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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gratifikationskrise - Demotiviert



Zilia
13.05.2020, 02:11
Hallo Ihr lieben Leute,

ich hatte ja vor ein paar Tagen gepostet, dass ich auf einer recht unschönen Weiterbildungsstelle (war meine 1. Stelle in diesem Fachgebiet, vorher 1 Jahr was anderes) in einer Klinik bin; der Vertrag war als Vertretung auf 1 Jahr befristet; in wenigen Monaten läuft der aus.

Ich wollte da auch nicht verlängern (Weiterbildung völlig unstrukturiert /gefühlte Millionen -darunter auch unbezahlte- Überstunden /Orga eine ziemliche Katastrophe, leider ist mir das Klonen meiner selbst noch nicht gelungen und zum Octopus bin ich wider Erwarten auch nicht mutiert).

Mein Chef behauptet nun, er sehe mich nicht in diesem Fachgebiet. Der Witz, um es datenschützend als Gleichnis auszudrücken:
Ich bin da als Osterhäsin eingestellt, wurde aber eher als Weihnachtsfrau beschäftigt. Nun beschwert er sich, dass ich besser "Hoho" rufen kann als Ostereier bemalen....

Komme mir vollkommen ausgenutzt vor. Dabei ist mir klar, dass ich nur der "Vertretungshonk" war und meine eigentliche Facharzt-Ausbildung ziemlich egal.
Deshalb sehe ich es, nach kritischer Reflexion meiner selbst - eher als "Ausrede" von ihm, warum er nicht verlängert; ich weiß, dass die nächste "Vertretung" schon in den Startlöchern steht. Im Prinzip hätte er statt mir auch die Katze auf dem Klinikgelände einstellen können; nur die kann nicht so gut Aufnahmebefunde mit ihren Pfoten tippen und sie reicht im Schockraum nicht an den Tisch....

Dummerweise haut das wider Erwarten doch sehr auf mein Ego.
Hab mir dort den "Allerwertesten" abgearbeitet, der Umgangston unter den Assistenten (m/w) war sehr "frontalisiert", um es noch vornehm auszudrücken.

Meine Motivation liegt komplett am Boden; erschwerend kommt meine ohnehin vorhandene Überarbeitung (gehe "auf dem Zahnfleisch") dazu.
Ich fühle mich schon vor neuen Bewerbungsprozessen sehr "Licht-unterm-Scheffelig und ohne Selbstbewusstsein, da ich in dem übergeordneten Fachgebiet gerne bleiben möchte und mich dann auch auf Stellen bewerben will.

Ich wollte ja ein paar Wochen "Erholungspause" nach der Stelle machen und mich dann in Ruhe bewerben.
Bin momentan sehr unmotiviert.

Habt Ihr vllt. irgendwelche Tipps, wie ich mein Ego schneller flicken kann?

Lieben Dank und viele Grüße

Zilia (die morgen frei hat und nur deshalb noch wach ist)

DonatusvHB
13.05.2020, 10:06
Allein, dass du in dieser Situation deinen Humor nicht verloren hast und so kurzweilig und unterhaltsam darüber schreibst, zeugt ja davon, dass dein Licht - wenn auch gerade unter dem Scheffel - grundsätzlich zu den helleren Lichtern gehört. :-top

Ich habe mir bei malignen Chefs immer gedacht, dass es bestimmt auch frustrierend sein muss, wenn man der stinkende Kopf eines Saftladens ist und sich bei überbordendem Ego nicht eingestehen kann, dass man als Führungskraft zu schlecht ist, etwas daran zu ändern. Also sagt man sich: Ich bin mit unfähigen Mitarbeitern gestraft, die durch ihre Minderleistung mein großartiges Werk manipulieren! Du darfst jetzt mit auslaufendem Vertrag abziehen und er hängt in seiner Soße fest und zieht einen Assistenten nach dem anderen durch, da hat er dir natürlich nochmal ein bisschen was Destruktives mit auf den Weg in die Freiheit gegeben.

Solange du weißt, dass du in dem Fach weitermachen willst, weil es dich interessiert und du die Arbeit eigentlich gerne machst, würde ich das mit einem inneren "hohoho" an mir abprallen lassen. Ich finde es völlig legitim, sich mit der Wahl der nächsten Stelle etwas Zeit zu lassen, um nicht schon wieder so ein faules Ei zu bekommen. Sei dir aber klar darüber, dass es mitunter auch länger als ein paar Wochen dauert, bis du nach Bewerbungsgesprächen, Hospitation und Verwaltungsakt wieder etwas hast.

