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bonziusbilatis
08.04.2020, 01:35
Hallo,

eigentlich gehört das eventuell ins Forum für "Vor dem Studium", aber ich stelle meine Frage mal einfach hier.
Ich spiele mit dem Gedanken nach einem FSJ ein (duales) Studium zum Physician Assistant zu machen. Problem ist das dieser Job in Deutschland recht, naja unbestimmt und neu ist.

Wie genau läuft dieser Beruf ab? Ist man dann quasi Assistenzarzt? Oder wie läuft das ab?
Gibt es jemanden der solche "Ärzte" als Kollegen hat? Welche ärztlichen Tätigkeiten übernimmt man den genau ?
Darf man auch zbs. Medikamente verschreiben? Eine Approbation bekommt man ja nicht?
Gibt es Aufstiegsmöglichkeiten? Weil Facharzt wird man ja wohl nicht?

Wäre echt super wenn sich jemand die Zeit nehmen könnte dazu seine Meinung abzulassen. Ansonsten wünsch ich euch noch frohe Ostern und möglichst wenig Corona Stress.

freak1
08.04.2020, 07:05
Wenn du kein Arzt bist, bist du natürlich auch kein Assistenzarzt. Du bist Arztassistenz, wie der Name auch schon sagt.

Feuerblick
08.04.2020, 08:15
Du bist kein Arzt sondern eine studierte Assistenzkraft, die delegierbare (!!!) ärztliche Tätigkeiten ausführen und bei Eingriffen/Untersuchungen assistieren darf.
Kein Arzt, keine Approbation, kein Facharzt. Also auch keine rein ärztlichen Tätigkeiten wie Verordnung von Medikamenten oder ähnliches. Stellen von Diagnosen etc. nur in Zusammenarbeit mit dem Arzt. Assistenz eben.
Aufstiegsmöglichkeiten? Wie bei allen anderen Assistenzberufen z.B. Teamleitung, Lehre (vgl. z.B. Berufe wie den der Orthoptistin -> arbeitet komplett eigenständig, darf ohne Arzt als Chef aber eigentlich nix, Verordnungen unterschreibt der Arzt, Aufklärungen etc. werden ärztlich ausgeführt).

Tigga
08.04.2020, 09:45
Also im Süden hätte ich noch nie davon gehört, die Idee würde ich aber mit beiden Händen annehmen! Maannn, wenn wir uns nur zu dritt eine Arztassistenz teilen könnten, die Pflege weigert sich sowieso delegierbare Tätigkeiten auszuführen, die Schreibkräfte weigern sich Termine zu vereinbaren oder Akten zu besorgen... Wenn ich so drüber nachdenke wäre eine Nutzung der bestehenden Möglichkeiten mal angebracht, aber gut.

Kackbratze
08.04.2020, 10:25
Die rechtliche Lage ist trotzdem noch nicht 100% in Deutschland geklärt. Ein PA ist eine super Unterstützung auf Station (Wir hatten PA-Studenten bei uns), aber stand heute ist die Grauzone noch sehr groß. Und lt. den PAs die tarifliche Einstufung...

roxolana
08.04.2020, 10:53
Also bei mir im PJ durfte die Gefäßassistentin offiziell fast nix. Sie war immer mit irgendeinem Arzt-Account im Orbis eingeloggt. Inoffiziell hat sie fast alle Aufnahmen, Sonos und ein paar OP-Assistenzen gemacht. Keine Briefe und schon gar keine Medikamente. Dafür konnte sie aber jeden Tag pünktlich nach Hause und Dienste gab es auch keine. Das war eine Abteilung ohne jegliche Assistenzärzte.

bremer
08.04.2020, 11:12
Die PA, die ich ain meinem chirug PJ gesehen habe, hat die komplette STation mit Arztbriefen etc. geschmissen. Die Assistenzärzte waren ja die meiste Zeit im OP.

davo
08.04.2020, 17:34
Also im Süden hätte ich noch nie davon gehört, die Idee würde ich aber mit beiden Händen annehmen! Maannn, wenn wir uns nur zu dritt eine Arztassistenz teilen könnten, die Pflege weigert sich sowieso delegierbare Tätigkeiten auszuführen, die Schreibkräfte weigern sich Termine zu vereinbaren oder Akten zu besorgen... Wenn ich so drüber nachdenke wäre eine Nutzung der bestehenden Möglichkeiten mal angebracht, aber gut.

