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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Seminarfacharbeit Glioblastom



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informationssuchender
16.02.2020, 17:45
Hallo, ich hoffe, dass ich im korrekten Unterforum schreibe, falls nicht, bitte ich um Verschiebung in das Entsprechende.

Ich bin Schüler der 12. Klasse eines Gymnasiums (G9) und muss Anfang nächsten Jahres eine Seminarfacharbeit abgeben. Nach Abschluss der Schule würde ich gerne Humanmedizin studieren, weshalb ich dieses Jahr am TMS teilnehmen werde, da er im nächsten Jahr während meiner Abiturprüfungen stattfände. Allgemein interessiere ich mich für Medizin, deshalb habe ich, in Absprache mit der Fachlehrerin, entschieden, über Glioblastome zu schreiben. Viel Vorwissen in dem Gebiet besitze ich nicht, außer einem populärwissenschaftlichen Buch von Siddhartha Mukherjee (Der König aller Krankheiten) habe ich dazu noch nichts gelesen, was aber auch kein Problem darstellt, da ich noch knapp 7 Monate bis zur Abgabe habe. Die Seminararbeit habe ich mir quasi chronologisch vorgestellt, d. h. z. B. von Diagnose über Behandlung zum Langzeitüberleben. Mich würde einerseits interessieren, welche Ärzte involviert sind, wer beispielsweise diagnostiziert einen solchen Tumor? Ein Radiologe anhand bildgebender Verfahren? Ein Pathologe, der Gewebe begutachtet? Wer ist für die Behandlung zuständig? Neurochirurg operiert, wer macht die Chemotherapie? Ein Onkologe? Welche Rolle übernehmen Nukearmediziner und Strahlentherapeuten? Haben die überhaupt etwas damit zu tun? Andererseits würde ich um Dinge, die ich bei dem Thema beachten soll bzw. Tipps bitten.

Dankeschön!

Feuerblick
16.02.2020, 18:01
Ich schiebe das mal in ein anderes Unterforum... Das sind doch eher Fragen an Ärzte...

FirebirdUSA
16.02.2020, 18:10
Also, meist hat der Patient entsprechende Beschwerden (Kopfschmerzen, neurologische Ausfälle,...) und es erfolgt Bildgebung (Radiologie). Wenn erst CT gemacht wurde erfolgt eigentlich fast immer noch ein MRT. Meist ist der Befund relativ eindeutig und es steht der Verdacht auf einen höhergradigen Hirntumor. Je nach Lokalisation kann noch Spezialdiagnostik ergänzt werden um relevante Hirnareale zu identifizieren (TMS, DTI, fMRT,...). Dann erfolgt die OP (Neurochirurgie) entweder als Biopsie oder als Versuch möglichst viel vom Tumor zu entfernen (je nach Schule). Ziel ist aber immer keine neuen Symptome durch OP zu erzeugen. Der Neuropathologe macht dann die endgültige Diagnose mach WHO Klassifikation von 2016. Therapie ist in der Regel Radiochemotherapie nach Stupp Schema (Neurologe und Radioonkologe).
Nuklearmediziner haben eher eine Rolle bei den Verlaufskontrollen, FET-PET(/MR) kann zur Unterscheidung Rezidiv vs Radionekrose helfen.

Heerestorte
16.02.2020, 18:12
Radiologe und NCHler äußern den wahrscheinlichen Verdacht anhand charakteristischer bildmorphologischer Kriterien. Aber endgültige Diagnose durch den Pathologen.

Was man noch erwähnen könnte, sind die TTF aka Tumortherapiefelder.

WackenDoc
16.02.2020, 18:35
Gibt es eine öffentlich zugängliche Leitlinie dazu?

Kandra
16.02.2020, 19:49
Doppelpost..

Kandra
16.02.2020, 19:50
Ein bisschen veraltet, aber für die Grundlagen sollte es auf jeden Fall reichen. Die aktuellen Therapien müsste man dann evtl anders rausfinden, aber da sich in der Krebstherapie ja aktuell eh gefühlt alle zwei Wochen was ändert, ist das vielleicht für eine Seminararbeit dann auch nicht so wichtig.

