Corona plazentagängig?

[sweety92]

Liebe Kollegen, die vllt mehr Kontakt zu Schwangeren haben, könnt ihr mir sagen, wie es aktuell aussieht? Ich finde keine Studie oder irgendwelche Daten dazu, immer nur die 20 Patientinnen aus China. Ansonsten nichts. Meine Frauenärztin will mich ins Berufsverbot schicken, ich bin mir da eher unsicher, ob das nötig ist.. was meint ihr bzw was würdet ihr machen?
Lieben Dank :)

[Salzi19]

1.Könntest du bitte statt Berufsverbot das Wort Beschäftigungsverbot benutzen? Das sind nämlich zwei verschiedene Punkte.
2. Ich verstehe dich ehrlich gesagt nicht. Wenn dir das bv doch schon angeboten wird, nimm es doch einfach! Du musst doch nicht die erste sein, bei der dann durch eine Infektion (und die ist gerade im Krankenhaus ja nicht sehr unwahrscheinlich irgendwann) möglicherweise ein Schaden am Baby entsteht. Was hält dich denn jetzt unbedingt in der Klinik?! Du weißt nicht wie sich die Situation in ein paar Wochen entwickelt.... Vielleicht quellen dann die Stationen über und du merkst dann, dass du es vielleicht körperlich oder warum auch immer nicht mehr schaffst. Dann wird ein vorzeitiger Ausstieg vor dem Mutterschutz wahrscheinlich deutlich schwieriger als jetzt, weil du ja vorher auch bereit warst als schwangere das Risiko einzugehen.

[*milkakuh*]

Bei meinem Arbeitgeber werden jetzt wohl alle Schwangeren ins (betriebliche) Beschäftigungsverbot geschickt entsprechend den Empfehlungen des hessischen Ministeriums für Soziales und Integration: http://www.arbeitswelt.hessen.de/arbeitsschutz/aktuelle-informationen-zur-corona-virus-pandemie
Hier geht's direkt zum pdf-Dokument: http://www.arbeitswelt.hessen.de/sites/awh/files/dateien/muschg_-_betriebliches_beschaeftigungsverbot_bei_corona-epidemie.pdf
(http://www.arbeitswelt.hessen.de/sites/awh/files/dateien/muschg_-_betriebliches_beschaeftigungsverbot_bei_corona-epidemie.pdf)
Hier auszugsweise:


In Bereichen des Gesundheitswesens dürfen schwangere Frauen folgende Tätigkeiten nicht
mehr ausführen:
- Tätigkeiten in Arzt- und Zahnarztpraxen an der Rezeption und mit Kontakt zu Patienten,
- Tätigkeiten im Krankenhaus: Ein Screening ist in den Krankenhäusern gegenwärtig nicht möglich, so dass Corona-Infizierte unerkannt bleiben! Zusätzlich werden elektive Eingriffe zurzeit ausgesetzt, so dass das Risiko eines Kontaktes der Schwangeren mit einer potenziell infizierten Person erhöht ist. Bei der gegenwärtigen Coronavirus-Epidemie sollte unabhängig vom Auftreten eines Erkrankungsfalls im Betrieb in Absprache mit dem Betriebsarzt/der Betriebsärztin ein bis zum Abklingen der epidemischen Welle dauerndes betriebliches Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden.
Diese Aufzählung ist nur beispielhaft und nicht abschließend.


Und weiter:


Erläuterung:
Bisher gibt es erst wenige Erfahrungen, welche Auswirkungen eine Corona-Infektion auf die schwangere oder stillende Frau bzw. auf das Kind hat (Quelle: German Board and College of Obstetrics and Gynecology, Hinweise und FAQ vom 12.03.2020) Eine Epidemie ist eine besondere Situation, die besondere Schutzmaßnahmen für die Schwangere verlangt.

[Fr.Pelz]

Mein AG hat auch alle Schwangeren ins BV geschickt. An deiner Stelle würde ich das auch annehmen.

