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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Famulatur trotz Corona



Marvino
11.03.2020, 13:01
Moin ihr Lieben!

Mir fehlt aktuell für die Anmeldung zum Examen H2020 noch eine Famulatur; allerdings gestaltet es sich aufgrund der aktuellen Situation gar nicht so einfach, diese abzuleisten. Eine feste Zusage wurde wegen Corona schon zurückgezogen, unsere Universitätskliniken im Bundesland vergeben prinzipiell keine Famulaturen mehr und ansonsten kassiere ich derzeit ein Nein nach dem anderen. Natürlich gibt es im Moment viel größere Probleme und das Verschieben meines Examens wäre auch kein Beinbruch, aber vielleicht weiß hier noch jemand eine Klinik, in der noch Famulaturen abgeleistet werden können?

Danke im Voraus für eure Hilfe!

Hoppla-Daisy
11.03.2020, 13:13
Wende dich am besten an kleine Feld-Wald-Wiesenkrankenhäuser...

Matzexc1
11.03.2020, 14:02
Wenn dir die ambulante Famulatur fehlt würde ich die machen. Oder du fragst deinen Hausarzt ob er dir einfach was ausfüllt.

Bonnerin
11.03.2020, 16:00
Welche Famulatur fehlt dir?
Ambulant? Irgendwas Niedergelassenes mit wenig Gefahr, würde spontan Derma, Auge oder vllt. Ortho vorschlagen. Eventuell Arbeitsmedizin, wenn dein LPA das erlaubt.

Stationär? Entweder ne kleine Provinzklitsche, oder du fragst schriftlich (!) nach, ob du die auch umdatiert bekommen kannst. Also die Famu während des Semesters machen, aber die Ferien bescheinigt bekommen. Oder halt irgendwie verhandeln von wegen Radio ambulant machen aber offiziell unterzeichnet ein operativer Partner.

Ansonsten, weitere nicht wirklich faire oder legale Mittel, die Kommilitonen von mir gebracht haben: Doktorvater/-mutter fragen, ob man was bescheinigen kann oder sonst wen, den man persönlich gut kennt und der 2 Augen zudrückt (eventuell auch 2 Stellen à 15 Tage, falls Splitting erlaubt ist). Das finde ich auch grundsätzlich eigentlich nicht okay, aber in der momentanen Situation sieht es ja nicht gut aus.

davo
11.03.2020, 16:04
Im benachbarten Ausland findet man bestimmt auch was.

Marvino
12.03.2020, 00:37
Vielen Dank für eure netten Antworten!
Leider geht es um eine stationäre Famulatur, da ist ja wenig Spielraum für Tricks, wobei ich mich das sowieso nicht trauen würde.
Ich muss mich wohl darauf einstellen, zig Bewerbungen zu schreiben und für den worst case finanziell vorzusorgen.

Mukopolysaccharid
12.03.2020, 09:27
Diverse Unis suchen Leute zum Abstrich nehmen. Siehe corona thread. Kannst bestimmt 30 Tage machen als Famulatur.
Würde allerdings davon abraten ...

Markian
12.03.2020, 09:35
Kannst ja auch eine ohne Patientenkontakt machen. Radiologie? Pathologie?

Bonnerin
12.03.2020, 10:16
@Marvino:

Laut deinem Profil studierst du in Hannover. Habe mal gerade ein bisschen gegoogled und an der MHH eventuell zwei Möglichkeiten gefunden: https://www.mhh.de/kliniken-und-spezialzentren/klinik-fuer-strahlentherapie-und-spezielle-onkologie Die Strahlentherapie hat Sprechstunden, aber auch Betten und viel Diagnostik. Da könnte man den Patientenkontakt vermutlich gering halten und eventuell auch wegen der Betten die stationäre Famu unterschrieben bekommen.

Ansonsten auch sowas hier: https://www.mhh.de/kliniken-und-spezialzentren/interdisziplinaere-transplantationsambulanz
Die haben x operative Partner, die Betten haben. Auch hier eventuell Verhandlungssache.

Abseits davon kleine Kliniken mit irgendwelchen wenig akut infektiösen Sachen. Innere würde ich definitiv meiden, aber Ortho vielleicht, wenn du ne Klinik findest wo Orthopädie und Unfallchirurgie getrennt sind. Oder Auge.

