt, daß du da nicht dauerhaft bleiben willst. Nachdem du 18 Monate in der Geriatrie warst und fürs Akuthaus zusätzlich den Dienst-Deppen gemacht hast, der da die Patienten mit versorgt, aber sonst nix bekommt, wechselst du ins Akuthaus und kennst da zwar die Leute und die groben Strukturen, bist aber trotzdem der Neue, der sich bezüglich jeglicher Weiterbildungsinhalte hinten anstellen muß und von dem man vielleicht sogar annimmt, dass er nach weiteren 18 Monaten sowieso in ein größeres Haus geht, denn die meisten verbringen ja doch nicht 5 Jahre in so einer Klitsche. Du gehst dann nach 3 Jahren da weg und hast wahrscheinlich ein gutes Gefühl, dass du jetzt mit alten Leuten und mit der Notaufnahme umgehen kannst, aber in Wirklichkeit hättest du woanders weiterkommen können. Ich glaube auch nicht, dass die Arbeitsbedingungen da per se netter sind als woanders.
2) Geht in eine ähnliche Richtung, aber bißchen anders: Du machst Dienste, in denen du ein Haus mit abdeckst, in dem du nicht regulär im Tagdienst arbeitest. Sowohl die Hintergrund-Oberärzte als auch die Pflegekräfte und die Kollegen kennst du ausschließlich von Diensten, und weil man sich vielleicht mal beim Mittagessen trifft. Aus meiner Sicht ist "Dazugehören" ein wesentlicher Aspekt beim Arbeiten, insbesondere in den Diensten. Sowohl aus Sicht der Patientensicherheit als auch für die eigene Motivation als auch dafür, die richtigen Prioritäten zu setzen und insgesamt ein entspannteres (Dienst-)Leben zu haben. Wenn du irgendwelche Dinge im Akuthaus betreust, wirst du da in den Diensten für alle Beteiligten nur "der Typ aus der Geri" sein.

Kommt natürlich auf deine Ziele an. Wenn du einfach nur die Zeit rumkriegen willst, kann man es so machen. Aber ich glaube, dass sowohl für den Spaß am Arbeiten als auch für die Weiterbildung ein anderes Konzept besser wäre. Würde mir ein 200 bis 300 oder 400 Betten-Haus suchen mit guter Struktur, da möglichst mind. 3 Jahre durchkloppen, und dann weißt du auch genauer, was du willst und wo du noch hingehen könntest.

Noch eine Anmerkung, falls dich die Weiterbildungsermächtigung Diabetologie reizt: In den meisten Geriatrien und Reha-Kliniken (und sogar in manchen Akuthäusern) mit 18monatiger Diabetologie-Weiterbildung oder ähnlicher angeblicher Kompetenz in Diabetologie ist es mit der diabetologischen Kompetenz nicht so weit her. Wenn man das machen will, muß man sich ein Zentrum (durchaus auch ein ambulantes) mit guter Struktur suchen.

Relaxometrie
12.02.2020, 17:35
Ich sehe es genauso wie rafiki und verstehe nicht, warum viele Ärzte davon abraten, sein Berufsleben in der Geriatrie zu beginnen. Dort lernst Du viel, nämlich genau das, was rafiki angesprochen hat.
Und die 18 Monate sind ja keine Pflicht; Du bist ja kein Sklave. Wenn es schlimm wird, kündigst Du halt.
Du wirst natürlich viel mit Angehörigen zu tun haben, die eine übermäßige Therapie wünschen und eigentlich erwarten, daß man ihren Angehörigen im Krankenhaus durch einen Jungbrunnen jagt und der Patient dann wieder total fit ist. Wenn Du Dich aber von den oft leider völlig unangemessenen Therapiewünschen und Erwartungen der Angehörigen frei machen kannst, wirst Du in der Geriatrie viel lernen können.


Was ich aber noch nicht verstanden habe, ist, wieviele Betten Ihr dann im Dienst zu Zweit betreut. Die Geriatrie mit 120 Betten PLUS noch die internistischen Betten (wenn ja, wieviele sind das?)?


Ich habe bisher nicht in der Geriatrie gearbeitet (das hier ist also keine Werbung für die Geriatrie). Aber das liegt eher daran, daß ich diesen Fachbereich erst nicht auf dem Schirm hatte und mich dann, als ich ihn auf dem Schirm hatte, nie dort beworben habe. Aber ich schließe es nicht aus, auch mal eine Geri-Stelle anzunehmen.

hebdo
12.02.2020, 18:47
Generell ist die Geriatrie nicht schlecht für den Einstieg. In den ersten 6 Monaten ist sowieso das Ankommen und die Station organisieren angesagt.

wichtig wäre noch zu wissen ob du in den 18 Monaten noch etwas zusätzlich wie Sono, Echo oder Endoskopieren lernen kannst.

Die Dienstbelastung kann je nachdem wie frequentiert die Notaufnahme ist sehr heftig sein. 120 +x Betten klingt schon viel. Wie viel Assistenten gibt es denn für die 120 Betten im Regeldienst? Wer deckt die ITS ab?

Bei einer Hospitation lässt sich der reale Alltag bei den Kollegen erfragen. Starten und wenn's nicht passt kündigen .