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-099l_S2k_Gliome_2015-06-abgelaufen.pdf


Hier noch etwas aktuelleres:
https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/gliome-im-erwachsenenalter/@@guideline/html/index.html

WackenDoc
16.02.2020, 20:45
Das ist doch sicher ein guter Plan.
Die werden im Rahmen so einer Arbeit sicher nicht die Therapien im Detail wissen wollen- wenn man da kein Grundlagenwissen hat, wird das für dne Leser eh zu komplex. Aber was für Arten von Therapien es gibt, generelle Vor- und Nachteile. Grob warum eine besser oder schlechter funktioniert. Sowas.
Dass sich das ständig ändert und so kann man doch gut mit anbringen.

informationssuchender
16.02.2020, 21:44
Zuerst einmal vielen Dank für die zahlreichen, schnellen und informativen Antworten, die mir wirklich weiter helfen.
Gibt es empfehlenswerte Lehr-/Fachbücher zu dem Thema, mit denen ich ein gewisses Grundwissen zum Thema Krebs sowie konkreteres Wissen zum Glioblastom aufbauen kann? Ein Fachbuch im Literaturverzeichnis kommt immer besser als das Internet. :-))
Wie bereits erwähnt wurde, muss ich natürlich alle Details erwähnen — die könnte ich auf max. 15 Seiten Text + Anhänge, etc. auch gar nicht unterbringen. Aber ich denke, max. 80€ würde ich schon ausgeben, schließlich wäre es ja für die Schule.

informationssuchender
16.02.2020, 21:45
*natürlich nicht alle Details erwähnen

FirebirdUSA
17.02.2020, 05:19
Fachbücher sind meist veraltet. Die Leitlinie kann man immer zitieren (das ist keine dubiose Internetquelle), ansonsten Pubmed.gov: da findest du die passenden Fachartikel (zum Großenteil aber nicht direkt einsehbar, ggf aber an der Bib der nächsten Uni)

Bzgl Therapie: MGMT methylierte GBMs erhalten TMZ als Chemo (Temozolomid). Bei unmethylierten GBMs ist der Erfolg deutlich schlechter, so dass häufig gleich andere zum Einsatz kommen oder Bestrahlung allein

WackenDoc
17.02.2020, 17:36
Wie du das Problem der Aktualität umgehen könntest: Ein Interview mit einem Neurochirurgen oder Neuroradiologen? Vielleicht kannst du das ja sinnvoll einbauen?

kartoffelbrei
17.02.2020, 23:48
Wenn ich an meine Facharbeit zurück denke mit den riesigen geforderten Seitenrändern und Zeilenabständen, kann man sich bezüglich Inhalt wirklich auf das nötigste beschränken. Hast du eine Unibibliothek in der Nähe, wo du vielleicht probehalber ein paar Lehrbücher ausleihen kannst? Dann hättest du schon einmal einen Anfang. Die Standardverlage für Lehrbücher in der Medizin sind Springer, Elsevier und Thieme. Normalerweise heißen die Bücher einfach "Neurologie", "Neurochirurgie" etc., ggf. mit "(Kurz-)Lehrbuch" davor. Oder es findet sich ein nettes Forenmitglied, dass ein passendes Lehrbuch zu Hause hat und dir die entsprechenden Kapitel einscannt. Ich bin leider aus der falschen Fachrichtung...

Was sonst auch immer ein guter Start ist: Wikipedia-Artikel lesen und gucken, was die für Quellen genommen haben. Und dann sehen, ob man nicht an die Quellen direkt rankommt. Oft beziehen die sich auch auf die Standardlehrbücher und -leitlinien.

FirebirdUSA
18.02.2020, 05:50
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5123811/

Guter Übersichtsartikel von 2016.
Ist Fachartikel (nicht den Internetlink zitieren sondern das Journal mit Jahr, Seitenzahl etc: Clin J Oncol Nurs. 2016 Oct 1; 20(5): S2–S8.
doi: 10.1188/16.CJON.S1.2-8

informationssuchender
18.02.2020, 17:35
Fachbücher sind meist veraltet. Die Leitlinie kann man immer zitieren (das ist keine dubiose Internetquelle), ansonsten Pubmed.gov: da findest du die passenden Fachartikel (zum Großenteil aber nicht direkt einsehbar, ggf aber an der Bib der nächsten Uni) [...]
Das war mir gar nicht klar, danke für die Warnung. Alles, was nicht zu den gleichbleibenden Grundlagen gehört, werde ich also im Internet recherchieren.


