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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 1. Stelle Psychiatrie - schon am Ende? Medizin schmeißen?



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uthel
17.05.2020, 18:19
Hey Leute,
Aller Anfang ist schwer aber wie schwer ist schwer genug?
Ich arbeite seit knapp 6 Wochen in der Psychiatrie - Sucht und kenne das Haus schon aus dem PJ. Da war alles top. Die Leute waren zufrieden mit mir und ich hatte Spaß. Jetzt arbeite ich und es ist alles anders. Und ich bin am zweifeln. Und habe so einige emotionale Baustellen.

1. Sucht - körperlich kranke Patienten
Ich habe in der Sucht angefangen, da ich das Fach wichtig finde und Erfahrungen sammeln wollte. Ich sehe mich tatsächlich aber mehr als Allgemeinpsychiaterin. Nun bin ich jedoch etwas überfordert mit Suchterkrankungen und frage mich, ob es richtig war zuerst da anzufangen. Die Patienten sind körperlich teilweise echt krank. Hepatische Enzephalopatie, Krampfanfälle, RR Entgleisung, ... Innere und „medizinische Notfälle“ liegen mir nicht. Ich habe echt Schiss, dass ich die somatischen Sachen nicht händeln kann. Auch wenn wir niedrigschwellig in ein somatisches Haus verlegen.

2. Hohe Erwartungen und Selbstzweifel
Ich habe im PJ einen guten Eindruck gemacht. Und habe das Gefühl, dass KoleggInnen und meine OÄ hohe Erwartungen an mich haben oder hatten. Das bekomme ich nämlich gespiegelt. Ich komme aber doch nicht so gut zurecht, wie ich es mir erhofft hatte. Habe große Lücken, was internistische Erkrankungen angeht. Und ich habe jeden Tag das Gefühl, dass ich die Leute enttäusche. Ich vergesse ständig was und habe Konzentrationsprobleme. Ich bin noch völlig unsortiert. Wie weit muss man nach 6 Wochen sein? Ich habe das Gefühl ich hinke völlig hinterher.

3. Psychische Belastung
Seitdem ich arbeite, habe ich starke depressive Symptome. Ich bin zurückgezogen, gereizt, weine manchmal nach der Arbeit. Wenn’s ganz schlimm ist habe ich sogar passive Todeswünsche oder sogar etwas mehr. Ich tänzel jeden Tag zwischen Ärztin und „Patientin“ sein.

4. Die Alternative
Ich frage mich oft, ob es in der Allgemeinpsychiatrie besser wäre. Oder KJP oder Psychosomatik? In der KJP habe ich 1,5 Jahre mal gejobbt im Studium. Man hat gar nichts mit somatischen zu tun und ich finde die ganze psychosoziale Arbeit ganz spannend. Oder ich verlasse den medizinischen Bereich ganz. In meinem Studium habe ich auch immer sehr gehadert mit Medizin, denn ich habe noch viele andere Interessen. Ich würde sagen, dass ich recht talentiert im Bereich Illustration bin und auch gerne journalistisch arbeite. In meiner Freizeit hatte und habe ich auch immer diverse Projekte am laufen. Aber ich komme aus einer Arbeiterfamilie mit Migrationshintergrund, bin mit wenig Geld aufgewachsen und hatte immer den Druck, einen Job mit Sicherheit zu finden. Eventuell muss ich meine Eltern im Alter versorgen.

Gerade erscheint mir meine Situation sehr ausweglos und ich habe Angst, im Leben die falschen Entscheidungen getroffen zu haben mit Medizin. Vielleicht gibt es einige Leute hier, die einige Aspekte nachvollziehen können oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben?

davo
17.05.2020, 19:20
Nach sechs Wochen ist es völlig normal, noch unsortiert zu sein. Es braucht IMHO mindestens drei Monate, bis man mal eine erste Sicherheit in Routineangelegenheiten hat. Bei dir kommt noch hinzu, dass du, wegen der Dreifachbelastung neue Ärztin plus hohe (Selbst-)Erwartungen plus somatisch schwer kranke Patienten ohne somatische Berufserfahrung, unter noch viel mehr Druck stehst als wenn der Mangel an Berufserfahrung deine einzige Baustelle wäre.

Durch den großen finanziellen und sozialen Druck, den du außerdem auch noch wahrnimmst, kommt dir das vielleicht manchmal ausweglos vor. Aber wie du selbst geschrieben hast, gibt es ja sehr viele Alternativen. Ein "normaler" Start in die Psychiatrie auf einer Akutstation zum Beispiel. Oder eben die Psychosomatik oder die KJP. In der Psychiatrie gibt es sehr viele Stellen, und Wechsel sind kein Problem.