Umbie
12.03.2020, 12:48
@Marvino:

Laut deinem Profil studierst du in Hannover. Habe mal gerade ein bisschen gegoogled und an der MHH eventuell zwei Möglichkeiten gefunden: https://www.mhh.de/kliniken-und-spezialzentren/klinik-fuer-strahlentherapie-und-spezielle-onkologie Die Strahlentherapie hat Sprechstunden, aber auch Betten und viel Diagnostik. Da könnte man den Patientenkontakt vermutlich gering halten und eventuell auch wegen der Betten die stationäre Famu unterschrieben bekommen.

Radioonko würde ich nicht unbedingt machen. Ich habe da auch eine stationäre Famu gemacht (allerdings nicht an der MHH) und habe von den vier Wochen drei auf der Strahlentherapiestation verbracht und eine Woche in der Ambulanz und an den Geräten. War eine super Famu, aber definitiv viel Patientenkontakt. In der aktuellen Situation kann man allerdings vielleicht wirklich verhandeln.

Ansonsten MKG oder Auge?

Echinococcus
13.03.2020, 07:17
Darf ich als Hygieniker mal meine Meinung dazu sagen?
Wir mussten leider auch bei uns die Lehre an einigen Orten (insb. OP) massiv einschränken. Das tun wir jedoch nicht, um die Studenten keiner Infektionsgefahr auszusetzen sondern einfach weil wir bei einigen Teilen der PSA den Bedarf nicht mehr durch unsere Zulieferer Decken können, insbesondere bei einlagigen MNS.
Trotzdem fände ich es wichtig in der aktuellen Situation die Lehre weiterzubetreiben wenn es die Materialversorgung nur hergeben würde.
Medizinstudenten sind zukünftige Ärzte und als solche können sie sich später auch in sehr prekären Situationen nicht vor dem Patientenkontakt drücken. Es ist wichtig, unserem Nachwuchs alles wichtige über Indikationen für und Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung und Desinfektionsmassnahmen beizubringen.
Ich würde als Student, wenn ich die Chance habe, mich deshalb auch aktuell nicht vor patientennahen Fächern drücken. Stattdessen würde ich vorher klären ob mir die nötige Ausrüstung zur Verfügung steht und mich ggfs. nochmal mit den Hygienikern zur Sicherstellung aller notwendigen Maßnahmen in Verbindung setzen. Dann profitiert man sicherlich sehr von solch einer Erfahrung in einer so speziellen Situation wie der aktuellen.

Bonnerin
13.03.2020, 08:53
Cocce, du hast grundsätzlich Recht, aber hier in NRW haben wir momentan auch das von dir angesprochene Problem: OP-Zutritt wird eingeschränkt auf die, die es unbedingt müssen (da rutscht man dann als PJ noch so durch), aber Famulanten gehören da nicht dazu. Studenten dürfen wohl je nach Klinik (Bericht von peripheren PJ-Häusern) nicht mehr in Isozimmer oder auf Intensiv, damit für sie kein Material verschwendet wird. Von den jetzt abgesagten OPs mit nur Notfallprogramm in der Chirurgie auch ganz zu schweigen (absolut richtiger Schritt, um die Betten freizuhalten, aber da werden jetzt viele Üerstunden abfeiern müssen).


Dass man den Umgang gut lernen soll ist richtig. Unsere Seminare in Hygiene und MiBi waren damals leider schlecht, da hat nur Infektio etwas geholfen. Meine Provinzklitsche vom Innere-PJ hatte noch nichtmal nen festen Hygieniker...

Aber jetzt nicht zum Examen antreten zu können, weil die Krankenhäuser und Arztpraxen rechts und links jetzt den Famulanten aus den patientennahen Fächern absagen (teils mit monatelanger Vorlauffrist den Platz besorgt), da bleibt einem doch gar nichts übrig als patientenfern zu suchen, hoffen, dass die grundsätzlich noch Famus nehmen und hoffen, schnell genug mit dem Anruf gewesen zu sein.

