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yuny
18.04.2020, 21:00
Hallo zusammen

Schon seit ich denken kann, träume ich von einem Medizinstudium. Alles was mit Medizin zu tun hat, interessiert und fesselt mich. Da ich früh von Zuhause ausgezogen bin, war das Medizinstudium bisher aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Ich bin 28, stehe mit beiden Beinen im Leben, habe eine gut bezahlte Stelle als Software-Entwicklerin mit einem Bachelor in Wirtschaftsinformatik. Aber der Gedanke an das Medizinstudium lässt mich immer noch nicht los und ich würde, könnte ich nochmals zurück, anstelle einer Berufsausbildung Medizin studieren.

Die finanzielle Situation sieht mittlerweile gut aus. Nun bin ich aber Mutter einer 18 Monate alten Tochter und wir wünschen uns noch ein zweites Kind. Deshalb frage ich mich, wann der optimale Zeitpunkt für einen Studienstart wäre.

Der früheste Start wäre Herbst 2021, da ich die Anmeldefrist für dieses Jahr sowieso bereits verpasst habe (ich wohne in der Schweiz). Das heisst ich hätte noch gut 1.5 Jahre zur Vorbereitung (auf dem EMS sowie auf das Studium selbst).

Da ich dann mit ein oder zwei Kindern studieren würde, möchte ich diese Zeit bestmöglich nutzen, um wenigstens am Anfang einen Vorteil zu haben. Ich stelle mir vor, zuerst Biologie, Physik und Chemie auf Abitur- / Maturniveau zu lernen. Anschliessend dann bereits einiges vom ersten Semester. Eventuell wäre auch ein Pflegepraktikum denkbar, wenn auch das bei uns in der Schweiz seit 2010 nicht mehr Pflicht ist.

Wie seht ihr das? Ich bin dankbar für jeden Input :-)

Herzliche Grüsse
Yuny

WackenDoc
18.04.2020, 22:41
Das Pflegepraktikum ist unnütz, wenn es nicht fürs Studium gefordert wird.

ProximaCentauri
18.04.2020, 22:51
Bist du sicher dass das Pflegepraktikum nicht mehr gefordert wird? Ich habe 2010 angefangen zu studieren und musste es 2011 noch absolvieren, und in den aktuellen Richtlinien meiner Uni (Bern) steht es nach wie vor drin. Muss aber vor dem Beginn des 2. Studienjahres und nicht zwingend vorher absolviert werden.
Du wärst auf keinen Fall die Älteste im Studium, ich war damals auch nicht mehr 18, und es gab auch diverse Studenten über 30. Für den EMS musst du dich halt richtig gut vorbereiten, dann sollte es gut machbar sein. Bei uns waren die Zahlen so dass quasi 95% der Beginner auch abgeschlossen haben, d.h. das Studium ist für die allermeisten Leute wirklich gut schaffbar.

yuny
19.04.2020, 09:39
Danke für eure Antworten.

Ja ich bin sicher, dass das Pflegepraktikum nicht mehr benötigt wird. Auf der Website der Universität Zürich steht:

„ Das Krankenpflegepraktikum ist an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich seit Herbst 2010 nicht mehr obligatorisch. Selbstverständlich können interessierte Studierende nach wie vor ein Praktikum absolvieren; dies kann auch gut mit einem Auslandsaufenthalt vor Studienbeginn kombiniert werden.“

Aufgrund unserer familiären Situation mit Kinderbetreuung kommt sowieso nur Zürich als Studienort in Frage (wir wohnen in der Ostschweiz).

Dein Post macht mir Mut, das klingt doch sehr gut 😊. Meinst du ich könnte mich nebst dem EMS auch sonst etwas auf das Studium vorbereiten? Ich habe die Forenbeiträge durchsucht und es wird praktisch immer vom Vorlernen abgeraten - ich denke aber ein wenig Vorwissen kann in meinem Fall nicht schaden.

