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Dogs4Life
06.03.2020, 01:55
Hey,

ich bin jetzt im PJ und ich bin die letzten Tage ein bisschen ins Grübeln bezüglich meines Wahlfachs gekommen. Eigentlich hatte ich mir Auge überlegt, habe jedoch jetzt auch bemerkt, dass mir Derma gefällt.

Da ich hier nun einige Beiträge gelesen habe, wonach bei beiden ein PJ sehr hilfreich sei (in Derma sogar so ziemlich obligat, um reinzukommen), dachte ich mir, dass ich hier mal schreibe.

Zum einen interessiert mich eure Meinung bezüglich der Zukunft der beiden Fächer. Welches, denkt ihr, wird gefragter sein? Eventuell in Bezug auf das Ausland gesehen.

Mir sind ein paar Dinge sehr wichtig, welche da wären, Niederlassungsmöglichkeiten, gute Work/Life-Balance und definitiv auch die Möglichkeit ambulant zu operieren. Während meiner Famulatur habe ich bei Auge mitbekommen, dass es sehr schwer ist, eine operative Ausbildung in einer Klinik zu bekommen. Sieht es ähnlich aus bei Derma?

Zudem sind mir das Gehalt und die diesbezüglichen Zukunftsaussichten wichtig. Bei Auge hatte ich mir eine Niederlassung mit Spezialisierung auf den vorderen Augenabschnitt operativ vorgestellt und bei Derma mit Spezialisierung auf Tumorchirurgie oder Phlebologie und kosmetisch-ästhetischen Behandlungen. Selbstverständlich bei beiden gekoppelt mit der konservativen Arbeit. Natürlich sind das Traumvorstellungen, von denen ich nicht weiß, ob sie jemals in Erfüllung gehen.

Bevor ich nun gebasht werde, dass es mir nur im Geld ginge, muss ich noch sagen, dass ich noch einige Leute unterstützen muss in Zukunft und ich mir gerne pro Jahr 1-2 Monate freinehmen möchte und auf freiwilliger Basis in Krisengebieten Menschen unterstützen möchte. Klar möchte ich gut (aber gewissenhaft) Geld verdienen, jedoch einen Teil an Bedürftige abgeben.

Wäre cool, wenn jemand, der sich evtl mit den Fächern auskennt, seinen Input geben könnte. Danke!

Markian
06.03.2020, 05:55
Die chirurgische Tätigkeit in der Derma ist ,zumindestens in den Basics, viel leichter zu erlernen, als in der Augenheilkunde. Probeexzisionen und kleine Spindeln macht man von Anfang an. Ich kenne auch Leute, die ohne Derma PJ eine Stelle bekommen haben.

Ich frage mich ehrlich wie du dir das vorstellst. Du machst dich selbstständig und bist für 2 Monate weg, die Praxis steht still. Alle Fixkosten laufen weiter, Miete, Gehalt etc. Dafür gehst du nach Afrika um den Leuten wie zu helfen? Mit teuren Dermatotherapien, die sie sich eh nicht leisten können? Wann machst du Urlaub? Was ist mit den Menschen, die du eh unterstützen willst? Das würde ich mir echt mal besser überlegen. Selbst wenn du dich nur anstellen lässt ist dein Arbeitgeber sicher nicht begeistert, wenn du nur 10 Monate arbeiten willst.

