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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Umsetzung der Arbeitszeiterfassung an den Unikliniken mit Haustarifvertrag



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schenkelblock
08.06.2020, 20:59
Hi,

ich arbeite an einer Uniklinik, die mit dem Marburger Bund einen Haustarifvertrag ausgehandelt hat.

Soweit ich von Kollegen gehört habe, gelten dadurch für uns die aktuellen Errungenschaften des Marburger Bunds (wie z.b. die elektronische Zeiterfassung) https://www.marburger-bund.de/Tarifabschluss nicht.

Das ärgert mich natürlich sehr.
Werden denn solche wichtigen Änderungen nicht in die Haustarifverträge übernommen?
Es ärgert mich enorm, dass jede Pflegekraft bei uns elektronische Zeiterfassung hat und Überstunden erfasst werden. Nur bei uns Ärzten ist es wieder ein ewiger Kampf und wird einfach nicht umgesetzt.

Weiß dazu vielleicht jemand mehr? :-winky

Viele Grüße,
Schenkelblock

Shizr
09.06.2020, 15:58
Werden denn solche wichtigen Änderungen nicht in die Haustarifverträge übernommen?
Genau dafür haben Arbeitgeber Haustarifverträge. Um solche wichtigen Änderungen nicht zwangsläufig übernehmen zu müssen.


Und korrekt. Wenn dein Arbeitgeber nicht der Tarifgemeinschaft deutscher Länder angehört, gilt der TV-Ä/TdL selbstverständlich nicht für euch.

schenkelblock
09.06.2020, 20:31
Na das sind ja goldige Nachrichten :-oopss

Und kommt sowas dann ziemlich sicher in den nächsten Hausvertrag oder kann die Uniklinik das auch einfach weglassen?

Ist ja nicht Sinn der Sache, dass der Marburger Bund solche Sachen "rausholt" aber dann jede Uniklinik weiter ihr eigenes Süppchen kocht. Das Problem der Zeiterfassung und vieler Überstunden besteht ja i.d.R. am stärksten genau dort.

ehem-user-21-08-2020-1502
09.06.2020, 22:39
Zum Thema ÜS und freie Wochenenden

Diese Regel ist zwar mit einer Ausnahme behaftet („wenn andernfalls eine Gefährdung der Patientensicherheit droht“),

Wie auch immer Patientensicherheit definiert ist. Wo fängt sie an?
Dieser Satz steht so im Tarifvertrag. Sicher auch in deinem Haustarifvertrag.
Letztlich kann mit der Begründung "drohende Gefährdung der Patientensicherheit" alles hinfällig gemacht werden. Da interessiert nicht Tarifvertrag oder Haustarif

Bonnerin
10.06.2020, 08:29
Zum Thema ÜS und freie Wochenenden

Diese Regel ist zwar mit einer Ausnahme behaftet („wenn andernfalls eine Gefährdung der Patientensicherheit droht“),

Wie auch immer Patientensicherheit definiert ist. Wo fängt sie an?
Dieser Satz steht so im Tarifvertrag. Sicher auch in deinem Haustarifvertrag.
Letztlich kann mit der Begründung "drohende Gefährdung der Patientensicherheit" alles hinfällig gemacht werden. Da interessiert nicht Tarifvertrag oder Haustarif

Das hätte vielleicht im März bei dem Corona-Ausbruch gezogen (oder auch z.B. bei irgendwelchen großen MANVs, wobei wir ja zum Glück weniger bewaffnete Amokläufe haben als die USA), aber wenn man als Klinik immer versuchen wird/würde, alles mit der "Patientensicherheit" zu begründen werden die Mitarbeiter früher oder später kündigen. Dieser Passus steht meines Wissens auch nicht nur im TV-Ä/TdL für Unikliniken, sondern auch im TV-Ä/VKA drin.

Aber nein, dieser Satz muss damit nicht zwangsläufig in einem privaten Hausvertrag drinstehen. Es gibt ja auch beispielsweise die tollen menschenfreundlichen Verträge an einigen kirchlichen Häusern, wo explizit gar nichts zum Thema "freie Wochenenden" oder "Begrenzung der Dienstanzahl" drinsteht. Denn sobald irgendwas in einem von beiden Seiten unterschriebenen Vertrag drinsteht hat man zumindest eine gewisse Form der juristischen Handhabe. Es gibt schon einen Grund, warum sich die kirchlichen Häuser strikt weigern, irgendeinen Tarifvertrag vom Marburger Bund anzuerkennen.

schenkelblock
10.06.2020, 21:05
Aber meine Uniklinik hat ja einen Tarifvertrag mit dem Marburger Bund, nur das der eben Haustarifvertrag heißt.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Unikliniken sich bezüglich der Arbeitszeiterfassung ewig darum drücken können.

