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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Welches Wahlfach für Public Health Job?



Seeadler
18.05.2020, 16:17
Hallo,

Ich würde gerne nach dem Studium im Public Health Bereich arbeiten (wahrscheinlich vorher noch einen Master in Public Health ans Medizinstudium dranhängen).
Welches Wahlfach im PJ haltet ihr für sinnvoll? Manchmal wird bei den Bewerbungen für den Master Arbeitserfahrung im Public Health Bereich vorausgesetzt, vielleicht könnte ich das mit dem PJ-Wahlfach abdecken.
Im Gesundheitsamt kann man meines Wissens nach nur in Frankfurt am Main PJ machen, ich bin mir aber nicht sicher, ob das nur für Frankfurter Studenten möglich ist oder ob die auch Leute von anderen Unis nehmen.
Ansonsten dachte ich noch an Tropenmedizin, Allgemeinmedizin oder Hygiene (kann man da überhaupt PJ machen)?

Ich bin für Vorschläge dankbar!

roxolana
18.05.2020, 16:32
PJ ist Teil des Studiums. Es würde mich sehr wundern, wenn ein postgradualer Studiengang dir das als "Arbeitserfahrung" anrechnet. Willst du später zum Gesundheitsamt? Dann versuch doch, PJ dort zu machen (ggf. musst du dann zum PJ nach Frankfurt wecheln). Die Wahlfächer, die du an deiner Uni machen kannst, erfährst du von deinem PJ-Büro. Das ist an jeder Uni unterschiedlich. Hygiene oder Tropenmedizin fällt vermutlich nicht darunter. Allgemeinmedizin geht sicherlich, aber ob es dir was für Public Health bringt? Wenn es fürs Gesundheitsamt sein soll, würde ich eher Psychiatrie oder Pädiatrie empfehlen.

davo
18.05.2020, 16:40
Hast du im Gesundheitsamt schon mal famuliert? Ich würde das PJ-Tertial dort schon alleine deshalb machen, um realistisch zu prüfen, ob dieser Bereich auch tatsächlich was für dich. Ggfs. musst du halt fürs PJ nach Frankfurt wechseln.

Allgemeinmedizin wäre meine zweite Wahl, aber nur falls das mit dem Gesundheitsamt auf keinen Fall möglich ist.

Von einem Hygiene-PJ hab ich bis dato noch nichts gehört - aber dazu kann dir Echinococcus sicher mehr erzählen. Oft ist die Hygiene jedoch Mitorganisator des Mibi-Tertials.

Seeadler
18.05.2020, 17:18
Ich würde später statt als Amtsärztin zu arbeiten, lieber als Public Health Expertin arbeiten (da macht man eher Projektarbeit, Epidemiologie etc. und das interessiert mich mehr als Schuleingangsuntersuchungen etc.). Ich bin einfach eher ein theoretischer Schreibtischmensch/Kopfmensch, praktische Arbeit liegt mir nicht wirklich.
Das hätte den Vorteil, dass ich nach dem Public Health Master keine Zeit in der Klinik ableisten muss (das schreckt mich nämlich mittlerweile ganz schön ab, für den Amtsarzt müsste ich ja in die Innere), sondern gleich im Gesundheitsamt anfangen könnte und das ohne Rufbereitschaft.

davo
18.05.2020, 17:26
Deshalb hab ich Allgemeinmedizin als 2. Wahl empfohlen - eben weil man dort mit Prävention zu tun hat, erlebt, welche Gesundheitsprobleme häufig sind, usw. So lernt man mögliche Themen kennen.

Ich würd mich aber v.a. fragen, ob es solche Jobs überhaupt gibt. Ein Gesundheitsamt, das jemanden für epidemiologische Arbeiten anstellt? Hm. Und selbst wenn es das gibt, würde man wahrscheinlich eher billige Studenten anheuern. Und selbst wenn es an einem Gesundheitsamt so eine Vollzeitstelle gibt, wird die Bezahlung wahrscheinlich noch schlechter sein als die von Ärzten.

