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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium: Fehler meines Lebens



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JungerArzt92
12.07.2020, 15:16
Liebe Forengemeinde,

nachdem ich schon seit längerem stiller Mitleser hier bin habe ich mir nun einen Account gemacht, um meinem Unmut etwas Luft zu machen, und nachzufragen, wie andere damit umgehen.

Das Medizinstudium war der Fehler meines Lebens. Ich kann mir das nicht verzeiehn. Es war naiv, dumm und uninformiert von mir, diese Weg gegangen zu sein. Ich trage mich jeden Abend mit dem Gedanken der Reue ins Bett. Ich hasse mich dafür, pure and simple. Warum?

1) Das Gehalt

Ganz ehrlich: Das Gehalt ist im Verhältnis zu Arbeitszeit, Verantwortung und Ausbildungsstand erbärmlich.
Die 2700€ netto, die man als Anfänger verdient, sind lächerlich wenig. Braucht ihr Vergleichswerte? Gymnasiallehrer verdienen genau so viel. Juristen und gute Betriebswirte das Doppelte. Wenn jetzt das Argument kommt "nicht jeder, der Jura studiert, kommt in diese Gehaltsklassen": 15-20% schaffen ein Prädikat, und für die ist dann eine Anstellung in einer Großkanzlei mit 120.000€ Jahresgehalt im ersten Jahr und mehr nur eine Formsache. Wenn man bedenkt, dass Mediziner zu den besten Abiturienten ihrer Altersklasse gehören und nebenbei noch extrem viel Zeit für das Studium aufwenden müssen, ist die Chance doch recht hoch, dass der Durchschnittsmediziner in Jura auch ein Prädikat schaffen würde.

2) Die Arbeitsbedingungen

Arbeiten auf kaputten Schreibtischstphlen vor einem 19-Zoll-Bildschirm, in einem Arztzimmer, das so klein ist, dass es als Besenkammer fungieren könnte? Unbezahlte Überstunden, lächerlich bezahlte Dienste? Pfleger, die einem auf der Nase rumtanzen? Undankbare, unhöfliche, unverschämte Patienten?
Ja, all das haben die Juristen nicht. Auch die ohne Prädikat. Eigentlich würde sich niemand das gefallen lassen, außer eben wir Ärzte.

3) Die Perspektive

Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass diese Scheiße sich in den ersten 5-10 Berufsjahren als Arzt nicht ändert.
Während also eure Schulkameraden schon ihren Porsche spazieren fahren, den Kindern auf Privatschulen eine gute Zukunft erkaufen und am Wochenende beim Golf relaxen, ackert ihr immernoch bei Diensten unter dem Mindestlohn in nicht-klimatisierten Zimmerchen und in unbequemer Funktionskleidung.
Andere berufliche Perspektiven? Kann man vergessen, bis man Facharzt ist. In der Pharmabranche verdient man ohne Facharzttitel nichts, in die Unternehmensberatung schafft es dann nur noch eine kleine Minderheit...faktisch ist dieses Gerede von den vielen ach-so-tollen Möglichkeiten außerhalb des Arztberufes einfach Sand, den man uns in die Augen streut.

Also, das soll auch eine Warnung an alle Abiturientinnen da draußen sein, die vielleicht diesen Beitrag lesen: Studiert nicht Medizin. Auf keinen Fall. Praktisch jede Alternative ist besser.

Praktisch alle meine Kollegen hassen ihren Job. Praktisch alle meine alten Studienfreunde hassen ihren Job. Selbst die Oberärzte sagen uns, dass sie nie wieder Medizin studieren würden.

Wie geht der Rest der Community damit um? Ist meine Wahrnehmung bzw. meine Peer Group so verzerrt?

Bluej
12.07.2020, 15:23
Korrektur: Ein unverheirateter verbeamteter Gymnasiallehrer hat in Bayern ein Einstiegsgehalt von mind. 3300 netto*13 (A13Z).

Cor_magna
12.07.2020, 15:23
Liebe Forengemeinde,


Wie geht der Rest der Community damit um? Ist meine Wahrnehmung bzw. meine Peer Group so verzerrt?

Ja.