Aber vielleicht ist ein Wechsel auch gar nicht notwendig.

Bei wem hast du die größten Sorgen, seine Erwartungen nicht zu erfüllen? Bei den Patienten? Bei den anderen Assistenzärzten? Bei den Oberärzten? Bei deiner Familie? Bei dir selbst?

Hast du schon mal mit deinen Kollegen offen über die Angst, die deiner Ansicht nach hohen Erwartungen nicht erfüllen zu können, gesprochen? Vielleicht würde sich in einem Gespräch herausstellen, dass ihre Erwartungen gar nicht so überzogen sind, oder dass sie in Wahrheit der Ansicht sind, dass du deinen Job gut machst. Du könntest auch einfach mal mit den anderen Assistenzärzten über deine Skepsis bzgl. der somatischen Aspekte sprechen, und so konkrete Wege identifizieren, wie du dich in gängige somatische Probleme besser einlesen und einarbeiten könntest.

morgoth
17.05.2020, 19:26
Sucht ist keine ideale Wahl für einen psychiatrischen Anfänger.
Wie du richtig beschreibst, sind viele Patienten richtig körperlich krank; Therapieentscheidungen bspw. welcher medikamentöser Entzug bei Polytoxikomanie und/oder Leberzirrhose in Frage kommt, sind nicht leicht.
Dass die Verlegungen wirklich „niederschwellig“ erfolgen, beweifele ich, aber vielleicht habe ich auch zu sehr die andere Richtung verinnerlicht („Hier ist die Intensiv, euer Patient ist nicht führbar, der muss zurück auf die P“).
Zudem sind Patienten mit einer primären Suchterkrankung auch häufig schwierige Fälle was Compliance, Absprachefähigkeit, Therapiemotivation, Ehrlichkeit o.ä. angeht; da sind mittelgradige affektive oder Angststörungen deutlich einfacher auch was das eigentlich Therapeutische angeht.
Was hast du denn an unterstützenden Faktoren? Finden regelmäßige Weiterbildungsbausteine statt: Balint, Supervision? (In deinem Stadium ist es zweitrangig, wie man es nennt; wichtig ist halt das Hinsetzen und Besprechen). Hast du Austausch mit Stationskollegen/Pflegekräften/Psychologen ...? Kommt der Oberarzt proforma oder trinkt er Kaffee mit dir?
Zu Punkt 3 solltest du dir auch Gedanken machen. Tote verdienen kein Geld!

uthel
17.05.2020, 20:35
Lieben Dank für die Antwort!
Ich habe glaube ich primär Angst, meine eigenen Erwartungen nicht zu erfüllen. An zweiter Stelle habe ich Angst, meine OÄ zu enttäuschen, da man im PJ viel gutes von mir berichtet hat und man davon ausging, dass ich "fit" sei. Das baut einfach total den großen Druck auf. Ich merke einfach, wie krass meine Lücken was "somatische Medizin" angeht sind. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich in meinen Diensten auch die gerontopsychiatrische Station hausärztlich betreuen muss. Davor habe ich schon richtig Schiss. Außerdem merke ich, dass das PP mir nicht allzusehr vertraut oder ernst nimmt, da ich so frisch, unerfahren, nicht durchsetzungsfähig und unwissend bin.

Ich habe meine Ängste bei meinen StationskollegInnen artikuliert und alle denken, "dass es schon wird" und ich in meiner Freizeit nicht Innere pauken müsste. Das nimmt mir aber auch nicht die Angst. Ich hab auch mal den Mut zusammengenommen und der Kollegin, die die Dienstpläne schreibt von meinen Unsicherheiten erzählt. Für meinen ersten Suchtklinik-Dienst wurde dann eine nette und mir bekannte Kollegin parallel zum Allgemeinpsychiatrischen Dienst geplant, sodass ich nicht "alleine" bin. Insgesamt sind alle nett bisher, ich stehe mir halt extrem im Weg und denke, dass ich nicht geeignet bin für den Job. All meine Bedenken lassen mich derzeit an meiner Berufswahl zweifeln.

uthel
17.05.2020, 20:41
Was hast du denn an unterstützenden Faktoren? Finden regelmäßige Weiterbildungsbausteine statt: Balint, Supervision? (In deinem Stadium ist es zweitrangig, wie man es nennt; wichtig ist halt das Hinsetzen und Besprechen). Hast du Austausch mit Stationskollegen/Pflegekräften/Psychologen ...? Kommt der Oberarzt proforma oder trinkt er Kaffee mit dir?
Zu Punkt 3 solltest du dir auch Gedanken machen. Tote verdienen kein Geld!