Feuerblick
06.03.2020, 06:06
In der Augenheilkunde wirst du dich als Niedergelassener sowieso weitestgehend auf den vorderen Augenabschnitt beschränken müssen, da weiter hinten außer intravitrealen Injektionen bisher nichts über EBM vergütet wird und für ein paar Privat-Hanseln der apparative und personelle Aufwand vermutlich nicht lohnt.
Ja, es ist immer noch nicht einfach, in der Augenheilkunde an Operationen ranzukommen. Zumindest Katarakt-Operationen. IVOMs und Lideingriffe lernt man eigentlich schon.
Das mit den ein bis zwei freien Monaten pro Jahr... sagen wir mal so: Es gibt augenärztliche Kollegen im niedergelassenen Bereich, die für ein paar Wochen tatsächlich in Afrika (o.ä.) arbeiten, dort Katarakte operieren und solche Dinge tun. Das sind ältere, längst etablierte Kollegen, die sich das auch leisten können. Derzeit geht das Bestreben politisch aber eher in die Richtung, entsprechende Kliniken aufzubauen und die dortigen Ärzte auszubilden, damit eben nicht externe Operateure gebraucht werden. Das hilft am Ende mehr als diese Drive-in-Operateure.
Ob du das aber als frischer Facharzt mit wenig operativer Erfahrung realisieren kannst... ich bezweifle es. Als angestellter FA müsstest du dir einen Arbeitgeber suchen, der ähnlich eingestellt ist. Dann könne es funktionieren. Ansonsten auch eher nicht.
Ansonsten wird man als operativ tätiger Augenarzt gut über die Runden kommen. Rein konservativ tätige Kollegen schließen sich meist den operierenden Herrschaften an, weil man rein konservativ nicht mehr allzu weit kommt. Zukunftsfähig ist das Fach allemal - auch wenn man so nach und nach versuchen wird, z.B. die Bildgebung zu automatisieren.

Dogs4Life
06.03.2020, 11:40
Die chirurgische Tätigkeit in der Derma ist ,zumindestens in den Basics, viel leichter zu erlernen, als in der Augenheilkunde. Probeexzisionen und kleine Spindeln macht man von Anfang an. Ich kenne auch Leute, die ohne Derma PJ eine Stelle bekommen haben.

Ich frage mich ehrlich wie du dir das vorstellst. Du machst dich selbstständig und bist für 2 Monate weg, die Praxis steht still. Alle Fixkosten laufen weiter, Miete, Gehalt etc. Dafür gehst du nach Afrika um den Leuten wie zu helfen? Mit teuren Dermatotherapien, die sie sich eh nicht leisten können? Wann machst du Urlaub? Was ist mit den Menschen, die du eh unterstützen willst? Das würde ich mir echt mal besser überlegen. Selbst wenn du dich nur anstellen lässt ist dein Arbeitgeber sicher nicht begeistert, wenn du nur 10 Monate arbeiten willst.


Die chirurgische Tätigkeit in der Derma ist ,zumindestens in den Basics, viel leichter zu erlernen, als in der Augenheilkunde. Probeexzisionen und kleine Spindeln macht man von Anfang an. Ich kenne auch Leute, die ohne Derma PJ eine Stelle bekommen haben.

Ich frage mich ehrlich wie du dir das vorstellst. Du machst dich selbstständig und bist für 2 Monate weg, die Praxis steht still. Alle Fixkosten laufen weiter, Miete, Gehalt etc. Dafür gehst du nach Afrika um den Leuten wie zu helfen? Mit teuren Dermatotherapien, die sie sich eh nicht leisten können? Wann machst du Urlaub? Was ist mit den Menschen, die du eh unterstützen willst? Das würde ich mir echt mal besser überlegen. Selbst wenn du dich nur anstellen lässt ist dein Arbeitgeber sicher nicht begeistert, wenn du nur 10 Monate arbeiten willst.

Erstmal danke für den Input!

Selbstverständlich würde ich das alles relativ zum Gehalt, zur Zeit und zu den Ausgaben machen. D.h. am Anfang (vermutlich die ersten 10 Jahre), würde ich das so wenig mit möglich machen können, aber schlussendlich plane ich eine Gemeinschaftspraxis zu führen, bei der dann mein Praxispartner für eben diese/-n Monat/-e, an denen ich weg bin, die Praxis natürlich weiterführt.
Bezüglich der dermatologischen Therapien: natürlich würde ich dort keine teuren Therapien anbieten wollen, aber ich bin schon viel in der Welt unterwegs gewesen und es gibt unzählige Dinge, die man machen kann, um dort zu helfen; mMn mit jeder Fachrichtung, die man sich aussucht.

Also 2 Monate sollen nicht in irgendeiner Art fix sein. Je nachdem, wie es in der Praxis läuft und wie auch mein Praxispartner das managen kann. Es kann auch mal ein Jahr gar nichts sein, oder ein Jahr könnte ich meinen Urlaub dafür verwenden. Ich sehe da noch nicht alles in Stein gemeißelt, wollte euch nur grob ein Bild machen, wie ich es mir zukünftig vorstellen könnte.