Wahrscheinlich wird es solche Stellen eher auf höherer Ebene geben. Z.B. auf Landes- oder auf Bundesebene. Oder bei der WHO, oder bei einem Wirtschaftsforschungsinstitut. Sehr zahlreich werden sie wahrscheinlich nicht sein. Und ob man dann methodisch mit jemandem mithalten kann, der vor dem Master z.B. VWL oder Psychologie studiert hat?

h3nni
18.05.2020, 18:04
Ich würd mich aber v.a. fragen, ob es solche Jobs überhaupt gibt. Ein Gesundheitsamt, das jemanden für epidemiologische Arbeiten anstellt? Hm. Und selbst wenn es das gibt, würde man wahrscheinlich eher billige Studenten anheuern. Und selbst wenn es an einem Gesundheitsamt so eine Vollzeitstelle gibt, wird die Bezahlung wahrscheinlich noch schlechter sein als die von Ärzten.

Wahrscheinlich wird es solche Stellen eher auf höherer Ebene geben. Z.B. auf Landes- oder auf Bundesebene. Oder bei der WHO, oder bei einem Wirtschaftsforschungsinstitut. Sehr zahlreich werden sie wahrscheinlich nicht sein. Und ob man dann methodisch mit jemandem mithalten kann, der vor dem Master z.B. VWL oder Psychologie studiert hat?

Ja, ich denke auch eher, dass es solche Jobs in Landesämtern gibt oder eben im RKI/ähnlichem. Bei Gesundheitsämtern muss man Glück haben, bei mir in der Umgebung sind das aber eher typische Ämter ohne große epidemiologische Expertise. Ich kann mir schon vorstellen, dass man als Arzt unabhängig vom Tätigkeitsgebiet mit A13 oder äquivalent besoldet wird, ob aber Schuleingangsuntersuchungen wirklich von allen gemacht werden, weiß ich nicht.

Und ich denke, an der methodischen Praxis muss man selbst arbeiten. Der Chef vom Helmholtz-Institut für Epidemiologie ist auch Arzt, ich denke, wenn man nen Master macht und vielleicht nebenher auch was macht, kann man da schon mithalten. Und man hat halt (automatisch) medizinische Fachkenntnisse.

Bonnerin
18.05.2020, 18:09
Ich wusste, dass wir hier nen Masterstudiengang in dem Bereich anbieten und habe mal reingeschaut: http://master-globalhealth.de/working-experience/

Zwei Jahre Arbeit vor Studienbeginn sind Pflicht, mindestens, und bei den gelisteten Feldern kannst du eigentlich nix mit nem PJ-Tertial abdecken. Oder spontan irgendwie mit einem Job, den man als medizinischer Berufsanfänger so machen kann, wenn ich ehrlich sein muss.

Ja panisch
18.05.2020, 18:12
Muss man nicht erstmal an nen Master Studienplatz kommen? Die werden ja sicher auch begrenz sein, und diejenigen, die das regulär studieren, wollen bestimmt den Master machen.

Bonnerin
18.05.2020, 18:15
Muss man nicht erstmal an nen Master Studienplatz kommen? Die werden ja sicher auch begrenz sein, und diejenigen, die das regulär studieren, wollen bestimmt den Master machen.

Siehe die von mir verlinkte Seite im FAQ-Bereich. 20 Plätze, 18.000€ pro Nase. Die Kriterien sind schon nicht ohne, mal abgesehen davon, ob man da als Mediziner mit unserem „Witz-Abschluss“ ohne nachvollziehbare Punkte und Benotung reinkommt.

Choranaptyxis
18.05.2020, 18:22
Da ich in dem Bereich promoviere, kann ich jetzt nur von einer Forschungseinrichtung berichten. Fast alle Mitarbeiter sind Nicht-Mediziner, haben also Sozialwissenschaften, Psychologie oder ähnliches studiert. Die handvoll Mediziner dort haben gefühlt alle nen Facharzt Päd und dann nebenbei den Master in Public Health oder Statistik gemacht (gefühlt auch alle im Ausland, NL oder GB), geforscht und sind dann da gelandet. Aber halt vermutlich als Vollzeitwissenschaftler, und nicht mehr wirklich als Mediziner. Auch meine Doktormutter ist z.B. Sozialwissenschaftlerin.
Unmengen von den Stellen wird es nicht geben, und die bleiben ja meist dann auf der Stelle langfristig.

WackenDoc
18.05.2020, 18:58
Unser Gesundheitsamt hatte eine Stelle "Infektionsepidemiologie" ausgeschrieben. Voraussetzung war glaube ich Facharzt und passende Berufserfahrung.
Ratet mal, wer gerade heilfroh ist, sich nicht beworben zu haben.

