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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgemeinmedizin oder Derma?



medilearner123
05.03.2020, 15:14
Hey Leute,
ich stehe vor der großen Wahl meines weiteren Weges nach dem Studium und habe mittlerweile einerseits Dermatologie und andererseits Innere/Allgemeinmedizin ins Auge gefasst.

Nun ist es so, dass mir fachlich und thematisch beide Fächer unterm Strich gleich gut gefallen - beide sind natürlich unterschiedlich und an verschiedenen Punkten reizend, ich würde meine Entscheidung jedoch nun nicht mehr (nur) nach dem inhaltlichen Aspekt fällen wollen, sondern eben auch was das "Surrounding" angeht und da bräuchte ich einmal eure Hilfe bzw. (subjektive) Einschätzung. :-)

Prinzipiell ist es so, dass mir tatsächlich eine gesunde Work-Life-Balance recht wichtig ist, ich aber auch keiner bin, der irgendwie nur auf der faulen Haut liegt und gar nix mehr machen will, allerdings sind Notfälle und der damit verbundene Edrenalinschub etc. jetzt nicht unbedingt meins, wenn ihr versteht, was ich meine.

Wie sieht es mit den Assistentenstellen mittlerweile in der Derma aus? Und würdet ihr für den Job des selbstständigen Hausarztes eher die WB des Internisten oder direkt Allgemeinmedizin empfehlen? Und welche Fachrichtung lässt sich besser mit Familie und co. durchziehen?

Des Weiteren würde ich gern einmal wissen, was für einen gehaltstechnischen Unterschied die beiden Fachrichtungen mit sich bringen (ich komme aus keiner Ärztefamilie und den Gehaltstabellen aus dem Internet kann man nur bedingt folgen und glauben, denn da gibt es ja Angaben von bis...). Bei einem monatlichen Nettounterschied von 3-4.000 Euro wäre das natürlich auch nicht unerheblich (wobei die Hausärzte auf dem Land ja mit Praxisförderungen und sämtlichen Stipendium den Dermatologen bestimmt bis zu einem gewissen Grad das Wasser reichen können oder wie seht ihr das?)

Ich hoffe, ihr habt Lust, einmal eure persönlichen Erfahrungen hier zu teilen.
Ansonsten wünsche ich euch noch eine schöne restliche Woche!

Matzexc1
05.03.2020, 18:12
Ein Freund macht Allgemeinmedizin aktuell im 2 WBJ in einer großen Gemeinschaftspraxis. Die KV hat sein Gehalt verdoppelt, mit Diensten verdient er über 6000€ netto im Monat. Ich bin da etwas neidisch

Der Dermatologe ist da erstmal an die Gehaltstabellen im Krankenhaus gebunden.

Wieviel Zeit hast du in beiden Fachrichtungen praktisch verbracht? Abgesehen von dem Seminar im Studium

davo
05.03.2020, 18:32
Laut Statistischem Bundesamt war der Reinertrag bei Dermatologen 2011 ca. ein Drittel höher als bei Allgemeinmedizinern. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Spannbreite zwischen den einzelnen Dermatologen und zwischen den einzelnen Allgemeinmedizinern deutlich größer ist als der Unterschied im Durchschnitt der beiden Fächer. Ich würde dem deshalb nicht allzuviel Bedeutung beimessen.

Meine persönliche Sichtweise ist, dass es etwas seltsam ist, als gelernter Internist ohne theoretische Ausbildung in anderen Bereichen der Medizin als Hausarzt zu arbeiten. Nicht-internistische Erkrankungen machen ja doch einen großen Teil der Arbeit als Hausarzt aus. Fast jeder Hausarzt, mit dem ich gesprochen habe, hat betont, wie wichtig die Praxiszeit als Vorbereitung auf die Tätigkeit als fertiger Facharzt war. Spricht IMHO beides für den FA für Allgemeinmedizin (statt dem FA für Innere Medizin).

Unter meinen Kommilitonen gabs einige, die Derma machen wollten - die meisten haben es fürs Erste nicht geschafft, eine Derma-Stelle zu bekommen. Dürfte also nach wie vor eines der kompetitivsten Fächer sein.

Durch MVZ, Tätigkeit als angestellter Facharzt, usw. gibt es als Allgemeinmediziner IMHO sehr viele Möglichkeiten, familienfreundlich bzw. in Teilzeit zu arbeiten. (Wenngleich das in der Regel mit deutlichen Einkommenseinbußen verglichen mit der Niederlassung einhergeht.)