Dogs4Life
06.03.2020, 11:56
In der Augenheilkunde wirst du dich als Niedergelassener sowieso weitestgehend auf den vorderen Augenabschnitt beschränken müssen, da weiter hinten außer intravitrealen Injektionen bisher nichts über EBM vergütet wird und für ein paar Privat-Hanseln der apparative und personelle Aufwand vermutlich nicht lohnt.
Ja, es ist immer noch nicht einfach, in der Augenheilkunde an Operationen ranzukommen. Zumindest Katarakt-Operationen. IVOMs und Lideingriffe lernt man eigentlich schon.
Das mit den ein bis zwei freien Monaten pro Jahr... sagen wir mal so: Es gibt augenärztliche Kollegen im niedergelassenen Bereich, die für ein paar Wochen tatsächlich in Afrika (o.ä.) arbeiten, dort Katarakte operieren und solche Dinge tun. Das sind ältere, längst etablierte Kollegen, die sich das auch leisten können. Derzeit geht das Bestreben politisch aber eher in die Richtung, entsprechende Kliniken aufzubauen und die dortigen Ärzte auszubilden, damit eben nicht externe Operateure gebraucht werden. Das hilft am Ende mehr als diese Drive-in-Operateure.
Ob du das aber als frischer Facharzt mit wenig operativer Erfahrung realisieren kannst... ich bezweifle es. Als angestellter FA müsstest du dir einen Arbeitgeber suchen, der ähnlich eingestellt ist. Dann könne es funktionieren. Ansonsten auch eher nicht.
Ansonsten wird man als operativ tätiger Augenarzt gut über die Runden kommen. Rein konservativ tätige Kollegen schließen sich meist den operierenden Herrschaften an, weil man rein konservativ nicht mehr allzu weit kommt. Zukunftsfähig ist das Fach allemal - auch wenn man so nach und nach versuchen wird, z.B. die Bildgebung zu automatisieren.

Danke!

Das mit den 1-2 Monaten ist wirklich auf die weite Zukunft gesehen geplant, also wenn ich vermutlich schon 10+ Jahre im Beruf bin und mein Handwerk auch beherrsche. Und mir ist klar, dass ich das dann auch, vor allem am Anfang, noch nicht regelmäßig machen kann. Und genau, einer von diesen Drive-In-Operateuren will ich gar nicht sein, sondern eher auch dazu beitragen, dass dort Ärzte gut ausgebildet werden.

Was mich da aber wirklich zurückhält, ist die Schwierigkeit der operativen Ausbildung. Habe jetzt ein paar Freunde, die Augenärzte sind im höheren WBJ bzw. schon Fachärzte und die arbeiten fast nur konservativ und betonen immer wieder, wie schwer es sei, sich da ausbilden zu lassen. In der Uniklinik zB muss man, laut denen, entweder in der Forschung sehr stark mit dabei sein, Vit B haben oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.

Und ich muss ehrlich sein, dass ich mir konservativer Dermatologe (wobei man da ja zumindest eine gewisse operative Behandlung idR in der WB lernt) dann doch noch mehr vorstellen kann als konservativer Ophthalmologe.

Bezüglich der automatisierten Bildgebung: würde das nicht noch härter den Radiologen treffen, oder einen Dermatologen, bei dem sehr viel Blickdiagnose ist und man in Zukunft vllt Programme entwirft, die dermatologische Krankheiten auf Bildern schnell erkennen können? Auch bezüglich der Telemedizin sehe ich da ein wenig die Nachfrage sinken..ist da meine Einschätzung plausibel?

Markian
06.03.2020, 12:28
Ich würde das Thema KI gar nicht aufmachen. Ich glaube nicht, dass das in der Derma eine große Rolle spielen wird. Man braucht ja immer noch jemanden, der die vielen Systemtherapien koordiniert, operiert etc.
Ich halte mich ab jetzt mal raus, da ich zu wenig Erfahrung habe. Allerdings hab ich das Gefühl, dass deine Lebensplanung mit diesen Fächern, ambulanter Praxis und Afrika schwer wird.

tarumo
06.03.2020, 13:22
Das Projekt ORBIS International ist bekannt, oder? Für operierende Augenärzte vielleicht ganz interessant, auf einem globalem Level zu helfen.

