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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Realität und Meinung- Die ewige Diskussion um Geld und Wirtschaftliche Denkweisen



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Kackbratze
24.04.2020, 06:07
Oh, da hast Du mich missverstanden. Ich sehe das Problem an dieser Stelle nicht an meinem Gehalt, sondern darin, dass die anderen Gehälter so niedrig sind. Einerseits wird ein Fachkräftemangel beklagt, aber es werden keine Anreize geschaffen Fachkraft zu werden.
Als Beispiel nehme ich zusätzlich qualifizierte OP-Kräfte.
Die haben diese Weiterbildungen gemacht und haben entweder trotzdem nicht Anrecht auf bestimmte Zulagen wie Krankenschwestern, mit der Begründung, dass diese Zulage nur für Pflegekräfte gültig ist (nicht OTA) und wenn sie dann doch Zulagen bekommen, berichten Einige, wird das gleich wieder vom Finanzamt so weit aufgefressen, dass es sich nicht lohnt.
Da stehen 2 Probleme da, 1. tarifliche (also Verdi) und 2. fiskalische (also Staat).

Was meinen Reichtum anbetrifft, schreibe ich regelmäßig hier, dass ich genug verdiene und mich darüber beschwere, dass meine geleistete Arbeit nicht adäquat bezahlt wird. Was ja auch 2 unterschiedliche Paar Socken sind.

Bonnerin
24.04.2020, 06:52
Oh, da hast Du mich missverstanden. Ich sehe das Problem an dieser Stelle nicht an meinem Gehalt, sondern darin, dass die anderen Gehälter so niedrig sind. Einerseits wird ein Fachkräftemangel beklagt, aber es werden keine Anreize geschaffen Fachkraft zu werden.


Wo man dann aber auch wieder bei dem Grundproblem wäre, dass die Leute mit ihren sozialistischen Ideen ja im Grunde fordern, ohne dass es alle davon wissen: "Wir machen alle arm, nicht alle reich."

Das Gehaltsniveau in D ist insgesamt viel zu niedrig, da müsste man insgesamt anpacken. Wäre aber teuer, also macht es niemand. Ob da insgesamt nicht sogar ein Netto-Gewinn rauskäme (Staat hat größere Steuereinnahmen, Verbraucher können mehr Geld investieren und so die "Verluste" der Firmen durch die Steigerung der Bezahlung ausgleichen) sei dahingestellt.

Diese absurde "Gehaltsverteilung und ab dann ist man reich - PUNKT!" ist doch ohnehin wieder nichts anderes als ein Schüren der Sozialneid-Debatte. Verdient man als Arzt mit Blick auf den Tarifvertrag gut? Ja. Mit Blick auf die unbezahlten Überstunden, die Dienste, etc.? Zumindest...angestrengt.

Aber subjektiv (gebe ich zu) würde ich nie sagen, dass man in dem Job reich wird. Gut verdienen sei dahingestellt, "reich" sind die <1% der Bevölkerung mit Privatjacht, Charterjet, Wohnungen quer über dem Planeten verteilt.

-Bella-
24.04.2020, 07:39
D hat wirklich ein niedriges Lohnniveau, aber auch ein niedriges Preisniveau. Bin immer wieder überrascht, wenn ich aus dem Ausland komme, wie gering die Preise in D sind. V.a. verglichen mit Ländern, wo das Lohnniveau viel niedriger ist, ist die Differenz zu deutschen Preisen manchmal unglaublich gering. Was man in D im Supermarkt alles für Cent-Beträge bekommt! In den meisten Ländern, wo das Lohnniveau deutlich höher ist, ist aber das Preisniveau auch oft viel höher. Das Problem liegt in D mehr im Steuersystem, bzw. im politischen System allgemein- aber klar, das ist jetzt wieder eine Glaubensfrage ;-)

Parotis
24.04.2020, 08:12
Deutschland bzw. seine Regierung hat eben noch nicht wirklich verstanden, dass man über Umverteilung alleine keinen Wohlstand für alle generieren kann. Man muss den Wohlstand erstmal erzeugen bzw. fördern, dann kann man behutsam davon etwas umverteilen, sodass er möglichst bei allen ankommt.

