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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : FA Labormedizin oder Mikrobiologie?



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Zieseline
19.03.2020, 15:42
Hallo an alle!

Mir ist nach etwas > 1 Jahr in der Klinik (kleines chirurgisches Fach) nun klar, dass ich aus der direkten Patientenversorgung aussteigen möchte. Hierfür habe ich mich auf den FA Laboratoriumsmedizin oder den FA Mikrobiologie/Virologie/Infektionsepidemiologie eingeschossen. Für Labormedizin müsste ich laut WBO Nordrhein noch ein ganzes langes Jahr Innere überstehen (hatte hierfür schon in die Richtung Rehaklinik in Betracht gezogen). Für Mibi könnte ich mir das Jahr im kleinen chirurgischen Fach anrechnen lassen. Ich hätte großes Interesse z.B. am ABS und an der Beratung klinischer Kollegen hinsichtlich Antibiogrammen und Leitlinien-gemäßer kalkulierter Antibiotikatherapie. Sollte das den Ausschlag für Mibi geben? Labormedizin enthält ja laut WBO auch etwas Mibi... Und aus dem Mischmasch an alten Forumsbeiträgen und Internetrecherche habe ich ein wenig Sorge, was die Zukunftsfähigkeit beider FÄ angeht. Werden FÄ für Mibi tatsächlich im großen Stil durch Biologen ersetzt? Und läuft der FA Labormedizin tatsächlich im Hinblick auf Nachwuchsmangel evtl. aus?

Nun bin ich unsicher, was ich wählen soll. Ich möchte keine kurzsichtige Entscheidung treffen, nur weil ich jetzt möglichst schnell aus der Klinik raus will. Was denkt ihr ist perspektivisch clever: Labormedizin oder Mibi? Wie sind die langfristigen Stellenaussichten und vor allem die Arbeitsbedingungen? Vielleicht hat ja hier jemand vor der gleichen Wahl gestanden und kann erzählen, warum er sich wie entschieden hat und ob das eine gute Entscheidung war. Oder vielleicht kennt ihr auch jemanden, der jemanden kennt der vor dieser Wahl stand. Was wären für euch Vor- und Nachteile der beiden Fächer?

Bitte teilt eure Erfahrungen und euer Hörensagen mit mir :)

JumpRopeQueen
19.03.2020, 18:15
Ich würde auch gerne wissen, wie es zukunftsperspektivisch mit den beiden Fächern aussieht. Will eins der beiden Fächer auch machen.

anignu
19.03.2020, 20:42
ABS: gibt es inzwischen als Zusatzkurs für quasi jeden Interessierten. Wieso sollte man dafür also noch eine Mikrobiologen brauchen? Ok, in großen Häusern mag das wieder was anderes sein. Aber da wo ich früher mal unseren "Kooperations-Mikrobiologen" aus einem Labor angerufen hab, wird inzwischen der Anästhesist oder Chirurg mit ABS-Kurs gefragt. Und die erstellen hausinterne SOPs und beraten die Leute im Haus.
Von dem was ich aus der Sicht kleinerer/mittlerer Häuser mitbekommen hab, ist die Aufgabe des Mikrobiologen eher im Labor. An Unis mag das wieder völlig anders sein. Fände es aber spannend hier Neuigkeiten zu erfahren. Diese ABS-Kurse sind ja auch in dieser Verbreitung eher neuer.

Dr.Optimus
30.07.2020, 22:09
Schließe mich den vorhergehenden Usern an, da ich ähnlich Überlegungen hege.
Zuletzt habe ich auch Ärzte mit Doppel-FA für Labor und Mibi gesehen, scheint wohl auch hinsichtlich Verhandlungschancen für die großen Konzerne sinnvoll zu sein.

Würde mich freuen, wenn jemand mit Erfahrung Insiderwissen teilen könnte :)

daCapo
30.07.2020, 22:24
Zuletzt hatten wir einen Pflegepraktikant, der durch gute Erfahrung seiner Verwandtschaft wusste, dass er direkt Labormedizin macht. Laut seiner Aussage normale Arbeitsbedingungen, also nicht wie Innere Medizin. Laut Aussage von Kollegen macht man viel Beratung von Klinikern bzgl. Laborbefunde , Validierung von Laborbefunden, aber schaut auch Blutbilder, hier müssten einige Labormediziner sein, die dazu mehr sagen können. Das hier nutze ich beispielsweise: http://www.laborlexikon.de/
In großen Häusern kann auch der Mikrobiologe beraten, welches Antibiotikum man wählt. Bei uns macht das aktuell die Krankenhaushygiene (eigener FA, auch ohne Dienste soweit ich weiß). Die meldet sich auch automatisch, wenn z.B. eine Portinfektion wahrscheinlich ist, wie das weitere Vorgehen ist, bei nosokomialen Infektionen, MRSA Häufung und natürlich aktuell COVID

Habe das auch mal überlegt, aber letztendlich dann doch woanders gelandet.