Erzähl doch mal bisschen wo und wie du genau arbeitest. Fachrichtung usw.
Ich kenne genug Ärzte die genau so denken wie du. Andersrum kenne ich auch genug die sehr zufrieden sind. Vielleicht schaust du dich mal einem anderen Fach oder einer anderen Stelle um, bei dir scheint es ja ziemlich ungemütlich zu sein wenn alle zu unzufrieden sind (wobei ich mich frage wieso die dann da alle noch arbeiten...)

JungerArzt92
12.07.2020, 15:27
Ein Fach in der Inneren Medizin an einer größeren Uniklinik. Ich bin leider aus persönlichen Gründen an den Standort gebunden.

Eine Alternative wäre nur der Wechsel des Faches, wobei ich da innerlich der sunk cost fallacy erliege. Ich wüsste aber auch ehrlich gesagt ad hoc nicht, wo es besser ist.

GelbeKlamotten
12.07.2020, 15:30
Werd doch Radiologe, die verdienen schon im ersten WBA Jahr 150.000 Euro hab ich mal in der Zeitung gelesen.

Alternativ kannst du dich nebenberuflich in einem ganz anderen Bereich selbstständig machen. Sollte doch als high potential kein Problem sein.

Coginder
12.07.2020, 15:37
Braucht ihr Vergleichswerte? Gymnasiallehrer verdienen genau so viel. Juristen und gute Betriebswirte das Doppelte. Wenn jetzt das Argument kommt "nicht jeder, der Jura studiert, kommt in diese Gehaltsklassen": 15-20% schaffen ein Prädikat, und für die ist dann eine Anstellung in einer Großkanzlei mit 120.000€ Jahresgehalt im ersten Jahr und mehr nur eine Formsache. Wenn man bedenkt, dass Mediziner zu den besten Abiturienten ihrer Altersklasse gehören und nebenbei noch extrem viel Zeit für das Studium aufwenden müssen, ist die Chance doch recht hoch, dass der Durchschnittsmediziner in Jura auch ein Prädikat schaffen würde.


Hast Du dich mal ernsthaft mit ein paar Juristen unterhalten? Deine Vorstellungen dahingehend klingen für mich eher nach "Suits".

Cor_magna
12.07.2020, 15:39
Ein Fach in der Inneren Medizin an einer größeren Uniklinik. Ich bin leider aus persönlichen Gründen an den Standort gebunden.

Eine Alternative wäre nur der Wechsel des Faches, wobei ich da innerlich der sunk cost fallacy erliege. Ich wüsste aber auch ehrlich gesagt ad hoc nicht, wo es besser ist.

Innere an der UnikliniK? Dir ist bewusst dass das neben Chirurgie einer der härtesten Plätze ist??

Ich kann dir sagen wo genau ich bis jetzt schon mit zufriedenen Assistenten gesprochen habe (also wirklich gesprochen, persönlich, nicht nur gehört oder so):

Bemerkung vorneweg: Ich war und bin eher technisch/theoretisch interessiert somit kommen da viele exotische Fächer vor.

Labormediziner (da kenne ich 2, hab da hospitiert), Anästhesie (da kenne ich eine, gute Freundin ), Radiologie (unzählige, hab da famuliert), Nuklearmedizin (auch viele, ebenfalls Famulatur), eine Assistentin in einer Allgemeinmedizinpraxis (Famulatur), paar Hygieniker und Mibis (Hospitation), 2 Assis, davon einer je Psychsomatik und Psychiatrie (Fanulatur), einer in Neurologie (Bekannter). Ein Assistent an einem mittelgroßen Haus in der Pneumologie (Bekannter). Oh und eine Dame in der Humangenetik, da hatte ich Doktorarbeit gemacht und 2 Wochen famuliert.

Chirurgische Fächer kann ich eher wenig dienen, hat mich nie interessiert, war da deswegen nie und ich erwähne hier nur Infos von Stellen wo ich entweder persönlich vor Ort war und die BEdingungen gesehen habe oder es wirklich so gute Freunde/Bekannte sind dass ich ihnen glaube, Jeder kann Märchen erzählen.

Von Leuten aus HNO, Auge und Uro hab ich teilweise gutes gehört, teilweise schlechtes, kommt wohl wie sonst auch überall stak auf die Stelle an, hier leg ich meine Hand aber nicht ins Feuer, war da selbst nie.