Echinococcus
13.03.2020, 09:09
Cocce, du hast grundsätzlich Recht, aber hier in NRW haben wir momentan auch das von dir angesprochene Problem: OP-Zutritt wird eingeschränkt auf die, die es unbedingt müssen (da rutscht man dann als PJ noch so durch), aber Famulanten gehören da nicht dazu. Studenten dürfen wohl je nach Klinik (Bericht von peripheren PJ-Häusern) nicht mehr in Isozimmer oder auf Intensiv, damit für sie kein Material verschwendet wird. Von den jetzt abgesagten OPs mit nur Notfallprogramm in der Chirurgie auch ganz zu schweigen (absolut richtiger Schritt, um die Betten freizuhalten, aber da werden jetzt viele Üerstunden abfeiern müssen).


Dass man den Umgang gut lernen soll ist richtig. Unsere Seminare in Hygiene und MiBi waren damals leider schlecht, da hat nur Infektio etwas geholfen. Meine Provinzklitsche vom Innere-PJ hatte noch nichtmal nen festen Hygieniker...

Aber jetzt nicht zum Examen antreten zu können, weil die Krankenhäuser und Arztpraxen rechts und links jetzt den Famulanten aus den patientennahen Fächern absagen (teils mit monatelanger Vorlauffrist den Platz besorgt), da bleibt einem doch gar nichts übrig als patientenfern zu suchen, hoffen, dass die grundsätzlich noch Famus nehmen und hoffen, schnell genug mit dem Anruf gewesen zu sein.

Bin bei allen Punkten ja komplett deiner Meinung! Auch was die patientenfernen Gebiete (die eh viel toller sind als alles klinische :P) als Alternative angeht, nur stellen sich da die LPAs ja oft quer, vielleicht kann man da aktuell ja auch Kompromisse finden.
Ich wollte nur noch einmal ausdrücken, dass wir als (angehende) Ärzte keine Angst vor Kontakt mit infektiösen Patienten haben dürfen und stattdessen die richtigen Maßnahmen intus haben müssen.
Dass uns das Material da einen Strich durch die Rechnung macht ist sehr schade, wir haben hier auch überall Personal auf das Minimum beschränkt, was den Studenten wirklich viele Einsatzorte nimmt, gerade aber nicht anders umsetzbar ist...

Bonnerin
13.03.2020, 09:20
Sorry, dann habe ich das falsch verstanden (hatte mich schon gewundert, ich weiß doch, dass du patientenfern arbeitest und gedacht „Hä? Macht Cocce jetzt Werbung für andere Gebiete?!“). ��

Aber ja, ich finde es auch mega-wichtig die Isolationsmaßnahmen zu lernen und dann zu beherrschen (wobei ich auf einer persönlichen Ebene sehr froh bin, dass BN kein Ebola-Zentrum war/ist, als das ausgebrochen war).

Anders umsetzen geht halt leider wirklich nicht, ich bin mal gespannt, die Uni Bonn denkt auch schon über eine Verschiebung des Semesters nach. Mit den Blockpraktikanten würde ja alles noch deutlich voller werden. Wobei auch hier dann wieder die LPAs gefragt sind: Werden Leute nicht zum Stex zugelassen, weil Kurse nicht stattfinden? Erkennt man jetzt ein Zusatzseminar statt dem Block (z.B. Allgemeinmedizin) an? Fragen über Fragen und keine Antwort.

belanglosigkeiten
13.03.2020, 15:26
Also ich bin vorhin noch als Famulantin in eine komplett routinemäßig verlaufende Laparoskopie eingeladen worden, wo ich 20 Minuten lang neben dem nuschelnden Operateur stand und mit auf den Bildschirm geschaut habe, bevor ich weiter musste. Dafür habe ich eine Haube und einen Mundschutz verbraucht. Gestern eine ähnliche Situation, nur waren wir zu dritt.

Aktuell würde ich mir fast den Beschluss wünschen, dass Famulanten nicht mehr in den OP dürfen, weil ich mich für diesen unnötigen Verbrauch so uncool fühle. Ob ich die Famulatur bei "nur" 15 Tagen belasse würde ich ggf. auch davon abhängig machen. (An der lokalen Uniklinik zumindest dürfen Studenten schon gar nicht mehr mit in den OP.)