Ansonsten schließe ich mich meinen Vorrednern an. Das Gesundheitswesen in Deutschland ist viel zu starr, um solche Dinge berücksichtigen zu können. Als KH-Arzt schwierig , niedergelassen mit Kassenzulassung bedarf jede Abwesenheit von mehr als 7 Tagen der Genehmigung der KV und der Nennung eines Vertreters. Noch dazu bilden Dermatologen und konservative Augenärzte das Honorarschlusslicht, so daß bei zwei Monaten ohne Einkommen vmtl. die Bank auch den Stecker ziehen wird.

Noch dazu freuen sich die NGOs jetzt nicht unbedingt über jeden Berufsanfänger mit Gutmensch-Attitüde (vorsichtig formuliert).
Mit ein paar Jahrzehnten Lebens- und Berufserfahrung, entsprechenden connections und der Möglichkeit zum Zugriff auf Ressourcen schaut das schon wieder ganz anders aus.

Summa summarum: ich würde von solchen Vorstellungen meine Fächerwahl nicht abhängig machen.

Dogs4Life
06.03.2020, 14:25
Ja, Orbis kenne ich schon, ist sehr interessant.

Mir ging es auch nie, wie schon erwähnt, darum die Praxis später für 1-2 Monate zu schließen. Ich würde nie eine Einzelpraxis führen wollen. Und mir ist auch klar, dass ich sowas nicht als frischgebackener Facharzt machen kann, sondern nach mehreren weiteren Jahren Weiterbildung.


Noch dazu bilden Dermatologen und konservative Augenärzte das Honorarschlusslicht, so daß bei zwei Monaten ohne Einkommen vmtl. die Bank auch den Stecker ziehen wird.


Wirklich? Wenn ich mir das Praxispanel anschaue oder etliche weitere Seiten im Internet werden die beiden Fachrichtungen immer unter den bestverdienendsten Ärzten gelistet..klar, ist da immer der Durchschnitt und nicht das Median angegeben, aber grob kann man die Statistiken doch zu Rate ziehen, oder nicht? Oder hat sich das in den letzten Jahren so verändert?

Und tatsächlich sind jetzt die Rahmenbedingungen der Fachbereiche wichtig für mich, da ich mich thematisch für viel begeistern kann. Dazu gehören dann für mich das Gehalt und die Work-Life-Balance. Vielleicht sehe ich das alles zu utopisch (mache mir jetzt auch erst seit Kurzem Gedanken darüber), aber - wenn man den Statistiken trauen kann - und man als niedergelassener Augenarzt oder Dermatologe 250k+ brutto jährlich macht, dann kann ich persönlich nach einigen Jahren sagen, dass ich mein Gehalt reduziere und einen Monat im Jahr meiner Leidenschaft Bedürftigeren zu helfen, nachkomme.

Auch noch zu der Niederlassung;
Vielleicht tappe ich hier in einer vollkommen realitätsfernen Welt, aber von der einen Seite höre ich von Leuten, die mit 2 Praxen schon ihre halbe Millionen jährlich machen, anderen, die mit einer Praxis deutlich weniger als die Hälfte machen in den gleichen Fachgebieten und dann von anderen Fachärzten in der Klinik wie sie bei 85-90k in der Klinik mit Diensten kommen.
Wie ist denn da die eigentliche Realität?

Deswegen frage ich auch hier ein wenig herum, damit ich mir ein ungefähres Bild der jetzigen Situation und der zukünftigen machen kann. Im Moment weiß ich, was meine Träume für die Zukunft sind, jedoch nicht, ob sie sich mit der jetzigen bzw künftigen Situation vereinbaren lassen.

Feuerblick
06.03.2020, 14:30
Tarumo sprach von ausschließlich konservativ tätigen Augenärzten/Dermatologen. Damit kannst du keine Reichtümer machen. Mit vielen Privatpatienten, vielen (fragwürdigen) Privatleistungen, konsequenter IGeLei und OPs (mit sehr großzügiger Indikationsstellung) schon eher. Ob man das dann mit sich selbst vereinbaren kann, ist eine andere Sache.

tarumo
06.03.2020, 15:02
Mir ging es auch nie, wie schon erwähnt, darum die Praxis später für 1-2 Monate zu schließen. Ich würde nie eine Einzelpraxis führen wollen..