Ansonsten gilt wie immer: Grundsätzlich sind Fächer ohne Station und ohne Patienten bzw Notfälle entspannter, wobei es auch Stellen in den harten klinischen Fächern gibt die gut sind, aber eben seltener. Meine Meinung und Erfahrung zum Thema.

Du siehst also die Mediwelt ist sehr heterogen, gibt nicht nur Innere an der Uni.

Cor_magna
12.07.2020, 15:40
Werd doch Radiologe, die verdienen schon im ersten WBA Jahr 150.000 Euro hab ich mal in der Zeitung gelesen.

Alternativ kannst du dich nebenberuflich in einem ganz anderen Bereich selbstständig machen. Sollte doch als high potential kein Problem sein.

Naja, Facharzt Radio in der Praxis (angestellt) ist das doch drin soweit ich weiss? Ist doch akzeptabel.

JungerArzt92
12.07.2020, 15:42
Hast Du dich mal ernsthaft mit ein paar Juristen unterhalten? Deine Vorstellungen dahingehend klingen für mich eher nach "Suits".

Sicher. Primär Freunde aus der Studien- und aus der Schulzeit. Von denen haben tatsächlich mehr ein Prädikat als die, die keines haben.

Ich kenne natürlich auch die Nachteile, die mit dem Job verbunden sind: Nach 2-3 Jahren heißt es Partner Track oder raus (aber selbst für die, die nicht weiterkommen, gibt es super Perspektiven). Projektabhängig 100h-Wochen. Auch die Juristen klagen teilweise über sinnlos wirkende, stumpfe Tätigkeiten. Behindertes Networking und Rumgeschleime, um auf den Partner Track zu kommen.

Aber dennoch, nichts im Vergleich zur Scheiße, die man als Arzt auf sich nimmt.

JungerArzt92
12.07.2020, 15:45
Innere an der UnikliniK? Dir ist bewusst dass das neben Chirurgie einer der härtesten Plätze ist??

Ich kann dir sagen wo genau ich bis jetzt schon mit zufriedenen Assistenten gesprochen habe (also wirklich gesprochen, persönlich, nicht nur gehört oder so):

Bemerkung vorneweg: Ich war und bin eher technisch/theoretisch interessiert somit kommen da viele exotische Fächer vor.

Labormediziner (da kenne ich 2, hab da hospitiert), Anästhesie (da kenne ich eine, gute Freundin ), Radiologie (unzählige, hab da famuliert), Nuklearmedizin (auch viele, ebenfalls Famulatur), eine Assistentin in einer Allgemeinmedizinpraxis (Famulatur), paar Hygieniker und Mibis (Hospitation), 2 Assis, davon einer je Psychsomatik und Psychiatrie (Fanulatur), einer in Neurologie (Bekannter). Ein Assistent an einem mittelgroßen Haus in der Pneumologie (Bekannter). Oh und eine Dame in der Humangenetik, da hatte ich Doktorarbeit gemacht und 2 Wochen famuliert.

Chirurgische Fächer kann ich eher wenig dienen, hat mich nie interessiert, war da deswegen nie und ich erwähne hier nur Infos von Stellen wo ich entweder persönlich vor Ort war und die BEdingungen gesehen habe oder es wirklich so gute Freunde/Bekannte sind dass ich ihnen glaube, Jeder kann Märchen erzählen.

Von Leuten aus HNO, Auge und Uro hab ich teilweise gutes gehört, teilweise schlechtes, kommt wohl wie sonst auch überall stak auf die Stelle an, hier leg ich meine Hand aber nicht ins Feuer, war da selbst nie.

Ach ja, wo ich von grottigen Bedingungen weiss: Unfallchirurgie, ein näherer Verwandter ist da Oberarzt an einem Maximalversorger.

Du siehst also die Mediwelt ist sehr heterogen, gibt nicht nur Innere an der Uni.

Deckt sich mit meinen Erfahrungen. Nur habe ich das Gefühl, dass die Bewertung des eigenen Jobs bei den meisten Ärzten - abgesehen von ein paar Nischenfächern - zwischen "ist ganz ok" und "Katastrophe" schwankt.
Die unzufriedensten bei uns im Haus sind übrigens die Pathologen. Die können kaum Assistenten halten, weil es dort so katastrophal zugehen soll...naja.

