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WHSmith
19.06.2020, 07:30
Hallo an alle,

ich arbeite seit ca. über einem Jahr als Assistenzarzt an einer deutschen Uniklinik im Fachbereich Kardiologie. Mir macht die Arbeit und die intensive klinische Forschung sehr viel Spaß, habe aber in letzter Zeit oft Zweifel an der Tätigkeit entwickelt.
Ich habe enormes Interesse an der Kinderkardiologie und insbesondere der Versorgung dieser Kinder entwickelt. Ist es möglich, nach der Ausbildung zum Kardiologen eine Quereinstieg in die Kinderkardiologie zu machen oder läuft das nur über den Pädiater? Gibt es da vlt. Möglichkeiten? Habe leider wenig pädiatrische Erfahrung im Studium gesammelt, würde es mir aber zutrauen, da wieder reinzukommen.

Wäre für Tipps sehr dankbar.

VG, Schmidt

Moonchen
19.06.2020, 08:14
Hey,

Kinderkardiologe kannst du nur werden wenn du vorher deinen Facharzt für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin gemacht hast. Dafür könntest du dir aber eine gewisse Zeit aus der Inneren anrechnen lassen. Bedenke aber dass du da in aller Regel mit Kinderkardiologie erstmal wenig zu tun haben wirst - zwar kenne ich einige Kollegen die während der Facharztausbildung quasi nur in der Kinderkardiologie arbeiten und vlt 1-2 Jahre woanders hinrotiert sind; ob das auf sinnvoll ist ist meiner Meinung nach sehr fraglich.
Wenn dich die Krankheitsbilder an sich interessieren kann man später als Erwachsenenmediziner die Weiterbildung EMAH (Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern) machen. Allerdings ist das glaube ich aktuell nur sinnvoll wenn du dich dann als Kardiologe niederlassen möchtest - zumindest in unserer Klinik werden die EMAH hauptsächlich durch die Kinderkardiologen betreut. Wobei sich das ggf in der Zukunft auch noch ändern kann - schließlich gibt es immer mehr Erwachsene mit angebotenen Herzfehlern die in Zukunft ja auch irgendwie versorgt werden müssen.

Lg
moonchen

WHSmith
19.06.2020, 08:33
Hey,

Kinderkardiologe kannst du nur werden wenn du vorher deinen Facharzt für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin gemacht hast. Dafür könntest du dir aber eine gewisse Zeit aus der Inneren anrechnen lassen. Bedenke aber dass du da in aller Regel mit Kinderkardiologie erstmal wenig zu tun haben wirst - zwar kenne ich einige Kollegen die während der Facharztausbildung quasi nur in der Kinderkardiologie arbeiten und vlt 1-2 Jahre woanders hinrotiert sind; ob das auf sinnvoll ist ist meiner Meinung nach sehr fraglich.
Wenn dich die Krankheitsbilder an sich interessieren kann man später als Erwachsenenmediziner die Weiterbildung EMAH (Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern) machen. Allerdings ist das glaube ich aktuell nur sinnvoll wenn du dich dann als Kardiologe niederlassen möchtest - zumindest in unserer Klinik werden die EMAH hauptsächlich durch die Kinderkardiologen betreut. Wobei sich das ggf in der Zukunft auch noch ändern kann - schließlich gibt es immer mehr Erwachsene mit angebotenen Herzfehlern die in Zukunft ja auch irgendwie versorgt werden müssen.

Lg
moonchen

Vielen Dank für die Antwort. Bei uns ist da aktuell viel Streit zwischen den EMAH Ärzten und Kinderkardiologen. Da ist Mitarbeiten nicht so gut möglich.
Ich bereue es sehr, dass ich im Studium so wenig pädiatrische Erfahrung gesammelt habe und wsl. keinen EInstieg mehr in das Fach finden werde, auch wenn es mittlerweile ein Traum ist.

Mir macht die Arbeit in der Kardio Spaß und Erfolg im Bereich Forschung ist auch da, aber es ist nicht sehr erfüllend.

Gibt es überhaupt Möglichkeit für mich jetzt in Pädiatrie einzusteigen?

