PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nur sehr wenig Information über Facharzt-Gehalt?



ListeriaMeningitis
16.07.2020, 16:30
Hallo Ihr Lieben,
dies wundert mich schon ein bisschen. Wenn man im Internet sucht, findet man sehr viele Statistiken über niedergelassene Ärzte und Assistenzärzte, aber wenn man versucht den Gehalt der Fachärzte je Fachrichtung zu suchen ist plötzlich nichts mehr zu finden.
(Fast) alle Assistenzärzte verdienen laut der Tabelle, das ist mir klar. Die Statistiken für niedergelassene Ärzte sind oft unnützlich, da nicht alle Fachrichtungen die gleichen Möglichkeiten für die Niederlassung haben (Allgemeinmedizin erlaubt eine eher einfache Niederlassung, mit Herz-Thorax-Chirurgie kann das aber auch ein bisschen schwieriger und unwahrscheinlicher sein).
Die Tabelle für Fachärzte ist auch nur wenig hilfreich, da ich oftmals lese, dass viele Fachärzte außertariflich vergütet werden. Hier kann man sich auch die Frage stellen – Welche sind denn die Fachärzte, die eine außertarifliche Vergütung erwarten können?
Gibt es überhaupt irgendwelche Statistiken dazu, die ich vielleicht (trotz gründlicher Recherche) nicht finden konnte?
Dies hat nichts mit Gier zu tun, da ich schon ungefähr weiß welche Fachrichtung ich wählen möchte. Es ist einfach Neugier

tragezwerg
16.07.2020, 18:05
Also, bei angestellten Fachärzten wirst du kaum welche finden, die außertariflich bezahlt werden. Das ist mehr so ein Oberarzt-Ding.
Die Fachärzte, die ich kenne, werden alle nach Tarifvertrag bezahlt (der Wert in der Tabelle ist nur das Grundgehalt, je nach Dienstzahl und Art des Dienstes kommen da teils mehrere Tausender im Monat dazu). Und der Tarifvertrag unterscheidet nicht zwischen Fachrichtungen, sondern rein nach Berufserfahrung.

WackenDoc
16.07.2020, 18:40
Hier laufen doch gerade schon Threads zu genau dem Thema. Und die Fachrichtung sucht man sich normalerweise nicht nach Einkommen, sondern nach Neigung aus.

Die besten Verdienstmöglichkeiten hättest du mit einer gutgehenden Schwurbelpraxis. Die Abzocke von Patienten mittels Bioresonanz und dubiosen Ausleitungen z.B. ist in Deutschland nicht verboten.
Oder mit Botoxspritzereien.
Sicher auch als Schönheitschirurg wenn man sich das passende Klientel an Land zieht.

ehem-user-21-08-2020-1502
17.07.2020, 00:01
Die besten Verdienstmöglichkeiten hättest du mit einer gutgehenden Schwurbelpraxis. Die Abzocke von Patienten mittels Bioresonanz und dubiosen Ausleitungen z.B. ist in Deutschland nicht verboten.


Wenn das so lukrativ ist, warum können dann so wenig Heilpraktiker von ihrem Beruf leben oder brauchen Jahre um die Praxis ans laufen zu bekommen? Anstellungsmöglichkeit quasi bei 0%

urinbeutel
17.07.2020, 01:13
Interessiert mich auch diese Frage. Wenn man nach Tarifvertrag geht, gibt es ja finanziell wirklich gar keinen Grund an einer Klinik zu bleiben.

ListeriaMeningitis
17.07.2020, 06:34
Hier laufen doch gerade schon Threads zu genau dem Thema. Und die Fachrichtung sucht man sich normalerweise nicht nach Einkommen, sondern nach Neigung aus.

Die besten Verdienstmöglichkeiten hättest du mit einer gutgehenden Schwurbelpraxis. Die Abzocke von Patienten mittels Bioresonanz und dubiosen Ausleitungen z.B. ist in Deutschland nicht verboten.
Oder mit Botoxspritzereien.
Sicher auch als Schönheitschirurg wenn man sich das passende Klientel an Land zieht.
In verschiedenen Threads wird manchmal darüber ein bisschen gesprochen und oft werden grandiose Gehalte nach Abschluss des FA angeben. Ich glaube das meine Verwirrung und Neugier sehr verständlich sind.

Ich werde meine Fachrichtung nicht nach Einkommen auswählen. Würde ich nur ums Geld denken dann hätte ich nicht Medizin studiert, da gibt es viele Fächer die vergleichbares oder mehr verdienen und nicht 6 Jahre Studium + FA Weiterbildung brauchen.
Ich verstehe nicht warum es immer negative Antworten gibt wenn über Gehalt gefragt wird, als ob es etwas schlimmes ist mehr über die finanzielle Situation wissen zu möchten.