Derzeit pausieren alle Weiterbildungsmöglichkeiten aufgrund der Covid-pandemie, aber langsam rollen die Balintgruppen wieder an. Ich spreche mit meinen StationskollegInnen und meine OÄ ist jeden Tag präsent auf Station und ich kann sie alles fragen und bei jeden Kram anrufen. Aber ich muss wirklich bei jedem Kram anrufen, bei dem ich mir unsicher bin. Wie du schon richtig konstantiert hast: Medikamentöse Einstellung in der Sucht ist extrem schwierig. Wenn ich Patienten habe, die Opiat- oder Benzoabhängig sind, habe ich ehrlich gesagt absolut keine Ahnung, wie ich sie eindosiere. Ich habe das Gefühl ich weiß so gar nichts, ich schäme mich total, dass ich so viel nachfragen muss.

davo
17.05.2020, 21:14
Es klingt tatsächlich so, als wären es hauptsächlich deine eigenen Zweifel (die wiederum aus deinen überzogenen Erwartungen an dich selbst resultieren), die dich stressen und bedrücken.

Niemand weiß frisch nach dem M3 all die Dinge, die du von dir selbst erwartest zu wissen. Bei so einer hohen Erwartungshaltung ist klar, dass du gestresst und enttäuscht bist.

Das mit der Dienstplanung wirkt sehr sympathisch und ist IMHO ein Zeichen, dass du eine gute Abteilung gefunden hast.

Bzgl. der hausärztlichen Betreuung der gerontopsychiatrischen Patienten kannst du dich ja mal eine halbe Stunde mit einem Assistenzarzt, der Erfahrung in diesem Bereich hat, zusammensetzen, und mal über die häufigsten Probleme, die wichtigsten Medikamente und die wichtigsten Fallstricke in diesem Zusammenhang sprechen.

Dasselbe würde ich dir auch bzgl. der Einstellung der Suchtpatienten empfehlen. Einfach mal mit einem Assistenzarzt, der Erfahrung in diesem Bereich hat, zusammensetzen, und über die Grundlagen sprechen, dir ein paar Notizen machen. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich zu "schämen", so etwas nicht zu wissen. Kommt halt im Studium nicht vor. Logisch, dass du es nicht weißt. Woher denn auch. Anscheinend hast du eine gute Abteilung erwischt, in der man sich Zeit für dich nimmt und in der du nachfragen kannst... das ist beruhigend. Nutze also die Gelegenheit, dein Wissen zu erweitern und Erfahrung aufzubauen.

Und das mit dem Pflegepersonal... naja, ist menschlich verständlich. Du bist neu, sie kennen dich nur als Studentin. Wahrscheinlich wirkst du zusätzlich dann auch noch unsicher, dadurch, dass die Diskrepanz zwischen deinen sehr hohen Erwartungen an dich selbst und dem, was man nach einem Psych-PJ realistischerweise erwarten kann, dich stresst. Das spürt die Pflege natürlich - kann dir aber zunächst einmal egal sein.

Mach dir Notizen, schreib dir Schemata auf, erkundige dich, welche Situationen besonders häufig vorkommen und/oder besonders herausfordernd sind, und erkundige dich nach möglichen Vorgehensweisen. Mit der Zeit wird die Sicherheit dann wahrscheinlich ganz von selbst kommen.

Und auch für den Fall, dass es dir am Ende trotzdem zu viel wird, musst du dir keine Sorgen machen - dann fängst du halt, so wie die meisten, ganz normal in der Akutpsychiatrie an, und hebst dir diesen anspruchsvollen Spezialbereich für später auf. Deshalb musst du ja noch lange nicht das Medizinstudium abschreiben.

rafiki
18.05.2020, 11:15
Was die internistischen Lücken betrifft, solltest du schnellstens nacharbeiten. Aber du hast doch ein Medizinstudium hinter dir, das dürfte also kein Problem sein. In der Psycho-Medizin hast du immer auch mit somatischen Problemen zu tun, sogar in der Psychosomatik.