Zumal es bei unserem Pflegepersonal problemlos klappt. Habe da langsam echt die Nase voll.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/211758/Recht-Krankenhaeuser-muessen-Arbeitszeiten-voll-erfassen
--> klingt für mich so als ob die kliniken in der Pflicht sind die Zeiten zu erfassen.

ehem-user-21-08-2020-1502
10.06.2020, 21:17
Ich habe dazu mal einen offiziellen Beitrag von der praktischarzt.de Seite gefunden. Es istschon bezeichnend, dass es quasi höchstrichterlich vom obersten Gericht entschieden wurde, und trotzdem von vorn herein geglaubt wird, dass die Arbeitszeit NICHT dokumentiert wird.

Fazit
Wie und wann sich die gesetzliche Änderung zur Arbeitszeiterfassung in Deutschland gestalten wird, bleibt abzuwarten. Solange es aber keine Änderung im Arbeitszeitgesetz gibt, bleibt alles beim Alten.

Kommt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung, haben es Arbeitnehmer fortan leichter ihre Rechte durchzusetzen. Daneben ist es aber auch fraglich, ob die systematische Arbeitszeiterfassung auch tatsächlich überall praktiziert wird. Und eins ist klar: Wer der Dokumentation entkommen will, findet sicher einen Weg.

schenkelblock
10.06.2020, 21:26
ja den von dir zitierten Beitrag habe ich auch vor 5 min gelesen.
Was ich mich allerdings frage: Es besteht offensichtlich die Pflicht (EuGH wiegt doch stärker als deutsche Gesetze und damit auch stärker als das deutsche Arbeitszeitgesetz, korrekt?). Die Pflicht wird größtenteils ignoriert.
Was passiert denn, wenn die ersten Kliniken verklagt werden? Sobald die ersten Strafen fällig werden würden, würden doch ganz schnell die Arbeitszeiten erfasst werden.

Autolyse
10.06.2020, 21:27
[...]Wie auch immer Patientensicherheit definiert ist. Wo fängt sie an?[...]
Dafür gibt es Gerichte, theoretisch. Aber im ärztlichen Arbeitsrecht ist zwischen Jäger und 7 AZR 597/15 nicht viel passiert, dementsprechend wird man in den nächsten 20 Jahren nicht mit einer zumindest obergerichtlichen Auslegung rechnen können.

ehem-user-21-08-2020-1502
10.06.2020, 22:06
ja den von dir zitierten Beitrag habe ich auch vor 5 min gelesen.
Was ich mich allerdings frage: Es besteht offensichtlich die Pflicht (EuGH wiegt doch stärker als deutsche Gesetze und damit auch stärker als das deutsche Arbeitszeitgesetz, korrekt?). Die Pflicht wird größtenteils ignoriert.
Was passiert denn, wenn die ersten Kliniken verklagt werden? Sobald die ersten Strafen fällig werden würden, würden doch ganz schnell die Arbeitszeiten erfasst werden.

Europäisches Recht schlägt Bundesrecht, Bundesrecht schlägt Landesrecht. Ja, der EuGH ist die höchste Instanz. Wie und durch wen da das AZG geändert werden muss, ist mir nicht ganz klar geworden.
Am merkwürdigsten fande ich aber die letzen beiden Sätze:

Daneben ist es aber auch fraglich, ob die systematische Arbeitszeiterfassung auch tatsächlich überall praktiziert wird. Und eins ist klar: Wer der Dokumentation entkommen will, findet sicher einen Weg.