Der Trend geht stark zur Anstellung in einem MVZ. Und ein zweiter Trend geht dahin, daß sich der MB zunehmend in die Vergütungsgestaltung außerhalb der KH einmischt. Sprich, in 10 Jahren hast Du dann vielleicht MB-Tarifgehalt Stufe II mit drei Tagen FB-Anspruch und 29 Tagen Urlaub. Viel Spaß bei der Selbstverwirklichung.



Wirklich? Wenn ich mir das Praxispanel anschaue oder etliche weitere Seiten im Internet werden die beiden Fachrichtungen immer unter den bestverdienendsten Ärzten gelistet..klar, ist da immer der Durchschnitt und nicht das Median angegeben, aber grob kann man die Statistiken doch zu Rate ziehen, oder nicht? Oder hat sich das in den letzten Jahren so verändert?


Wie gesagt, auf die präzise Formulierung achten. Und dann schauen, wer diese Zahlen in Umlauf bringt. Sollte das von einer Seite erfolgen, die grundsätzlich daran interessiert ist, die Einkommen zu drücken und mit in der BWL ungebräuchlichen Begriffen wie "Reinertrag" operiert, ist Vorsicht geboten.
Zuverlässige Zahlen sind NUR von der Ärztekammer zu bekommen (Steuerbescheide!) und von dort kommt nichts.
Für den Anfang vielleicht erstmal das Neubauer-Gutachten lesen...

Der Eigentümer/Geschäftsführer einer operativ tätigen MVZ-Kette figuriert z.B. auch als Arzt und zerrt mit seinen Einnahmen im hochen sechs- oder siebenstelligen Bereich jedes Durchschnittseinkommen nach oben, wenn man unsauber arbeitet. Und dazu gehört auch, den Median zu verwenden und nicht den Durchschnitt (Mathe 10. Klasse) Cui bono?

Die Teilnahme am ZI-panel war mW freiwillig (auch ein bias), Leute mit schlecht laufenden Praxen und "Abzocker "wie auch überlastete Ärzte haben sich vielleicht gar nicht erst beteiligt...



Vielleicht tappe ich hier in einer vollkommen realitätsfernen Welt, aber von der einen Seite höre ich von Leuten, die mit 2 Praxen schon ihre halbe Millionen jährlich machen, anderen, die mit einer Praxis deutlich weniger als die Hälfte machen in den gleichen Fachgebieten und dann von anderen Fachärzten in der Klinik wie sie bei 85-90k in der Klinik mit Diensten kommen.


sometimes you win...sometimes you loose...
Ein Stimmungsbild verschafft man sich am ehesten durch persönliche Kontakte. Und erst in zweiter Linie durch Medien.

Dogs4Life
06.03.2020, 17:33
Erstmal danke für die Antworten!

Hatte vorhin wohl "konservativ überlesen" :-oopss


Der Trend geht stark zur Anstellung in einem MVZ. Und ein zweiter Trend geht dahin, daß sich der MB zunehmend in die Vergütungsgestaltung außerhalb der KH einmischt. Sprich, in 10 Jahren hast Du dann vielleicht MB-Tarifgehalt Stufe II mit drei Tagen FB-Anspruch und 29 Tagen Urlaub. Viel Spaß bei der Selbstverwirklichung.

Puhh..gerade aufgrund der Selbstständigkeit wollte ich in die Niederlassung gehen, aber wenn man da wieder angestellt ist oder es so stark reguliert wird, dass man wieder gar kein Mitspracherecht hat, dann muss ich mir vielleicht, wenn der Zeitpunkt kommt, wirklich überlegen ins Ausland zu gehen.

Wie seht ihr die beiden Fächer im Ausland? Wie ist dort die Nachfrage, besonders was die Schweiz angeht?


sometimes you win...sometimes you loose...
Ein Stimmungsbild verschafft man sich am ehesten durch persönliche Kontakte. Und erst in zweiter Linie durch Medien.

