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martina1981
12.05.2020, 22:25
Hallo zusammen,

meine Frage steht eigentlich schon in der Überschrift: Kann man mit 40 noch PJ machen?

Ich habe 2009 das M2 erfolgreich abgelegt, bin schwangerschaftsbedingt allerdings nie ins PJ gegangen.
Nachdem noch zwei Kinder folgten, die nun aus dem gröbsten raus sind stellt sich für mich die Frage: Macht es Sinn und ist es möglich, das angefangene Medizinstudium noch zu Ende zu führen?

Ich bin völlig illusionsfrei, noch groß Karriere oder Geld zu machen. Mein Ziel wäre es, über die Schiene Innere (in Teilzeit?) bis 50 den Facharzt Allgemeinmedizin zu machen und dann so lange ich kann als Angestelle in einer Praxis zu arbeiten.

Für mich stellen sich nun folgende Fragen:
1. Ist die Wiederaufnahme des Studiums überhaupt möglich oder ist da inzwischen etwas verjährt? So weit ich weiß nicht, theoretisch könnte man sich ja soweit ich weiß sogar noch nach der alten Approbationsordnung von 1992 prüfen lassen.
2. Ich bin logischerweise an keiner Uni mehr eingeschrieben. Brauche ich fürs PJ einen Studienplatz und bekomme ich den überhaupt? Ich hab nur mitbekommen, dass sich bei der Zulassung in den letzten Monaten einiges geändert hat.
3. Wie schaffe ich als 40-Jährige den Berufseinstieg sowohl als Assi als auch ins PJ? Ich bin da ja als absoluter Neuling schon älter als mancher Oberarzt... Jemand Tipps und Erfahrungen?

Vielen Dank schon mal für alle Antworten

Martina

Trendafil
13.05.2020, 10:27
Am Besten du erkundigst dich bei dem Prüfungsamt deiner ehemaligen Uni.

An manchen Universitäten ist eine Immatrikulation fürs PJ Pflicht.

Keine Angst wegen dem Berufseinstieg. Ich bin nahtlos ins PJ und kann mit Fug und Recht behaupten: unnötiges Jahr. Bringt Die, wenn du Pech hast, eh nichts für den Berufseinstieg.
Einfach motiviert an die Sache rangehen, sobald die Formalitäten stimmen.

Markian
13.05.2020, 10:32
1) Ja das geht so weit ich weiß
2) Einfach bei Uni X einschreiben, das sollte eigentlich kein Problem sein. Bei den meisten Unis geht das relativ einfach fürs PJ.
3) wir hatten auch eine Ü40 als PJ auf Station, die wurde behandelt wie alle anderen auch

Chriman
13.05.2020, 10:46
Hallo Martina,

aus meiner Sicht ist das Alter an sich nicht unbedingt das Problem. Die Frage ist imho eher wie du dich im Alltag eines PJler / PJane siehst. Hast du dich denn in den letzten 11 Jahren mit Medizin beschäftigt oder wird das ein kompletter "Kaltstart"?

Viele Grüße und viel Erfolg bei deinem Vorhaben...

Nachtschrank
13.05.2020, 14:33
Wir hatten eine Ü40 und eine Ü50, die beide jeweils (mit mehreren Kindern) das Studium durchgezogen haben

davo
13.05.2020, 15:54
Zu 1 und 2 kann ich dir nichts sagen. Das sind IMHO die zwei eigentlich entscheidenden Fragen.

Zumindest in Hessen muss man während des PJs und auch während des Examens eingeschrieben sein. Keine Ahnung ob das bei dir, aufgrund der alten Approbationsordnung, vielleicht anders ist. Wahrscheinlich ist es am sinnvollsten, wenn du dich mal mit dem LPA und mit ein paar in Frage kommenden Unis in Verbindung setzt.