Leider wird hierzulande so gut wie gar nicht in die Substanz investiert, gerade auch in Zeiten wo genügend Geld da gewesen wäre. Dafür bittet man die Bürger dann in der Krise noch mehr zur Kasse, ein Teufelskreis, der nichts Gutes ahnen lässt.

John Silver
24.04.2020, 18:25
Jetzt mal zurück zum interessanten Teil der Diskussion.

Es ist nunmal so, dass momentan die meisten Haushalte in D hoch verschuldet sind, hauptsächlich mit Immobilienkrediten, aber auch mit sonstigen Krediten (Autos etc.). Da die Banken insbesondere bei Immobilienkrediten eine eher konservative Strategie an den Tag gelegt, jedoch kaum Sicherheiten verlangt haben (außer Anzahlung), werden bei einer schweren Krise die meisten Kreditnehmer in die Situation kommen, die Thomas24 in seinem Nachbesicherungsszenario beschrieben hat. Hieße also, dass dann eine Nachbesicherungsforderung auf recht viele Haushalte zukäme. Ich sehe da folgende Optionen:

1. Die Banken schalten das Hirn ein, und fordern eine Nachbesicherung nur von denen, die mit Zahlungen in Verzug geraten. Die Kreditnehmer berufen sich dann auf die Corona-Gesetze zur Kreditratenstundung, spielen auf Zeit, der Schaden für die Banken ist überschaubar, der Immobilienmarkt bleibt stabil.

2. Die Banken schalten das Hirn aus, und fordern eine Nachbesicherung stur nach Vorschrift. Dann trifft es viele. Die Regierung hat keine Wahl und muss die Leute schützen, Banken haben das Nachsehen.

3. Wie 2, nur gibt es keinen Schutz, und 2008 wiederholt sich, Absturz des Immobilienmarktes und als Folge der Banken.

Thomas24
25.04.2020, 22:28
Der europäische Bankensektor ist so - oder so- bereits angebrieft. Die Spikes im Repo Markt seit September 2019 waren ja sehr verdächtig (wer war das? Deutsche Bank? HSBC?), und nun ziehen sich die Amerikaner langsam aus dem europäischen Finanzierungsmarkt zurück. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/amerikanische-banken-schraenken-kreditvergabe-in-europa-ein-16741206.html

Klar offiziell, weil man seinem Heimatmarkt mehr Liquidität stellen möchte :-oopss- hat aber vermutlich auch was mit Reduzierung des Counterparty Risk in Europa zu tun. Die Politik wird nicht umhin können, den europäischen Bankensektor mit Staatsgarantien zu stabilisieren, denn nicht nur der Immobilienmarkt wäre implosionsgefährdet. Ausfallende Unternehmen => ausfallende Unternehmensanleihen=> ausfallende Gewerbesteuer => ausfallende kommunale Anleihen etc. Das Versicherungssystem der deutschen Banken ist ja für den Ausfall *einer* vielleicht auch *zwei* Banken ausgelegt, so dass die anderen Banken solidarisch füreinander einspringen könnten- aber 30 Mrd im Versicherungstopf sind nunmal jämmerlich wenig. Wenn es eine systematische Bankenkrise geben sollte, muss die Politik den Bankensektor retten.
Die rechtlichen Grundlagen für einen Bail In der Gläubiger (ja, auch der Guthabeninhaber) sind ja seit 2015 bereits verabschiedet.

Auch die Fed hat die systemischen Risiken von nicht- US Banken ja bereits erkannt und unbegrenzte Dollar Swap Lines mit ausländischen (!!!) Banken eingerichtet. Das Stichwort hier: Unbegrenzt https://www.federalreserve.gov/newsevents/pressreleases/fima-repo-facility-faqs.htm

Matzexc1
25.04.2020, 22:35
Das könnte ein Albtraumszenario werden, deswegen wie in einem anderen Beitrag erwähnt, maxmal 10k pro Bank bei mir.

Wie beurteilst du die Sicherheit der Einlagen bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken?