Atya
12.02.2020, 20:42
Ich würde direkt in der innere Medizin starten. Dieser Umweg müsst du nicht durchlaufen.
Außer du hast große Interesse in der Geri anzufangen.

sparta144
13.02.2020, 09:03
Vielen Dank für die informativen Antworten!! :-dafür

Ich habe mit dem Angebot auch kein gutes Bauchgefühl. Der Chef wollte unbedingt, dass ich so schnell wie möglich anfange.
Mich interessiert auch die Geri und sicher werde ich mal einen Absprung dorthin wagen. Doch scheinen mir 1,5 Jahre, gerade am Anfang der Weiterbildung, als zu lang. Da ich mittelfristig ein Haus suche, wo ich mindestens 2-3 Jahre bleibe, ist dieser Schritt vlt nicht der Richtige. Das wird mir durch die Beiträge verdeutlichtet.

Das neue Dienstmodell im Haus war auch der Grund, warum viele Geri-AA weggegangen sind, hat der Chef ehrlich gesagt.
120 Geri+110 Internistische Betten+Notaufnahme nur für Geri (Ohne Intensiv) macht mich ebenfalls nachdenklich.

Daher werde ich mir einige andere Häuser anschauen, wo ich direkt in der Inneren was suchen kann! Nochmals vielen Dank für die Infos :-dance

davo
14.02.2020, 09:57
Viel zu viele Betten im Dienst. Völlig verantwortungslos. In einem seriös organisierten Krankenhaus sollte es alleine für die 110 internistischen Betten einen eigenen Assistenzarzt geben. Ganz ohne Notaufnahme.

Mano
14.02.2020, 10:12
Viel zu viele Betten im Dienst. Völlig verantwortungslos. In einem seriös organisierten Krankenhaus sollte es alleine für die 110 internistischen Betten einen eigenen Assistenzarzt geben. Ganz ohne Notaufnahme.

Naja, wenn ich es richtig verstehe, dann sind es keine Bereitschaftsdienste sondern Schichtdienst mit vermutlich 100% Arbeitszeit. Dann nur 2 Dienste pro Monat...
Klingt zumindest besser als 6-8 Dienste, die aber nur zu x% bezahlt werden, da ja Bereitschaftsdienst. Aber dann kann man ja noch das abarbeiten, was sonst so liegen geblieben ist... Da helfen dann auch eine reduzierte Anzahl an Betten nix...

Würde es mir einfach mal anschauen und mit den Leuten sprechen, die dort tatsächlich Dienst machen und einschätzen können, wie die Belastung so ist. Ist ja auch ein Unterschied, ob auf Normalstation die dekomp. Leberzirrhose auf ihre LTX wartet und die exacerbierte COPD herum-nivt weil mal wieder kein IMC-Bett frei ist, oder ob man viele Patienten zur Blutdruckeinstellung und zum "aufpäppeln" da hat.
Auch ist ja vermutlich bis 22 Uhr noch eine höhere Arztdichte im Haus - da bleiben dann für den Nachtdienst wirklich nur die echten Notfälle.

Mr. Pink online
14.02.2020, 14:26
Ich würde das auf keinen Fall machen, auch nicht wenn ich vor hätte Hausarzt zu werden. Vermutlich gerade dann nicht, denn man will ja nicht seine so oder so kurze Weiterbildungszeit im KH mit reiner Geriatrie "verschwenden". Ehrlich gesagt ist der Übergang zwischen Akut-Innere und Geriatrie fließend und teilweise gar nicht mehr erkennbar. Die Patienten sind auch in der Inneren zu 90 Prozent alt, multimorbid und in einem palliativen Setting. Die Sache mit den Diensten ist dann noch das i-Tüpfelchen. Da hast du 6 Wochen lang gelernt wie man auf der Geri-Normalstation den Diabetes von Oma Inge einstellt und dann sollst du die Innere-NA plus die Klinikbetten handeln. Das ist völlig absurd.
Der Chef darf seinen Laden vermutlich bald dicht machen, wenn er keine Oberärzte für Klinikdienst ranzieht. Das ist in einer Klinik die ich kenne bereits passiert.

Relaxometrie
14.02.2020, 19:06
120 Geri+110 Internistische Betten+Notaufnahme nur für Geri (Ohne Intensiv) macht mich ebenfalls nachdenklich.
Aber in den Diensten seid Ihr zu Zweit, oder? Klang zumindest in Deinem ersten Posting so.

Tarwah
20.02.2020, 06:44
gelöscht

Pflaume
21.02.2020, 10:14
Das halte ich so herum auf jeden Fall für sinnvoller als anderherum. Kann man machen. Hängt allerdings auch ein bißchen davon ab, was man beim Maximalversorger bisher so gelernt hat. Alternativ könnte man darüber nachdenken, nochmal in ein etwas kleineres Akuthaus in der Nähe des zukünftig geplanten Tätigkeits-Ortes zu gehen. So ein Jahr Geriatrie oder so finde ich für jemanden, der sich entschieden hat, Hausarzt zu werden, schon sinnvoll. Wobei dafür irgendwie alles sinnvoll erscheint. Bißchen Pädiatrie hätte man als Hausarzt ja auch gern gemacht z.B.