Zu 3: Das Alter ist doch völlig egal. Ich war im PJ auch Ende 30 - hat keinen Unterschied gemacht. Ich hab genau dasselbe gemacht wie alle anderen. Fertig. Problematisch könnte einzig und allein sein, dass du so lange weg vom Studium warst - das trübt den Lerneffekt natürlich. Wenn du wirklich motiviert bist und viel Zeit hast, könntest du dir also vor dem PJ 3,5 Monate Zeit nehmen und Amboss oder Endspurt Klinik durcharbeiten. Sinnvoll wärs sicher. Aber schaffen wirst du das PJ und das M3 natürlich auch ohne.

roxolana
13.05.2020, 16:00
Das Alter sehe ich nicht so als Problem, eher dass du thematisch komplett raus bist. Da brauchst du wahrscheinlich etwas Wiederholung zum Wiederreinkommen. Zum PJ einen Studienplatz zu bekommen sollte eigentlich auch kein so großes Problem sein. Frag am besten bei der Uni nach, wo du das PJ machen willst.

Mukopolysaccharid
13.05.2020, 16:38
Alter an sich ist doch Banane. Gibt sogar relativ viele Studenten die nicht mehr 20 sind ;) ich bezweifle nur, dass man nach so einer Zeit auch nur irgendetwas medizinisches aufm Kasten hat, wenn man sich so lange damit nicht mehr beschäftigt. Bisschen was da sein sollte schon, Theorie lernt man im Pj quasi null, ist aber abends zu kaputt, noch viel nachzulesen... bei null anfangen ist glaub sehr schwer. Aber vielleicht hast du ja nebenher eh was medizinisches gemacht?:)

Trendafil
13.05.2020, 19:25
Ich finde selbst das mit der weiter zurückliegenden Theorie nicht so dramatisch. Während des PJs ist oft genug Leerlauf, um etwas nachzulesen. Oder Du wirst explizit damit beauftragt irgendetwas zu recherchieren.

Noch dazu kommen fast jährlich neue oder zumindest geänderte Leitlinien raus und je nach Haus/Land unterscheiden sich oft auch die Diagnose und Therapie Standards. (manchmal sogar schon bei unterschiedlichen Abteilungen)

Also eigentlich reichts, wenn man sich mit der Fachsprache zurecht findet und im Haus selbst, weiß, wo man welche Infos herbekommt.

WackenDoc
13.05.2020, 19:45
Jetzt ist ja noch Zeit, um sich auf Stand zu bringen.

Mr. Pink online
13.05.2020, 23:36
Wie die meisten schon gesagt haben: Hol dir die Infos vom LPA was das Formale betrifft, vermutlich wird es relativ problemlos möglich sein das PJ nachzuholen. Du solltest dir aber ein paar Monate Vorlauf gönnen und bspw. mit Amboss einfach nochmal die M2 wiederholen. Seit 2009 hat sich vieles geändert und profitieren wirst du vom PJ nur können, wenn du ein ausreichendes Grundwissen mitbringst.

Vor allem weil es inzwischen, zumindest in manchen Bundesländern, schon das PJ-Tertial Allgemeinmedizin gibt. Das wäre für dich doch ideal.

elastic
14.05.2020, 08:34
Amboss M2 wiederholen finde ich nicht sinnvoll, das braucht man nicht fürs PJ / M3. Ich empfehle als Vorbereitung Fallbücher und M3 Vorbereitungsbücher, das ist das, womit man im PJ und M3 konfrontiert ist. Die Details dahinter (wenn man sie denn überhaupt braucht) kann man ggf gezielt woanders nachlesen. Spart viel Zeit und ist eine bessere Vorbereitung aufs PJ / M3.

nie
14.05.2020, 08:36
Gibt ja auch noch Amboss fürs M3, da wird wird sich mehr auf die großen Themen konzentriert und man verliert sich nicht in irgendwelchen seltenen Erkrankungen.

