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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doktorarbeit abbrechen/wechseln - Konsequenzen für Doktorvater/mutter



kreuzberg361
31.05.2020, 12:19
Moin zusammen,

Ich habe schon seit einem halben Jahr eine Doktororandenstelle. Es handelt sich um eine klinische Doktorarbeit.
Im Rahmen einer Phase 2 Studie nehme ich Blut bei Patient*Innen ab, mehr auch nicht eigentlich.

Mein Problem nun: Ich werde wahrscheinlich in einem halben Jahr fertig sein, werde die Ergebnisse der Studie runterschreiben (natürlich nicht von mir ermittelt) und wahrscheinlich mit rite bestehen. Alles schön und gut.
Als ich mit der Doktorarbeit anfing war ich auch komplett einverstanden mit dieser Situation.

Nun ist es so, dass ich nun doch eine experimentelle Arbeit beginnen möchte aus diversen Gründen.

Für mich stellt sich die Frage, ob dabei mein Doktorvater mit der Fakultät Probleme kriegen würde, wenn ich die Doktorarbeit abbreche. Er ist übelst korrekt, und ich werde mein Anliegen natürlich auch ansprechen. Jedoch wäre es für mich von vornherein nützlich zu wissen, was für Konsequenzen ihm/mir drohen bei einem Abbruch.
Ich würde auch nicht wollen, dass er ein Hate auf mich kriegt, da ich mir vorstellen kann in dieser Klinik zu bleiben.
Und eine experimentelle Diss. würde ich definitiv bei einem anderen Betreuer machen, da mein jetziger Doktorvater nur klinische Forschung betreibt.

Die Promotionsordnung habe ich gelesen, dazu steht leider nichts, außer dass man jederzeit das Betreuungsverhältnis im gegenseitigem Einvernehmen beenden kann.

Kennt sich jemensch damit aus? Was glaubt ihr wie er reagieren würde auf meine Idee?

ProximaCentauri
31.05.2020, 21:54
Warum genau willst du denn nun wechseln? Du hast offenbar einen guten Betreuer, die Arbeit läuft ordentlich, du bist in einem halben Jahr fertig... was genau willst du mehr?

Rettungshase
31.05.2020, 22:45
1) Eine mit rite abgeschlossene Diss ist immer besser als eine nach zig Jahren abgebrochene, extrem aufwändige Diss, bei der am Schluss kein Titel bei rumspringt.
Je nachdem wo du arbeiten willst, ist die Note deiner Dissertation bei den meisten Stellen völlig egal oder du kannst immer noch eine wahnsinnig aufwändige experimentelle Studie nachlegen (z.B. im Hinblick auf eine Habilitation).
2) Solltest du dich dennoch dazu entschließen, deine bisherige Arbeit abzubrechen, solltest du dir überlegen, wie du vorgehst. Der feine Weg wäre es, wenn du dich im Bekanntenkreis informierst, ob jemand Interesse hätte, deine Arbeit zu übernehmen. Dann suchst du das Gespräch mit dem bisherigen Betreuer, legst ihm deine Gründe dar und dass du die Arbeit abbrechen möchtest. Dann würde es sich gehören, dem Betreuer anzubieten, den Kommilitonen in das Projekt einzuarbeiten. Es ist aber gut möglich, dass er die Arbeit nicht direkt weiterführen kann. Bei mir gab es z.B. erst mal 3 Monate lang Papierkram (u.a. Verschwiegenheitserklärungen, Schlüssel etc.) zu klären, bevor es losgehen konnte. Wenn ihr auch so etwas habt, ist das natürlich ein lästiger Faktor, der die Arbeit deutlich verlängern würde.
Ob oben Genanntes überhaupt geht, würde ich vorneweg zunächst informell mit dem Promotionsbüro klären.

kreuzberg361
01.06.2020, 08:16
Danke für die Antworten,

Zu 1)
Spiele mit dem Gedanken an der Uniklinik zu bleiben. Ich weiß, dass es selbst dort nicht zwingend eine experimentelle Arbeit gefordert wird, jedoch habe ich Zeit und Interesse.

Zu 2)

Wie schon erwähnt ist es noch knapp ein halbes Jahr bis die Studie abgeschlossen ist, zumindest die Rekrutierung. Ich würde auf jeden Fall bis dahin weitermachen, um fair zu bleiben.
Um fair zu bleiben wäre es eben auch wichtig zu wissen, ob mein Doktorvater Probleme mit der Fakultät kriegt, weil es irgendwie beim Institutsleiter schlecht rüberkommt wenn ein Doktorand seine Promotion abbricht oder weil irgendwelche Leistungen (Lehre etc.) nicht anerkannt werden. Darum geht es mir primär.

Kiddo
01.06.2020, 09:15
Was spricht dagegen, deine Doktorarbeit zu Ende zu bringen und bei dem experimentellen Projekt zusätzlich mitzuarbeiten? Dann hast du zwar keine experimentelle Doktorarbeit, hast parallel zum Studium aber bei zwei wissenschaftlichen Projekten mitgemacht.

Mr. Pink online
01.06.2020, 10:02
Immer diese ausufernden Ideen, was Doktorarbeit und Beschäftigung an der Uniklinik betrifft...