Mano
13.05.2020, 11:36
Einige Wochen Pause zum Ausspannen und Nutzung der Zeit für etwas, was dir Kraft gibt klingt gut.
Aber dabei den letzten Hinweis von Donatus nicht aus den Augen verlieren: Plane von Abschicken bis Stellenantritt mind. 3 - oft deutlich mehr - Monate ein. Schneller klappt es an großen Kliniken eigentlich nie, selbst wenn von allen Seiten gewollt...

davo
13.05.2020, 16:02
Ich würde mich aus Sicherheitsgründen lieber aus dem bestehenden Beschäftigungsverhältnis heraus bewerben. Auch wenn das in Deutschland schwer ist, da viele Kliniken kaum vorausplanen und die Stellen oft am liebsten schon morgen besetzen wollen. Du selbst meintest ja noch vor nicht allzu langer Zeit, dass es in deiner Region gar nicht so einfach sei, eine Stelle in deinem Fach zu finden.

Wie du dein Ego schneller flicken kannst - gute Frage. Einfach gar nicht drüber nachdenken. Bewerben und gut ists. Jeden Gedanken, der sich mit dieser Thematik beschäftigt, sofort beenden. Lieber an die schönen Seiten des Lebens denken.

Vergiss nicht, dass du vor nur acht Tagen noch gehofft hast, nicht verlängert zu werden. Sei also froh, dass dein Vertrag nicht verlängert wird - du wusstest ohnehin schon vorher, dass die Arbeitsbedingungen nichts für dich sind. Dein Chef gibt dir also das, was du wolltest - freu dich.

Zilia
14.05.2020, 12:30
Vielen Dank für Eure lieben Worte! Ich lasse mich nicht entmutigen.

LG, Zilia

limbictree
14.05.2020, 12:39
Einfach nur Pause. Je weiter weg der Scheißladen (zeitlich sowie auch im eigenen Leben) desto klarer wieder die eigenen Wünsche und Prioritäten
Und das Ego flickt sich ohne, äh, toxische Einwirkungen von außen, von ganz alleine !
Ich würde mich auch schon bewerben (damit du die Pause dann auch genießen kannst! Du weißt dann du hast X Wochen nix zu tun hast aber schon einen konkreten Plan. Sonst bist du in einem "bald muss ich ja..." Bewerbungsdruck ergo weniger Pause)
Du kannst in der neuen Stelle dich so bewerben, dass du dick Pause dazwischen hast. Wenn die suchen freuen sie sich auch wenn du in 3 Monaten erst kommst. Ganz ohne Entschuldigung und Rechtfertigung, und nicht überzeugen lassen früher zu kommen.

Miss_H
14.05.2020, 14:47
Ich bin hin und hergerissen wegen des Zeitpunktes der Bewerbung. In Deutschland gibt es eine gute soziale Absicherung, sodass du dir auch eine längere Pause erlauben kannst. Andererseits macht bewerben auch einfach Stress.
Den Zeitpunkt musst du also selbst entscheiden und Zweifelsfall mit den Konsequenzen (zu kurze/zu lange Pause) leben.

Aeonflux
29.05.2020, 16:23
Ich kann zum Problem nicht viel beitragen, schicke aber solidarische Grüße von einer verheizten Assistentin zur anderen. Mir hat immer geholfen, mir vorzunehmen, es mal besser zu machen als Lehrer oder Dienstälteste ( und es dann auch zu machen). Jetzt in meiner zweiten WB geht der selbe Rotz wieder von vorne los, es ist wirklich zum Heulen. Will sagen: Du bist nicht allein, der Wahnsinn hat Methode..

rafiki
29.05.2020, 16:45
Jetzt in meiner zweiten WB geht der selbe Rotz wieder von vorne los,

Und weil es beim ersten Mal so schön war, das ganze noch mal....?:-keks

Aeonflux
29.05.2020, 17:09
Und weil es beim ersten Mal so schön war, das ganze noch mal....?:-keks