Es gibt auch schon einige ältere Threads
https://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?93536-Labormedizin
https://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?96624-Einstieg-Labormedizin-etc-mit-ohne-Erfahrung
https://www.aerzteblatt.de/archiv/169407/Laboratoriumsmedizin-Vom-Weg-auf-der-Automatenstrasse
https://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?99422-Stellensituation-Facharzt-Hygiene-Mikrobiologie-Labormedizin

urinbeutel
31.07.2020, 05:58
Hat jemand mal was von Humangenetikern gehört? Wie geht es denen so?

JumpRopeQueen
31.07.2020, 07:25
Hat jemand mal was von Humangenetikern gehört? Wie geht es denen so?
Humangenetik ist aber ein Fach mit sehr viel Patientenkontakt. Bei uns an der Uni ist es äußerst schwer eine Stelle zu bekommen. Man braucht am besten eine Diss in Humangenetik und sehr gute Noten aus dem Studium. Labormedi und MiBi hingegen suchen fast immer nach Nachwuchs.

urinbeutel
31.07.2020, 09:05
Echt? Ich hab den Eindruck, dass überall Stellen sind. Viele Praxen bilden aus und haben die vollständige Weiterbildungsermächtigung. Gibt ja nur 400 Humangenetiker oder so aber der Bedarf scheint riesig zu sein.
eine kurze Googlesuche ergibt mehrere Assistenzarztstellen...
Hab heute aus Interesse dieses Fachgebiet untersucht und es sieht super inteeressant aus. Glaube es ist ein Geheimtipp.

übrigens sorry, hab den Thread nurr gehijacked :-oopss natürrlich nix für OP, wenn kein Patientenkontakt gewünscht ist.

JumpRopeQueen
31.07.2020, 09:50
Echt? Ich hab den Eindruck, dass überall Stellen sind. Viele Praxen bilden aus und haben die vollständige Weiterbildungsermächtigung. Gibt ja nur 400 Humangenetiker oder so aber der Bedarf scheint riesig zu sein.
eine kurze Googlesuche ergibt mehrere Assistenzarztstellen...
Hab heute aus Interesse dieses Fachgebiet untersucht und es sieht super inteeressant aus. Glaube es ist ein Geheimtipp.

übrigens sorry, hab den Thread nurr gehijacked :-oopss natürrlich nix für OP, wenn kein Patientenkontakt gewünscht ist.

Zumindest bei uns an der Uni sieht es eher schlecht aus. Sie hatten sogar damals in der Stellenbeschreibung explizit erwähnt, dass überdurchschnittliche Leistungen aus dem Studium erwünscht wären.

Ich denke, die meisten von uns hier, die sich für MiBi o.ä. interessieren, eher weniger Lust auf Patientenkontakt hätten :-D

roxolana
31.07.2020, 10:48
Ich habe mich auf (zugegebenermaßen nur 2) ausgeschriebene Humangenetikstellen beworben und nie was zurückgehört. Auf meine einzige Labormedizin-Bewerbung habe ich sofort einen Anruf erhalten. Leider wollten sie, dass ich erst das Innere-Jahr absolviere, was für mich aktuell nicht in Frage kommt.

JumpRopeQueen
31.07.2020, 11:34
Ich habe mich auf (zugegebenermaßen nur 2) ausgeschriebene Humangenetikstellen beworben und nie was zurückgehört. Auf meine einzige Labormedizin-Bewerbung habe ich sofort einen Anruf erhalten. Leider wollten sie, dass ich erst das Innere-Jahr absolviere, was für mich aktuell nicht in Frage kommt.

Darf ich fragen wie lange du schon suchst? Und für welche Fächer du dich noch beworben hast? Hast du es schon mit MiBi versucht? Oder Patho?

roxolana
31.07.2020, 12:36
Ich suche jetzt nicht mehr, das war die Bewerbungsphase vor meinem aktuellen Job. Ich hab jetzt eine Nische gefunden, in der ich mich ganz wohl fühle, leider ohne Weiterbildungsermächtigung. Patho interessiert mich nicht, auf MiBi habe ich mich nicht beworben. Vielleicht probiere ich in ein paar Jahren noch mal was anderes.

anignu
31.07.2020, 23:55
Sie hatten sogar damals in der Stellenbeschreibung explizit erwähnt, dass überdurchschnittliche Leistungen aus dem Studium erwünscht wären.
Und du glaubst das? Das schreiben sie auch bei Chirurgie-Stellen hin und sind eigentlich froh wenn sich überhaupt jemand bewirbt.
Sollen sie denn reinschreiben "wir nehmen jeden Idioten"?

Bonnerin
01.08.2020, 07:32
Und du glaubst das? Das schreiben sie auch bei Chirurgie-Stellen hin und sind eigentlich froh wenn sich überhaupt jemand bewirbt.
Sollen sie denn reinschreiben "wir nehmen jeden Idioten"?

:-D
In solchen Fällen muss ich immer an die weise Aussage einer guten Freundin (Nicht-Medizinerin) denken, die bei einem der Big Four arbeitet:
"So ne Stellenausschreibung ist eh nur ein Wunschzettel. Halbwegs gutes, abgeschlossenes Studium und Sprachkenntnisse reichen, der Rest ist nur, was die sonst gerne hätten aber eigentlich egal ist."