In dieser Hinsicht ist Österreich traumhaft. Unsere Stationsassistentin vereinbart Endoskopie- und Bildgebungstermine, organisiert externe Befunde und scannt diese ein, usw. usf. Und unsere Pflege erledigt (fast) alle Blutentnahmen und Braunülen. Man kann sich also tatsächlich auf die eigentliche ärztliche Tätigkeit konzentrieren. Herrlich.


Die PA, die ich ain meinem chirug PJ gesehen habe, hat die komplette STation mit Arztbriefen etc. geschmissen. Die Assistenzärzte waren ja die meiste Zeit im OP.

Klingt nach einem Stationsarzt in Österreich. (Allgemeinmediziner, meist ohne Dienste, die Mo-Fr präsent sind und die Stationsarbeit erledigen.)

Dooly
08.04.2020, 18:10
Die PA, die ich ain meinem chirug PJ gesehen habe, hat die komplette STation mit Arztbriefen etc. geschmissen. Die Assistenzärzte waren ja die meiste Zeit im OP.
Klingt nach einem Stationsarzt in Österreich. (Allgemeinmediziner, meist ohne Dienste, die Mo-Fr präsent sind und die Stationsarbeit erledigen.)
Und das klingt beides toll! Sowohl PAs, die chirurgische Stationen schmeißen, als auch dieser „Stationsarzt“. Ist einem so eine Position auch mal in Deutschland begegnet?


In dieser Hinsicht ist Österreich traumhaft. Unsere Stationsassistentin vereinbart Endoskopie- und Bildgebungstermine, organisiert externe Befunde und scannt diese ein, usw. usf. Und unsere Pflege erledigt (fast) alle Blutentnahmen und Braunülen. Man kann sich also tatsächlich auf die eigentliche ärztliche Tätigkeit konzentrieren. Herrlich.Solche Stationsassistenten kenn ich aus Deutschland auch (dachte sogar, dass das Standard ist). Aber dass die Pflege außerhalb von Notaufnahmen Blut abnimmt, seh ich echt selten. Ich hab immer gedacht, dass das einfach „von oben“ bestimmt wird, aber in der letzten Famulatur habe ich eine Station/ein Pflegeteam getroffen, das sich als letztes der gesamten Klinik dagegen wehrt, die Aufgabe zu übernehmen. Es wurde wohl oft mit dem PDL diskutiert.
Sind die Stationen in Österreich denn pflegerisch ähnlich besetzt, wie hier in D?

nie
08.04.2020, 19:24
Und das klingt beides toll! Sowohl PAs, die chirurgische Stationen schmeißen, als auch dieser „Stationsarzt“. Ist einem so eine Position auch mal in Deutschland begegnet?

In meinem Chirurgie-PJ gabs auch PAs, die haben aber auch viel Zeit im OP verbracht und gelagert, abgewaschen, zugenäht, Haken gehalten usw. Briefe haben die aber zwischendurch auch (vor-)geschrieben. Hab aber auch schon von PAs gehört, die z.B. Triage in der Notaufnahme machen.

Hatte das damals mal gegooglet als ich im PJ auf PAs getroffen bin und mir nichts drunter vorstellen konnte. Man kann bei der Bundesärztekammer nachlesen, was so der Sinn und Zweck dieser Berufsgruppe sein soll: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/Fachberufe/Physician_Assistant.pdf



Solche Stationsassistenten kenn ich aus Deutschland auch (dachte sogar, dass das Standard ist). Aber dass die Pflege außerhalb von Notaufnahmen Blut abnimmt, seh ich echt selten.