Klar, versuche ich auch, bloß ist das Problem, dass ich so viele unterschiedliche Dinge zu hören bekomme. Von den OÄ bekomme ich generell nicht wirklich viel gesagt bezüglich des Gehalts (kommen immer Dinge wie "man kann gut damit leben"), die Fachärzte und AÄ hier an der Uni wissen zum Teil genauso wenig wie ich wie es in der Niederlassung mit Einnahmen und Ausgaben aussieht. Zumindest, diejenigen, mit denen ich mich unterhalten habe.

@Feuerblick
Bezüglich der operativen Ausbildung in der Ophtha, ist es nur in den Unikliniken so schwer die zu bekommen? Gibt es da kleinere (Privat-) Kliniken, die Leute zum weiterbilden suchen?

Feuerblick
06.03.2020, 18:00
Prinzipiell ist es vermutlich an kleineren Häusern und ggf in Praxiverbünden leichter, operieren zu lernen. An die Unis werden ja fast nur noch die komplizierten Sachen geschickt.
Was die Schweiz angeht: ich bekomme alle paar Tage Angebote für gut dotierte Stellen in der Schweiz. Ob das in ein paar Jahren noch so ist, kann man natürlich nicht sagen.

davo
06.03.2020, 18:02
Die Einnahmen in der Niederlassung sind, zumindest in den kleinen Stichproben der Fächer, mit denen ich mich etwas auseinandergesetzt habe, extrem unterschiedlich je nach Praxis. Wahrscheinlich ist es also nur begrenzt sinnvoll, Durchschnitte oder einzelne Beispiele miteinander zu vergleichen.

Der durchschnittliche Reinertrag augenheilkundlicher Praxen in Deutschland war 2011 jedenfalls 10-40% höher als der dermatologischer Praxen. (Und in der Schweiz war das durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Praxiseinkommen 2009 in der Augenheilkunde ca. 50% höher als in der Dermatologie.) Ich würde also vermuten, dass die durchschnittliche konservative Augenarztpraxis weniger lukrativ als die durchschnittliche dermatologische Praxis ist. Aber wahrscheinlich bringt einem diese Information nicht sehr viel - siehe erster Absatz.

Dass die Gefahr besteht, dass es immer weniger niedergelassene und immer mehr angestellte Ärzte gibt, und dass niedrig angesetzte Tariflöhne auch außerhalb der Krankenhäuser forciert werden (mit der Hoffnung, dass viele Fachärzte gar nicht erst auf die Idee kommen, zu verhandeln), sehe ich auch so wie tarumo.

Mein Eindruck ist, dass es für Augenärzte in der Schweiz mehr Möglichkeiten als für Hautärzte gibt. Aber nachdem ich mich nie näher mit den Berufsaussichten in diesen Fächern beschäftigt habe, kann es durchaus sein, dass ich mich da irre. Außerdem gilt natürlich auch in der Schweiz, dass man mit chirurgischer oder interventioneller Expertise in der Regel viel mehr verdient als mit einer rein konservativen Tätigkeit.

Das gilt auch im Krankenhaus - im Kantonsspital Aarau war es z.B. so (Daten vermutlich von 2017), dass der bestverdienende Chefarzt ca. 2,9 Mal so viel verdient hat wie der schlechtestverdienende Chefarzt, und der bestverdienende leitende Arzt ca. 2,7 Mal so viel wie der schlechtestverdienende leitende Arzt. Ein guter Chirurg wird da sicher viel weiter vorne liegen als ein Psychiater. In Deutschland ist es leider sehr schwer, zuverlässige Daten dazu zu finden.

Dogs4Life
07.03.2020, 15:07
Cool, danke für die Daten. Ich bin echt schon seit Wochen am Schauen und es ist einfach mega schwer an irgendwelche verlässlichen Informationen zu diesen Themen zu kommen, wenn man denn keine vielseitigen persönlichen Kontakte hat.

Abschließend, was würdet ihr mehr empfehlen unter der Annahme, dass mir beide Fachrichtungen Spaß bereiten?

Selbstverständlich unter den Gesichtspunkten von Gehalt (hier auch mit Einberechnung der Chancen eine operative Ausbildung in der Ophtho zu bekommen), Zukunftsaussichten und Worklife-Balance.
Bezüglich der Niederlassung könnte ich auch ins Ausland gehen, falls es hier wirklich dazu kommt, dass irgendwann noch strenger reguliert wird; da bin ich flexibel.