Ich sehe die noch am sichersten, interessanterweise zählt dazu auch unsere "Standesbank".
Eine Volksbank, war ich bis März, hat mir am Telefon mitgeteilt, dass sie das Eigenkapital massiv ausbauen und jeder bis 3000€ als Anteile zeichnen kann.

Thomas24
25.04.2020, 22:39
Ich beurteile den Bankensektor noch als sicher. Wenn aber eine größere Unternehmenspleitewelle durchs Land geht (so ab 10% der Unternehmen), ändere ich meine Meinung und ziehe Liquidität ab. Wenn Herr Scholz mit Frau Merkel an einem Freitag abend vor die Fernsehkameras tritt und sowas wie "die Bundesregierung garantiert die Sicherheit ihrer Einlagen" sagt (Wiederholung von 2008), war ich eben zu langsam.

Da die Sparkassen und Genossenschaftsbanken noch ein eigenes Sicherungssystem für ihre Mitglieder betreiben, sind Sie potentiell "ein wenig sicherer" als andere Banken.

Am sichersten ist die Deutsche Bank (im Sinne von: wird fortbestehen). Die ist so groß und als "globally systemic important" Bank wird Sie zu 100% vom Steuerzahler gerettet werden. Wie das konkret funktionieren soll, weiß ich nicht, wenn man bedenkt, dass allein die Derivatepositionen der deutschen Bank 4x so groß wie die Wirtschaftsleistung Europas sind. Vermutlich wird man dann diese Positionen von der Geschäftsbank ausgliedern in eine "Bad Bank" und die Aufsicht beide Augen zu machen (wie in 2008). Dann erlaubt die Bafin der frisch übernommenen Staatsbank ihre eigenen Assets nach ihrem eigenen Modell zu bewerten (und die Bafin nickt es brav ab), alle sind happy. Genauso wie 2008.

Matzexc1
25.04.2020, 22:42
Ich beurteile den Bankensektor noch als sicher. Wenn aber eine größere Unternehmenspleitewelle durchs Land geht (so ab 10% der Unternehmen), ändere ich meine Meinung und ziehe Liquidität ab. Wenn Herr Scholz mit Frau Merkel an einem Freitag abend vor die Fernsehkameras tritt und sowas wie "die Bundesregierung garantiert die Sicherheit ihrer Einlagen" sagt (Wiederholung von 2008), war ich eben zu langsam.

Freitag Abende sind bei sowas beliebt, ich halte die Ohren mit offen. Falls plötzlich eine europäische Einlagensicherung kommt wird es ebenfalls Zeit.

Edit: Du warst bei der Hypo Real Estate mit dabei?

Thomas24
25.04.2020, 22:46
Freitag Abende sind bei sowas beliebt, ich halte die Ohren mit offen. Falls plötzlich eine europäische Einlagensicherung kommt wird es ebenfalls Zeit.

Edit: Du warst bei der Hypo Real Estate mit dabei?

Ich hab´s gesehen. Ich hab auch die "professionelle Abwicklung und politische Aufarbeitung" des Desasters im Nachhinein gesehen. Und da war mir klar: we are fucked. Aber die anderen Beamten Schnachnasenbanken waren damals auch nicht besser. Lehman war bereits insolvent (!!!) und die KfW überweist an eine insolvente Bank mehrere hundert Millionen Euro...
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/320-millionen-fuer-lehman-die-beruehmteste-ueberweisung-11040466.html

Matzexc1
25.04.2020, 22:51
Ich hab´s gesehen. Ich hab auch die "professionelle Abwicklung und politische Aufarbeitung" des Desasters im Nachhinein gesehen. Und da war mir klar: we are fucked. Aber die anderen Beamten Schnachnasenbanken waren damals auch nicht besser. Lehman war bereits insolvent (!!!) und die KfW überweist an eine insolvente Bank mehrere hundert Millionen Euro...
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/320-millionen-fuer-lehman-die-beruehmteste-ueberweisung-11040466.html

Ja an den Unsinn kann ich mich noch zu gut erinnern und kann nur zustimmen. Da aktuell noch die "gleichen"Herrschaften am regieren sind...