Daraus lese ich, dass das Gesetz nicht das Papier wert ist, auf dem es gedruckt ist. Die Entscheidungen des BVG bzgl. Studienzugang ist zügig umgesetzt worden. Bei der Entscheidung des höchsten Gerichts was diesmal zugunsten der Ärzte entschieden hat, wird sofort angenommen, das die AG das einfach umgehen können. Das dieses Verhalten höchst illegal ist, wird in dem Artikel an keiner Stelle geschrieben. Die Umgehung der Arbeitszeit-Dokumentation geschieht ständig und zwar mit Vorsatz. Der Artikel suggeriert dem rechtlich Unerfahrenen (wozu ich mich im übrigen auch zähle), dass das mehr oder weniger eine Art Richtlinie oder Empfehlung vom fernen EuGH ist, die die deutschen AG leicht umgehen können. Das sagt der letzte Satz nämlich aus: Es findet sich sicher ein Weg, der Dokumentation zu entgehen.
Aber wehe, der übermüdete Arzt der( undok.) ÜS macht mal nen Fehler, dann geht's schnell vor Gericht.

nie
10.06.2020, 22:30
Solange die Anwesenheit nicht mittels implantierter Mikrochips an der Türschwelle der Klinik erfasst wird, kann man immer manipulieren.

Letzten Endes muss ich immer noch einen Chip gegen ein Gerät halten und je nach Malignitätsgrad der Abteilung hat der Chef da nicht unwesentlichen Einfluss drauf, wann genau ich das mache. Klar fliegt ihm das um die Ohren wenn mal was passiert aber man sieht ja, mit was für Dingen die Krankenhäuser so durchkommen, da macht eine bewusst manipulierte Arbeitszeiterfassung jetzt auch keinen Unterschied. :-nix

Wir haben einen elektronische Zeiterfassung und bisher habe ich damit mehr Ärger gehabt als sie mir genutzt hätte. In meiner Abteilung konnte man aber auch vorher schon ohne Probleme alle seine Überstunden aufschreiben und mein Chef weiß, dass eine Arbeitszeitgesetzz existiert und für Ärzte gilt.

ehem-user-21-08-2020-1502
10.06.2020, 22:33
S
Wir haben einen elektronische Zeiterfassung und bisher habe ich damit mehr Ärger gehabt als sie mir genutzt hätte. In meiner Abteilung konnte man aber auch vorher schon ohne Probleme alle seine Überstunden aufschreiben und mein Chef weiß, dass eine Arbeitszeitgesetzz existiert und für Ärzte gilt.

Warum hast du mehr Ärger dadurch?

Ich werde nur bei einem Haus unterschreiben, wo ich nicht systematisch um viel Geld geprellt werde. Bin allerdings auch nicht so ortsgebunden und strebe kein kompetetives oder besonders gefragtes Fach an. Mein Freund hat sich während seines Studiums als LKW-Fahrer etwas dazu verdient (er hatte vorher schon den Führerschein dafür):
Wenn er nicht penibel seine Ruhezeiten dokumentiert und eingehalten hätte, wäre er fristlos entlassen worden.
Man sollte sich als Arzt öfter mal zusammenrechnen, wie viel Geld man an eine Klinik oder einen Konzern verschenkt, wenn man undukumentierte anspruchsvolle Arbeit leistet. Wie kommen manche Klinikkonterne auf zweistellige Renditen? Da würde ich nicht arbeiten wollen, wenn ich ständig um meinen Lohn betrogen würde

Bonnerin
11.06.2020, 07:25
Aber meine Uniklinik hat ja einen Tarifvertrag mit dem Marburger Bund, nur das der eben Haustarifvertrag heißt.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Unikliniken sich bezüglich der Arbeitszeiterfassung ewig darum drücken können.

Zumal es bei unserem Pflegepersonal problemlos klappt. Habe da langsam echt die Nase voll.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/211758/Recht-Krankenhaeuser-muessen-Arbeitszeiten-voll-erfassen
--> klingt für mich so als ob die kliniken in der Pflicht sind die Zeiten zu erfassen.

Es ist aber ja dann dennoch ein "privater" Tarifvertrag zwischen deiner UK und dem MB und vermutlich nicht der generelle TV-Ärzte, was halt zu möglichen Abweichungen führt.

Ach, solange wie 50%+ der Mediziner mit einem chronischen Helfersyndrom rumlaufen und an eine "Berufung" glauben kommen die Krankenhäuser so oder so mit Tricks durch. Da sind eher erstmal die Ärzte in der Pflicht, denn "grundsätzlich manipulationsfreie" Erfassung gibt es, aber dann muss man sie auch unmanipuliert von der Abteilung/Klinik verwenden dürfen.

@Dame Ajola: Weil die Systeme nicht gut sind, teils nicht funktionieren und die Nachtragung zwar möglich, aber nur sehr kompliziert ist, würde ich sagen. So habe ich es zumindest bei uns erlebt.

nie
11.06.2020, 09:05
@Dame Ajola: Weil die Systeme nicht gut sind, teils nicht funktionieren und die Nachtragung zwar möglich, aber nur sehr kompliziert ist, würde ich sagen. So habe ich es zumindest bei uns erlebt.