Bei uns heißen die Case Manager und sind mittlerweile fast in allen Abteilungen vetreten. Pflege nimmt bei uns kein Blut ab, aber wir haben MFAs die morgens die große Runde übernehmen und müssen eigentlich nur ran wenn im Laufe des Tages noch was dazu kommt oder die MFA Schwierigkeiten hat.

davo
08.04.2020, 20:56
Sind die Stationen in Österreich denn pflegerisch ähnlich besetzt, wie hier in D?

Die Besetzung ist v.a. tagsüber schon echt üppig. Meine Station (Normalstation) hat etwas mehr als 30 Betten, und da sind tagsüber in Summe bestimmt sieben Pflegekräfte da. Wenn nicht acht. 1 Schülerin, 1 Praktikantin, zumindest zwei, drei "Examinierte" (also mit dreijähriger Ausbildung), und die anderen mit 1- bis 2-jähriger Ausbildung. In der Nacht sind zwei Examinierte da.

Dooly
08.04.2020, 21:48
Dankeschön! Auf der Station, wo ich Famulatur gemacht habe, war die Besetzung subjektiv und objektiv eher mager. Die Pflege beschwerte sich oft und es waren in den 30 Tagen auch mal aus Personalgründen Betten gesperrt. Vielleicht haben sie sich deswegen so gewehrt.
Kurioserweise fand ich das immer überfüllt dort. War immer total perplex, wenn ich gesehen hab, dass Betten wegen Personalmangel gesperrt waren. Ich kenn mich leider mit der Organisation der Pflege nicht aus. :/ Aus meiner Sicht wäre das das einzig logische, dass die Pflege den Job übernimmt.
Morgens gab's dort auch 'nen Blutentnahme-Dienst.

Ah ja stimmt, den Begriff Case Management kenn ich auch. ^^

freak1
08.04.2020, 21:59
In vielen Krankenhäusern jammert die Pflege ganz besonders laut. Und scheinbar bringt's ja auch was; wegen Ärztemangel hab ich noch nie ein gesperrtes Bett gesehen. ;)

WackenDoc
09.04.2020, 04:58
Es geht in Deutschland nicht, dass irgendjemand den Ärzten den Rücken frei hält. Das bedeutet ja, dass man dem Arzt den Ar*** nachträgt und das geht nicht. Egal ob extra dafür Personal eingestellt wird. Gab da mal einen interessanten Artikel eines deutschen Arztes, der eine Weile in den USA gelebt hat und erstaunt war, wie viel Assistenzpersonal es gibt, was sich darum kümmert, dass er in Ruhe arbeiten aknn. und der hat einfach nur gewundert, wie es wohl wird, wenn er jetzt nach Deutschland zurückkehrt, weil das hier ja eher unüblich ist. Es gab in der Diskussion unter dem Artikel einen regelrechten Shitstorm der Pflege.

Feuerblick
09.04.2020, 05:40
Ich kann nur die kleine Episode bei einer Organentnahme in einem Krankenhaus der US-Armee hier in D wiederholen: Ich kannte mich in deren OP so gar nicht aus, brauchte aber für die Vorbereitung meiner „Organ“entnahme Handschuhe. Hab mich kaum zu fragen getraut und erwartete das in D übliche „Da hinten. Hol sie dir selbst“. Stattdessen fragte mich jemand nach meiner Größe und BRACHTE MIR die Handschuhe... Da war ich schlagartig damit versöhnt, dass es drei Uhr nachts war, ich schon zwei Stunden gewartet hatte und die Nummer noch bis mindestens sechs Uhr dauern würde (mit Visite ab halb acht auf meinen eigenen Stationen...).

