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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist Medizin das richtige für mich? Woher kann man das wissen?



AnonymeNutzerin
17.06.2020, 17:04
Hallo!
Ich möchte mal fragen, wie ich mich entscheiden kann ob ich Medizin studiere.
Ich bin 10. Klasse, ein dreiwöchiges Praktikum hab ich schon in der Pflege gemacht, und sobald es die Coronasituation zulässt werde ich auch noch weitere Praktika, und auch im OP, machen. Das Praktikum hat mir auch ganz gut gefallen (und mich auch überhaupt dazu gebracht Arzt werden zu wollen), aber ich meine von einigen Wochen als Praktikant weiß man ja trotzdem nicht ob man es das ganze Leben mal machen möchte.
Ich finde Medizin (und Naturwissenschaften) sehr sehr spannend, mag auch den Patientenkontakt und die Zusammenarbeit.
Allerdings hört man ja auch von den Arbeitsbedingungen, und aus diesem Grund überlege ich ob ich das wirklich möchte. Ich bin bereit, für eine bestimmte Zeit viel zu arbeiten und alles zu geben. Aber ich möchte mich nicht mein ganzes Leben lang nur kaputtarbeiten.
Und ich möchte wahrscheinlich auch irgendwann noch Kinder haben. Außerdem ist mir mein Hobby (Musik) wichtig und ich möchte es nicht für immer aufgeben.
Selbstständig zu sein und eine Praxis zu haben kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen.
Das wären jetzt alles Gründe dagegen, natürlich gibt es auch viele Gründe dafür, ich find Medizin wirklich toll und hätte glaube ich auch viel Leidenschaft dabei, aber ich weiß nicht ob es mit den oben genannten Gründen sinnvoll wäre.
Ich freu mich wenn ihr eure Sicht der Dinge zeilen könntet! Bzw. sagen was ich noch machen könnte um mich zu entscheiden ob ich Medizin mache.
Vielen Dank!

P.S.: Dinge die für mich nicht gegen Medizin sprechen würden:
Das entsprechende Abi und TMS würde ich so wie es aussieht bestimmt schaffen.
Ich weiß das Patienten auch sterben werden. Tod und Trauer gehören für mich zum Leben dazu, und ich hab das Gefühl das ich das aber auch oft relativ gut auf der Arbeit lassen könnte. (Außer wenn ich da einen schwerwiegenden Fehler gemacht habe, das wär dann auch sonne Sache...)

Mr. Pink online
18.06.2020, 01:29
Die ehrliche Antwort ist, dass vermutlich die wenigsten es überhaupt vor Arbeitsbeginn richtig wissen (also nach bereits 6 Jahren Studium). Nicht zuletzt kommt daher auch viel von dem "Gejammer" das man so häufig hört. Falsche Vorstellungen, Ideale, persönliche Wünsche, etc kollidieren mit der rauen Wirklichkeit unserer Arbeitswelt und unseres Gesundheitssystems. Das Medizinstudium ist ein langwieriges und in vielen Phasen auch anspruchsvolles Studium. D. h. wenn du die Voraussetzung mitbringst, dass du fleißig bist und leicht eigenständig lernst, ist das schon die halbe Miete. Nach Abschluss des Studiums findet so ziemlich jeder seine Niesche. Ich kann es weiterhin nur empfehlen. Die Arbeitsbedingungen sprechen sicher nicht für den Arztberuf, aber wenn ich mir meine Akademikerkollegen aus anderen Berufsfeldern anschau, dann haben die auch nicht nur zu lachen.

ehem-user-21-08-2020-1502
18.06.2020, 03:01
Dem kann ich mich nur anschließen. Man kann doch sehr viel machen und seine Nische finden. Das trifft es sehr gut. Genau darauf hoffe ich bei mir auch. Außerdem muss man nach der FA-Ausbildung nicht im Krankenhaus bleiben. Wenn du nicht eine eigene Praxis führen möchtest, kann man sich heute auch in einer Praxis oder einem MVZ anstellen lassen (auch in Teilzeit und mit geregelten Arbeitszeiten).

Bonnerin
18.06.2020, 11:28
Man kann es leider nicht wissen und das ist das Problem. Ich habs schonmal in nem anderen Thread ähnlich formuliert: Frag 100 Leute, ob sie es nochmal machen würden und du würdest 100 Antworten kriegen, komplett verteilt zwischen "ja, unbedingt" und "nein, lieber würde ich Kaugummis von der Straße kratzen".

