Jobsituation derzeit angespannt?

[PJler123]

Hallo Forum,
ich hätte mal einige Fragen zu der derzeitigen Arbeitsmarktsituation für Assistenzärzte.

Von Kollegen habe ich gehört, dass Ärzte in Kurzarbeit "versetzt" worden sind, da die Auslastung der Krankenhäuser nicht dem des Normalbetriebes entspräche.

Auf diversen Jobportalen finden sich auch relativ wenig Jobangebote für Assistenzärzte.


Ist die derzeitige Arbeitssituation wirklich so angespannt und stellen die Kliniken gerade keine neuen Ärzte ein?

Vielen Dank für die eure Einschätzungen.


Grüße

[Banane123]

Es gibt aktuell tatsächlich weniger offene Stellen. Das wird nur vorübergehend sein.

[davo]

Weniger extern ausgeschriebene Stellen. Das ist nicht dasselbe. Es gibt immer deutlich mehr nur auf der Krankenhausseite ausgeschriebene Stellen als extern ausgeschriebene Stellen. Und deutlich mehr überhaupt offene Stellen als auf der Krankenhausseite ausgeschriebene Stellen.

Hab mir gerade die Seiten von acht städtischen Kliniken angeschaut (Dessau, Dresden, Fulda, Görlitz, Gütersloh, Karlsruhe, Kiel, Magdeburg), da sind je 4-6 Weiterbildungsstellen ausgeschrieben. In Summe also schon mal über 35.

Das mit der Kurzarbeit (bzw. zunächst einmal Urlaubsabbau) ist grundsätzlich richtig, aber an vielen Kliniken nimmt der Betrieb ja schon seit mehreren Wochen wieder zu. Kann mir also nicht vorstellen, dass sich das auf die Stellenplanung auswirken wird.

[Mometasonfuroat]

Das gleiche ist mir auch schon aufgefallen, auch ist das Ärzteblatt ziemlich ausgedünnt und vorwiegend nur Fach, Ober- und Chefarztstellen ausgeschrieben.

Mag vielleicht auch daran liegen:
https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/6146434-958092-zusaetzliche-aerzte-und-pfleger-fuer-ber.html

Sprich es wurden gerade sehr viele Kollegen aus dem Ausland zugelassen und die Zulassung beim Lageso verkürzt. Daher sinkt Nachfrage und Angebot.

[morgoth]

Interessanterweise hatte ich aber heute nach meiner Kurzarbeit gleich 3 Mails von Jobvermittlungsagenturen im Postfach.
Bei uns ist aber auch erstmal Einstellungsstop (zumindest offiziell).

[Lakemond]

Ich arbeite ausschließlich als Arbeitnehmerüberlassung bzw. in kurzzeitiger Beschäftigung und es gab tatsächlich in den letzten zwei Monaten wenig los. Die Angebote kommen jetzt aber langsam wieder, also kann es bei der "normalen" Anstellung nicht so schlimm sein.

[Endoplasmatisches Reticulum]

Jup. Bewerbe mich seit inzwischen 5 Monaten frustran in Norddeutschland. Bei fast 30 Bewerbungen bislang öselige 4 Hospitationen und immer wurde dann doch ein anderer Bewerber mit Berufserfahrung vorgezogen. Sonst überwiegend "tolle Bewerbung, leider nichts frei, dürfen wir uns melden?" und dann hat sich trotz mehrfachem Nachhaken meinerseits doch nichts ergeben. Wie es in anderen Fächern aussieht, weiß ich nicht. Aber operativ ohne Vitamin B als Berufseinsteiger? Unglaublich mau aktuell.

[John Silver]

Es kann sein, dass aktuell keine Stellen besetzt werden, weil die finanzielle Situation nicht gut kalkulierbar ist, aber das ist sicher nur vorübergehend, allenfalls noch 2-3 Monate, weil die meisten Kliniken zum Regelbetrieb übergehen.

[WackenDoc]

@ER: Was soll´s denn werden? Chirurgie? Dann frag doch mal dne Bratze.