WackenDoc
19.04.2020, 09:58
Vorlernen nicht- gerade wenn die Schule so lange her ist, schadet es aber nicht, den Schulstoff nochmal aufzufrischen.

davo
19.04.2020, 10:03
Etwas vom 1. Semester zu lernen, wäre völlige Zeitverschwendung. Biologie, Chemie und Physik etwas zu wiederholen ist wahrscheinlich sowohl für den Test als auch für das Studium sinnvoll. Aber der mit großem Abstand entscheidende Punkt ist: du brauchst ein gutes Ergebnis auf den Test. Alles andere wird sich dann, Finanzierung vorausgesetzt, schon fügen.

agouti_lilac
19.04.2020, 10:41
Eine verlässliche Kinderbetreuung ist das A und O und mit der dazugehörigen Portion Selbstdisziplin schaffst du das Studium! Viel Erfolg!

yuny
19.04.2020, 10:59
Ich danke euch ganz herzlich. Dann konzentriere ich mich auf den EMS und auf das Auffrischen von Biologie, Chemie und Physik.

lepio
19.04.2020, 13:04
Das Studium lässt sich eigentlich relativ gut mit Kindern verbinden - auf jeden Fall deutlich besser als die Tätigkeit als Assistenzarzt. Optimal wäre es wahrscheinlich, wenn die Kinder bei Berufsbeginn zumindest im Schulalter sind und so teilweise betreut werden.

yuny
19.04.2020, 14:09
Das Studium lässt sich eigentlich relativ gut mit Kindern verbinden - auf jeden Fall deutlich besser als die Tätigkeit als Assistenzarzt. Optimal wäre es wahrscheinlich, wenn die Kinder bei Berufsbeginn zumindest im Schulalter sind und so teilweise betreut werden.

Das wäre bei mir genau der Fall. Wenn alles nach Plan läuft (wobei das natürlich nicht garantiert ist), wären unsere Kinder dann ca. 7 und 9 Jahre alt.

ProximaCentauri
19.04.2020, 19:26
Ja ich bin sicher, dass das Pflegepraktikum nicht mehr benötigt wird. Auf der Website der Universität Zürich steht:

„ Das Krankenpflegepraktikum ist an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich seit Herbst 2010 nicht mehr obligatorisch. Selbstverständlich können interessierte Studierende nach wie vor ein Praktikum absolvieren; dies kann auch gut mit einem Auslandsaufenthalt vor Studienbeginn kombiniert werden.“

Aufgrund unserer familiären Situation mit Kinderbetreuung kommt sowieso nur Zürich als Studienort in Frage (wir wohnen in der Ostschweiz).

Dein Post macht mir Mut, das klingt doch sehr gut 😊. Meinst du ich könnte mich nebst dem EMS auch sonst etwas auf das Studium vorbereiten? Ich habe die Forenbeiträge durchsucht und es wird praktisch immer vom Vorlernen abgeraten - ich denke aber ein wenig Vorwissen kann in meinem Fall nicht schaden.

Ok, dann ist das mit dem Pflegepraktikum offenbar nicht schweizweit gleich. Wenn du nach Zürich willst ohne in Zürich zu wohnen musst du einen exzellenten EMS schreiben, sonst hast du da eher schlechte Chancen, ausser sie haben Härtefallregelungen o.ä.?
Ich würde mich gut auf den EMS vorbereiten, und dafür brauchst du für das Naturwissenschaftliche Grundverständnis so oder so eine gewisse Menge an Chemie etc. vom Gymnasiumsstoff. Realistischerweise war bei uns im Studium das ganze Chemie/Bio/Physikwissen äquivalent mit dem Gymnasialstoff, zumindest von einem Naturwissenschaftlichen Gym. Ich würde mir möglicherweise von da Lernkram besorgen und das aufarbeiten. Richtig vorlernen für die Uni musst du nicht, da hast du währenddessen Zeit genug.

yuny
20.04.2020, 11:56
Gut zu wissen, ich danke dir. Ich kläre noch ab, ob ich einen Härtefall geltend machen kann (Kinderbetreuung hier sichergestellt, Eigentum, Mann in leitender Position).

Dann werde ich mich wohl am besten mit den Lehrmitteln für die gymnasiale Maturität im Kanton ZH vorbereiten. Das hilft mir sehr, danke.

yuny
24.04.2020, 08:20
Hallo zusammen

Ich wollte euch kurz über den aktuellen Stand informieren :-).