Seitdem ich arbeite, habe ich starke depressive Symptome. Ich bin zurückgezogen, gereizt, weine manchmal nach der Arbeit. Wenn’s ganz schlimm ist habe ich sogar passive Todeswünsche oder sogar etwas mehr. Ich tänzel jeden Tag zwischen Ärztin und „Patientin“ sein.


Das klingt nach erheblicher neurotischer Störung, die du dir zuliebe, aber auch wegen der Patienten schnellstens in Therapie und Selbsterfahrung angehen solltest. Nichts ist schädlicher als an Patienten ausgelebte Übertragungsneurosen, die auch nicht nur in der Psychosomatik/Psychotherapie stattfinden.

flotze
20.05.2020, 21:35
Ach Uthel,

das hätte mein Thread vor 7 Jahren sein können. Wirklich 1:1.

ich hatte ebenfalls das PJ in der Klinik gemacht, dann in dieser im Gerontobereich angefangen und meeeega Anpassungsschwierigkeiten/ depressive Episode ( Schlafstörungen, Anhedonie, Anriebslosigkeit, Konzentratiosnschwierigkeiten) gehabt. Nun 7 Jahre weiter bin ich seit langem sattelfest in der KJP und verdiene mir mein Zubrot mit Gutachten...

Ich bin seit Jahren das erste mal wieder hier im Forum und treffe auf Deinen Beitrag.
Schreib mir mal eine PN -ich weiß nicht mehr wie das geht- dann treten wir in Kontakt, wenn du möchtest.

ich hatte damals super nette Kollegen und eine OA der/die mir sehr geholfen haben.
ich glaube diese Hilfe könnte ich nun weiter geben.

LG Florian

uthel
24.05.2020, 15:45
Es klingt tatsächlich so, als wären es hauptsächlich deine eigenen Zweifel (die wiederum aus deinen überzogenen Erwartungen an dich selbst resultieren), die dich stressen und bedrücken.

Niemand weiß frisch nach dem M3 all die Dinge, die du von dir selbst erwartest zu wissen. Bei so einer hohen Erwartungshaltung ist klar, dass du gestresst und enttäuscht bist.


Mach dir Notizen, schreib dir Schemata auf, erkundige dich, welche Situationen besonders häufig vorkommen und/oder besonders herausfordernd sind, und erkundige dich nach möglichen Vorgehensweisen. Mit der Zeit wird die Sicherheit dann wahrscheinlich ganz von selbst kommen.

Und auch für den Fall, dass es dir am Ende trotzdem zu viel wird, musst du dir keine Sorgen machen - dann fängst du halt, so wie die meisten,

Lieben Dank für den sachlichen und konstruktiven Kommentar. Irgendwie wurde mir doch ein wenig Angst vor dem Fragen genommen, auch wenn ich weiß, dass dies der einzige Weg ist, um etwas zu lernen und ich dies schon viel tue. Aber dennoch habe ich immer mit den Gedanken zu kämpfen gehabt, dass ich eine furchtbare Berufsanfängerin wäre. Aber ich muss mir eingestehen, dass es glaube ich echt vielen Leuten so geht? Alle taten im Studium immer so taff und waren auch immer so gut - und ich habe gefühlt als einzige Person laut und ehrlich Unsicherheiten und Zweifel publik gemacht.

uthel
24.05.2020, 15:46
Ach Uthel,

das hätte mein Thread vor 7 Jahren sein können. Wirklich 1:1.

ich hatte ebenfalls das PJ in der Klinik gemacht, dann in dieser im Gerontobereich angefangen und meeeega Anpassungsschwierigkeiten/ depressive Episode ( Schlafstörungen, Anhedonie, Anriebslosigkeit, Konzentratiosnschwierigkeiten) gehabt. Nun 7 Jahre weiter bin ich seit langem sattelfest in der KJP und verdiene mir mein Zubrot mit Gutachten...

Ich bin seit Jahren das erste mal wieder hier im Forum und treffe auf Deinen Beitrag.
Schreib mir mal eine PN -ich weiß nicht mehr wie das geht- dann treten wir in Kontakt, wenn du möchtest.

ich hatte damals super nette Kollegen und eine OA der/die mir sehr geholfen haben.
ich glaube diese Hilfe könnte ich nun weiter geben.