VG Schmidt

Autolyse
19.06.2020, 09:38
Der Wechsel in die Pädiatrie mit Berufserfahrung aus einem anderen Fach ist problemlos. Ist nicht die Dermatologie. ;-)

Moonchen
19.06.2020, 09:44
Natürlich ist ein Quereinstieg noch möglich - kommt aber denke ich auch ein bischen drauf an was du willst bzw wie flexibel du bist. Natürlich ist es ohne Päd-Erfahrung schwerer ne Stelle zu bekommen als mit, sollte aber sofern du örtlich flexibel bist möglich sein. Ist halt die Frage ob du in Betracht ziehen würdest auch ggf an eine Nicht-Uniklinik ohne Forschung zu gehen und dich dann erstmal ein paar Jahre mit Fieberkrämpfen, obstruktiver Bronchitis, NG-Infektionen und Co zu beschäftigen.
Wenn du unbedingt an ner Uniklinik bleiben magst und forschen willst kannst du dich ja auch direkt in einer kinderkardiologischen Abteilung bewerben; so schlecht sieht die Stellensituation da meistens gar nicht aus, wobei natürlich auch bevorzugt Leute mit schon bestehender Erfahrung im Bereich Pädiatrie genommen werden.
Darf ich fragen was du an deiner Arbeit nicht erfüllend findest und in der Päd eher finden willst !?

Lg Moonchen

MedKrone
19.06.2020, 10:07
falscher thread

WHSmith
19.06.2020, 10:59
Natürlich ist ein Quereinstieg noch möglich - kommt aber denke ich auch ein bischen drauf an was du willst bzw wie flexibel du bist. Natürlich ist es ohne Päd-Erfahrung schwerer ne Stelle zu bekommen als mit, sollte aber sofern du örtlich flexibel bist möglich sein. Ist halt die Frage ob du in Betracht ziehen würdest auch ggf an eine Nicht-Uniklinik ohne Forschung zu gehen und dich dann erstmal ein paar Jahre mit Fieberkrämpfen, obstruktiver Bronchitis, NG-Infektionen und Co zu beschäftigen.
Wenn du unbedingt an ner Uniklinik bleiben magst und forschen willst kannst du dich ja auch direkt in einer kinderkardiologischen Abteilung bewerben; so schlecht sieht die Stellensituation da meistens gar nicht aus, wobei natürlich auch bevorzugt Leute mit schon bestehender Erfahrung im Bereich Pädiatrie genommen werden.
Darf ich fragen was du an deiner Arbeit nicht erfüllend findest und in der Päd eher finden willst !?

Lg Moonchen

Danke für deine TIpps. Es ist einfach diese extrem aggressive Atmosphäre, die ich hier erlebe. Ich arbeite in einem extrem harten Umfeld, wo nur kurze Verträge hat und gekündigt wird, wenn man nicht gut was publiziert. Klar bin ich damit einverstanden. Ich forsche ja auch, aber hatte die letzten Woche Fehlschläge bei einigen Paper und habe sofort von oben Ansagen bekommen. Ich will den Namen der Uniklinik nicht nennen, aber sie ist im Süden gelegen und man kennt den Chef ;)

Weiterhin gefällt mir dieses 80 + Patientenklientel nicht. Es ist oftmals das selbe.
Pädiatrie ist einfach so vielseitig. Man sieht alles - von Neuropädiatrie, Neonatologie und dann de Alkoholvergiftung und am Ende vlt. noch ein seltenes Syndrom. Die Arbeit kann intellektuell und persönlich sehr erfüllend sein.

Ich habe Angst, dass ich keine Stelle finden werde. Aber ich habe nächste ein Vorstellungsgespräch bei einer Post-Doc Stelle, die sich mit kongenitalen Herzfehlern beschäftigt. Ich könnte das für 1 Jahr machen, dort pädiatrische Erfahrung sammeln und dann nach Deutschland zurückkommen. Ich kenne die Leute an der Uni und die würden mir neben der klin. Forschung viel klin. Hospitationsmöglichkeiten in der Pädiatrie ermöglichen.

Würde das meine Chancen verbessern?