[jassyh]

Hier ebenso. Seit Mitte März sind alle Schwangeren im BV. Kommunales Haus in Bayern.

[WackenDoc]

Vielleicht kapieren die AG jetzt endlich mal, was es mit de betrieblichen BV auf sich hat.

Das Ergebnis der GB muss jetzt so aussehen, dass Schwangere nur dann eingesetzt werden können, wenn sie keinen direkten Kontakt zu Patienten haben.

Die Hessen sind haben das jetzt zentralisiert- was eine gute Entscheidung ist. Das ist ja auch das was die Gewerbeaufsichten umsetzen.

aus der gleichen Quelle haben wir auch eine Veröffentlichung zu Coronaschutz auf Baustellen bekommen. Das bekommen unsere Firmen wenn sie sich von uns beraten lassen, auch wenn wir in einem anderen Bundesland sind.

[THawk]

Man kann auch noch keine validen Aussagen zur transplazentaren / peripartalen Übertragung treffen. Ist ein sehr spannendes Forschungsthema, wo u.a. in Deutschland durch die Fachgesellschaften (DGPM, DGPI etc.) Projekte in Planung sind, bzw. in den kommenden Tagen anlaufen werden. Das ist aber natürlich nicht dein Anliegen: Im individuellen Fall ist eine Gefährdung derzeit nicht auszuschließen. Für wahrscheinlich halten wir es aktuell nicht.

[sweety92]

Vielen Dank, dass die meisten von euch bei ihren Antworten sachlich geblieben sind und einen bei Fragen nicht angreifen! Finde das unmöglich!! Ist eben eine besondere Situation und ich wollte nur an Erfahrungen von anderen teilhaben!
Was das BESCHÄFTIGUNGSVERBOT angeht, habt ihr mitbekommen für wie lange das vorübergehend angesetzt wurde?
Bei uns gibt es gar keine einheitlichen Regelungen. Meine Frauenärztin ist auch überfragt, mein Betriebsarzt weiß gar nicht, ob das nur vorübergehend geht (?!) Kollegen aus anderen Kliniken haben wohl auch u.a. das Fruchtwasser getestet und die Plazenta, alles war wohl negativ (die Rede ist von ca. 10 Patientinnen). Daher kam die Frage nach eurer Erfahrung, da bisher nichts veröffentlicht wurde. Ich leider gerade nicht so einfach. Danke nochmal :)

[*milkakuh*]

Ich wage mal zu vermuten, dass die Pandemie nicht in 9 Monaten vorüber ist und daher das BV letztendlich für alle bestehenden Schwangerschaften komplett gilt. In dem von mir verlinkten PDF-Dokument steht "bis zum Ende der Pandemie"
Also gehe ich mal davon aus, dass ein betriebliches BV zeitlich begrenzt sein kann. Vielleicht schickst du das Dokument mal deinem Betriebsarzt und fragst nach, ob er das betriebliche BV aussprechen kann

[Rettungshase]

Es ist mit der Frage nach der Plazentagängigkeit ja noch längst nicht getan.

Es gibt laut dieser Arbeit diverse Hinweise darauf, dass anzunehmen ist, dass Schwangere eine Infektion wahrscheinlich schlechter vertragen als nicht-schwangere Frauen der gleichen Kohorte.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7077337/

Diverse chinesische Arbeiten empfehlen, dringend einen Abbruch der Schwangerschaft zu erwägen, wenn sich die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Therapie für die Mutter ergibt.
Inwieweit sich eine ggf. notwendige antivirale Therapie auf das Kind auswirkt, vermag ich nicht zu sagen...

[ninakatharina]

Hier sind alle Schwangeren im back office bzw home office. Das geht.. Sogar in der Inneren. Wenn das bei euch nicht realisierbar ist, schließe ich mich meinen Vorrednern vo Seite 1 an.

Für den Fall, dass du es doch bekommst und es dir nicht gut geht, sind ja auch die diagnostischen (Röntgen, CT...) und therapeutischen Möglichkeiten begrenzt.