John Silver
25.04.2020, 22:53
Wohl dem, der nicht so viel Liquides hat 😁 Ich bleibe dabei: Ich zahle für die Hütte, hab ein Paar Euronen als
Notreserve, und der Rest wird verjubelt für die kleinen schönen Dinge. Kommt die Depression, hat die Familie wenigstens einen Vorrat an guter Laune; kommt die Inflation, hab ich nichts zu verlieren, außer Schulden. Und an eine V-förmige Erholung der Wirtschaft glaube ich keine Sekunde.

Matzexc1
25.04.2020, 22:53
Bei der Auszahlung der Corona Hilfe gibt es offenbar masive Probleme:

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Moneten-fuer-Adidas-Abfuhr-fuer-Mittelstaendler-article21739457.html

Matzexc1
25.04.2020, 22:54
Und an eine V-förmige Erholung der Wirtschaft glaube ich keine Sekunde.

Ich tippe auf ein sehr breites U.

Thomas24
25.04.2020, 22:57
Ist ja überall auf der Welt das gleiche. Die Fed bailed gerade Wall Street und nicht Main Street raus. Main Street versteht -zum Glück- nicht, wie Sie gerade legal bestohlen werden mit Rückendeckung von Kongress und Treasury, weil Sie sich Sorgen um ihren Job machen (zu wenig gespart, zu viel konsumiert?) oder mehr oder weniger lustige Videos posten.

Wenn auch nur 1% der Amis mitbekommen, was die Primary Dealer Banken mit der Fed im T- Bill Bereich in aller Öffentlichkeit gerade durchziehen, wie Blackrock von der Fed beauftragt wurde, den High yield/ Junk Bond Bereich durch Käufe zu stabilisieren (und an "Stabilisierungsaktion" Millionen, Abermillionen und Milliarden verdient, quasi Risikolos- das Risiko trägt nämlich der Steuerzahler), dann wär Polen offen.

Wird aber in ein paar Jahren ein paar nette Verfilmungen darüber geben. Vielleicht wieder mit Christian Bale?

Kackbratze
25.04.2020, 23:34
Wird aber in ein paar Jahren ein paar nette Verfilmungen darüber geben. Vielleicht wieder mit Christian Bale?

Leonardo di Caprio


Bei der Auszahlung der Corona Hilfe gibt es offenbar masive Probleme:

Nein! Doch! Oh!

Thomas24
26.04.2020, 11:03
Jetzt mal zurück zum interessanten Teil der Diskussion.

Es ist nunmal so, dass momentan die meisten Haushalte in D hoch verschuldet sind, hauptsächlich mit Immobilienkrediten, aber auch mit sonstigen Krediten (Autos etc.). Da die Banken insbesondere bei Immobilienkrediten eine eher konservative Strategie an den Tag gelegt, jedoch kaum Sicherheiten verlangt haben (außer Anzahlung), werden bei einer schweren Krise die meisten Kreditnehmer in die Situation kommen, die Thomas24 in seinem Nachbesicherungsszenario beschrieben hat. Hieße also, dass dann eine Nachbesicherungsforderung auf recht viele Haushalte zukäme. Ich sehe da folgende Optionen:

1. Die Banken schalten das Hirn ein, und fordern eine Nachbesicherung nur von denen, die mit Zahlungen in Verzug geraten. Die Kreditnehmer berufen sich dann auf die Corona-Gesetze zur Kreditratenstundung, spielen auf Zeit, der Schaden für die Banken ist überschaubar, der Immobilienmarkt bleibt stabil.

2. Die Banken schalten das Hirn aus, und fordern eine Nachbesicherung stur nach Vorschrift. Dann trifft es viele. Die Regierung hat keine Wahl und muss die Leute schützen, Banken haben das Nachsehen.