@Kreuzberg361 mach bitte um Himmelswillen deine 1a Diss die du da gerade hast fertig und dann schließe dein Studium ab. Wenn du Interesse an experimenteller Forschung und an einer universitären Karriere hast, dann nimmt dich jede Uniklinik in der Regel gerne. Vor allem wenn du dich im Vorfeld schon zu den Forschungsschwerpunkten informierst und du bereits bei der Bewerbung gezieltes Interesse äußerst. Für deine Habilitation zählt in der Regel nur, was du dir post doc erarbeitest, also bringt dir eine große experimentelle Arbeit als Dissertation auch nicht mehr. Im Gegenteil bringt es dir mehr, gleich zu Beginn mit Forschung starten zu können, die auch für deine Habil was bringt, anstatt noch über Monate deinen Doktor fertig zu machen.

Muriel
01.06.2020, 10:24
Der Gedanke, die auf dem Papier "bessere" Diss machen zu müssen, um an der Uni Punkten zu können, ist gleichzusetzen mit "ich muss unbedingt Bio und Chemie LK haben". Wenn Du die experimentelle Diss nicht gebacken bekommst (gibt wahrscheinlich deutlich mehr abgebrochene als erfolgreich zu Ende geführte), während die andere schon in trockenen Tüchern ist ist das genauso hilfreich wie ein Chemie und Bio Abi mit 2,0, wenn Kunst und Sport Dir 1,2 gebracht hätten ;)

GelbeKlamotten
01.06.2020, 12:26
Vielleicht hat er ja eine spezielle experimentelle Arbeit in Aussicht in dem Fachbereich, in den er auch nach dem Studium möchte.

Das mit dem „es nimmt dich eh jede Uniklinik gerne“ stimmt nicht in allen Fachrichtungen. Eine passende Doktorarbeit kann da schon ein großer Vorteil sein, zumal er ja evtl an der gleichen Uni bleiben möchte.

In daher denke man muss ihn da vielleicht gar nicht so sehr bevormunden ohne seine genauen Pläne zu kennen.

Mr. Pink online
01.06.2020, 12:37
Man kann in den meisten Fachbereichen auch mit fertiger Diss noch einen Fuß in die Tür kriegen. Bspw. geht man zu OA XY und sagt ihm wie nice seine Forschung ist, dass man gerne Teil davon wäre und sich auch gerne von ihm später in der Klinik knechten lassen will. Leider habe man jetzt schon eine fertige Diss... Ob es nicht möglich wäre schon vor Arbeitsbeginn während dem Studium in seiner Freizeit dort als HIWI mitzuarbeiten. Ich kenne zwar wenige die diese Art von Ar***kriecherei betrieben haben, aber wenn einem das eine Fach an der einen Uni so wichtig ist, dann macht man es halt.

kreuzberg361
01.06.2020, 17:57
@Kreuzberg361 mach bitte um Himmelswillen deine 1a Diss die du da gerade hast fertig und dann schließe dein Studium ab.

Deine Bitte hat mich echt berührt. Danke :)

kreuzberg361
01.06.2020, 17:58
Danke für diesen Tipp,

aber wie du meinst, das wäre, wie du meinst zu viel der Ar***kriecherei, ob die einen dann noch ernst nehmen ohne Promotionsvorhaben ist wieder ne andere Sache.

kreuzberg361
01.06.2020, 18:26
Vielleicht hat er ja eine spezielle experimentelle Arbeit in Aussicht in dem Fachbereich, in den er auch nach dem Studium möchte.

Das mit dem „es nimmt dich eh jede Uniklinik gerne“ stimmt nicht in allen Fachrichtungen. Eine passende Doktorarbeit kann da schon ein großer Vorteil sein, zumal er ja evtl an der gleichen Uni bleiben möchte.

In daher denke man muss ihn da vielleicht gar nicht so sehr bevormunden ohne seine genauen Pläne zu kennen.

Das trifft es wohl am besten. Ich weiß relativ sicher in welche Fachrichtung ich will, und genau darauf würde auch die experimentelle Doktorarbeit zielen, und wäre denke ich auf jeden Fall eine Bereicherung auch ohne erfolgreiche Diss am Ende. Naja vielleicht gehe ich an die Sache zu naiv ran.
Werde auf jeden Fall meinen jetzigen Doktorvater nach seiner Meinung diesbezüglich fragen, zu gegebener Zeit.

Vielen Dank an alle

ProximaCentauri
03.06.2020, 19:27
So nach dem was ich lese: Mache die Diss fertig, und versuch am experimentellen Projekt mitzuarbeiten, dann hast du im besten Fall zwei (oder mehr, je nach dem) Publikationen plus die Diss. Bei experimentellen Dingen ist es bisweilen so dass sich das ewig verzögert mit den Publikationen, und dann hast du potentiell deine Diss massiv viel später. Für die Unikarriere ist es völlig egal worin du deine Diss gemacht hast, wenn du Publikationen vorweisen kannst ist das eigentlich viel besser, und wenn du dann schon an zwei Projekten mitgearbeitet hast, dann um so mehr. Es wird niemanden interessieren welchen Titel deine Diss hatte, nachdem du sie fertig gemacht hast - gerade wenn du noch mehr Erfahrung vorweisen kannst.