Ich würde es definitiv nicht nochmal machen. Im Vergleich zu den ärztlichen Arbeitsbedingungen, die ich 2013 im KPP gesehen habe, sind der Dokumentationsaufwand (Bürokratie) und auch die rechtlichen Probleme (Patienten, die mit Klagen drohen) gestiegen. Das habe ich zumindest so empfunden, wurde mir auch von mehr als nur ein paar Kollegen bestätigt.

Das Studium ist viel Stoff, teilweise auch 10 Klausuren in 2 Wochen, aber akademisch ehrlich gesagt nicht anspruchsvoll. Oft werden in den Klausuren halt Details abgefragt, die aber sogar mit den Staatsexamina wenig zu tun haben und mit den häufigen Krankheitsbildern die man sieht, noch weniger. Wenn man irgendwann mal gelernt hat, einfach ohne viel "Warum muss ich das Lernen?" Kram auswendig zu lernen, wird man mit dem Medizinstudium keine Probleme haben.

Man sollte für später aber nicht unterschätzen, dass manche Krankenhäuser (vor allem die kirchlichen, gelegentlich auch private) immer noch so gar nix von vernünftigen Arbeitszeiten halten. An dem Haus, wo ich zum PJ Innere war war es z.B. nicht üblich, auch nur ein Wochenende im Monat frei zu haben, kenne ich auch von ein paar anderen Häusern.

Ja, es gibt Nischen und ja, es gibt auch in der Klinik Fachrichtungen, die "geregeltere" Arbeitszeiten haben und mit denen auch halbwegs Freizeit + Familie zu vereinbaren ist, wie Radiologie, Anästhesie, Derma, Auge, Psych oder Viro/Mibi/Hygiene. Ich fange auch in einem von den Fächern an, weil ich die Arbeitsbedingungen in z.B. Innere persönlich echt unerträglich finde. Allerdings muss man auch da sagen, dass diese Fächer nicht unbedingt für jede/n etwas sind. Und wenn einen davon so gar nix interessiert helfen einem auch die vergleichsweise besseren Arbeitszeiten nicht.

Wenn du es unbedingt willst, mach es. Wenn nicht, dann nicht. Aber auch für irgendwelche Quereinstiege in die Wirtschaft etc., die gerne zitiert werden, braucht man i.d.R. meistens einen Facharzt (also ne Gesamtausbildung von ca. 11-12 Jahren).

ehem-user-21-08-2020-1502
18.06.2020, 22:38
Ich finde Innere früher mal sehr interessant, eigentlich immer noch ein bisschen. Aber für mich sind die o.g. Arbeitsbedingungen ein absolutes Ausschlusskriterium. Zum Glück finde ich aber die o.g. Fachrichtungen auch sehr interessant. Das "Gejammer" kommt hauptsächlich aus dem Bereich Innere und Chirurgie (nach meinem Empfinden). Allerdings sind da auch die meisten Ärzte tätig. Ein 9-5 Bürojob mit Routine und oft deutlich weniger Gehalt wäre für mich aber auch nicht so das Wahre. Finde ich langweilig.
Es studieren übrigens sehr viele Ärztekinder Medizin. Wenn das also alles so super schlecht wäre, wäre es sicher nicht so sehr begehrt. Eine wirkliche Alternative habe ich auch nicht. Medizin interessiert mich zu sehr

locumo123
19.06.2020, 10:24
Am hilfreichsten sind immer noch die Praktikas. Es gibt viele Abeitszeitmodelle je nach Krankenhaus. Wer medizinisch interessiert ist und gerne Verantwortung übernehmen möchte, der hat schon mal gute Voraussetzungen mitgebracht.

Ein Bürojob von Mo-Fr von 8-16 Uhr wäre nichts für mich. Jeder Beruf hat seine Vor-und Nachteile. Es ist wichtig einen Beruf zu finden, den man langfristig machen kann.
z.B.: Wenn man als Arzt/Ärztin in der Inneren arbeitet kommt schnell viel Routine rein v.a. Arztbriefe schreiben, aber auch viel interventionelle Diagnostik. Wir brauchen Inernisten genauso wie Pathologen, Mikrobiologen usw. usf. Z.b. Internistische und chirurgische Dienste sind anstrengend. Ich hatte von gestern bis heute einen 24 Std. Dienst. Gestern von 7:30 Uhr früh bis heute morgen 3:00 Uhr früh auf Achse ohne Pause gewesen. Ich musste Innere Station plus Internistische Notfälle betreuen.
Jedoch ist jeder Dienst anders und kann auch mal gemütlicher sein. Ich mache 24 Std. Dienste am Wochenende 1x im Monat. Insgesamt 5-6 24 Std. Dienste im Monat.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden und es macht mehr sehr viel Spaß und lerne jeden Tag viel dazu.