Ich weiß es sind viele Faktoren und es wird schwer sein alle in Betracht zu ziehen, besonders, weil man nicht weiß, was die Zukunft bringt, aber ich glaube man kann, wenn man schon einige Jahre in den Fachrichtungen gearbeitet hat, bestimmt ein Stimmungsbild sehen.

tarumo
08.03.2020, 08:41
Nochmal zum Thema "Reinertrag"
Der Begriff ist framing vom allerfeinsten und soll implizieren, daß dieser Betrag irgendwie sowas ähnliches wie Arbeitnehmernetto sein soll.
Davon abgesehen, daß der Begriff extra hierfür "erfunden" wurde (google kennt ihn nur in Zusammenhang mit diesen Statistiken und nicht aus andern Branchen oder BWL-Lehrbüchern) ist das schlicht und einfach falsch.
Etwas Aufklärung gibt es hier:
https://www.arzt-wirtschaft.de/honorar-ist-nicht-gleich-einkommen-soviel-bleibt-aerzten-netto/
Der Grund für dieses framing dürfte sein, daß bei korrekter Berechnung in vielen Fällen der Betrag dann eben doch unter dem Angestelltenniveau liegt, was den Betrieb eines Kleinunternehmens mit dem entsprechenden Risiko dann sinnlos erscheinen läßt.

Ich empfehle auch die Praxisbörse im ÄB und den lokalen Ärzteblättern, wo jede Woche ein mehrfaches an Derma- und Augenpraxis zum Verkauf angeboten werden, als Gesuche erscheinen

Feuerblick
08.03.2020, 08:52
Was bei Augenpraxen zu einem hohen Prozentsatz einfach daran liegt, dass konservative Einzelpraxen sich schlichtweg nicht mehr lohnen. Die will dann keiner haben. Weshalb es immer mehr ÜBAGs und Co gibt, die einen Teil ihres Geldes mit Operationen verdienen. Und in dem Rahmen kann man dann schon mehr als ordentlich leben. Zumindest kenne ich keinen einzigen Augenarzt (und ich wage zu behaupten, dass ich sehr, sehr viele Augenärzte kenne), der am Hungertuch nagt. Auch ohne übertriebene IGeLei. :-nix

davo
08.03.2020, 09:05
Der Begriff ist framing vom allerfeinsten und soll implizieren, daß dieser Betrag irgendwie sowas ähnliches wie Arbeitnehmernetto sein soll.

Soll er das wirklich? So doof ist glaub ich niemand. Hoff ich zumindest :-))

Außerdem wird der Begriff zwar außerhalb der Medizin nur selten verwendet, ist aber z.B. in der Forstwirtschaft oder im Immobilienbereich sehr wohl auch in Gebrauch.

tarumo
08.03.2020, 09:40
Soll er das wirklich? So doof ist glaub ich niemand. Hoff ich zumindest :-))


Natürlich soll er das. Sonst würde er ja nicht so penetrant in Statistiken verwendet werden. Wie hier immer wieder zu lesen ist, fallen sogar nicht Fachfremde immer wieder darauf rein.
Eine Überschussrechnung eines Unternehmens (und ein solches ist eine Arztpraxis) ist doch ein wenig anders als eine Ertragsberechung eines statischen Objektes wie ein Forst oder ein Mietshaus. Über den Gegenbeweis freue ich mich natürlich.

Die Verwendung des Durchschnitts anstelle des Median kommt noch als weiteres "framing" dazu. Und die Tatsache, daß man zwar zu 99% ein volles Wartezimmer haben wird, aber kein Rechtsanspruch auf Erhalt der hier in den Raum gestellten Beiträge. Im Gegensatz zum Tariflohn im KH.


Was bei Augenpraxen zu einem hohen Prozentsatz einfach daran liegt, dass konservative Einzelpraxen sich schlichtweg nicht mehr lohnen. Die will dann keiner haben.