3. Wie 2, nur gibt es keinen Schutz, und 2008 wiederholt sich, Absturz des Immobilienmarktes und als Folge der Banken.

Die Überschuldung betrifft ja nicht nur die Ebene der Individualhaushalte, oder "nur" den deutschen Immobilienmarkt. Ganze Sektoren und Volkswirtschaften sind überschuldet, und zwar global. Das ist natürlich alles bereits bekannt. Im IWF wird bereits ganz offen über Schuldenschnitte nachgedacht. Das US Bankensystem ist derzeit robuster aufgestellt als 2008. Aber wir Europäer hatten schon vorher ein echtes Problem mit dem Cost/ Income Verhältnis gehabt und haben ein echtes Problem mit dem immer weiter erodierenden Eigenkapital. Ich denke, falls es zu einer weiteren USD Aufwertung kommen sollte (und die Fed versucht derzeit ja alles, um das zu verhindern), werden Emerging Markets Finanzierungsstress haben und ggf. ihre US Staatsanleihen verkaufen, um an Dollar Liquidität zu kommen. Das könnte dann der Punkt werden, wo wir wirklich große Verwerfungen im globalen Interbankenmarkt bekommen. Die US Institute ziehen sich ja schon langsam aus Europa zurück (hab ja den FAZ Artikel schon gepostet).

"Balance sheet repair, debt restructuring. Recoveries from past crises have often been slowed by impaired
balance sheets and debt overhangs. Supervisors and regulators should encourage early and proactive recognition of nonperforming loans. A strategy that facilitates effective resolution of distressed debt should include enhanced regulatory oversight, steps to strengthen the insolvency and debt enforcement framework, and measures to facilitate the development of a distressed
debt market. Bankruptcy courts as well as out-of-court restructuring mechanisms with independent restructuring experts will need to move swiftly to assess valuations and apportion losses across banks, investors, and firms.
Importantly, fundamentally unviable firms will need to be dissolved to avoid persistent resource misallocation, with the welfare costs of liquidation absorbed by the broader social safety net (unemployment benefits,
retraining, and assistance with job search through employment agencies)...Financially constrained countries will need continued
multilateral assistance, including access to concessionary financing, grants, and debt relief. "

Quelle: https://www.imf.org/en/Publications/WEO/Issues/2020/04/14/weo-april-2020

Welche Konsequenzen große Schuldenschnitte bei den Gläubigerbanken/ Gläubigernationen haben, kannst du Dir ja denken. Die Frage aller Fragen ist: wie ist die Policy Response? Und wo ist die harte Grenze, was unsere Volkswirtschaft am Bailout Maßnahmen tragen kann? Die Summe aller deutschen Privatvermögen beträgt nur 6,5 Billionen Euro- und da schielen derzeit alle drauf. (Ok, Fr. Merkel hat sich schon mit Hilfspaketen in der Größenordnung von 1,6 Billionen Euro arrangiert...). Wenn die Banken kippen und das Versicherungssystem auch, dann kann es wirklich auch einen Bailout für den kleinen Immobilienbesitzer geben- die Bilanzen werden dann nämlich eh bereinigt.

cartablanca
02.05.2020, 11:39
Es wurde ja schon geschrieben dass man nicht absolute Einkommen sondern Stundenlöhne miteinander vergleichen sollte und Ärzte ihre Überstunden häufig nicht aufschreiben und die Vergütung der Bereitschaftsdienste die totale Verarschung ist. Abgesehen davon fängt man als Arzt erst nach sieben Jahren Studium zu arbeiten an. Demgegenüber kann jemand mit Gesamtschulabschluss und dreijähriger Ausbildung bereits mit 20 loslegen. Bis sich die Vermögen angeglichen haben ist man als Arzt vielleicht Ende 30 (frühestens). All das bedenken Linke bei ihren Vergleichen nicht.
Ich würde heute aus mehreren Gründen diesen Beruf nicht mehr ergreifen und jungen Leuten eher empfehlen eine Ausbildung zu machen und wenn überhaupt danach zu studieren.

Thomas24
02.05.2020, 12:27
Es wurde ja schon geschrieben dass man nicht absolute Einkommen sondern Stundenlöhne miteinander vergleichen sollte und Ärzte ihre Überstunden häufig nicht aufschreiben und die Vergütung der Bereitschaftsdienste die totale Verarschung ist. Abgesehen davon fängt man als Arzt erst nach sieben Jahren Studium zu arbeiten an. Demgegenüber kann jemand mit Gesamtschulabschluss und dreijähriger Ausbildung bereits mit 20 loslegen. Bis sich die Vermögen angeglichen haben ist man als Arzt vielleicht Ende 30 (frühestens). All das bedenken Linke bei ihren Vergleichen nicht.
Ich würde heute aus mehreren Gründen diesen Beruf nicht mehr ergreifen und jungen Leuten eher empfehlen eine Ausbildung zu machen und wenn überhaupt danach zu studieren.