Stationssekretärinnen kannte ich von chirurgischen Stationen. Auf Augenstationen gab es sowas nicht. Dafür hatten wir immerhin Codierfachkräfte, so dass man sich damit nicht noch beschäftigen musste. Zwar hat man eine unserer Krankenschwestern auch angelernt, Briefe anzulegen... aber wenn man dafür eine nimmt, die an sich nicht sooo fit in ihrem Job ist, dann ist die Hilfe auch begrenzt.
Ich finde es schade, dass man einen Arztassistenten-Beruf aus dem Boden stampfen muss, weil das Potenzial der Pflege nicht genutzt wird und weil man nicht in der Lage ist, dafür ausreichend Stellen zu schaffen und zu besetzen.

tarumo
09.04.2020, 11:31
Erwähnen sollte man noch, daß der PA nach deutscher Machart im Ausland so nicht existiert bzw. anerkannt wird und man also auf Gedeih und Verderb den deutschen Konditionen ausgeliefert sein wird. Vermutlich war das sogar einer der Hauptgründe neben der Kostenersparnis, diesen Beruf zu schaffen.

Dooly
09.04.2020, 14:22
Wieso denn Shitstorm von der Pflege?

Noch mal zu der Klinik meiner letzten Famulatur: Die waren ärztlich ganz gut aufgestellt und haben das Tagesgeschäft gut gewuppt. Dort fehlt eher was Ärztliches für die Dienste. Ein Arzt für nur zwei Wochenendtage im Monat wäre schon ganz hilfreich; ein PA Luxus oder Verschlechterung, je nachdem, wie man ihn einsetzt.
'ne Codiererin hab ich dort übrigens auch kennengelernt, fand ich interessant. Wusste vorher nicht mal, dass es so was gibt o_O. Gut, rückblickend hatte ich dazu schon im Hausarzt BP Kontakt aber für den Kinder-Bereich hab ich das Thema leider verpasst.

Ich mag dieses Konzept mit den Stationsärzten in Österreich, zusätzlich zur operativen ärztlichen Besatzung. Ich kann mir vorstellen, dass das auch in bestimmten Phasen im Leben ne attraktive Position ist.

WackenDoc
09.04.2020, 15:22
Habe ich doch geschrieben. Der Kollege hatte in dem Bericht noch nicht einmal geschrieben, dass er das in Deutschland ERWARTET, nur dass es für ihn wohl merkwürdig sein würde, sich wieder umzustellen. Es war wohl auch eine Umstellung für ihn, dass es in den USA extra Hilfspersonal gibt, was ihm den Rücken frei hält. Als z.B. dass es jemanden gibt, der den Patienten für eine Untersuchung abholt (z.B. Ultraschall) und den dann auch vorbereitet, so dass er als Arzt sich auf seine ureigene Tätigkeit konzentrieren kann.
In den USA gibt es nun mal Hilfskräfte für alles Mögliche- das ist dort so üblich. Die Pflege macht dort auch einige TÄtigkeiten, die bei uns Ärzte machen, sind oft auch spezialisiert. Und die wiederum haben Hilfpersonal was ihnen Aufgaben abnimmt, für die man keine höherwertige Ausbildung braucht.

Wie gesagt- er hat nur von seinen Erfahrung berichtet und etwas über die Unterschiede philosophiert.

Unter dem Artikel hatten viele Pflegekräfte gepostet. Und fast alle im gleichen Tenor- was das denn für ein arroganter Schnösel wäre, was ihm denn einfallen würde, sich so "bedienen" zu lassen. Von wegen er solle nur mal zurück nach Deutschland kommen dann würde man ihm solche Flausen schon austreiben. Man wäre schließlich hochqualifiziertes Fachpersonal und nicht dafür da, dem Arzt den Ar*** nachzutragen.

Dooly
09.04.2020, 15:40
Aha, jetzt versteh ich dich. Schräg.

Heerestorte
09.04.2020, 16:46
Als z.B. dass es jemanden gibt, der den Patienten für eine Untersuchung abholt (z.B. Ultraschall) und den dann auch vorbereitet, so dass er als Arzt sich auf seine ureigene Tätigkeit konzentrieren kann.

Das ist aber ein sehr schlechtes Beispiel. In jeder Klinik, in der ich bisher war, gab es einen Hol- und Bringdienst, der Patienten durchs Haus gefahren hat und ich habe noch nie erlebt, dass das ein Arzt machen musste. Gibt es sicherlich, aber das ist doch wohl eher die Ausnahme.