Bluej
12.07.2020, 15:49
Das Hauptproblem ist doch in erster Linie, das man im Vergleich zu vielen anderen Studiengängen einfach zu wenig verdient. Zum Vergleich: Das Einstiegsgehalt liegt für einen BWL/ Ingenieur Bachelor In einem IGM / IGBCE Unternehmen in Bayern bei ca. 63k (35h); Homeoffice, Gleitzeit möglich. Jeder normale Akademiker( ohne Führungsverantwortung) verdient in solchen Unternehmen nach 5- 7 Jahren zwischen 80 und 100k. Als Arzt braucht man erstmal ein 1er Abi, dann sieben Jahre Studium und unbezahlte Praktika. Wenn mein Studium noch nicht so weit fortgeschritten wäre hätte ich mich nochmal für ein duales Studium bei Siemens Healthineers oder Vw beworben.

Cor_magna
12.07.2020, 15:50
Deckt sich mit meinen Erfahrungen. Nur habe ich das Gefühl, dass die Bewertung des eigenen Jobs bei den meisten Ärzten - abgesehen von ein paar Nischenfächern - zwischen "ist ganz ok" und "Katastrophe" schwankt.
Die unzufriedensten bei uns im Haus sind übrigens die Pathologen. Die können kaum Assistenten halten, weil es dort so katastrophal zugehen soll...naja.

Bin selbst Student am Ende des Studiums, will mir also nicht zuviel an Meinung anmuten. Gibt sicher genug Assistenzärzte aus den genannten Fächern die dir hautnah Erfahrungen sagen können. Ich wollte nur sagen, dass es absolut sicher auch Stellen gibt, bei denen die Ärzte zufrieden sind.


Das Hauptproblem ist doch in erster Linie, das man im Vergleich zu vielen anderen Studiengängen einfach zu wenig verdient. Zum Vergleich: Das Einstiegsgehalt liegt für einen BWL/ Ingenieur Bachelor In einem IGM / IGBCE Unternehmen in Bayern bei ca. 63k (35h); Homeoffice, Gleitzeit möglich. Jeder normale Akademiker( ohne Führungsverantwortung) verdient in solchen Unternehmen nach 5- 7 Jahren zwischen 80 und 100k. Als Arzt braucht man erstmal ein 1er Abi, dann sieben Jahre Studium und unbezahlte Praktika. Wenn mein Studium noch nicht so weit fortgeschritten wäre hätte ich mich nochmal für ein duales Studium bei Siemens Healthineers oder Vw beworben.

Das wurde schon oft genug durchgekaut. Im schnitt sind Ärzte die Top Verdiener. Wieso? JEDER Arzt verdient nach einer gewissen Jahresanzahl als Facharzt 80 k und mehr, aber nicht jeder BWLER etc. Wenn du High Performer bist , los in die BWL, aber als Underperformer gibts fürs Gehalt nix besseres als Arzt.
Anders ausgedrückt: Wenn du wirklich gut bist verdienst du als BWLER massig bzw wenn du in Konzerne kommst. Wenn nicht gurkst du rum. Als Arzt verdient jeder anständig, aber eben nur sehr wenige richtig gut.

Noch was: Wenn ihr alle so unzufrieden seid dann studiert doch nochmal was anderes und sahnt in der Wirtschaft ab wenn das so easy ist....

Ach jetzt fällt mir noch was ein: Aktuell ist es als Anfänger in der BWL Welt beschissen, wegen Corona. Bin aktuell froh Mediziner zu sein/werden.