Bonnerin
18.05.2020, 19:07
Unser Gesundheitsamt hatte eine Stelle "Infektionsepidemiologie" ausgeschrieben. Voraussetzung war glaube ich Facharzt und passende Berufserfahrung.
Ratet mal, wer gerade heilfroh ist, sich nicht beworben zu haben.

Vermutlich OT, aber ich dachte, du bist beim Bund? Und dann kannst du dich nicht einfach so bewerben?

h3nni
18.05.2020, 19:26
Unser Gesundheitsamt hatte eine Stelle "Infektionsepidemiologie" ausgeschrieben. Voraussetzung war glaube ich Facharzt und passende Berufserfahrung.
Ratet mal, wer gerade heilfroh ist, sich nicht beworben zu haben.

Dann wäre vielleicht jemand vernünftiges da, der Verantwortung übernimmt. Bei uns geht's drunter und drüber. Auch was so einfache Sachen wie Datenerfassung angeht.

WackenDoc
18.05.2020, 19:43
Danke für das Kompliment

Nein, beim Bund bin ich schon seit 5 Jahren nicht mehr. Ich bin über ein paar Umwege in der Arbeitsmedizin gelandet bei einer Tochtergesellschaft eines Unfallversicherungsträgers.

Bonnerin
18.05.2020, 20:45
Ah, okay. Dass du Arbeitsmedizin machst, wusste ich, allerdings nicht, dass du dich im „post-Verpflichtungs-Bereich“ befindest.

Aber um aufs Thema zurückzukommen: Vermutlich sollte sich der/die TE mal unterschiedliche Public Health-Master im In- und Ausland sowie die Vorraussetzungen dafür anschauen.

davo
19.05.2020, 04:55
Achtung: Global Health ist nicht Public Health! Es gibt zwar einige Bewerber, die sich für beide Bereiche interessieren, aber da gibt es doch einen großen Unterschied dazwischen.

An der methodischen Praxis selbst arbeiten ist, wenn man wirklich gut werden will, IMHO sehr schwer. Wer gute statistische Arbeit leisten will, muss Statistik auch systematisch lernen. Nicht einfach nur nebenbei als Autodidakt. Da hat man, wenn man nur Medizinstudium und MPH hat, dann IMHO immer einen Nachteil. Aber der Anspruch variiert natürlich, das ist schon klar. Manche der "Analysen" im Public-Health-Bereich sind methodisch trivial.

Es gibt auch MPH-Studiengänge, die man ohne Berufserfahrung machen kann. Außerdem interessieren sich nur wenige Medizin-Absolventen für solche Studiengänge, sodass man als Medizin-Absolvent IMHO auch mit weniger guten formalen Voraussetzungen einen Studienplatz bekommt als nach einem anderen grundständigen Studium. Es gibt außerdem auch so viele dieser Studiengänge, dass es, wenn man sich breit bewirbt, wahrscheinlich nicht so schwer ist, irgendwo einen Studienplatz zu bekommen.

Trotzdem würde ich primär zunächst einmal die konkreten beruflichen Perspektiven klären wollen. Einen MPH-Studienplatz zu bekommen ist wahrscheinlich viel einfacher, als einen gut bezahlten, langfristigen, interessanten Job in diesem Bereich zu bekommen.

Gersig
19.05.2020, 22:15
Ich habe nach dem Berufsstart als Arzt nochmal "kurz" für Public Health pausiert, ich kann das Studium jedem (!) empfehlen :-top

Allgemeinmedizin finde ich gut, Famulatur im ÖGD würde ich auch unbedingt machen.

Was willst du später genau machen?

Seeadler
21.05.2020, 02:22
Danke.
Ich hab mal im englischsprachigen Ausland geschaut, da scheint es relativ normal zu sein, nach einem Bachelor (die meisten haben einen in Health Sciences, Kinesiology oder Psychology, aber auch in sämtlichen anderen Fächern) den Master in Public Health dranzuhängen und dann bei Public Health Canada etc. zu arbeiten. Vermutlich sind die Gesundheitsämter da einfach anders organisiert und Public Health hat eine viel längere Tradition. Im deutschsprachigen Bereich was zu finden, scheint wirklich schwerer zu sein, weil Public Health wohl relativ neu ist.
Genau würde ich später gerne "Public Health Officer" oder "Research Analyst" oder "Epidemiologist" werden, bin mir aber nicht sicher, ob es diese Berufsfelder hier gibt. Ich glaube, ich würde mich eher Richtung Ausland orientieren, da scheint es von passenden Mastern und Stellenangeboten her besser auszusehen. Im PJ wäre Allgemeinmedizin vermutlich wirklich am sinnvollsten, da dort die Volkskrankheiten (Diabetes etc.) auftauchen.

davo
21.05.2020, 05:58
Dort sind halt auch die Versorgungsstrukturen ganz anders. In einem typischen Gesundheitsamt in Kanada (public health office) arbeiten eigentlich nur Allgemeinmediziner (in Kanada landen ca. 45% aller Medizin-Absolventen in diesem Fach).