Erstmal Danke für deine TIpps

WHSmith
19.06.2020, 11:00
Der Wechsel in die Pädiatrie mit Berufserfahrung aus einem anderen Fach ist problemlos. Ist nicht die Dermatologie. ;-)

Ist das wirklich so ? Höre so oft, dass es nahezu unmöglich ist.

*milkakuh*
19.06.2020, 11:35
Also ich kenne mindestens eine Uniklinik, in der es in der Pädiatrie auch zunehmend weniger Bewerber gibt und du bei einer Bewerbung mit deinen Qualifikationen sicher sehr gute Chancen hast. Du kannst ja auch einfach mal Bewerbungen an Häuser schicken, die dich interessieren und deine Chancen testen. Wenn du dich für die post doc Stelle entscheidest, wird eine erneute Bewerbung sicher recht unproblematisch sein.

Autolyse
19.06.2020, 12:26
Ist das wirklich so ? Höre so oft, dass es nahezu unmöglich ist.
Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe vorher ein paar Jahre Anästhesie gemacht. Ich konnte mir die Stelle am Ende aussuchen...allerdings jeweils größere nichtuniversitäre Häuser, weil ich für mich eine breite allgemeinpädiatrische Weiterbildung gerade am Anfang wichtig finde.

Kiddo
19.06.2020, 12:51
falscher thread

Der Text, der hier stand, ist doch der gleiche, der von WHSmith genau hier drunter steht. Bist du mit zwei Accounts im Forum unterwegs?

annekii
19.06.2020, 13:25
Pädiatrie ist einfach so vielseitig. Man sieht alles - von Neuropädiatrie, Neonatologie und dann de Alkoholvergiftung und am Ende vlt. noch ein seltenes Syndrom. Die Arbeit kann intellektuell und persönlich sehr erfüllend sein.

Ich habe Angst, dass ich keine Stelle finden werde. Aber ich habe nächste ein Vorstellungsgespräch bei einer Post-Doc Stelle, die sich mit kongenitalen Herzfehlern beschäftigt. Ich könnte das für 1 Jahr machen, dort pädiatrische Erfahrung sammeln und dann nach Deutschland zurückkommen. Ich kenne die Leute an der Uni und die würden mir neben der klin. Forschung viel klin. Hospitationsmöglichkeiten in der Pädiatrie ermöglichen.

Ich finde, das klingt nach genau den richtigen Interessen für Pädiatrie. Aber das vielleicht vor den seltenen Syndromen kannst du streichen. Da sammelt sich schon einiges an seltenen Sachen an. Sicher nicht gleich 2-3x, aber gerade Kinder mit Grunderkrankungen landen bei normalen Infekten häufiger im Krankenhaus oder sind zur DIagnostik dort, usw. Wir haben bei uns in der Praxis auch einige seltene Syndrome mit spannenden Aufgaben. Dafür werden wir halt andere gar nicht sehen.

Spricht denn was gegen Bewerbung in der Pädiatrie? Die Aussichten sind schon eine ganze Weile ziemlich gut, auch in der Uni.

WHSmith
20.06.2020, 18:06
Ich finde, das klingt nach genau den richtigen Interessen für Pädiatrie. Aber das vielleicht vor den seltenen Syndromen kannst du streichen. Da sammelt sich schon einiges an seltenen Sachen an. Sicher nicht gleich 2-3x, aber gerade Kinder mit Grunderkrankungen landen bei normalen Infekten häufiger im Krankenhaus oder sind zur DIagnostik dort, usw. Wir haben bei uns in der Praxis auch einige seltene Syndrome mit spannenden Aufgaben. Dafür werden wir halt andere gar nicht sehen.

Spricht denn was gegen Bewerbung in der Pädiatrie? Die Aussichten sind schon eine ganze Weile ziemlich gut, auch in der Uni.

Danke für deine Tipps. Ich werde erstmal versuchen, diese einjährige Forschungsstelle in der Pädiatrie zu erwerben. Ich habe im Rahmen des ersten Jahres der Kardiologie bereits 2 Projekte publizieren könnten. Ich bin noch komplett am Anfang meiner Karriere, aber einen Richtungswechsel kann man sicher gut verkraften.

1 Jahr Forschung im Bereich intervent. Kinderkardio/congenital heart disease könnte mir in der Pädiatrie einige Türen öffnen. Ich bin aktuell 26 und habe noch etwas Zeit.