Wie du das Problem der Aktualität umgehen könntest: Ein Interview mit einem Neurochirurgen oder Neuroradiologen? Vielleicht kannst du das ja sinnvoll einbauen?
Ja, daran habe ich auch schon gedacht… Ein Problem darstellen wird vermutlich, jemanden zu finden, der bereit ist, so etwas zu machen… Werde wohl in den kommenden Monaten versuchen, Ärzte, die in passenden Bereichen tätig sind, zu kontaktieren, vllt. an der nächsten Uniklinik (Homburg). Womöglich hat ja jemand Zeit / Interesse, interviewt zu werden, ggf. schriftlich, per E-Mail.


Wenn ich an meine Facharbeit zurück denke mit den riesigen geforderten Seitenrändern und Zeilenabständen, kann man sich bezüglich Inhalt wirklich auf das nötigste beschränken. Hast du eine Unibibliothek in der Nähe, wo du vielleicht probehalber ein paar Lehrbücher ausleihen kannst? Dann hättest du schon einmal einen Anfang. Die Standardverlage für Lehrbücher in der Medizin sind Springer, Elsevier und Thieme. Normalerweise heißen die Bücher einfach "Neurologie", "Neurochirurgie" etc., ggf. mit "(Kurz-)Lehrbuch" davor. Oder es findet sich ein nettes Forenmitglied, dass ein passendes Lehrbuch zu Hause hat und dir die entsprechenden Kapitel einscannt. Ich bin leider aus der falschen Fachrichtung...

Was sonst auch immer ein guter Start ist: Wikipedia-Artikel lesen und gucken, was die für Quellen genommen haben. Und dann sehen, ob man nicht an die Quellen direkt rankommt. Oft beziehen die sich auch auf die Standardlehrbücher und -leitlinien.
Gute Idee, ich könnte in die Bibliothek des UKS Homburg gehen. Ein Problem ist, zumindest denke ich, dass die bekannten Standardlehrbücher viel zu viele — für mich — größtenteils irrelevante Informationen enthalten, mit Glioblastomen aber ja quasi „viele verschiedene Fachärzte“ zu tun haben, d. h. damit ich auch alles genau verstehe bzw. Grundlagenwissen habe, müsste ich mich sozusagen „interdisziplinär“ bewegen. Ich habe etwas recherchiert und die „Basics“ von Elsevier entdeckt. Ggf. würde ich mir folgende Titel anschaffen:
https://shop.elsevier.de/basics-bildgebende-verfahren-9783437422973.html
https://shop.elsevier.de/basics-neuroanatomie-9783437424588.html
https://shop.elsevier.de/basics-neurochirurgie-9783437424885.html
https://shop.elsevier.de/basics-neurologie-9783437422027.html
https://shop.elsevier.de/basics-onkologie-9783437423291.html
Was denkt ihr darüber?


https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5123811/

Guter Übersichtsartikel von 2016.
Ist Fachartikel (nicht den Internetlink zitieren sondern das Journal mit Jahr, Seitenzahl etc: Clin J Oncol Nurs. 2016 Oct 1; 20(5): S2–S8.
doi: 10.1188/16.CJON.S1.2-8
Vielen Dank für den Link, habe ich mir direkt ausgedruckt!

belanglosigkeiten
18.02.2020, 17:47
Ich würde mir keines der o.g. Bücher anschaffen. Vermutlich findest du dort maximal 2-3 Sätze, die dir weiterhelfen. (In dem über Bildgebende Verfahren tendenziell nicht einmal die.) Halte dich lieber an die bereits genannten aktuellen Veröffentlichungen.

Ansonsten kannst du mir gerne mal eine PN schreiben bzw. deine freischalten.