Lache mich auch regelmäßig über manche Stellenanzeigen in der Medizin kaputt, vor allem wenn ich die Krankenhäuser und die dort tätigen Mitarbeiter kenne...falls du als Interesse an Humangenetik hast, JumpRopeQueen, bewirb dich einfach! Mehr als Nein sagen können die nicht. Wobei ich glaube, dass die i.d.R. wollen, dass die Bewerber ihre "12 Monate in Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung" schon haben.

JumpRopeQueen
01.08.2020, 07:32
Und du glaubst das? Das schreiben sie auch bei Chirurgie-Stellen hin und sind eigentlich froh wenn sich überhaupt jemand bewirbt.
Sollen sie denn reinschreiben "wir nehmen jeden Idioten"?
Ich beobachte Stellenausschreibungen von unserem Uniklinikum und es war die einzige mit dieser Voraussetzung. Alle anderen suchen einfach jemanden mit deutscher Approbation und Deutsch in Wort und Schrift und Teamgeist u.ä.

P.S. nein, ich hab kein Interesse an Humangenetik, ist mir doch zu viel Patientenkontakt.

Phenylalanin_wb
15.03.2024, 15:46
Bezüglich der neuen WBO wird vorgeschrieben, dass man 12 Monate in der stationären Patientenversorgung gearbeitet haben muss, um den Facharzt für Mikrobiologie zu erlangen. Diesbezüglich hatte ich bei der Ärztekammer WL angefragt und mir wurde erklärt, dass sich die 12 Monate auf Mikrobiologie selbst beziehen. Dann habe ich mich gefragt, wo es denn bitte eine stationäre Mikrobiologie gibt. Habe noch nie eine Station gesehen, wo Mikrobiologie oder Virologie stand. Meine 12 Monate können somit nicht angerechnet werden.
Wisst ihr da näheres drüber? Wie ist das bei euch geregelt?

Dooly
15.03.2024, 16:44
Ich glaube leider nicht, dass die Person bei der ÄK recht hat. Du kannst bei den ÄK nach WBBs suchen und dabei meistens auch aussuchen, ob die WBB stationär oder ambulant sein soll. Bei der ÄKWL geht das auch: https://portal.aekwl.de/web/serviceportal/befugnissuche#suche
Wenn du bei "Gewünschte Bezeichnung" Mibi auswählst und dann "stationär" ankreuzt, gibt es 6 Ergebnisse. Allerdings sind die WBBs für 48 Monate, d. h. 12 Monate müsstest du woanders machen. Es wäre echt mega cool zu erfahren, ob das tatsächlich für die Prüfungsanmeldung so durchgeht, wenn man 60 Monate Mibi macht, darunter 12 Monate "stationäre Mibi". Problematisch ist nicht nur "stationär" sondern auch "Patientenversorgung", denn dazu zählt Mibi nicht. Ich würde daher noch mal bei der ÄKWL nachhaken und versuchen eine schriftliche Antwort zu erhalten.

mbs
15.03.2024, 18:59
Nicht wenige machen beides, man muss laut WBO ja auch entsprechend rotieren und in beidem Erfahrungen sammeln. Und wenn du beide Qualifikationen hast steigt dein Marktwert langfristig auch.

Bonnerin
15.03.2024, 20:47
@Phenylalanin_wb: Quatsch, die Kammer hat keine Ahnung. Aber von dem, was ich inzwischen von Kolleg:innen mitbekommen, die zu diversen FA-Prüfungen wollten, ist das gerade im Bereich Weiterbildung eher die Regel als die Ausnahmen.

Man braucht 48 Monate Mibi (egal, ob stationär oder ambulant) und 12 Monate direkte Patientenversorgung im Krankenhaus für den Facharzt... Grundsätzlich wie dooly sagte, schriftliche Anfrage, bei Behörden etc. nie irgendwas fernmündlich oder mündlich glauben.

Phenylalanin_wb
18.03.2024, 09:09
@Phenylalanin_wb: Quatsch, die Kammer hat keine Ahnung. Aber von dem, was ich inzwischen von Kolleg:innen mitbekommen, die zu diversen FA-Prüfungen wollten, ist das gerade im Bereich Weiterbildung eher die Regel als die Ausnahmen.

Man braucht 48 Monate Mibi (egal, ob stationär oder ambulant) und 12 Monate direkte Patientenversorgung im Krankenhaus für den Facharzt... Grundsätzlich wie dooly sagte, schriftliche Anfrage, bei Behörden etc. nie irgendwas fernmündlich oder mündlich glauben.

Tatsächlich hat Sie mir dies schriftlich bestätigt. Deswegen bin ich sehr verwirrt, was jetzt unter der stationären Patientenversorgung zählt. Ich hatte nämlich letztes Jahr in der Radiologie im Krankenhaus für ein Jahr gearbeitet. Sie meinte, dass ich mir dies nicht anrechnen lassen könne und, dass sich die 12 Monate stationären Patientenversorgung auf die Mikrobiologie beziehen.