Sollte ich nicht den Weg der Pädiatrie einschlagen, würde ich es sicher bereuen. Mein Interesse für dieses wunderbare und vielseitige Gebiet steig täglich enorm.
Danke für deine Tipps :)

davo
20.06.2020, 18:42
Warum bewirbst du dich nicht einfach jetzt für eine Pädiatrie-Weiterbildungsstelle? Warum überhaupt der Umweg über die Forschungsstelle?

WHSmith
20.06.2020, 18:46
Warum bewirbst du dich nicht einfach jetzt für eine Pädiatrie-Weiterbildungsstelle? Warum überhaupt der Umweg über die Forschungsstelle?

Mir wurde diese Stelle im Rahmen eines anderen Projektes angeboten und dachte ich mir, dass ich diese gleich annehmen sollte.
Das würde ja auch meine Chancen erhöhen. jeder Chef oder Personaloa könnte mir vorwerfen, dass ich zu wenig Erfahrung in klin. pädiatrPädiatrie hätte.
Diese päd. Forschungsstelle wäre wenigstens ein Anfang.

Milana
20.06.2020, 20:47
Mittlerweile freuen sich sogar Chefs in der Pädiatrie schon sehr, wenn sie einen Bewerber mit überhaupt einer klinischen Erfahrung kriegen ;-)

annekii
20.06.2020, 21:02
Wenn du Forschung machen willst, mach es. Aber für eine pädiatrische WB-Stelle brauchst du es nicht.

WHSmith
20.06.2020, 23:58
Wenn du Forschung machen willst, mach es. Aber für eine pädiatrische WB-Stelle brauchst du es nicht.

Danke für die Tipps :) Werde schauen wie es weitergeht. Meine Entscheidung steht fest, dass ich versuchen werde, in die Pädiatrie zu kommen !

Kaya777
21.06.2020, 10:36
Danke für die Tipps :) Werde schauen wie es weitergeht. Meine Entscheidung steht fest, dass ich versuchen werde, in die Pädiatrie zu kommen !

Tu das unbedingt. Ich habe nach zwei Jahren Innere problemlos in die Pädiatrie gewechselt, habe mittlerweile meinen Facharzt und es nie bereut. Leider wird da nur ein halbes Jahr Innere angerechnet, aber das sollte dich nicht abhalten, wenn es dein Traum ist. Zumal du ja auch erst ein Jahr in der Inneren hast. Ich würde mich direkt bewerben an deiner Stelle. Bisschen Erfahrung aus dem PJ wäre schick gewesen, hatte ich aber auch nicht. Da kommt man schnell rein.

WHSmith
21.06.2020, 11:54
Tu das unbedingt. Ich habe nach zwei Jahren Innere problemlos in die Pädiatrie gewechselt, habe mittlerweile meinen Facharzt und es nie bereut. Leider wird da nur ein halbes Jahr Innere angerechnet, aber das sollte dich nicht abhalten, wenn es dein Traum ist. Zumal du ja auch erst ein Jahr in der Inneren hast. Ich würde mich direkt bewerben an deiner Stelle. Bisschen Erfahrung aus dem PJ wäre schick gewesen, hatte ich aber auch nicht. Da kommt man schnell rein.

Ganz großen Dank für die Motivation. Hast du an einem peripheren Haus oder Uni angenfangen?
Wie war es für dich da sowohl praktisch als auch fachlich/inhaltlich reinzukommen und wie hast du das dem Chef begründet. Mein vorheriger Lebenslauf war halt voll auf Innere ausgerichtet. Während des Studiums klin. Aufenthalte in der intervent. Kardio in Harvard etc. Forschung gemacht in der Kardio und sonst nur publiziert im Bereich Kardio und Onko.

Würde es halt mit meinem Interesse an der Pädiatrie begründen. Habe im Studium Famulaturen und Blockpraktika in der KiChi gehabt, aber leider nicht PJ Pädiatrie. Ist zwar schade, aber ich traue mir zu, da reinzukommen.

Über den Forschungsaufenthalt in der Ki.Kardio wäre es natürlich etwas einfacher, da ich mich dann etwas etablieren kann in dem Gebiet.