Aufgrund meiner Situation (Kind mit Kinderbetreuung, verheiratet, Eigentumswohnung) kann ich tatsächlich einen Härtefall geltend machen und so sollte ich auswählen können, an welche Uni ich möchte.

In den letzten Tagen habe ich mich intensiv über die Studiengänge der unterschiedlichen Unis sowie die Anfahrtszeiten, Unterrichtszeiten etc. informiert. Bern ist da klar mein Favorit, unter anderem weil das Studium eher auf Selbststudium ausgerichtet ist (50% Selbststudium) und dort von Anfang an viel Praxis stattfindet (im ersten Semester schon Arbeiten an Präparaten).

Aufgrund der gesammelten Informationen sowie aufgrund der Tatsache, dass das Medizinstudium wirklich mein Herzenswunsch ist, bin ich sehr optimistisch, dass ich es mit sehr viel Einsatz und auch Verzicht packen werde. Somit habe ich mich also entschieden, mich für das HS 2021 für Humanmedizin zu bewerben :-love.

Nun stellt sich mir nur noch die Frage, ob ich ab HS 2020 ein oder zwei Semester Biomedizin an der Uni Zürich studieren soll - einfach um wieder in diesen Lernmodus zu kommen und weil viele Inhalte sehr ähnlich zum 1. und 2. Semester Humanmedizin sind (und ich damit ggf. einen kleinen Vorteil in den entsprechenden Semestern hätte). Ich habe beim Durchschauen der Unterlagen vom 1. und 2. Semester Humanmedizin gesehen, dass ich von Chemie tatsächlich keine Ahnung habe. Das kam in meiner ganzen schulischen Laufbahn bisher praktisch nicht vor. Wäre also sicher sinnvoll, mich hier noch etwas vorzubereiten. In Biomedizin werden in den ersten Semestern bis auf die Praktika alle Vorlesungen aufgezeichnet und via Podcast zur Verfügung gestellt - ich könnte also das meiste von zu Hause aus lernen.

Oder würdet ihr euch nur auf den EMS fokussieren und zusätzlich den Maturastoff von Biologie, Physik und Chemie aufholen?

ProximaCentauri
24.04.2020, 12:34
Bern ist in der Tat super ;-) Kannst mir gerne auch eine PN schicken wenn du spezifische Fragen hast, habe da in 2016 abgeschlossen und während dem Studium ca. 60% gearbeitet.
Mit dem Biomedizin (oder Bio, oder Biochemie, oder sowas)-Studium hast du denke ich auch eine gute Option, gerade, wenn du eigentlich "nur" als Vorbereitung studierst. Ich habe vor Medizin zuerst Biochemie studiert, und da gabs eine ganze Horde die dann nach einem Jahr ins Medizinstudium abgewandert ist. Die haben alle im ersten Versuch den EMS nicht bestanden, im zweiten dann eben schon. Ich denke, das was dir das primär auch bringen würde ist: Prüfungserfahrung und eine gewisse Stressresistenz in den Prüfungen. Der EMS ist ja nicht per se besonders schwierig, sondern es setzt einen halt unter Druck, und die, die nicht gut damit umgehen können schneiden schlechter ab. Daher finde ich den Plan mit einem Jahr Studium nicht schlecht.
Der Punkt ist: du wirst so oder so den Maturstoff repetieren müssen, im Biochemiestudium haben wir nämlich den ganzen Maturstoff in den ersten 2 Wochen abgehandelt und fertig. Wenn der nicht sitzt, dann klappt das Studium so oder so nicht. Das war nur im Medizinstudium so, dass man wirklich jedem versucht hat den ganzen Maturstoff noch beizubringen. In den Naturwissenschaften hat da bei uns schon eher das "friss oder stirb"-Prinzip geherrscht, so dass auch die Abbruch- und Durchfallquoten natürlich wesentlich höher lagen als im Medizinstudium.

yuny
24.04.2020, 13:22
Darauf komme ich gerne zurück, vielen lieben Dank :-).