Ich bin schon dabei, die Konsequenzen zu ziehen. Aber es sind slim pickings, wenn die Ausbeute universell ist. Momentan in der Variante Praxisverarsche: Keiner der Chefs will arbeiten (2 Sitze), kommen vor Corona jeweils nur 24 Stunden, derzeit nur noch 3 Tage pro Woche oder gar nicht. Die Arbeit machen meine Kollegin mit 40h/Wo(noch Assistentin, da Coronabedingt keine FA Prüfung) und ich, Quereinsteiger WBA, 30h/Wo. Eigentlich darf keiner von uns da alleine sein, aber wenn ich mich beschwere, wird mir schlimmstenfalls meine WB Zeit anerkannt. Ich koste nur den AG Anteil von 900/Monat und meine Kollegin ist auch hoffnungslos unterbezahlt. Teaching is a town in china, mal wieder. Natürlich ziemlich geil für die Chefs, was ich so recherchiert habe, bringt so ein KV Sitz so um die 10000 brutto/Monat.
Naja, schade um den kurzen Arbeitsweg. Man kann nur hoffen, dass die nächste Stelle besser geht. Am Anfang klang diese auch gut..

Zilia
30.05.2020, 11:23
Danke, Aeonflux!
Das Tollste: Den bisschen Zeit-Rest, den ich in meiner dortigen Weiterbildung noch habe, werde ich Corona-Strukturbedingt auch noch überwiegend an eine andere Abteilung "verliehen", so dass ich noch weniger Zeit mit meinem ursprünglichen Fach verbringe.
Wenigstens habe ich in dieser Abteilung pünklich Feierabend und werde mehr für meine Arbeit geschätzt.
It's a mess!!!

Aeonflux
30.05.2020, 11:42
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass die nächste Etappe besser wird. Auch die schönste WB Zeit geht mal vorbei und dann muss man sich wenigstens nicht mehr von jedem Honk am Zeug flicken lassen..

Zilia
30.05.2020, 11:49
Vielen lieben Dank!
Ich werde wohl das spezielle Fach auch quitten (wenn ich auch wahrscheinlich im übergeordneten Bereich bleiben werde) und mir was anderes suchen, weil ich auch die Befürchtung habe, dass in diesem Fach besonders "maligne" Leute gehäuft auftreten.
Kein Fach ist es wert, dass ich dafür meine Gesundheit und mein Wohlbefinden "opfere"!

agouti_lilac
30.05.2020, 14:37
Ich bin hin und hergerissen wegen des Zeitpunktes der Bewerbung. In Deutschland gibt es eine gute soziale Absicherung, sodass du dir auch eine längere Pause erlauben kannst. Andererseits macht bewerben auch einfach Stress.
Den Zeitpunkt musst du also selbst entscheiden und Zweifelsfall mit den Konsequenzen (zu kurze/zu lange Pause) leben.

Wie ist das denn, muss ich naiverweise fragen: wenn man gekündigt und sich nicht arbeitslos gemeldet hat, wieviel € betragen dann ungefähr die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung?

Ich überlege auch ... .

nie
30.05.2020, 14:55
Wie ist das denn, muss ich naiverweise fragen: wenn man gekündigt und sich nicht arbeitslos gemeldet hat, wieviel € betragen dann ungefähr die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung?

Ich überlege auch ... .

Ich hatte mal einen Monat Leerlauf zwischen zwei Jobs und hab mich nirgendwo gemeldet weil ich den neuen Job einen Monate später schon in der Tasche hatte und in Ruhe Urlaub machen wollte. Für den einen Monat musste ich für die GKV tatsächlich nichts zahlen, den kann man so überbrücken. Für jeden weiteren Monat wäre minimale Beitragssatz (der halt auch für Hartz IV/ALG II-Empfänger gilt) fällig geworden, das waren damals knapp 110 €/Monat. Dürfte allerdings mittlerweile bisschen mehr sein.

Das war aber halt zu prä-Arzt-Zeiten, weiß jetzt nicht ob das irgendwie mit dem zusammenhängt, was man vorher an Beiträgen gezahlt hat. Aber zumindest meine Krankenkasse hat mir da freundlicherweise unverbindlich Auskunft gegeben als ich gefragt habe wie das laufen würde wenn man ohne Arbeit ist und sich nicht beim Amt meldet.

Zilia
30.05.2020, 16:04
Ich hatte mal einen Monat Leerlauf zwischen zwei Jobs und hab mich nirgendwo gemeldet weil ich den neuen Job einen Monate später schon in der Tasche hatte und in Ruhe Urlaub machen wollte. Für den einen Monat musste ich für die GKV tatsächlich nichts zahlen, den kann man so überbrücken. Für jeden weiteren Monat wäre minimale Beitragssatz (der halt auch für Hartz IV/ALG II-Empfänger gilt) fällig geworden, das waren damals knapp 110 €/Monat. Dürfte allerdings mittlerweile bisschen mehr sein.