LG Florian

Wow richtig toll, dass du dein Fach letzten Endes gefunden hast! Ich melde mich :)

Lia_v_B
28.05.2020, 08:02
Hallo

mir ging es ebenfalls so, als ich in der Geronto angefangen habe. Ich hatte zwar eine erfahrerene Kollegin an der Seite, aber ich hab mich trotzdem schwer getan. Der OA war nie da, wir haben meistens alleine vor uns hingewurschtelt. Dummerweise ging mir nach dem Studium das Interesse an der Medizin irgendwie verloren, was ich bis heute nicht verstehe. Ich mag Medizin und v.a. Psychiatrie nach wie vor, aber im Arbeitsalltag nervt es mich?? bzw. langweilt es mich. (Falls mir wer den Hintergrund erklären kann, wäre ich dankbar.)

Dann bin ich nach zwei Jahren Psychiatrie in die Neuro (Akutkrankenhaus) gegangen und mit dem Arbeitstempo und dem -pensum bin ich gar nicht zurechtgekommen, so dass ich nach einem halben Jahr Neuro hingeschmissen habe. Dort ging es mir wie dir in Punkt 2. Ich war megaunkonzentriert, konnte mir gar nichts merken, war nicht in der Lage mir zu merken, bei welchem Patienten ich was gemacht hatte. Nach ungefähr einem halben Jahr, als ich aber schon gekündigt hatte, habe ich gemerkt, dass sich langsam eine Übersichtsperspektive auftut. D.h. ich wusste nun bei wem ich was gemacht habe und auf welche Werte ich wartete usw. Ich will damit sagen, dass es ganz klar ist dass man nach 6 Wochen noch nicht alles auf dem Schirm hat. Ein paar Cracks mögen sich da leichter tun, aber manche brauchen einfach eine längere Anlaufzeit, die schon mal ein paar Monate dauern kann.

Das wird schon!
GLG Lia

Tr?umi
28.05.2020, 13:01
Hallo

mir ging es ebenfalls so, als ich in der Geronto angefangen habe. Ich hatte zwar eine erfahrerene Kollegin an der Seite, aber ich hab mich trotzdem schwer getan. Der OA war nie da, wir haben meistens alleine vor uns hingewurschtelt. Dummerweise ging mir nach dem Studium das Interesse an der Medizin irgendwie verloren, was ich bis heute nicht verstehe. Ich mag Medizin und v.a. Psychiatrie nach wie vor, aber im Arbeitsalltag nervt es mich?? bzw. langweilt es mich. (Falls mir wer den Hintergrund erklären kann, wäre ich dankbar.)

Dann bin ich nach zwei Jahren Psychiatrie in die Neuro (Akutkrankenhaus) gegangen und mit dem Arbeitstempo und dem -pensum bin ich gar nicht zurechtgekommen, so dass ich nach einem halben Jahr Neuro hingeschmissen habe. Dort ging es mir wie dir in Punkt 2. Ich war megaunkonzentriert, konnte mir gar nichts merken, war nicht in der Lage mir zu merken, bei welchem Patienten ich was gemacht hatte. Nach ungefähr einem halben Jahr, als ich aber schon gekündigt hatte, habe ich gemerkt, dass sich langsam eine Übersichtsperspektive auftut. D.h. ich wusste nun bei wem ich was gemacht habe und auf welche Werte ich wartete usw. Ich will damit sagen, dass es ganz klar ist dass man nach 6 Wochen noch nicht alles auf dem Schirm hat. Ein paar Cracks mögen sich da leichter tun, aber manche brauchen einfach eine längere Anlaufzeit, die schon mal ein paar Monate dauern kann.

Das wird schon!
GLG Lia

Darf man fragen wie es weiterging? Auch gerne per PN. Mich interessiert wie Kollegen, die irgendwie am Ende des Studiums bzw. nach dem Studium merken, dass sie sich wahrscheinlich mit Medizin vertan haben, weitermachen und ob sie etwas passenderes letztlich finden.

Das Fettgedruckte kann ich nur so unterschreiben. In der Theorie finde/fand ich Medizin interessant (obwohl auch bei mir das Interesse gegen Ende ebenfalls merklich nachgelassen hat) und v.a. die psychologisch/psychiatrischen Aspekte, aber in der Praxis ist es irgendwie nicht meins.

Lia_v_B
28.05.2020, 14:03
Ich finde nach wie vor nicht, dass ich mich mit der Medizin vertan habe. Ich habe ein Jahr in der forensischen Psychiatrie gearbeitet und auch Gutachten geschrieben und das mache ich sehr gerne. Doch in der Forensik hat man patientenmäßig keinen häufigen Durchsatz wie das in der Allgemeinpsychiatrie der Fall ist. Man hat die selben Patienten sehr lange. Das hat den Vorteil, dass man die Erkrankungen sehr lange beobachten kann. Das hat mir bisher am besten gelegen.