Alle Fächer haben ihre Vor und Nachteile...

daCapo
12.07.2020, 15:59
Liebe Forengemeinde,

1) Das Gehalt

2) Die Arbeitsbedingungen

3) Die Perspektive


a) Mit den Diensten ist das Gehalt gut. Deulich mehr als ein Lehrer. Innere Medizin (insb. in DE) würde ich NIE länger machen als ein Jahr. Die Arbeit dort kann kein Geld der Welt für mich aufwiegen. Wie die Vorredner schon gesagt haben: Alle (auch Low Performer) haben den Tarif mit rel. hohen Gehalt.

b) Wie gesagt die Innere (und dann auch noch in einer (laut eigenen Angeben) verstaubten Uniklinik aus den 60er-70er Jahren) ist furchtbar, würde ich sofort verlassen. Aber es gibt doch andere Fächer wie Radiologie, Nuklearmedizin, Radioonkologie, Augenheilkunde, Labormedizin/Mibi, Dermatologie, Transfusionmedizin oder Allgemeinmedizin. Da sieht die Welt anders aus. Alte Schreibtische und häßliche Räume? Scheint kein TOP Uni zu sein, denn die würden ja modernisieren, um die besten Leute anzuziehen.

c) 10 Jahre braucht man hoffentlich nicht zum FA. 5-6 Jahre sollten es sein. In der Inneren in DE kann ich verstehen, wenn man den Job hasst. Von Porsche und Privatschule halte ich nix.


Werd doch Radiologe, die verdienen schon im ersten WBA Jahr 150.000 Euro hab ich mal in der Zeitung gelesen.

Alternativ kannst du dich nebenberuflich in einem ganz anderen Bereich selbstständig machen. Sollte doch als high potential kein Problem sein.

Das ist nicht ganz ernst gemeint. In der Praxis für Radiologie ist der Verdienst sicherlich nicht schlecht für den FA. Kenne übrigens mehrere Inhaber von Radiologie Praxen, die sehr zufrieden sind mit ihrer Situation.

Ich würde jedem mit Interesse am Fach dazuraten, nur wegen einem (möglicherweise) hohem Einkommen, Prestige, weil die Eltern es wollen oder ähnliches würde davon abraten.
Außerdem kann man auch mal was anderes als Medizin machen als Quereinsteiger

GelbeKlamotten
12.07.2020, 16:03
Noch was: Wenn ihr alle so unzufrieden seid dann studiert doch nochmal was anderes und sahnt in der Wirtschaft ab wenn das so easy ist....

Jo, das ist doch mal eine tolle Idee. Nichts kommt in der Wirtschaft besser an, als wenn man mit Anfang 40 ohne relevante Berufserfahrung, aber mit fachlich völlig irrelevantem Zweitstudium einsteigt. Da kann man sich dann direkt beim Lidl an der Kasse bewerben. Aber wenigstens kann man sich dann dort „Dr. med.“ aufs Namensschild drucken lassen.

Milana
12.07.2020, 16:04
... und in unbequemer Funktionskleidung.
Ich muss ja sagen, das ist mit das Beste an unserem Job: Kasak und Pyjamahose statt schickes Kostümchen und Highheels :-))

Im Nachhinein wäre Lehramt die weisere Entscheidung gewesen, aber jetzt muss man sich arrangieren. Also lass ruhig Dampf ab und wenn es echt so schlimm auf der Arbeit ist, probier was anderes aus! Anderes Haus, anderes Fach, Praxis...
Ich setze große Hoffnung auf Praxis, bessere Arbeitszeiten, gutes Gehalt, klar Homeoffice wird schwierig, aber immerhin.

Bluej
12.07.2020, 16:05
Man muss nicht der krasse High Performer sein, um in einem IG Metall Unternehmen zu arbeiten. Es gibt abseits der Konzerne zahlreiche Mittelständler, die einen solchen Tarifvertrag oder daran angelehnten haben. Die BWL High Performer in meinem Bekanntenkreis sind in die Unternehmensberatung (Mckinsey, Bcg,etc.).

juke5489
12.07.2020, 16:06
Wie geht der Rest der Community damit um? Ist meine Wahrnehmung bzw. meine Peer Group so verzerrt?

klar ist deine wahrnehmung verzerrt.
bei juristen verdienen einige wenige diese enormen gehälter. dafür müssen sie aber auch extrem viel opfern. viele viele stunden täglich arbeiten, enormer druck und absolute austauschbarkeit.

auch in der medizin kannst du hohe gehälter einstecken, da sind die anforderungen aber ähnlich. kenne mehrere leute, die nebenbei durch ihre forschung noch multiple patente halten, diese gewinnbringend verkauft haben und damit großes geld verdienen. die lachen über 120.000 euro.
dafür sind das aber eben absolute überflieger.

der durchschnittliche arzt verdient ein durchschnittliches gehalt. und das ist im allgemeinen vergleich mit anderen berufsgruppen nicht schlecht.
wer sich natürlich miese arbeitsbedingungen antut und nicht bereit ist daran etwas zu ändern, dem ist nunmal schwer zu helfen.
da ist dann aber der fehler weniger, dass man medizin studiert hat, sondern eher, dass man inkonsequenterweise erträgt, dass man ausgenutzt wird. und das ist vollkommen berufsunabhängig möglich.



