PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gutes Teaching - Erfahrungen



tensun
10.04.2020, 15:23
Hallo zusammen,

Ich suche Möglichkeiten das Teaching auf Station zu verbessern. Habt ihr herausragendes Teaching erlebt und was hat es so besonders gemacht?
Würde mich über Erfahrungen freuen.

B22
11.04.2020, 17:04
Teaching lässt sich am Besten anhand einer systematisierten Patientenaufnahme mit OA-Vidierung festmachen. So, wie das eigentlich nach meinem Kenntnisstand v.A. in der Psychiatrie gemacht wird:

Assistent nimmt den Patienten auf, überlegt einen Behandlungsplan (welche Untersuchungen? Welche Therapie) und stellt diese dem zuständigen Oberarzt vor.
Dieser sieht den Patienten idealerweise und überprüft anschließend die Anordnungen des Assistenten. Dabei kann in Rede und Antwort über Differentialdiagnosen, Systematik u.v.m. gesprochen werden.
-DAS- ist gute Lehre und bringt deutlich mehr, als irgendwelche wöchentlichen Journalclubs o.ä.
Wobei das beste teaching nur so gut sein kann, wie sich ein Assistent auch trauen darf, Fragen zu stellen oder Dinge eben gerade *nicht* zu wissen.

Listerien
12.04.2020, 17:47
Patienten aufnehmen, Medikamente sowie Vorerkrankung/ vordiagnosen schonmal kennen, überlegen was genau den nächsten Schritt, Therapie sein muss das mit dem OA besprechen Tipps und gute Lehre holen. Das was ich in der Päd mit meiner kleinen Pat mache :)

Shade
12.04.2020, 18:10
In der Neurologie finde ich es auch super hilfreich, wenn nachuntersucht wird. Also man untersucht alles, ist sich vielleicht bei 2-3 Dingen unsicher, wie man das Gefundene beschreiben soll oder ob es pathologisch ist, geht dann mit OÄ noch mal hin, der/die das in deinem Beisein noch einmal kurz untersucht. Dann sieht man z.B. auch, dass die Untersuchungstechnik anders war, oder dass derjenige andere Fragen stellt als man selbst gestellt hätte.

Was mich mal total beeindruckt hat: In der Notaufnahme einer Schweizer Uniklinik gab mir eine Oberärztin am Endes des ersten Arbeitstages ausführliches konstruktives Feedback, worüber ich sehr dankbar war. Danach fragte sie: "Hast du auch Feedback für mich, was könnte ich als OÄ verbessern?" Wohl gemerkt: Ich war noch Studentin!

tensun
14.04.2020, 05:56
Danke für die Erfahrungen. Insgesamt eher das absolute Minimum. Eigentlich schlimm, dass das schon erwähnenswert gutes teaching in der Medizin ist. 🤷*♂️ Aber wohl Realität.

Nessiemoo
14.04.2020, 17:35
Naja, ich finde es an meiner aktuellen Stelle auch schön, dass insbesondere wenn Zeit ist, man wirklich auch fachliches fragen kann, und es wird die grundlegende Theorie und aktuelle Studienlage erklärt, es sei denn wie der Blinkreflex funktioniert, wie man demyelinisierende von axonalen Schäden in ENG unterscheidet, es wird zusammen mit einem mal geschallt oder ein EEG gemeinsam durchgeguckt, oder eben wieso man bei Parkinson jetzt ein Medikament auf ein anderes umstellt, wieso man von der Ätiologie des Schlaganfalls ausgeht oder irgendwelche Studien oder Übersichtsartikeln zu aktuellen Patienten ausgedruckt.
In englischsprachigen Ausland war es natürlich noch mehr, aber da ist auch der Arbeitstempo und - organisation ganz anders.

B22
14.04.2020, 18:08
Danke für die Erfahrungen. Insgesamt eher das absolute Minimum. Eigentlich schlimm, dass das schon erwähnenswert gutes teaching in der Medizin ist. 🤷*♂️ Aber wohl Realität.

Schade, oder? Bist Du Oberarzt oder Altassistent auf deiner Station?

Ich kann aus Erfahrung sagen, dass insbesondere das Teaching eine kaum vergleichbare Möglichkeit ist, Kollegen Wertschätzung entgegenzubringen. Wenn man den Eindruck hat, dass man etwas beigebracht bekommt, ist man in der Regel gerne zu Mehrarbeit bereit.
Wenn man aber alleine "schwimmt" und sich mühselig alles selbst erarbeiten muss, helfen auch die besten Bonuszahlungen nicht, jemanden in der Klinik zu halten.

tensun
14.04.2020, 18:43
Ja, finde ich auch. Und es profitieren ja alle davon. Ich bin Oberarzt und suche nach Möglichkeiten die Lehre bei mir auf Station interessanter zu machen.
Hab z. B. Von ner PJlerin gehört dass sie in ihrer lieblingsstelle alle paar Tage Fragestellungen zum lösen bekommen hat, die sie mit dem OA diskutieren konnte und das super motivierend fand.