[Dooly]

Liegt das nur an Corona? Auch wenn die Lage bestimmt nicht super besorgniserregend ist, habe ich das Gefühl, dass es zunehmend negative Stellensuch-Berichte gibt. Das liegt vielleicht an meiner Umgebung, da ich immer mehr frisch-fertige Ärzte kenne, anstatt wie früher nur längst-fertige.

Jeder hat ja seine Ansprüche an die Stelle und die Kriterien Ort und Fach bekommt man anscheinend nicht so leicht zusammen.
Eine Ärztin erzählte mir letzte Woche, dass ihr viele zum Studienbeginn vom Medizinstudium abgeraten hätten, da sie keine Arbeit bekommen würde. Als sie fertig war, wurden Ärzte so dringend gesucht, dass sie ohne Bewerbung nicht hospitieren durfte und während der Hospitationen fast auf die Stellen festgenagelt wurde. "Das ist für euch ja jetzt auch schon wieder ein bisschen anders".
Ich habe angefangen, als alle gesagt haben, dass man nur fließend deutsch sprechen können muss, um jede Stelle zu bekommen, die man will.

[Mr. Pink online]

Aktuell ist es wirklich eine dumme Situation. Der Otto-normale fragt sich wie es sein kann, dass man während Corona als Arzt keine Stelle findet?! Aber leider kommt dank Corona jetzt die Rezession. Defizitäre Häuser/Abteilungen (und davon gibt es viele) haben jetzt über Monate noch mehr Defizite gemacht und müssen nun Sparen/Zwangsfusionieren/Zumachen... auf jeden Fall gibt es vielerorts Einstellungsstop. Es bleibt zu hoffen, dass mittelfristig wieder alles zur Normalität zurückkehrt. Realistisch ist aber eher, dass das große Finanzloch als erstes zu Einsparungen in Soziales und Gesundheit führt, so wie immer. Als Berufsanfänger würde ich aktuell nehmen was man kriegt. Erfahrung sammeln ist das wichtigste, denn mit 2/3 Jahren Arbeitserfahrung sieht der Stellenmarkt schon rosiger aus. Das Cherrypicking ist zumindest für dieses Jahr voraussichtlich nicht zu empfehlen.

[ninakatharina]

Wir haben hier (Innere!) sonst immer so 1,2 Stellen über unserem Bedarf. (Elternzeitler, Kollegen, die in der Forschung sind...) Aktuell kam aber von der Geschäftsleitung die Weisung, dass das nicht mehr so sein darf, was in erster Linie an den geringer werdenden Umsätzen im gesamten Klinikum (Endoskopien, elektive OPs, etc) liegt. Deshalb konnte aus der letzten Initiativbewerberrunde auch niemand eingestellt werden.
Von den städtischen Kliniken weiss ich, dass eine quasi pleite ist, dort bangen aktuell auch angestellte FÄ um ihren Job. Bei dem anderen Städtischen weiss ichs nicht, die Arbeitsbedingungen dort sind aber grauenhaft. Also zumindest für meine Stadt ganz im Osten trifft es aktuell zu. Bei den operativen Fächern ähnlich. In der Peripherie wird man hier aber sicher was finden.

[tragezwerg]

Hier (Süden) hat sich an der Joblage nix geändert. In der Anästhesie und Inneren gibt es hier an jeder Klinik freie Stellen.

[hebdo]

hm, interessanter Aspekt. Bin noch im Cherrypicking-Modus und wollte erstmal auf 50% reduzieren und die anderen 50% mit Honorar-/Notarzttätigkeiten auffüllen. In der Nephrologie gab es kaum Umsatzeinbußen. Im Südwesten sind weiter Stellen en masse in der Inneren und vor allem der Anästhesie ausgeschrieben...

Vielleicht bewerbe ich mich mal und schaue was rumkommt. Oder ich muss meine Ansprüche an das Arbeitszeitgesetz runterschrauben und weiter Frondienste leisten

[Lakemond]

Bei den Anfängern ist noch eine Sache zu bedenken. In vielen Kliniken werden als Anfänger ausschließlich ehemalige PJler genommen.