Man muss nicht der krasse High Performer sein, um in einem IG Metall Unternehmen zu arbeiten. Es gibt abseits der Konzerne zahlreiche Mittelständler, die einen solchen Tarifvertrag oder daran angelehnten haben. Die BWL High Performer in meinem Bekanntenkreis sind in die Unternehmensberatung (Mckinsey, Bcg,etc.).

meine freunde, die in der unternehmensberatung (eben den unternehmen, die du genannt hast) arbeiten, verdienen weniger geld als ich und arbeiten mehr als ich. einziger vorteil ist vielleicht der lufthansa senator status und der dienstwagen, aber beides hab ich nicht nötig.

JungerArzt92
12.07.2020, 16:08
Man muss nicht der krasse High Performer sein, um in einem IG Metall Unternehmen zu arbeiten. Es gibt abseits der Konzerne zahlreiche Mittelständler, die einen solchen Tarifvertrag oder daran angelehnten haben. Die BWL High Performer in meinem Bekanntenkreis sind in die Unternehmensberatung (Mckinsey, Bcg,etc.).

So ist es. Es haben wirklich durchgehend alle bessere Arbeitsbedingungen und ein besseres Gehalt, in verschiedenen Graden natürlich.

Und mit 28 nochmal studieren? Super Idee :D Am besten Physik, vielleicht lerne ich dann, eine Zeitmaschine zu bauen, um ins Jahr 2011 zu reisen und meinem jüngeren, dummen, naiven Ich eine Ohrfeige zu geben, für die Idee, Medizin zu studieren.

JungerArzt92
12.07.2020, 16:09
klar ist deine wahrnehmung verzerrt.
bei juristen verdienen einige wenige diese enormen gehälter. dafür müssen sie aber auch extrem viel opfern. viele viele stunden täglich arbeiten, enormer druck und absolute austauschbarkeit.

auch in der medizin kannst du hohe gehälter einstecken, da sind die anforderungen aber ähnlich. kenne mehrere leute, die nebenbei durch ihre forschung noch multiple patente halten, diese gewinnbringend verkauft haben und damit großes geld verdienen. die lachen über 120.000 euro.
dafür sind das aber eben absolute überflieger.

der durchschnittliche arzt verdient ein durchschnittliches gehalt. und das ist im allgemeinen vergleich mit anderen berufsgruppen nicht schlecht.
wer sich natürlich miese arbeitsbedingungen antut und nicht bereit ist daran etwas zu ändern, dem ist nunmal schwer zu helfen.
da ist dann aber der fehler weniger, dass man medizin studiert hat, sondern eher, dass man inkonsequenterweise erträgt, dass man ausgenutzt wird. und das ist vollkommen berufsunabhängig möglich.

Das mit den Patenten habe ich noch nie gehört, und ich bin jetzt kein kompletter Anfänger mehr. Kannst du das etwas präzisieren? Kommt mir sonst leider sehr unglaubwürdig vor :)

Bluej
12.07.2020, 16:10
So ist es. Es haben wirklich durchgehend alle bessere Arbeitsbedingungen und ein besseres Gehalt, in verschiedenen Graden natürlich.

Und mit 28 nochmal studieren? Super Idee :D Am besten Physik, vielleicht lerne ich dann, eine Zeitmaschine zu bauen, um ins Jahr 2011 zu reisen und meinem jüngeren, dummen, naiven Ich eine Ohrfeige zu geben, für die Idee, Medizin zu studieren.

Ich bin erst 23 und wahrscheinlich in 1,5 Jahren fertig. Vlt. mach ich noch ein Zweitstudium. Wäre aber irgendwie schade für die ganzen Aufwand den ich jetzt schon investiert habe.