[sweety92]

Ich würde gerne Home Office machen, weiß allerdings nicht, wie das zu realisieren ist (HNO), bzw. wo ich mich da melden muss. Was machen die in der Inneren denn im Home Office? Kann mir außer Briefe schreiben nichts vorstellen.
Das ist es ja, mir geht es sehr gut. Habe bzgl. meiner Leistung kaum Einschränkungen... Das ist ja das, was mich grübeln lässt. Die Monate waren auch für die Weiterbildungszeit eingeplant.. ich weiß, natürlich geht die Gesundheit vor, deshalb mache ich mir auch so viele Gedanken.

[Muriel]

Das BV hat ja auch erst mal nichts damit zu tun, wie fit Du in der Schwangerschaft bist, sondern soll Dich vor Einflüssen Deiner Arbeit schützen, die Dich und/oder Dein Kind gefährden können. Derzeit wissen wir so gut wie nichts über dieses Virus, weswegen lieber ein vielleicht retrospektiv zu strikter Schutz Schwangerer vorgenommen werden sollte, bevor man hinterher reihenweise toter Mütter und Babys hat.
Natürlich verstehe ich den Punkt der Weiterbildungszeit, zumal ja durch wahrscheinliche TZ-Arbeit nach der Elternzeit diese sich noch mehr verlängert. Dennoch bin auch ich für better safe than sorry und dass Du dann einfach dankbar fit die Monate mit Babyvorbereitung usw verbringst.

[WackenDoc]

Das betriebliche BV folgt der Gefährdungsbeurteilung. Fällt die Gefährdung weg, entfällt das BV. Corona ist halt insofern eine Besonderheit dass fast alle anderen Gefährdungen nicht zeitlich begrenzt auftreten (bei Corona weiss man es halt nicht).

Soll dein Chef mal prüfen. Z.B. könnte man dich in einem Büro im "weissen" Bereich in der Klinik unterbringen und dort könntest du Befunde für apparative Untersuchungen erstellen, beim Briefeschreiben unterstützen, mit Patienten und Hausärzten telefonieren, Sekretariat unterstützen, Fortbildungen vorbereiten, aktuelle Papers durchlesen und für die Abteilung aufbereiten....

[WackenDoc]

Achso- Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, die nicht mehr erlauben, dass du normal arbeitest wären je nach dem AU oder ärztliches BV.

[sweety92]

Danke WackenDoc, werde es mal probieren. Er tendiert eher dazu mich "loszuwerden" BV sei laut ihm einfacher ;)

[sonnenblume42]

Hat auch jemand den Fall mit einer stillenden Kollegin? Ist man da eventuell auch raus?

[abi07]

Hier ist auch BV für alle Schwangeren, zunächst mindestens so lange die Ausgangssperre besteht. Initial hieß es, ab "Bekanntwerden der Schwangerschaft" - wie ist das denn dann, positiver Test und da wird sich erstmal drauf verlassen oder muss das gynäkologisch bestätigt sein oder wie läuft das? Frage auch wegen früher Aborte und ob das dann zwingend so laufen muss, dass es die ganze Abteilung mitbekommt...

[sonnenblume42]

Also ich hab mich ab positiven Test bis sonografisch gesicherten intakten Schwangerschaft vom Gyn deshalb Krankschreiben lassen. Bin also vor der 12 Ssw zurück, hatte aber auch Kolleginnen, die so lange gewartet haben. Ist zwar doof, aber wnen man dann eh ein BV bekommt, ist halt auch egal (nur für die Planung des Chefs ungünstig, aber dass alle einen Abort mitbekommen will man ja auch nicht unbedingt).
Außerdem gibt's bei nem schlauen Chef eh ne Vermutung, wenn die Au vom Gyn kommt.
Alles Gute :)

[sonnenblume42]

Achso, den meisten Chefs reicht die Aussage. Wenn sie eine Bescheinigung vom Gyn wollen müssen sie eh bis zum Sono warten.