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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechsel von der Inneren in die Anästhesie?



Sotirova
25.07.2020, 07:02
Hallo! Ich bin Assistentin für Innere im 2.Weirerbildungsjahr,habe aber vor,in die Anästhesie zu wechseln.Anfang des Jahres war ich 3 Monate auf der ITV und auch öfters im OP und es hat mir super gefallen.Hat jemand von Euch ähnliche Gedanken gehabt?

Ich freue mich auf Eure Stellungnahme!

Grüße und schönes Wochenende!

tragezwerg
25.07.2020, 11:19
Ich habe zahlreiche Kollegen, die als Quereinsteiger in die Anästhesie kamen, darunter Chirurgen verschiedener Richtungen, Internisten, Neurologen und Gynäkologen. Die sind alle zufrieden mit dem Wechsel. Wenn es dich interessiert, mach Anästhesie!

Christoph S.
25.07.2020, 11:56
Ich hab nach 8 Monaten Anästhesie als erste Stelle für mich entschieden, dass der OP-Saal nicht meine Zukunft und bin in die Innere gegangen. Ich hatte immer das Gefühl Dienstleister für die Chirurgen zu sein.
Naja, ich finde es jetzt zwar medizinisch interessanter, trauere aber der Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes hinterher. Zurück wechseln würde ich nicht, kann mir aber mittlerweile die von mir im Studium verpönte Allgemeinmedizin gut vorstellen.

DA1994
25.07.2020, 13:07
Ich fand im PJ auch, dass man in der Anästhesie viele interessante Aspekte der Medizin aufgeben muss. Dafür gewinnt man definitiv im Bezug auf Lebensqualität, Arbeitsbedingungen und häufig auch Kollegialität.

Ich habe mich zunächst gehen die Anästhesie entschieden, weil mir persönlich Anamnese und Diagnostik großen Spaß machen, aber es ist immer als Plan B präsent.
Was mich auch abhält, sind die langfristigen Perspektiven, da ich mir weder Palliativmedizin noch Schmerzmedizin als Lebensinhalt vorstellen kann. Andere Möglichkeiten der Niederlassung sind schwierig.

MissGarfield83
25.07.2020, 13:15
Ich fand im PJ auch, dass man in der Anästhesie viele interessante Aspekte der Medizin aufgeben muss. .

Welche interessanten Aspekte der Medizin gibt man denn auf?

DA1994
25.07.2020, 13:18
Wie geschrieben, Anamnese und Diagnostik. Mir macht z.B. Abdomensonographie viel Spaß. Ebenso das kurative Arbeiten, es motiviert mich schon, wenn man Patienten nach langer Zeit und Mühe mit einer Diagnose und einer wirksamen Therapie entlassen kann. Der Arbeit im OP hat mir einfach nicht gefallen, handwerklich ja, aber ohne viel Patientenkontakt und Einfluss auf die Therapie.

Ich muss allerdings fairerweise zugeben, dass die Anästhesie zunehmend in den Notaufnahmen präsent ist, was es zusammen mit der präklinischen Notfallmedizin für mich attraktiver macht.

Jeder hat andere Vorlieben, viele sind ja auch im OP vollends zufrieden oder genießen die Intensivmedizin.

MissGarfield83
25.07.2020, 13:51
Hast du schon in der Anästhesie/ Intensivmedizin gearbeitet? Also wirklich mit Interesse und Engagement? Dann würdest du all diese Behauptungen nicht schreiben ...

ad Anamnese und Diagnostik, sowie wirksame Therapie : Ist essentiell in der intensivmedizin. Du kümmerst dich um weniger Patienten dafür in allen Belangen. Sei es Anamnese, umfassende Diagnostik ( Sonographie ist hier ein essentielles Tool ), initiale und darauf folgende Therapie, invasive Maßnahmen, rechtliche und psychosoziale Betreuung, Bahnung der weiteren Therapie ...

Selbst in der Anästhesie hast du deine Anamnese und Diagnostik ( Prämedikationsgespräche sind oft ausführlicher als das was der Stationsarzt macht ), oft fischt du auch Krankheitsbilder raus die die behandelnde Abteilung mal locker flockig ignoriert hat.

Wenn du Anästhesie kompetent und richtig machst hast du intensiven Patientenkontakt in der du das Vertrauen deines Patienten gewinnst und einen hohen Einfluss auf die Therapie - denn wenn du deinen Job nicht richtig machst hast du den Patienten durchaus häufiger im OP ( z.b. Anastomoseninsuffizienzen ) oder für ein Leben lang mit einem chronischen Schmerzsyndrom gezeichnet ...

Mit Anästhesie als FA Weiterbildung steht dir halt nicht nur die Arbeit im OP offen, die Intensivmedizin ist ein wichtiger Teil , die Notfallmedizin ( sei es innerklinisch oder präklinisch ) , die Schmerztherapie und die Palliativmedizin. Es greift einfach alles ineinander und es ist eines der wenigen Fächer wo du Patienten rundum betreuen kannst... zumal du nur eine begrenzte Anzahl an Patienten hat um die du dich intensiv kümmern kannst.

DA1994
25.07.2020, 15:17
Ja, ich habe sowohl Pflege auf einer anästhesiol. Intensiv gemacht, als auch Famulatur und PJ in der Anästhesie gemacht. Ich will jetzt keine Diskussion über den Arbeitsalltag starten, das mag auch stark von der Klinik abhängen. Meine Eindrücke stehen oben, ich freue mich, wenn du so zufrieden bist! Ich habe den Arbeitsalltag anders eingeschätzt.

Für begeisterte Intensivmediziner bietet die Anästhesie natürlich noch mehr attraktive Möglichkeiten

LasseReinböng
26.07.2020, 09:02
Natürlich betreibt man als Anästhesist auch Diagnostik, nur eben längst nicht auf dem Niveau wie z.B. in der Inneren Medizin - da kann man weder apparativ noch klinisch mithalten, man wird dafür auch nicht ausgebildet. In der Anästhesie geht's nun einmal primär um Akutmedizin, nicht um komplexe Differenzialdiagnostik internistischer Krankheitsbilder oder medikamentöser Feineinstellungen bzw. dem Management chronischer Verläufe.

Und natürlich ist es ein Dienstleistungsfach, aber das kann in deutschen Krankenhausalltag auch Vorteile haben... in der Inneren ist die Arbeit eigentlich nie erledigt, man kann Überstunden ad infinitum leisten als Stationsarzt und am Ende ist doch immer alles Mist , nach Dankbarkeit bzw. Verständnis seitens der Patienten kann man oft lange suchen... sich davon abhängig zu machen ist auch nicht so klug.

In punkto Langzeitperspektive hingegen erscheint die Innere attraktiver, das ist halt die "dangling carrot", sonst würden sich nicht so viele Ärzte die Arbeitsbedingungen in der Inneren antun.