Genau das ist der Punkt. Ich bin zwar kein Opthalmologe, schätze aber, daß bei den unter 70jährigen PatientInnen 95% keiner Operation bedürfen, wenn sie einen Augenarzt in Anspruch nehmen. Daß heißt im Umkehrschluß, daß mit der täglichen Routinearbeit kein Geld zu verdienen ist. Und um in irgendwelche Operateurszirkel aufzusteigen, bedarf es natürlich erst mal des Erlernens entsprechender Fähigkeiten (was im KH in der WBZ ja keineswegs garantiert ist) und später dann erst mal eines gewissen finanziellen Aufwandes. In Derma schaut es übrigens ganz ähnlich aus.

Dogs4Life
08.03.2020, 15:01
Der Begriff ist framing vom allerfeinsten und soll implizieren, daß dieser Betrag irgendwie sowas ähnliches wie Arbeitnehmernetto sein soll.

Glaube auch, dass mindestens 95% der Fachfremden zumindest darauf reinfallen.


Die Verwendung des Durchschnitts anstelle des Median kommt noch als weiteres "framing" dazu. Und die Tatsache, daß man zwar zu 99% ein volles Wartezimmer haben wird, aber kein Rechtsanspruch auf Erhalt der hier in den Raum gestellten Beiträge. Im Gegensatz zum Tariflohn im KH.


Die Frage ist dann, lohnt es sich überhaupt noch eine Praxis zu betreiben? So scheint es ja, dass fast jeder Durchschnitts-Praxisbetreiber neben der Mehraufwendungen und des zusätzlichen unternehmerischen Risikos noch schlechter als ein Oberarzt in der Klinik dasteht.


Genau das ist der Punkt. Ich bin zwar kein Opthalmologe, schätze aber, daß bei den unter 70jährigen PatientInnen 95% keiner Operation bedürfen, wenn sie einen Augenarzt in Anspruch nehmen. Daß heißt im Umkehrschluß, daß mit der täglichen Routinearbeit kein Geld zu verdienen ist. Und um in irgendwelche Operateurszirkel aufzusteigen, bedarf es natürlich erst mal des Erlernens entsprechender Fähigkeiten (was im KH in der WBZ ja keineswegs garantiert ist) und später dann erst mal eines gewissen finanziellen Aufwandes. In Derma schaut es übrigens ganz ähnlich aus.

Trägt man dann nicht eigentlich in jedem chirurgischen Fach dieses Risiko, da man immer auf jemanden angewiesen ist, der einem das Wissen vermittelt (klar, in der Augenheilkunde ist das noch ein bisschen spezieller) und sich das nicht, wie zB in der Inneren selbst ablesen kann?

Und welcher Facharzt ist denn dann am lukrativsten mit einer guten Worklife Balance, wenn nicht diese beiden Fächer? Hatte angenommen, dass gerade die Fachrichtungen da die Topliste mit den Radiologen anführen.

tarumo
08.03.2020, 15:48
Und welcher Facharzt ist denn dann am lukrativsten mit einer guten Worklife Balance, wenn nicht diese beiden Fächer? Hatte angenommen, dass gerade die Fachrichtungen da die Topliste mit den Radiologen anführen.

Work-life- Balance? Facharzt für Anatomie, Physiologie. Oder anderweite Orchideenfächer. Oder Humangenetik vielleicht. Wenn man so eine Stelle denn ergattert (Einkommen im akademischen Mittelbau ist dann die zweite Frage...)

Oder Facharzt der Wahl machen und zum MDK. Oder controlling...

Dritte Möglichkeit: auswandern und das Arbeitspensum reduzieren (z.B. 80% Stelle in der Schweiz)

Was die Radiologie angeht: keine Ahnung, woher diese Klischees immer kommen. Ich glaube, die KH-Radiologen beschweren sich nicht über zuwenig Arbeit. Kunststück, wenn man die geballten Notfälle der Klinik abbekommt. In der Niederlassung ist es ein Massenbetrieb geworden und die Sprechzeiten ufern immer mehr aus, in Ballungszentren sind Sprechstunden von 6-21h und samstags nicht unüblich geworden.
Ein überdurchschnittliches Einkommen (im Vergleich zu anderen Fachgruppen in Deutschland) läßt sich aber durchaus realisieren (sowohl im KH als auch extern), was aber IMHO eher der Marktsituation geschuldet ist und ein Import von (Fach-) Ärzten aus geringer entwickelten Ländern aufgrund der Anforderungen in diesem Fach weniger gut realisierbar ist.