Nach der traumatischen Erfahrung :-)) in der Neuro hatte ich von Klinikbetrieb erstmal die Nase voll und bin jetzt am Gesundheitsamt im Sachgebiet Hygiene und Umweltmedizin. Das liegt mir bisher gut, da ich selber ein Hygienefreak bin und es da immer sehr genau nehme.

Ich finde, dass jemand wie ich, die keine feste Präferenz hat, alle Fachbereich nacheinander durchprobieren müsste, jeden ca. ein halbes Jahr, um rauszufinden was mir am besten liegt. Aber jetzt kuck ich mir mal Hygiene an und entscheide dann weiter.

Lia_v_B
28.05.2020, 14:09
Was ich noch dazuschreiben wollte, lieber Trumi, vielleicht solltest Du auch noch einige andere Fachbereiche ausprobieren, um rauszufinden was dir gut liegt.

uthel
28.05.2020, 21:23
Darf man fragen wie es weiterging? Auch gerne per PN. Mich interessiert wie Kollegen, die irgendwie am Ende des Studiums bzw. nach dem Studium merken, dass sie sich wahrscheinlich mit Medizin vertan haben, weitermachen und ob sie etwas passenderes letztlich finden.

Das Fettgedruckte kann ich nur so unterschreiben. In der Theorie finde/fand ich Medizin interessant (obwohl auch bei mir das Interesse gegen Ende ebenfalls merklich nachgelassen hat) und v.a. die psychologisch/psychiatrischen Aspekte, aber in der Praxis ist es irgendwie nicht meins.

Das würde mich allerdings auch interessieren ... denn im Studium bin ich vielen Leuten begegnet , die seit dem 6. LJ gefühlt schon wussten, dass sie später die ärztliche Laufbahn einschlagen wollen.
Ich kann mir allerdings 393837 verschiedene Jobs vorstellen und Medizin ist echt nicht unbedingt die Nummer eins. Ich mag Psychiatrie in der Theorie, aber muss den Alltag noch für mich erforschen. Ansonsten kann ich mir gut vorstellen ein Café zu betreiben, in einer Buchhandlung zu arbeiten, bei einem Verlag oder in der Comicszene. Oh man :D

uthel
28.05.2020, 21:25
Meld dich sonst gern per PN

cartablanca
28.05.2020, 23:03
Ansonsten kann ich mir gut vorstellen ein Café zu betreiben, in einer Buchhandlung zu arbeiten, bei einem Verlag oder in der Comicszene. Oh man :D

Seh ich auch so. Vor allem im kreativen Bereich gibts so schöne Jobs (Film, Animation, Design). Ganz ohne zwischenmenschlichen Stress und Überarbeitung. Ich wünschte ich hätte mich nie bteit quatschen lassen den Mist fortzuführen.

davo
28.05.2020, 23:34
Vor allem im kreativen Bereich gibts so schöne Jobs (Film, Animation, Design). Ganz ohne zwischenmenschlichen Stress und Überarbeitung.

LOL :-))

Bitte such dir mal so einen Job, und dann berichte nach ein paar Monaten, wie stressfrei und entspannt der ist ;-)

Feuerblick
29.05.2020, 05:45
DAS hab ich auch grad gedacht, davo! Keiner davon ist stressfrei und frei von zwischenmenschlichen Querelen. Gerade beim Film gehts ordentlich ab zwischenmenschlich... Und Überarbeitung, ungeregelte Arbeitszeiten etc. kann man dort en masse bieten. Natürlich bei schlechterer Bezahlung.
Wer nur seinen Frieden möchte, sollte Eremit in irgendeiner netten kleinen Höhle werden :-))

cartablanca
29.05.2020, 17:51
DAS hab ich auch grad gedacht, davo! Keiner davon ist stressfrei und frei von zwischenmenschlichen Querelen. Gerade beim Film gehts ordentlich ab zwischenmenschlich... Und Überarbeitung, ungeregelte Arbeitszeiten etc. kann man dort en masse bieten. Natürlich bei schlechterer Bezahlung.
Wer nur seinen Frieden möchte, sollte Eremit in irgendeiner netten kleinen Höhle werden :-))

Mir ist grad noch eine Alternative zum Arztberuf eingefallen. Schauspieler in einer Ärzteserie. Wie Dr. Brinkmann. Oder man schreibt das Skript hierzu aus einer Höhle heraus. Brauchst nur einen Block und Stift.