Gut, das Studium hat natürlich Opportunitätskosten, aber das hat jeder formell hochqualifizierte Job. Weder Wirtschaftsprüfer, noch Ingenieure oder Patentanwälte fallen vom Himmel. Und die WB ist (damals bei mir, inkl. AiP Frechheiten zu 1.200 Euro Brutto/ Monat in Vollzeit) auch finanziell eher unattraktiv gewesen- aber seit 2006 hat sich das deutlich gebessert. Rein auf das Arbeitseinkommen kann man den Medizinerberuf nicht pauschal verdammen.

Ja, es gibt finanziell attraktivere Jobs.
Ja, es gibt auch Jobs mit besseren Work/Life/ Familienvereinbarkeits Konditionen.
Ja, man agiert in einem hochregulierten Umfeld ohne "Rückendeckung von oben" (oft) und ist der Politik lästig.
Ja, wenn man ehrgeizig und helle in der Birne ist, gibt es Jobs, die schneller zu Verantwortung führen, eine steilere Lernkurve haben und man mit interessanteren Menschen zu tun hat.

Alles richtig. Aber im großen und ganzen ist der Job des Arztes (und ich sage bewusst: Job und nicht "Beruf", wie in Berufung) eigentlich ganz i.O. als "Brotjob der eher durchschnittlich Begabten". Klar kann der Job als Partner beispielsweise in einer Kanzlei für Wirtschaftsrecht intellektuell fordernder und pekuniär lukrativer sein. Aber es haben auch nicht viele Menschen die Fähigkeiten, die für einen Job in dieser Leistungsklasse notwendig wären.

Einen normalen Routinejob als 08/15 GKV Mediziner hingegen, vor allem, wenn man -innerlich distanziert und unambitioniert- Kassenmedizin macht und auf das WANZ Niveau runterskaliert- das können dann ganz schön viele machen. Und wenn man sich nicht zu sehr aufregt über Gesundheitspolitik/ unverschämte Anforderungen/ Regresse/ EBM/ GoÄ auf dem Stand von 1986 etc., dann auch recht entspannt bis zum 70 Lebensjahr. Kennst doch auch die Kollegen, die bei der Anamnese einen glasigen Blick bekommen und aus dem Fenster gucken.

Und als Bonus: wenn es Dir hier nicht gefällt, niemand muss nach seinem Abschluss in Deutschland arbeiten. Es gibt ja auch Gesundheitssysteme, in denen du mehr lernst/ besser ausgebildet wirst, oder besser verdienen kannst, oder mehr Freizeit/ Wertschätzung bekommst. Je nach persönlicher Präferenz.

Es gibt schlimmeres, es gibt besseres- und allein des Geldes wegen, sollte man diesen Job ohnehin nicht ergreifen (da gibt es zielführendere Wege als 6 Jahre Studium und 5 Jahre Weiterbildung).

cartablanca
02.05.2020, 13:26
Gut, das Studium hat natürlich Opportunitätskosten,

An sich ist studieren in D rein aus mehreren Gründen nicht besonders attraktiv. Es mag sein dass man auf lange Sicht mehr verdient als der Nichtakademiker. Dafür verbringt man aber dann seine besten Jahre mit der Aus-/Weiterbildung. Wie gesagt bis frühestens 40 würd ich schätzen unterscheiden sich die Vermögen nicht. Auch Ingenieure landen - hab ich mir sagen lassen - nicht selten im Vertrieb und ich kenn einige arbeitslose Juristen.
Das einzig Positive am Arztjob ist die maximale Sicherheit. Es gibt keinen Job mit dem man international so flexibel ist und selbst in Krisenzeiten nie arbeitslos wird.