FirebirdUSA
17.07.2020, 06:58
Also, tatsächlich erfolgt die Bezahlung in der Klinik in der Regel nach Tarifvertrag. AT Verträge gibt es vor allem bei OAs mit Spezialisierung. In Praxen ist die Bezahlung Verhandlungssache.
Das Entgelt hängt aber zum großen Teil vom Dienstmodell ab und ob es sich lohnt von der Einstufung der Dienste und der echten Dirnstbelastung. Insofern ist es schwierig eine generelle Antwort zu geben.
Niederlassung ist fast immer finanziell attraktiver, die Arbeit ist aber anders. Gründe in der Klinik zu bleiben sind fast nie finanziell nach meiner Erfahrung.

hebdo
17.07.2020, 10:52
...
Niederlassung ist fast immer finanziell attraktiver, die Arbeit ist aber anders. Gründe in der Klinik zu bleiben sind fast nie finanziell nach meiner Erfahrung.

Das ist auch meine Erfahrung. Die Fachärzte, die ich kenne und aus der Praxis zurück in die Klinik gewechselt sind, sind nie wegen dem finanziellen sondern wegen der Tätigkeit zurück. Praxis kann sehr monoton sein bzw sehr routinelastig.

Das Gehalt in der Praxis ist so unterschiedlich, dass es einfach keine generelle Aussage gibt. Auch wenn sich viele eine klare Aussage wünschen und der xte Threads eröffnet wird.

Es kommt zunächst auf das Verhandlungsgeschick an, dann aber auf die Lage der Praxis, Patientenstruktur, Fachrichtung, Behandlungsspektrum etc.

Ich bin gerade in Gehaltsverhandlungen und wenn man alles auf 40h Wochenarbeitszeit und 30 Urlaubstage standardisiert, gibt es Unterschiede von 30.000€ brutto p.a.

Die Entscheidung sollte aber nicht nur rein auf das Endgehalt getroffen werden. Persönlicher Eindruck, Stimmung unter den Kollegen, Entwicklungsmöglichkeiten sind viel wichtiger. Sonst steht man mit Anfang/Mitte 50 in einer Sackgasse und ist 100% von der Anstellung/von Vorgesetzen abhangig.

hebdo
17.07.2020, 11:03
Beispiele Einstiegsgehalt Innere fachärztlich, rein konservativ:

42h/Woche, 30 Urlaubstage, nur unbefristete Anstellung, keine Teilhaberschaft = 120.000€ p.a.

46,5h/Woche, 36 Urlaubstage, unbefristete Anstellung, theoretisch Teilhabe möglich = 105.000€ p.a.

34,5h/Woche, 30 Urlaubstage, unbefristete Anstellung, theoretisch Teilhabe möglich = 110.000€

urinbeutel
17.07.2020, 12:55
Ist das ein Grund warum sich so viele Internisten sich hausärztlich niederlassen? KRiegt man ja fast das Doppelte.

GelbeKlamotten
19.07.2020, 05:48
Ist das ein Grund warum sich so viele Internisten sich hausärztlich niederlassen? KRiegt man ja fast das Doppelte.

Wenn man sich internistisch niederlässt kriegt man auch das doppelte (oder mehr, z.B. in Endoskopie-Praxis oder onkologischer Praxis). Aber hier geht's ja um angestellte Tätigkeit.

daCapo
19.07.2020, 08:59
Ist das ein Grund warum sich so viele Internisten sich hausärztlich niederlassen? KRiegt man ja fast das Doppelte.

Mit Diensten/OA Tätigkeit (Einstufung als Verhandlungsgeschick) /Pool (Verhandlungsgeschick) sind die Gehälter ähnlich.

davo
19.07.2020, 09:10
Klar, aber nicht jeder hat ewig Lust auf Dienste und die übliche Klinik-Atmosphäre. Ich kenne einen leitenden Anästhesie-OA, der dann (via 24-Monats-Quereinstieg in Hessen) Landarzt geworden ist. Der ist vorher sicher auch nicht verarmt, aber der ganze Klinikmüll war ihm halt zu viel geworden. Er war ganz begeistert, wie entspannt und angenehm sein neuer Job im Vergleich ist.

Man kann auch als Hausarzt hervorragend verdienen, aber man darf v.a. nicht vergessen, dass Geld NICHT alles ist. Manche Ärzte wollen tatsächlich Familie, Freizeit, Hobbies, Zeit und Kraft für ein Leben außerhalb des Krankenhauses. Kaum zu glauben, ich weiß :-p

Der Grund, warum sich viele Internisten hausärztlich und nicht internistisch niederlassen, ist wahrscheinlich einfach der, dass es bei ersterem viel mehr freie Sitze gibt, oder?

daCapo
19.07.2020, 12:47
(...) übliche Klinik-Atmosphäre. (...) aber der ganze Klinikmüll war ihm halt zu viel geworden. Er war ganz begeistert, wie entspannt und angenehm sein neuer Job im Vergleich ist. (...) v.a. nicht vergessen, dass Geld NICHT alles ist. Manche Ärzte wollen tatsächlich Familie, Freizeit, Hobbies, Zeit und Kraft für ein Leben außerhalb des Krankenhauses. Kaum zu glauben, ich weiß :-p


Genau sehe ich auch so. Möchte auch nicht mehr im Krankenhaus arbeiten.

Nach einem Gespräch über den Umgang miteinander im KH bzw. Abteilung hat mein ehemaliger Chef mir gesagt: Andere Leute bekomme ich nicht, wer will schon in deutschen Krankenhäusern arbeiten