Mr. Pink online
14.05.2020, 08:45
Welches Tool man genau nutzt ist vermutlich egal. Aber wenn man sich mehr als 10 Jahre nicht mehr aktiv mit der Medizin beschäftigt hat, dann sollte man sicher auch noch mal die Grundlagen auffrischen. Nur M3 Vorbereitung könnte zu kurz greifen.

elastic
14.05.2020, 08:52
Im M3 werden zum guten Bestehen keine Grundlagen des M2 oder M1 geprüft. Alles Relevante zum Bestehen steht in den M3 Vorbereitungsbüchern. Wenn man 10 Jahre keine Medizin gemacht hat und nur wenige Monate Zeit hat, ist es umso wichtiger sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

roxolana
14.05.2020, 11:23
Amboss M2 wiederholen finde ich nicht sinnvoll, das braucht man nicht fürs PJ / M3. Ich empfehle als Vorbereitung Fallbücher und M3 Vorbereitungsbücher, das ist das, womit man im PJ und M3 konfrontiert ist. Die Details dahinter (wenn man sie denn überhaupt braucht) kann man ggf gezielt woanders nachlesen. Spart viel Zeit und ist eine bessere Vorbereitung aufs PJ / M3.

:-meinung

Ich denke auch nicht, dass man für das PJ, M3 oder das Berufsleben als Allgemeinmediziner unbedingt die Histologie des Phäochromozytoms oder Details der Kälteagglutininkrankheit lernen muss, v.a. wenn man bei den Basics möglicherweise riesige Lücken hat.

Mr. Pink online
14.05.2020, 11:23
Wenn man seit über 10 Jahren nicht mehr viel mit Medizin am Hut hatte, dann kommts auf ein paar Monate mehr Vorbereitung auch nicht mehr an. Klar kommt man immer irgendwie mit allem durch, aber die Frage ist ob das der Anspruch sein sollte, wenn man vielleicht auch in ner Allgemeinmed. Praxis möglichst autonom mitarbeiten möchte. Jeder wie er will.

Miss_H
14.05.2020, 14:56
@Mr Pink:
Aber gerade das Prioritäten setzen muss man lernen und ich kann mich den anderen nur anschließen, dass man die Details aus dem M2 nicht braucht. Lieber die großen Themen und Basics lernen. Details kann man Prüferabhängig fürs M3 nochmal lernen.

martina1981
14.05.2020, 19:14
Hi zusammen,

danke für alle Antworten!
Ich habe jetzt mal alle in Frage kommenden Unis angeschrieben (ich wohne bei Limburg, da ist die Auswahl zum Glück groß). Ich plane mit einem Start nächstes Frühjahr, mit der ganzen Corona-Geschichte ist, nach allem was ich gelesen habe, das Chaos im Herbst noch zu groß.
Das mit dem Wissen ist tatsächlich eine spannende Frage. Ich habe vor dem Studium eine Ausbildung zur MTA gemacht und bis vor zwei Jahren auch immer zeitweise als solche gearbeitet (Urlaubs-/Krankheitsvertretung in der väterlichen Praxis). Das ist jetzt natürlich nicht ganz nah am Puls der Medizin, aber auch nicht ganz raus.
Grundsätzlich hatte ich während des Studiums sowieso immer den Eindruck, man lehrt uns hauptsächlich die Sachen, die man in der Praxis nie zu Gesicht bekommen wird und die häufigen Dinge muss man sich dann während der Facharztweiterbildung aneignen. Ich möchte vor dem PJ auf jeden Fall noch mal alle relevanten Leitlinien für die Innere, Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie und Orthopädie durcharbeiten plus je ein Lehrbuch für diese Fächer.
Wahlfach bin ich mir noch nicht so ganz schlüssig. Allgemeinmedizin bietet sich natürlich an, auf der anderen Seite wäre vielleicht auch sowas wie Pädiatrie oder Neuro ganz interessant um über den Tellerrand zu blicken.
Ich hoffe, mein Plan ist halbwegs schlüssig... :-stud

xyl15
14.05.2020, 19:58
Viel Erfolg! Das klingt nach guten Voraussetzungen.

Ich würde als Wahlfach Allgemeinmedizin jedem empfehlen der nicht dezidiert ein anderes Fach machen will, weil man einfach sehr viel selbstständig arbeiten kann. Ich hatte ein eigenes Zimmer mit Sono und habe "einfache" patienten selbst behandelt. Für Fragen immer Rücksprache mit der Ärztin nebenan. So eine gute 1:1 Betreuung findet man sonst selten. Von Kommilitonen habe ich auch nur gutes gehört.