Bei uns im Krankenhaus machen momentan die Pathologen auch Wochenenddienst aufgrund von personalen Engpässen. Die Situation wird sich auch hier wieder entspannen. Ich hätte mir auch überlegt, ob ich in die Pathologie gehen soll, aber da fehlt mir auch wieder der Patientenkontakt.

Schließlich habe ich mich für die Innere/Allgemeinmedizin entschieden, da ich gerne mit Pat. arbeite, gerne "philosophiere" und verschiedene Zusammenhänge zu einem gesamten Bild machen will. Ich wusste jedoch schon vorher, dass Innere nicht gemütlich ist.

Mein Tipp: Sich unterschiedliche Fachdisziplinen anschauen.

medimeister84
19.06.2020, 12:37
Letztlich kannst du es nie wirklich wissen bevor du dein Studium abgeschlossen hast und anfängst als Arzt zu arbeiten... ist auf jeden Fall sehr gut, dass du viele Praktika machen möchtest und deine Vorstellungen von dem Beruf zu verbessern. Ich würde dir empfehlen, das Gespräch mit Ärzten zu suchen und mit Ihnen über die Entscheidungsfindung zu sprechen.

Feuerblick
19.06.2020, 13:44
Tipp: Konzentriere dich auf jeden Fall auf ein möglichst gutes Abi, mach Praktika (auch außerhalb der Medizin) und schau, wie es in zwei Jahren oder später aussieht. Ich wollte noch in der 12. Klasse auf keinen Fall studieren und noch viel weniger Medizin. Man verändert sich in der Zeit sehr und manchmal läuft einem ein Beruf über den Weg, den man sich viel besser vorstellen kann.

Mr. Pink online
19.06.2020, 17:03
Ich hatte von gestern bis heute einen 24 Std. Dienst. Gestern von 7:30 Uhr früh bis heute morgen 3:00 Uhr früh auf Achse ohne Pause gewesen. Ich musste Innere Station plus Internistische Notfälle betreuen.

Das ist vor allem illegal.

Gahbas
03.07.2020, 22:52
Wie viel bekommt ihr pro dienst vergütet?

Milana
05.07.2020, 10:51
Ich bin zwar nicht locumo, aber unsere Dienste sind oft ähnlich und auch höchste BD Stufe, ein Dienst unter der Woche sind ca. 230 Euro brutto (inkl. ND Zuschlag), für mich ca. 130 Euro netto.

JungerArzt92
12.07.2020, 16:24
Studier nicht Medizin. Egal, worauf du Wert legst (interessante Tätigkeit, Gehalt, Work-Life-Balance) - es gibt immer deutlich bessere Alternativen. Für nähere Infos gerne PN.

Ich bereue meine Studienentscheidung jeden Tag. Mach nicht denselben Fehler wie ich.

AnonymeNutzerin
12.07.2020, 17:44
Hallo, kann es sein dass bei dir die PN deaktiviert sind (war bei mir anfangs auch so, deshalb). Jedenfalls stand es auch da als ich die Nachricht abschicken wollte.

Heerestorte
12.07.2020, 18:08
Hallo, kann es sein dass bei dir die PN deaktiviert sind (war bei mir anfangs auch so, deshalb). Jedenfalls stand es auch da als ich die Nachricht abschicken wollte.

Hör nicht auf den verbitterten "jungen Arzt", der labert nur Quark.

JungerArzt92
14.07.2020, 19:05
Hör nicht auf den verbitterten "jungen Arzt", der labert nur Quark.

Ärzte haben, unter allen Akademikern, vermutlich den schlechtesten Stundenlohn und die schlechtesten Arbeitsbedinungen. Mach IRGENDETWAS anderes. Ich bitte dich.

Feuerblick
14.07.2020, 19:11
Oder mach das, was dir Spaß macht. Muss ja nun nicht jeder Millionär werden und nen Porsche fahren. :-meinung

Cor_magna
14.07.2020, 19:46
Ärzte haben, unter allen Akademikern, vermutlich den schlechtesten Stundenlohn und die schlechtesten Arbeitsbedinungen. Mach IRGENDETWAS anderes. Ich bitte dich.

Alter, nur weil deine Kumpels mehr verdienen als du heisst das nicht, dass ALLE Akademiker besser verdienen.

An den TE: Schau mal im Arztbereich, da hat der JungeArzt92 schon seine Ansichten verbreitet und wurde mit der Realität bekannt gemacht.

Zusammenfassend: Er ist verbittert, überarbeitet und er sitzt an einer Scheiss Stelle an einer blöden Uni. Das heisst nicht, dass es allen anderen Ärzten schlecht geht.