[Kackbratze]

Ausschließlich...beim IMPP kann man das immer als Falsch-Antwort nehmen. Bei uns werden PJler bevorzugt eingestellt, weil sie sich 1. schon in einer längeren "Hospitationsphase" befunden haben und 2. es keine anderen Bewerber gibt. (Wobei wir auch schon PJler abgesagt haben, wenn es einfach nicht gepasst hat)

[Mometasonfuroat]

Also habe mich im Freundeskreis umgehört und alle Assis auch in fortgeschrittenen WBJ die sich gerade in Bewerbungsphasen befinden haben immense Probleme was zu finden ( schon seit 4-5 Monaten) und das war ja bereits vor Corona.
Nehme eher an dass es zur Abnahme der Nachfrage gekommen ist.
Ober und Chefärzte werden allerdings weiter stark gesucht.

[tragezwerg]

Also habe mich im Freundeskreis umgehört und alle Assis auch in fortgeschrittenen WBJ die sich gerade in Bewerbungsphasen befinden haben immense Probleme was zu finden ( schon seit 4-5 Monaten) und das war ja bereits vor Corona.
Nehme eher an dass es zur Abnahme der Nachfrage gekommen ist.
Ober und Chefärzte werden allerdings weiter stark gesucht.

In was für Fächern arbeiten die denn? Ich kenne keinen einzigen Internisten, Chirurgen, Anästhesisten oder Allgemeinmediziner, der in den letzten Jahren mehr als 3 Bewerbungen schreiben musste, um ne Stelle zu finden (als Anfänger evtl. etwas mehr, aber fortgeschritten bzw. als Facharzt defintiv nicht).
Auf ausgeschriebene Stellen darf man allerdings generell nicht warten. Viele Kliniken schreiben Stellen nicht mehr aus, da (Zitat meines Ex-Chefs) "es doch sowieso jeder weiß dass überall Stellen frei sind, da sparen wir uns das Geld für Anzeigen." Inititativbewerbungen sind immer sinnvoll.
Und zu den Anzeigen im Ärzteblatt hört man ja gerne die Meinung dass dort nur die ganz verzweifelten Kliniken mit maximalem Personalmangel inserieren, bei denen man dann ohnehin nicht arbeiten will...ob das nun stimmt, weiß ich nicht.

[Mometasonfuroat]

In was für Fächern arbeiten die denn? Ich kenne keinen einzigen Internisten, Chirurgen, Anästhesisten oder Allgemeinmediziner, der in den letzten Jahren mehr als 3 Bewerbungen schreiben musste, um ne Stelle zu finden (als Anfänger evtl. etwas mehr, aber fortgeschritten bzw. als Facharzt defintiv nicht).
Auf ausgeschriebene Stellen darf man allerdings generell nicht warten. Viele Kliniken schreiben Stellen nicht mehr aus, da (Zitat meines Ex-Chefs) "es doch sowieso jeder weiß dass überall Stellen frei sind, da sparen wir uns das Geld für Anzeigen." Inititativbewerbungen sind immer sinnvoll.
Und zu den Anzeigen im Ärzteblatt hört man ja gerne die Meinung dass dort nur die ganz verzweifelten Kliniken mit maximalem Personalmangel inserieren, bei denen man dann ohnehin nicht arbeiten will...ob das nun stimmt, weiß ich nicht.

Gebe dir recht dass das bis Anfang 2020 auch so war aber seit Februar diesen Jahres gibts anscheinend Probleme.
Habe Freunde die schon bis zu 30 Bewerbungen geschrieben haben und nix als Absagen oder gar keine Antwort.
Ist ziemlich gemischt vom Fachbereich her (Derma, Pädi aber auch Chirurgie und Innere ist mit bei)
Vorzugsweise wird gerade überall im Norden und Osten des Landes gesucht.
Im Ärzteblatt stehen auch maximal 2-3 assi stellen für ganz Deutschland drin.

[freak1]

Derma ist immer schon schwierig gewesen genau wie plastische Chirurgie. Wer aber in Innere mit 30 Bewerbungen keine Stelle gefunden hat sollte sich seinen Lebenslauf nochmal anschauen...