Das trifft es schon ganz gut. Zeiten werden nicht oder unvollständig übertragen. Diensttausch sollte ich theoretisch selbst im System eintragen können, praktisch kann ich den entsprechenden Dienst nicht anklicken und muss dafür in der IT anrufen. Manchmal wirds direkt geändert, manchmal erst nach 2-3 Anrufen. Dann stehen schonmal weggetauschte Dienste als "Ist-nicht-zur-Arbeit-erschienen" im System weil sie im Sollplan noch drinstehen, ich mich aber nicht ein- und ausgeloggt habe. Nachtragen/Zeiten ändern ist unnötig kompliziert und selbst wenn man es schafft, alle Buttons und Bestätigungen anzuklicken, braucht es meist 2-3 Versuche bis Änderungen ins System übernommen werden. Ich habe diesen Monat fast jeden Tag mit der IT telefoniert weil wieder hinten und vorne was nicht passt. Und weil es so schön ist, gehen irgendwie immer nur Dinge unter, die zu meinem Vorteil wären. Ich kann immerhin den ganzen Monat und bis in den Folgemonat hinein noch Änderungen vornehmen. Ich kenne Abteilungen, da wird die Arbeitszeiterfassung nach einer Woche gesperrt und man kann immer nur in der laufenden Woche Änderungen vornehmen. Wenn da nicht jeden Tag akribtisch seinen Stundenzettel kontrolliert, verschwinden da ganz schnell einige Stunden für immer im Nirvana.



Ach, solange wie 50%+ der Mediziner mit einem chronischen Helfersyndrom rumlaufen und an eine "Berufung" glauben kommen die Krankenhäuser so oder so mit Tricks durch. Da sind eher erstmal die Ärzte in der Pflicht, denn "grundsätzlich manipulationsfreie" Erfassung gibt es, aber dann muss man sie auch unmanipuliert von der Abteilung/Klinik verwenden dürfen.

Genau das. Beispiele : die Assistenten habe sich zu Feierabend oder mit max. einer Überstunde ausgeloggt und dann einfach weitergearbeitet. Wäre ja "nur" Briefe schreiben, das wäre ja nicht richtig Arbeiten... oder morgens eine halbe Stunde/Stunde vor Dienstbeginn kommen und die Visite vorbereiten, sich aber erst zum offiziellen Arbeitsbeginn einloggen. Oder der Klassiker: zur Pause ausstempeln und weiterarbeiten. Macht ja auch keiner Überstunden oder lässt Pausen ausfallen weil man so Spaß an der Arbeit hat und es so toll findet. Und in Abteilungen wo Überstunden aufschreiben nicht gewünscht ist, werden die Oberen auch dafür sorgen können, dass die Mitarbeiter arbeitszeitkonform stempeln. Unabhängig davon, wie lange sie da sind.

Mein Chef ist da zum Glück nicht so maligne und akzeptiert die Arbeitszeiten so wie sie dokumentiert wurde. Von anderer Seite außerhalb meiner Abteilung wurde ich aber schon freundlich dazu aufgefordert, meine Pausen nachzutragen...

daCapo
11.06.2020, 12:00
Doppelter Beitrag/Fehler

daCapo
11.06.2020, 12:02
Man sollte sich als Arzt öfter mal zusammenrechnen, wie viel Geld man an eine Klinik oder einen Konzern verschenkt, wenn man undukumentierte anspruchsvolle Arbeit leistet. Wie kommen manche Klinikkonterne auf zweistellige Renditen? Da würde ich nicht arbeiten wollen, wenn ich ständig um meinen Lohn betrogen würde

Helios, Asklepios. Und da wäre wieder die Grundsatzdisussion, ob Gesundheit ein Markt ist wie Auto verkaufen.




Ach, solange wie 50%+ der Mediziner mit einem chronischen Helfersyndrom rumlaufen und an eine "Berufung" glauben kommen die Krankenhäuser so oder so mit Tricks durch. Da sind eher erstmal die Ärzte in der Pflicht, denn "grundsätzlich manipulationsfreie" Erfassung gibt es, aber dann muss man sie auch unmanipuliert von der Abteilung/Klinik verwenden dürfen.