Das war aber halt zu prä-Arzt-Zeiten, weiß jetzt nicht ob das irgendwie mit dem zusammenhängt, was man vorher an Beiträgen gezahlt hat. Aber zumindest meine Krankenkasse hat mir da freundlicherweise unverbindlich Auskunft gegeben als ich gefragt habe wie das laufen würde wenn man ohne Arbeit ist und sich nicht beim Amt meldet.

Cave: Das mit dem 1 Monat bei der Krankenversicherung nachversichert sein nach einer Arbeitsstelle heißt "nachgehender Leistungsanspruch".
Eine freiwillige Kranken/Pflege-Versicherung ist recht teuer (schon wenn man man über ein bestimmtes Einkommen nicht hinauskommt) (ohne Arbeit), ich (über 30 Jahre alt allerdings) habe dafür schon fast 200 Euronen jeden Monat zahlen müssen, als ich mal was überbrücken musste (weil noch nicht klar war, welchen Leistungsanspruch ich hatte), das haut ganz schön rein ins Budget.

Zudem wird rententechnisch nur in die Ärzteversorgung eingezahlt, wenn man ALG I bekommt.
Bei Hartz IV gibt es nichts zur Ärzteversorgung. Dann kann man nur freiwillig einzahlen. Ich musste mal ein paar Wochen mit Hartz IV überbrücken und habe mich dann sehr geärgert, denn ich wusste nicht, dass man die Beiträge in der Ärzteversorgung dann nur im laufenden Jahr freiwillig nachzahlen kann.

Aber, man lernt nie aus. Ich habe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Anspruch auf ALG I für 6 Monate, wenn die Stelle ausläuft.
Bloß nichts "vergeben".

Miss_H
30.05.2020, 17:14
Mir ging es so wie nie. Habe den Monat zwischen zwei Jobs (ärztlich) nichts zahlen müssen. Danach wären es ca. 200€ gewesen.
Zahlungen ins Versorgungswerk sind freiwillig. Da es wohl anders als bei der DRV ist und nur das Geld zählt was man einzahlt, nicht die Monate/Jahre, habe ich mich entschlossen nix zu zahlen, weil es auf die paar Euro am Ende des Arbeitslebens nicht ankommt. Das Versorgungswerk gibt einem da aber auch telefonisch Auskunft.

Nilani
04.06.2020, 21:54
Ich hatte damals neuen Job in der Tasche, hatte dank Überstunden abfeiern knapp 1 Monat frei. Bin dann den portguiesischen Jakobsweg gegangen. Unterwegs ist dann der neue Job geplatzt, wenn ich das gewußt hätte, wäre ich den über Frankreich gelaufen. Mein befristeter Vertrag war ausgelaufen, hatte mich ganz regulär beim Arbeitsamt gemeldet, ALG1 kassiert. Bei den Akademikern sind sie, zumindest meiner Erfahrung nach, etwas kulanter. Hatte Facharzt-Wechsel angegeben, es gab nur 10 Weiterbildungsermächtigte in ganz Hessen und sie waren recht entspannt, wenn ich ihnen 2-3 Bewerbungen vorgelegt hatte. Da Bearbeiterin in den Urlaub fuhr und nicht mehr alle Kunden einbestellen konnte, war ich 1x am Anfang dort und 1x GEspräch per Telefon. Nächster Termin 1 Monat später hab ich dann nicht mehr gebraucht, da ich ne Stelle gefunden hatte.

Wenn dein Vertrag ausläuft und es nicht so viele Stellen gibt, kann man sich da durchaus mal 1-2 Monate auf Staatskosten ne Pause gönnen, länger wird beim Ärztemangel wohl schwierig. Jakobsweg ist jetzt natürlich auch schwierig, aber man kann ja auch in Deutschland laufen oder sich halt so Auszeit gönnen. Achja, ich hab mich 1 Woche zu spät beim AA gemeldet, wurde daher für 1 Woche gesperrt. Da musste ich zumindest 12.50 Euro oder so an das Versorgungswerk zahlen, Krankenkasse hatte sich diesbezüglich nie gemeldet.

Vor nächstem Jobwechsel nach Facharzt-Prüfung plane ich auch wieder eine Auszeit. Dann vermutlich über Abmelden und ohne staatliche Leistungen ... KV fand ich damals als Student schon recht teuer, aber waren damals so um die 150 Euro, Ärzteversorgung hatte hier was von 50 Euro pro Monat Mindestbeitrag gesagt, daher damals 12.50 für die 1 Woche.