Ich würde versuchen, hauptsächlich nach dem Bauchgefühl in Famulaturen und PJ zu entscheiden. Ist halt doof, wenn du in beiden Fächern ein gutes Bauchgefühl hast - aber andererseits kann dann auch nicht viel schiefgehen :-))

Nachdem ich selbst erst ein Anfänger bin, wirst du von den fertigen Fachärzten hier im Forum wahrscheinlich wertvollere Tipps bekommen ;-)

klump3n
09.03.2020, 13:38
Ein Freund macht Allgemeinmedizin aktuell im 2 WBJ in einer großen Gemeinschaftspraxis. Die KV hat sein Gehalt verdoppelt, mit Diensten verdient er über 6000€ netto im Monat. Ich bin da etwas neidisch


führt den thread wahrscheinlich etwas in eine andere richtung, finde das aber interessant. es gibt viele berichte im internet über selbstständige hausärzte, die angeblich mit einem monatlichen netto bei "gut laufender" praxis nicht an die 5000 euro kommen und im gegenzug hört man dann wieder von assistenten, die in ner praxis 6000 euro netto machen. und das in diesem fall sogar schon im 2. WBJ. wo kann man sich da denn seriös informieren, was man da zukünftig für geldflüsse erwarten kann? strebe allgemeinmedizin an, unter der annahme, dass ich davon zumindest eine familie ernähren kann. natürlich kann man das auch von 5000 euro netto, aber dafür würde ich keine praxis führen wollen.

davo
09.03.2020, 13:59
Monatliches Netto von 5000 - ganz bestimmt :-))

Matzexc1
09.03.2020, 14:23
Nicht vergessen das ganze ist ein Programm der KV NRW. Ich weiss nur das was er mir gesagt/gezeigt hat.

davo
09.03.2020, 15:22
Ja, schon klar, aber das war ja ein Assistenzarzt. Ich fand eher die Aussage mit dem fertigen Hausarzt und den 5000 netto absurd.

(Obwohl natürlich, das ist eh klar, es auch in jedem Fach niedergelassene Ärzte gibt die, aus welchem Grund auch immer, bankrott gehen.)

klump3n
11.03.2020, 13:00
Ja, schon klar, aber das war ja ein Assistenzarzt. Ich fand eher die Aussage mit dem fertigen Hausarzt und den 5000 netto absurd.


auf der ersten seite bei google, wenn man "hausarzt netto" sucht
https://www.arzt-wirtschaft.de/honorar-ist-nicht-gleich-einkommen-soviel-bleibt-aerzten-netto/

"Das sind oft nur etwa 5.000 Euro netto (inklusive privatärztliche Einkünfte 5.442 Euro). Das liegt zwar deutlich über dem durchschnittlichen Haushaltseinkommen, dafür arbeitet ein niedergelassener Arzt allerdings auch etwa 60 Stunden pro Woche, hat deutlich weniger Urlaub als ein Arbeitnehmer und muss von seinen Nettoeinnahmen auch noch den Kredit bedienen, den er für seine Praxis aufgenommen hat. Und er trägt das volle wirtschaftliche und haftungsrechtliche Risiko."

https://www.operation-karriere.de/karriereweg/von-beruf-arzt/lohnt-sich-die-niederlassung-finanziell.html

"4. Beispielrechnung für einen Allgemeinmediziner

Jahresumsatz Allgemeinmediziner mit GKV-Versicherten: 210.000 Euro
+ Behandlung von Privatpatienten: 42.000 Euro
= Umsatz: 252.000 Euro

abzüglich Praxiskosten von 50 Prozent: 126.000 Euro
= Überschuss: 126.000 Euro

abzüglich:
- Lohnsteuer und Solidaritätszuschlag: 43.000 Euro
- Versorgungswerk: 14.000 Euro

Ohne Berücksichtigung der Kosten einer privaten Krankenversicherung verbleibt damit ein Gewinn nach Steuern von 69.000 Euro im Jahr oder etwa 5.700 Euro im Monat. Ein durchschnittlicher selbstständiger Allgemeinmediziner verdient damit im Monat etwa 1.000 Euro mehr als ein erfahrener Oberarzt ohne Bereitschaftsdienstentgelte - soweit die durchschnittlichen Zahlen."

andererseits ist hier wieder von 30.000 euro netto pro quartal die rede.
https://www.allgemeinarzt-online.de/gesundheitspolitik/a/hausaerzte-gehoeren-zu-den-gewinnern-1715002

aber wie gesagt, würde mich da gerne mal seriös informieren, da ich auch noch keine betriebswirtschaftlichen vorkenntnisse habe. kann auch schlecht einschätzen, wie seriös die artikel sind.