Das ist nicht nur Helfersyndrom, sondern Karriere. Wer macht schon Karriere, der jede Überstunde dokumentiert?
Der Liebling vom Chef ist die Person, die die Arbeit still erledigt und die Zustände hinnimmt.
Bei Forschung ist es noch schwieriger. Die findet immer im Freizeitbereich zum überwiegenden Teil statt. Sie dient nicht unmittelbar der Krankenversorgung, sondern Renomee der Klinik und eigene Karriere.



Genau das. Beispiele : die Assistenten habe sich zu Feierabend oder mit max. einer Überstunde ausgeloggt und dann einfach weitergearbeitet. Wäre ja "nur" Briefe schreiben, das wäre ja nicht richtig Arbeiten... oder morgens eine halbe Stunde/Stunde vor Dienstbeginn kommen und die Visite vorbereiten, sich aber erst zum offiziellen Arbeitsbeginn einloggen. Oder der Klassiker: zur Pause ausstempeln und weiterarbeiten. Macht ja auch keiner Überstunden oder lässt Pausen ausfallen weil man so Spaß an der Arbeit hat und es so toll findet. Und in Abteilungen wo Überstunden aufschreiben nicht gewünscht ist, werden die Oberen auch dafür sorgen können, dass die Mitarbeiter arbeitszeitkonform stempeln. Unabhängig davon, wie lange sie da sind.



Hört sich sehr nach Leitung einer Inneren an....einerseits multimorbiden Patienten sehr zeitaufwendig helfen lassen (mit aus chirurgischer Sicht mit sehr mäßigem Erfolg) und andererseits vollkommen unmenschlich gegenüber dem eigenen Personal sein, insgesamt wenig pragmatisch. finde sowas furchtbar und bin froh nicht mehr in der Inneren zu sein (War nur ein Überbrückungsjob).

ehem-user-21-08-2020-1502
11.06.2020, 16:54
Helios, Asklepios. Und da wäre wieder die Grundsatzdisussion, ob Gesundheit ein Markt ist wie Auto verkaufen.

Da ist meine Antwort ganz klar. Da ich aber nichts daran ändern kann, werde ich mich an privaten Häusern nicht bewerben. Bei mir in der Nähe gibt es sowieso so gut wie keine Klinikkonzerne. Aber das kann jeder entscheiden wie er möchte.




Das ist nicht nur Helfersyndrom, sondern Karriere. Wer macht schon Karriere, der jede Überstunde dokumentiert?
Der Liebling vom Chef ist die Person, die die Arbeit still erledigt und die Zustände hinnimmt.
Bei Forschung ist es noch schwieriger. Die findet immer im Freizeitbereich zum überwiegenden Teil statt. Sie dient nicht unmittelbar der Krankenversorgung, sondern Renomee der Klinik und eigene Karriere.

Und dann kommt bei einigen das große Erwachen, weil eben nicht jeder dieser eifrigen Mitarbeiter Karriere machen wird. An der Uniklinik meines Studienortes sind einige Leute unfreiwillig (sichere Quellen) seit fast 10 Jahren Assistenten. Dazu viele Funktionsoberärzte. Wo so ein Hauen und Stechen ist wird es schwierig Mehrarbeit den Chef (der das natürlich weiss und bewusst ausnutzt) mit unzähligen umdokumentierten ÜS zu beeindrucken. Ein Chef der so drauf ist, wird sich wahrscheinlich auch nicht vor seine Mitarbeiter stellen, wenn denen aufgrund der chronischen Überlastung ein Fehler passiert ist. Da kann die Karriere schnell einen Knick bekommen.

Hört sich sehr nach Leitung einer Inneren an....einerseits multimorbiden Patienten sehr zeitaufwendig helfen lassen (mit aus chirurgischer Sicht mit sehr mäßigem Erfolg) und andererseits vollkommen unmenschlich gegenüber dem eigenen Personal sein, insgesamt wenig pragmatisch. finde sowas furchtbar und bin froh nicht mehr in der Inneren zu sein (War nur ein Überbrückungsjob).