War denn damals das Studium in Bern schon eher auf Selbststudium ausgerichtet, dass du 60% arbeiten konntest? Ich habe während meinem Wirtschaftsinformatik-Studium auch 80% gearbeitet, das Studium war aber in Teilzeit und die Unterlagen so, dass der Unterrichtsbesucht nicht nötig war.

Ich denke eben auch, dass mir das Biomedizin-Studium genau was die Stressresistenz betrifft, hilft. Ich habe zwar genügend Erfahrung im Prüfungen schreiben - aber ich denke Uni-Prüfungen sind doch nochmals ein anderes Kaliber als Fachhochschul-Prüfungen.

ProximaCentauri
24.04.2020, 19:04
Ja, die Vorlesungen werden eigentlich alle gepodcastet, d.h. man kann sie gut von zu Hause irgendwann nachbearbeiten, bzw. ich habe meistens eh aus Lehrbüchern gelernt. Man muss halt für Praktika/Tutorien anwesend sein, und die sind häufig eher über die ganze Woche verteilt. Ich bin dann halt jeweils vorher/nachher/dazwischen arbeiten gegangen, da war das sehr gut möglich. Man hat einfach später im Master mit den Blockpraktika insgesamt etwa 5 Monate mehr Praktika als an den übrigen Unis, denke ich. Da wird man auch grösstenteils zugeteilt, wobei es mittlerweile wohl auch Tauschmöglichkeiten geben soll.

yuny
25.04.2020, 15:09
Das ist schon ein grosser Pluspunkt für Bern aus meiner Sicht.
Ich habe nochmals die Zugverbindungen im September geprüft und gesehen, dass der Zeitunterschied für die Anreise knapp eine Stunde beträgt. Zürich knapp 1h20min, Bern 2h20min.

Vom Curriculum her spricht mich klar Bern mehr an, auch die Ausrichtung auf das Selbststudium und die Podcasts sprechen für Bern. Wenn ich dann allerdings trotzdem 5x pro Woche nach Bern muss, wäre Zürich vermutlich besser aufgrund des kürzeren Weges.

ProximaCentauri
25.04.2020, 22:09
Das ist vermutlich so. Dazu ist dann auch noch zu sagen dass es ja in den ersten 2 Jahren aber auch nur jeweils während dem Semester stattfindet, ab dem Masterstudium gabs dann noch 3 Blöcke à 14 Wochen, sonst war Praktikum angesagt, und der letzte Block wurde meines Wissens jetzt auf 2 Wochen gekürzt.
Es würde sich vermutlich lohnen nachzufragen inwiefern es ein Entgegenkommen geben könnte bei der Praktikumsplanung, dass du z.B. nur zweimal pro Woche zu den Tutorien (und vorher/nachher Praktikum) anreisen müsstest. Bei mir waren sie damals sehr unflexibel und nicht besonders hilfreich, aber vielleicht hat sich das geändert.

Zudem: in Bern ist das Pflegepraktikum gemäss Studienplan noch drin...

yuny
25.04.2020, 22:45
Verstehe ich dich richtig, dass während der gesamten drei Jahre Masterstudium nur 3x 14 Wochen Unterricht in Bern statt gefunden haben?

Konntet ihr frei wählen, wo ihr das Praktikum absolviert habt oder musste das im Raum Bern sein (bzw. wurde zugeteilt)?

Leider ist es (im Moment) sehr schwierig, mit den entsprechenden Personen der Unis zu sprechen. Telefonisch erreiche ich sowieso niemanden und auf die meisten Mails erhalte ich keine Antwort. Aber das ist ein guter Tipp und ich bleibe dran.

Betreffend Pflege-Praktikum hast du Recht - in Bern wird es benötigt. Danke für den Hinweis.

ProximaCentauri
26.04.2020, 15:08
Ja, genau, das verstehst du so richtig. Die Praktika im Wahlstudienjahr konnten wir frei wählen, für die 5 Monate im Blockpraktikum wurden wir zugeteilt in diverse Spitäler in der ganzen Schweiz. Ich war z.B. in Aarau, Biel, Luzern, neben Bern. Bei uns gabs damals noch keine Möglichkeit das abzutauschen wenn die Orte unpraktisch waren, ich denke, mittlerweile sollte es da eine Möglichkeit geben, was ich gehört habe.