Schubbe
18.02.2020, 17:58
Was denkt ihr darüber?


Geldverschwendung, da wird nichts drinstehen und für ein späteres Studium würde ich die auch nicht nehmen.

davo
18.02.2020, 18:32
Meine persönliche Sichtweise ist, dass es extrem übertrieben wäre, dafür ein Buch zu kaufen. Völlig unnötig. Lass es sein. Schon medizinische Lehrbücher auszuleihen, wird die Erwartungen deiner Lehrerin höchstwahrscheinlich übererfüllen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man dafür eine topaktuelle Leitlinien-Recherche erwartet. Daran würden sehr viele Medizinstudenten scheitern.

Ansonsten kannst du ja mal mit ihr diskutieren, dass sich da so viel tut, dass die Lehrbücher stets mehrere Jahre hinten sind, und wie du in diesem Fall vorgehen sollst. Die meisten Ärzte aus anderen Fächern würden da auch nicht am aktuellen Stand sein.

Moorhühnchen
18.02.2020, 20:56
Zuerst einmal vielen Dank für die zahlreichen, schnellen und informativen Antworten, die mir wirklich weiter helfen.
Gibt es empfehlenswerte Lehr-/Fachbücher zu dem Thema, mit denen ich ein gewisses Grundwissen zum Thema Krebs sowie konkreteres Wissen zum Glioblastom aufbauen kann? Ein Fachbuch im Literaturverzeichnis kommt immer besser als das Internet. :-))
Wie bereits erwähnt wurde, muss ich natürlich alle Details erwähnen — die könnte ich auf max. 15 Seiten Text + Anhänge, etc. auch gar nicht unterbringen. Aber ich denke, max. 80€ würde ich schon ausgeben, schließlich wäre es ja für die Schule.Ich würde mal schauen, ob Du vielleicht in irgendeiner Unibibliothek was ausleihen kannst - für Neurologie mochte ich den Poeck/Hacke ganz gerne, den fand ich gut zu lesen, da müssten die Grundlagen der Neurologie auch für einen Schüler verständlich beschrieben sein. Wenn Du mir ne PN mit Deiner eMail-Adresse schickst, kann ich Dir evtl. was daraus zuschicken.

Als ich noch im Studium war, hatten unsere Neurologen mal von einem Patienten berichtet, der immer einen "zuckenden Finger" hatte. MRT gemacht, nix zu sehen. Dann lief noch über mehrere Tage Diagnostik, bis er einen größeren Anfall hatte (erinnere mich nicht mehr genau), daraufhin erneut MRT und siehe da: Mini-mini-Glioblastom! Der Dozent war überrascht, weil man vorher wohl wirklich nichts sehen konnte!

Moorhühnchen
18.02.2020, 21:06
Zu der Bücherliste: ich würde auch nix davon kaufen. Man kann sowas ganz wunderbar leihen!!
Vor allem nicht Bildgebene Verfahren, Neurochirurgie und Onkologie. Auch Neuroanatomie wird Dir vor dem Studium nichts bringen - leih es Dir lieber....
Das einzige, was *vielleicht* wirklich in Frage käme, wenn Du mega-viel Interesse daran hast, wäre die Neurologie. Das hätte ich zu Schulzeiten auch interessant gefunden und hätte mich sehr gefreut, wenn mir jemand sowas schenkt.... aber kaufen?? ;-)
Aber auch da gibt es schönere Bücher als die Basics. :-)

PS zum Thema Interview: Wenn Du einen nicht allzu umfangreichen Fragebogen erstellst, könnte ich mir sogar vorstellen, dass sich jemand hier im Forum aus den verschiedenen Fachrichtungen findet, der ein paar Antworten beisteuert. Aber ich mag mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, ich bin nur Anästhesistin mit viel Interesse für Neuro.... :-D

PPS: damaaaaals, vor langer, langer Zeit.... gab es noch keine Seminarfacharbeiten, aber hätte ich es nochmal zu tun, wären wahrscheinlich die Epilepsien mein Thema gewesen. Die fand ich zu Abizeiten schon mega-spannend.