Und dann kommt bei einigen das große Erwachen, weil eben nicht jeder dieser eifrigen Mitarbeiter Karriere machen wird. An der Uniklinik meines Studienortes sind einige Leute unfreiwillig (sichere Quellen) seit fast 10 Jahren Assistenten. Die Altvorderen räumen doch nicht einfach so den Platz. Dazu viele Funktionsoberärzte. Wo so ein Hauen und Stechen ist wird es schwierig Mehrarbeit den Chef (der das natürlich weiss und bewusst ausnutzt) mit unzähligen umdokumentierten ÜS zu beeindrucken. Ein Chef der so drauf ist, wird sich wahrscheinlich auch nicht vor seine Mitarbeiter stellen, wenn denen aufgrund der chronischen Überlastung ein Fehler passiert ist. Da kann die Karriere schnell einen Knick bekommen.
Mann muss sich nur ausrechnen, wieviel Geld man verschenkt und ob es wirtschaftlich ist 10 Jahre als Assistent zu buckeln.
Es gibt da ganz interessante Umfragen unter Assistenten an Uniklinika, die sich nach eigenen Aussagen in einer Sackgasse sehen

Aber das soll jeder für sich entscheiden. Man hat nur ein Leben und kann in seiner begrenzten Lebenszeit tun was man will. Ich habe im Studium nicht geglaubt, dass flächendeckend solche Zustände im Jahre 2020 vorkommen. Dass in Industrieunternehmen grundsätzlich ÜS nicht dokumentiert werden, habe ich noch nie gehört.


Kann ich sehr gut verstehen, dass du aus der Inneren raus bist. Das Fach schließe ich für mich nach div. Famulaturen definitiv in Deutschland aus (Obwohl ich Allgemeinmedizin interessant finde, aber 1 Jahr Innere in Deutschland?)

ehem-user-21-08-2020-1502
11.06.2020, 19:25
Wer macht schon Karriere, der jede Überstunde dokumentiert?


Es geht nicht um jede Überstunde. Es geht um Fälle, wenn täglich mehrere Überstunden anfallen und dies bei allen Assistenten der Fall ist. Dann stimmt etwas im System nicht. Und es muss möglich sein, in absehbarer Zeit FA zu werden, ohne jahrelang illegal zu arbeiten und sich um etliche Tausend Euro bescheissen zu lassen. Rechne das mal aufs Jahr hoch

daCapo
11.06.2020, 20:20
An der Uniklinik meines Studienortes sind einige Leute unfreiwillig (sichere Quellen) seit fast 10 Jahren Assistenten. Die Altvorderen räumen doch nicht einfach so den Platz. Dazu viele Funktionsoberärzte.)

Kommt aufs Fach an, in meinem Fachgebiet gibt es keine Assis, die 10 Jahre auf der Stelle sitzen (vllt halbtags?). Die Praxis ist attraktiver sobald man FA ist als das KH. Personenen mit Karrierewunsch bleiben im KH. Das garkeine ÜS aufgeschrieben werden, finde ich auch unrealistisch, würde ja heißen alles lässt sich auf die Minute erledigen, es gibt eher zu viel Personal.


Es geht nicht um jede Überstunde. Es geht um Fälle, wenn täglich mehrere Überstunden anfallen und dies bei allen Assistenten der Fall ist. Dann stimmt etwas im System nicht. Und es muss möglich sein, in absehbarer Zeit FA zu werden, ohne jahrelang illegal zu arbeiten und sich um etliche Tausend Euro bescheissen zu lassen. Rechne das mal aufs Jahr hoch

sehe ich auch so, ist dann keine gute Klinik, wenn man die Inhalte nicht erlernen kann in absehbarer Zeit

ehem-user-21-08-2020-1502
11.06.2020, 20:45
Das garkeine ÜS aufgeschrieben werden, finde ich auch unrealistisch, würde ja heißen alles lässt sich auf die Minute erledigen, es gibt eher zu viel Personal.


Ich meinte damit, dass es wohl Abteilungen gibt, wo jede Menge ÜS gemacht werden aber diese grundsätzlich nicht aufgeschrieben werden bzw. abgezeichnet werden. Das ist aber sicherlich nicht die Norm, kommt aber vor.
Ich lese heraus, dass du in einem chirurgischen Fach tätig bist. Da hast du spätestens als FA sowohl in der Klinik als auch in der Praxis sehr gute Möglichkeiten. In meiner Famulatur in der Inneren gab es in der Tat viele Altassistenten (10 Jahre und mehr). Das halte ich für wenig erstrebenswert. Ich sag mir, Augen zu und durch, jede Assistenzzeit geht zuende. Wobei ich den Ausdruck "ASSISTENZarzt" nicht mag. Man ist ja im eigentlichen Sinne kein Assistent, zumal der Begriff aus einer längst vergangenen Epoche stammt, die nicht unbedingt mit positiven Dingen der dt. Geschichte verknüpft ist (Preußische Armee)