Es gab voriges Jahr in ganz Kanada nur 10 Weiterbildungsstellen für public health, und 15 für eine kombinierte Weiterbildung public health und family medicine. D.h. im Vergleich zu normalen Allgemeinmedizinern sind diese Leute im öffentlichen Gesundheitsdienst eine sehr kleine Minderheit.

Epidemiologe kann man natürlich auch in Deutschland werden. Aber das sind, sowohl hier als auch in Kanada, mangels quantitativer Ausbildung und mangels Interesse, meist keine Ärzte.

Und das, was in Kanada "research analysts" sind, z.B. bei Health Canada, bei den Gesundheitsministerien der Provinzen und Territorien, bei den Kreisen oder bei größeren Städten, sind in der Regel einfach Bachelor- oder Master-Absolventen irgendwelcher quantitativer Fächer, ganz egal ob es BWL, Gesundheitswissenschaften oder public policy ist. Es gibt in Kanada viele solcher Jobs.

Ob es die auch in Deutschland gibt, kann ich dir nichtmal sagen. Sie werden zumindest nicht so sichtbar beworben wie in Kanada, wo der öffentliche Dienst alle Stellen sehr öffentlich bewirbt.

So eine Stelle wie die, von der Wacken geschrieben hat, wäre für dich dann eigentlich optimal - da könnte man einen Medizin-Abschluss mit quantitativer Arbeit kombinieren. Wie häufig solche Jobs sind, kann ich dir nicht sagen. Und es stellt sich halt noch immer die Frage, wie man die für eine gute Arbeit in diesem Bereich nötigen statistischen Fertigkeiten erwerben kann.

Ich würd zunächst einmal die Jobbörsen von Gesundheitsministerien, Gesundheitsämtern, Bundesländern, Großstädten, usw. durchforsten, um zu sehen, was du dort so findest. Dann weißt du auch, welche und wieviele Jobs es gibt, was da die formalen Voraussetzungen sind, und kannst besser planen, wie du dort hinkommen könntest.

Ich bleib trotzdem dabei, dass es sinnvoll wäre, das PJ-Wahlfach im Gesundheitsamt zu machen. Auch wenn du dafür an die Uni Frankfurt wechseln musst. Denn wenn man mal drin ist, kennt man die Rahmenbedingungen, weiß, welche Jobs es gibt, wie man die bekommt, usw. Außerdem kennt man dort sicher Leute in anderen öffentlichen Einrichtungen, weiß, welche Jobs es sonst noch gibt, kann gleich hilfreiche Kontakte herstellen. All das entgeht bei dir Allgemeinmedizin, und auch bei Mibi/Hygiene.

Echinococcus
03.06.2020, 09:00
Hast du im Gesundheitsamt schon mal famuliert? Ich würde das PJ-Tertial dort schon alleine deshalb machen, um realistisch zu prüfen, ob dieser Bereich auch tatsächlich was für dich. Ggfs. musst du halt fürs PJ nach Frankfurt wechseln.

Allgemeinmedizin wäre meine zweite Wahl, aber nur falls das mit dem Gesundheitsamt auf keinen Fall möglich ist.

Von einem Hygiene-PJ hab ich bis dato noch nichts gehört - aber dazu kann dir Echinococcus sicher mehr erzählen. Oft ist die Hygiene jedoch Mitorganisator des Mibi-Tertials.

Ich habe eine Famulatur in der MiBi machen dürfen, Tertial oder Teiltertial des PJ in Hyg oder Mibi war leider zu dem Zeitpunkt bei mir absolut nicht möglich (Sachsen), und glaubt mir, ich hab alles versucht. Bin dann in die Psychiatrie gemeddelt, das war auch eine gute Erfahrung. Am Ende hat es wirklich keinen Unterschied gemacht, die Bewerbungen auf die Stellen in der MiBi und Hygiene sind so gering, dass man mit etwas Ortsflexibilität ziemlich sicher einen Platz kriegen sollte.